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Regionale Varietäten der deutschen Sprache und deren Relevanz im Unterricht 'Deutsch als Fremdsprache'

Eine situationsbeschreibende Fragebogenstudie

AutorMelanie Schreer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl113 Seiten
ISBN9783638038089
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Deutsch als Fremdsprache, Note: 1,7, Universität Leipzig (Herder Institut), 106 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die deutsche Sprache gehört zur Gruppe der plurizentrischen Sprachen. Sie variiert in verschiedenen Sprachzentren und weist dort vor allem lexikalische und phonetische Unterschiede auf. Die drei wichtigsten Zentren, in denen Deutsch die Nationalsprache ist, stellen Deutschland, Österreich und die Schweiz dar. Doch auch innerhalb eines solchen Zentrums gibt es verschiedene sprachliche Formen, welche als Varietäten bezeichnet werden und zu denen z.B. die regionalen zählen. In der vorliegenden Magisterarbeit wird der Frage nachgegangen, ob eine Integration dieser sprachlichen Abweichungen von der kodifizierten Standardsprache in den heutigen DaF - Unterricht als relevant erscheint. Den Schwerpunkt stellen dabei die regionalen Varietäten in Deutschland dar, wobei auch eine ausführliche Abhandlung der Varietätenproblematik in Österreich und der Schweiz stattfindet. Ziel des Exkurses nach Österreich und in die Schweiz ist es, den dortigen DaF - Unterricht hinsichtlich einer Thematisierung von regionalen Varietäten zu untersuchen. Da die dialektale Ausprägung bzw. der Einzug von dialektalen Elementen in die Alltagssprache in beiden Vollzentren auf gesamter territorialer Ebene verhältnismäßig groß ist, kann angenommen werden, dass dort bereits eine Auseinandersetzung mit dem Thema im DaF - Unterricht geschieht. Ob diese Annahme stimmt, wird anhand von Fragebögen geklärt, die an verschiedene DaF - Einrichtungen der beiden Sprachzentren verschickt wurden. Der aktuelle Umgang mit regionalen Varietäten im DaF - Unterricht in Deutschland wird ebenfalls anhand von Fragebögen eruiert. Dafür wurden diese in unterschiedliche Regionen der BRD versandt, um nicht nur das ob, sondern auch das wo der möglichen Beschäftigung mit regionalen Varietäten im DaF - Unterricht zu klären. Des Weiteren wurden auch Nicht - Muttersprachler aus verschiedenen DaF - Schulen in ganz Deutschland anhand von Fragebögen zur Thematik befragt, um herauszufinden, ob auf deren Seite ein Bedarf an dialektalen Kenntnissen besteht. Einen wichtigen Schwerpunkt innerhalb der Arbeit stellt die Auseinandersetzung mit der Thematik des Sprachwandels dar. Warum dieser als Basis für jegliche didaktisch - methodischen Konzepte auftritt, wird im Verlauf der Arbeit geklärt.

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Leseprobe

2. Regionale Varietäten der deutschen Sprache und deren Relevanz im Deutsch als Fremdsprachen - Unterricht


 

Ziel dieser Arbeit ist es die Notwendigkeit einer Beschäftigung mit regionalen Varietäten im DaF - Unterricht in der BRD zu ermitteln und gegebenenfalls nach dialektal starken und schwachen Regionen zu differenzieren, sowie Umsetzungsvorschläge zu präsentieren.

 

Um der Frage nachgehen zu können, ob regionale Varietäten in Deutschland in den DaF - Unterricht integriert werden sollten, muss erst einmal eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema regionale Varietäten im DaF - Unterricht erfolgen.

