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E-Book

Sonderpädagogik des Lernens (Reihe: Handbuch Sonderpädagogik, Bd. 2)

AutorFranz B. Wember, Jürgen Walter
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl970 Seiten
ISBN9783840917097
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis88,99 EUR

Der aktuelle Wissensstand zum Thema Lernförderung wird in diesem umfassenden Handbuch praxisnah aufbereitet und detailliert erörtert. Das Handbuch richtet sich an alle, die in der schulischen oder außerschulischen Rehabilitation von Kindern und Ju- gendlichen mit besonderem Förderbedarf im Bereich des Lernens mit Fragen der pädagogischen Förderung oder der psychologischen Intervention befasst sind. In mehr als 50 Kapiteln geben renommierte Auto- rinnen und Autoren einen forschungsbasierten Überblick über den aktuellen Kenntnisstand in Sonderpädagogik und Psychologie.

Ausgehend von begrifflichen und methodologischen Grundüberlegungen werden medizinische, interaktionstheoretische, soziokulturelle, systemische sowie lern- und entwicklungspsychologische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten und Lernstörungen vorgestellt. Diagnostische Grundfragen, Verfahren der Kind-Umfeld-Diagnose und Methoden von Förderdiagnostik und Förderplanung werden ebenso dargelegt wie Methoden der primären und sekundären Prävention in früher Kindheit und im Schulalter.

Spezifische Interventionen zur Förerung von Attribution und Motivation, Aufmerksamkeit und Konzen- tration, Lern- und Gedächtnisleistung, Kognition und Metakognition, Motorik und Psychomotorik werden erläutert. Zahlreiche Aspekte systematischer schulischer Förderung werden beleuchtet, Probleme und Konzepte der Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und Berufseingliederung erörtert. Den Abschluss bilden zwei Beiträge zur Bedeutung von Metaanalysen und von experimenteller Forschung.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort der Reihenherausgeber
  3. Teil I Gegenstandsbereich
  4. Teil II Theoretische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung
  5. Teil III Diagnostik
  6. Teil IV Prävention
  7. Teil V Interventionen
  8. Teil VI Schule und Unterricht
  9. Teil VII Forschung
  10. Autorenregister
  11. Sachregister
Leseprobe

14 Frühe Kindheit und Vorschulalter ( S. 220)

Gerhard Klein
14.1 Das System Frühförderung
Frühförderung als sonderpädagogische Maßnahme für Kinder mit Behinderungen hat sich in Deutschland in den vergangenen 35 Jahren entwickelt. Die Praxis der Frühförderung in der Bundesrepublik wird bestimmt durch ein Netz von Frühförderstellen, das in den einzelnen Bundesländern von sehr unterschiedlicher Dichte ist, und durch die Mitarbeit sehr unterschiedlicher Fachkräfte.

Neben den Ärzten sind es Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Diplompädagogen, Sonderpädagogen, Sozialpädagogen und Psychologen, die im Feld der Frühförderung kooperieren. Da in der Frühförderung mehrheitlich Frauen arbeiten, wird im folgenden Text nur die weibliche Form gewählt. Es waren hauptsächlich zwei Gründe, die es in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als notwendig und sinnvoll erscheinen ließen, spezielle Förderangebote in den frühen Lebensjahren für behinderte Kinder zu schaffen.

Zum einen waren viele Eltern nicht nur tief getroffen von der Tatsache, dass ihr Kind behindert ist, sondern auch verunsichert und oft hilflos im Umgang mit dem Kind. Diese Eltern suchten fachlichen Rat und Hilfe und verbanden damit die Hoffnung, etwas für eine positive Entwicklung ihres Kindes tun zu können.

Den zweiten Grund lieferten die damals aktuellen Erkenntnisse entwicklungspsychologischer Forschung, wonach die ersten Lebensjahre maßgebend für die weitere Entwicklung eines Kindes sind. Vor allem für Kinder mit Sinnesschädigungen wurde erkannt, wie durch frühzeitige Hilfen noch vorhandene Restfähigkeiten des Sehens und Hörens erhalten und entwickelt werden können.

Mit den Gutachten des Deutschen Bildungsrates zur Früherkennung und Frühförderung (Klein, 1973, Speck, 1973) und den Empfehlungen der Bildungskommission „Zur pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder und Jugendlicher" (Deutscher Bildungsrat, 1973) erfuhr die Frühförderung in der Bundesrepublik einen wesentlichen Impuls zu einem flächendeckenden Auf- und Ausbau.

