Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Novelle und Novellentheorie, 12 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Theodor Fontane war einer der größten deutschen Schriftsteller des Realismus. Er schrieb zwar hauptsächlich Romane, aber diese enthalten oft novellistische Züge. Daraus ergibt sich das Problem, dass nicht immer eine eindeutige Gattungszuordnung erfolgen kann. Einer dieser Romane ist Stine, der aufgrund des geringen Umfangs bei seiner Erstveröffentlichung als Novelle publiziert wurde. In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, warum Stine ein Roman ist und welche novellistischen Züge er beinhaltet. Im ersten Punkt wird erläutert was unter den Gattungen Roman und Novelle verstanden wird. Die Gattung Novelle bezieht sich auf die klassische Form der Novelle, die vor allem im 19. Jahrhundert vertreten war. Es wird ebenfalls auf das Gattungsverständnis von Fontane eingegangen. Im zweiten Teil wird anhand von Handlung, Aufbau und Figuren verdeutlich, warum Stine ein Roman ist. Danach werden die novellistischen Züge dargestellt, die in Stine zu finden sind. Die Epoche des Realismus kann in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeordnet werden. Sie rückt vor allem die Gattungen des Romans, besonders den Gesellschaftsroman, und der Novelle in den Mittelpunkt. Es gab zwar schon vorher und auch später wieder Interesse an diesen Formen, aber insbesondere die Novelle erreicht zu dieser Zeit ihren Höhepunkt. Unter Novelle versteht man eine Form der Prosa mittlerer Länge. Sie erlangte Ende des 18. Jahrhunderts und vor allem im 19. Jahrhundert große Beliebtheit. Die Bezeichnung Novelle geht auf Boccaccios Decamerone aus dem 14. Jh. zurück. Novelle leitet sich aus dem italienischen Wort novela ab, das mit kleine Neuigkeit übersetzt werden kann.
Es ist schwierig zu definieren, was eine Novelle ausmacht. Ein Grund dafür liegt in dem geschichtlichen Wandel, der die Vorstellung der Novelle immer wieder verändert hat. Die Merkmale, die einer Novelle zugeordnet werden, kommen nicht notwendigerweise in jeder vor. Allerdings gibt es dennoch einige gängige Eigenschaften, die man der Gattung zuordnen kann. Ein wichtiger Aspekt für die Novelle ist die Begebenheit. Der Begriff geht auf Goethe zurück, der sie als 'eine sich ereignete unerhörte Begebenheit' bezeichnete. Unerhört meint, dass die Novelle etwas erzählt, das für die Leser neu ist oder auch, dass sie von etwas Ungewöhnlichem berichtet wie zum Beispiel einem Normbruch in der Gesellschaft. Sie hat außerdem Anspruch auf Wahrheit.
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