 

Studer führt zwei Argumente an, die seiner Meinung nach den Einbezug von regionalen Varietäten in den DaF - Unterricht legitimieren. Dafür stellt er zum einen Überlegungen im Umkreis von Mehrsprachigkeitskonzeptionen und interkulturellen Lernzielen an und zum anderen reflektiert er Resultate aus Befragungen von Deutschlernern. In Mehrsprachigkeitskonzeptionen[22] wird erwähnt, „...dass sich die Spracherfahrungen eines Menschen in den kulturellen Kontexten erweitern, die er durchlebt. Das beginnt mit der Primärsozialisation, bei den im Elternhaus erworbenen Sprachen, und geht über die Sprachen der jeweiligen Gesellschaft bis hin zu Sprachen, die z.B. im Rahmen von Auslandsaufenthalten erworben und/ oder gelernt werden. Vom Lerner/ von der Lernerin aus gedacht, stehen alle diese Sprachen miteinander in Beziehung, sie interagieren miteinander, und gemeinsam bilden sie eine kommunikative Kompetenz, d.h. alle Sprachkenntnisse und Spracherfahrungen eines Menschen zusammen tragen letztlich zu ein und derselben kommunikativen Kompetenz bei.“ (2002: 3) Das Wichtige im Ansatz der Mehrsprachigkeitskonzeption ist, dass diese Kompetenz situationsbedingt flexibel angewendet werden sollte. D.h. der Sprecher kann in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren von einer in die andere Sprache wechseln und kann sich vor allem in einer Sprache ausdrücken und seinen Gegenüber in einer anderen verstehen. Genau hier sind dialektale Formen nach Studer bereits natürlich angesiedelt. (vgl. ebd.3ff.) „Bestehende individuelle Mehrsprachigkeit schließt Dialektkompetenzen in vielen Fällen mit ein, denn die Dialekte spielen für die Primärsozialisation in vielen Sprachgemeinschaften eine Rolle.“ (ebd.) Unter diesem Aspekt stellt Studer die Frage, warum Dialekte im DaF - Unterricht unbeachtet bleiben sollten. Als besonders geeignetes Tertium Comparationis zwischen den Ausgangssprachen der Lernenden und der Zielsprache sieht er Dialekte und ihre kulturspezifischen Bewertungen. Die Resultate aus Befragungen von Deutschlernern entnimmt er aus verschiedenen repräsentativen Studien, z.B. aus einer von Baßler/ Spiekermann durchgeführten. (2001: 19) Lernende wünschen sich demzufolge eine befriedigende bis gute Dialektkompetenz, die ihnen Lehrer teilweise nicht zugestehen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine Erhebung anhand von Fragebögen durchgeführt, die anschließend ausgewertet wird. Es wird dargestellt, ob ein Bedarf an regionalen Varietäten im DaF - Unterricht besteht.

 

2.1 Regionale Varietäten im aktuellen DaF - Unterricht in den Vollzentren Deutschland, Schweiz und Österreich - eine situationsbeschreibende Fragebogenstudie


 

Um herauszufinden wie in Deutschland, der deutschsprachigen Schweiz und in Österreich momentan mit dem Thema der regionalen Varietäten im DaF - Unterricht umgegangen wird, wurde eine Fragebogenstudie durchgeführt. Dafür wurden Fragebögen ausgearbeitet und per E-Mail an DaF - Lehreinrichtungen versandt. Sowohl in Deutschland, der Schweiz, wie auch in Österreich wurden dafür in mehreren Städten über das Internet und das Telefonbuch DaF - Institutionen ermittelt, die für die Befragung als geeignet erschienen. Diese DaF - Einrichtungen sollten Lerner vom GERR - Level A1 bis C2 ausbilden. Diese Bedingung wurde gewählt, um Lehrer in die Befragung involvieren zu können, die jedes Lernniveau unterrichten. Auch Lerner auf jedem Sprachniveau wurden an der Studie beteiligt, damit herausgefunden werden konnte, ab welcher Lernstufe sie regionale Varietäten erkennen und wahrnehmen können. Über verschiedene Internetseiten wurden die Homepages, sowie die Ansprechpartner ermittelt, an die die Fragebögen versandt wurden. Über die genaue Vorgehensweise, sowie über die zugrundeliegende wissenschaftliche Methodik gibt das folgende Kapitel Aufschluss.