Frühförderung erfahren Kinder im Alter von 0–6 Jahren. Mit der Frühförderung ist die Beratung der Eltern verbunden. Voraussetzung für die Gewährung und Finanzierung von Frühförderung ist jedoch, dass bei dem Kinde, das gefördert werden soll, eine Behinderung oder eine drohende Behinderung festgestellt wurde.

Frühfördermaßnahmen umfassen eine breite Palette von Hilfeangeboten: Beratung der Eltern, medizinische und psychologische Diagnose, Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprachtherapie, Spielförderung, pädagogische Förderung. Der zeitliche Umfang der Fördermaßnahmen beträgt etwa eine Stunde pro Woche. In der Praxis haben sich zwei Organisationsformen herausgebildet, nämlich die ambulante Frühförderung in den Beratungsstellen oder therapeutischen Praxen, in welche die Kinder zur Behandlung gebracht werden, und die mobile Frühförderung oder Hausfrüherziehung, bei der die Förderung der Kinder in ihren Familien erfolgt.

Die Rahmenbedingungen und Organisationsformen der Frühförderung sind bis heute von einer behinderungsspezifischen Ausrichtung geprägt, wie sie in den Anfangsjah- ren der Frühförderung gefordert und praktiziert wurde (vgl. Deutscher Bildungsrat, 1973). Demnach wird Frühförderung zuerst und hauptsächlich als spezielle Hilfe für Kinder mit spezifischen Behinderungen wie z. B. Sehschädigung, spastische Lähmung, Down-Syndrom usw. verstanden.

Bei diesem Verständnis von Frühförderung wird davon ausgegangen, dass die reguläre Pflege und Erziehung eines Kindes von den Eltern wahrgenommen wird, wie es das Grundgesetz vorsieht: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht" (Grundgesetz, Art. 6, Abs. 2).

Aufgabe der Frühförderung dagegen ist es, die Eltern in der erschwerten Pflege und Erziehung eines behinderten Kindes zu unterstützen und durch spezielle Fördermaßnahmen die Entwicklung der Fähigkeiten des Kindes trotz seiner Behinderung zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort der Reihenherausgeber22
Teil I Gegenstandsbereich24
Einführung26
1 Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung27
2 Gegenstand und Aufgaben einer Pädagogik und Psychologie bei Beeinträchtigungen des Lernens56
Teil II Theoretische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung84
Einführung86
3 Das medizinische Paradigma88
4 Das interaktionstheoretische Paradigma104
5 Das schulsystemische Paradigma116
6 Soziokulturelle Benachteiligung127
7 Das lern- und entwicklungstheoretische Paradigma140
8 Das systemisch-konstruktivistische Paradigma151
Teil III Diagnostik166
Einführung168
9 Wegmarken der Entwicklung diagnostischer Konzepte170
10 Diagnostik vom Standpunkt des Subjekts190
11 Die Kind-Umfeld-Analyse198
12 Gegenstandstheoretische Konzepte als diagnostische Basis208
13 Förderbedarf, Förderkonzept und Förderplanung230
Teil IV Prävention240
Einführung242
14 Frühe Kindheit und Vorschulalter243
15 Schulalter268
Teil V Interventionen290
Einführung292
16 Förderung der Metakognition294
17 Förderung von Lern- und Gedächtnisleistungen304
18 Förderung des Lernens durch Förderung des Denkens316
19 Förderung der Wahrnehmung327
20 Psychomotorische Förderung338
21 Unterrichtsintegrierte Förderung von Aufmerksamkeit351
22 Motivationsförderung und Attributionstraining361
Teil VI Schule und Unterricht374
Überblick376
23 Konzepte und Methoden377
24 Diagnose und Förderung im Lernbereich Schriftsprache501
25 Diagnose und Förderung im Lernbereich Mathematik592
26 Didaktische und methodische Fragen in ausgewählten Lernbereichen710
27 Berufsvorbereitung, Berufsausbildung, Berufseingliederung828
Teil VII Forschung892
Einführung894
28 Meta- und Megaanalyse als Erkenntnismethoden zur Darstellung von Trainingseffekten bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf896
29 Experimentelle Forschung: Was leistet sie für die Sonderpädagogik?920
Autorenregister934
Sachregister958
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