 

2.1.1 Zum Verfahren der Fragebogenstudie


 

Für die empirische Untersuchung wurden Fragebögen erstellt und per E-Mail an die Probanden versandt. In Deutschland wurden sowohl Lehrer und Lerner anhand dieser Methode befragt, in der Schweiz und Österreich verschiedene Lehrer. Es wurden insgesamt 300 E - Mails mit einem Fragebogenanhang an DaF - Lehreinrichtungen verschickt, von denen 94 für die Studie verwendbare Rückantworten kamen. Mit einem Anschreiben wurden die jeweiligen Ansprechpartner über folgende Kriterien der Studie aufgeklärt:

 

- „Verantwortlicher des Fragebogens

 

- Grund der Untersuchungsdurchführung

 

- was der Befragte selbst für Interesse an der Beantwortung des Fragebogens hat;“ (Atteslander, 1991: 168 ):

Bei der Entwicklung der Fragebögen wurde nach folgendem Phasenmodell nach Wellenreuther (1982 : 179) vorgegangen:

 

 

[23]

 

Deutschland Phase 1)

 

Regionale Varietäten sind in Deutschland, in verschiedenen Sprachregionen, unterschiedlich stark ausgeprägt. (siehe Kapitel 1.3.2.3) Deshalb kann man die Hypothese aufstellen, dass regionale Varietäten in den verschieden starken Dialektregionen Deutschlands auch unterschiedlich intensiv Beachtung im DaF - Unterricht erhalten oder erhalten sollen. Die Befragung ist somit quantitativ ausgerichtet und wurde in jeder, in Deutschland grob abzugrenzenden Sprachregion durchgeführt, um Probanden aus verschiedenen Dialekträumen in die Untersuchung einbeziehen zu können. Es handelt sich um eine schriftliche Art der Befragung. Aus Kosten- , sowie Zeitgründen ist die schriftliche Befragung für eine vorrangig quantitative Studie geeigneter (vgl. Laatz, 1993: 108).

 

Befragt wurden DaF - Lehrer, sowie DaF - Lerner aus verschiedenen Sprach- Lern- Institutionen der BRD, welche eine DaF - Ausbildung für die Sprachniveaus A1 - C2 anbieten. Die Institute wurden nach dem Zufallsprinzip und nach ihrer Lage innerhalb Deutschlands ausgesucht, wobei besonders darauf geachtete wurde, dass eine hohe Zahl an Institutionen aus den dialektal starken südlichen Regionen Beachtung findet.

 

Schweiz und Österreich Phase 1)

 

Schweiz und Österreich sind Zentren, deren Alltagssprache große dialektale Züge aufweist. In der Schweiz wird im Alltag ausschließlich auf eine stark von Dialekten geprägte Umgangssprache zurückgegriffen, es herrscht Diglossie und es gibt kein Kontinuum zwischen Standardsprache und Dialekt (siehe Kapitel 1.3.3.1). Auch in Österreich wird die Alltagssprache intensiv durch dialektale Elemente geprägt. (siehe Kapitel 1.3.3.2) Man kann die Hypothese aufstellen, dass durch die großflächig intensive Verwendung von dialektalen Formen in beiden Vollzentren eine Integration bzw. Beschäftigung mit dem Thema regionale Varietäten im DaF - Unterricht erfolgt.

Phase 2)

 

„Nach weit über hundert Jahren im Umgang mit Meinungsumfragen und seit über 50 Jahren vertieften theoretischen Bemühens hat sich noch immer keine umfassende Theorie der Frageformulierung erstellen lassen. Eine solche ist möglicherweise gar nicht zu erwarten, ebenso wenig wie endgültig theoretische Annahmen über Gesellschaft und sozialen Wandel denkbar, gar wünschbar sind.“ (Atteslander, 1991: 192). Deshalb fließen in die Fragebögen mehrere Arten von möglichen Fragevarianten ein, um die größtmögliche Ausbeute an Information zu sammeln. Gleichzeitig rahmen einige Fragen andere, zur näheren Erläuterung, ein.

 

Es wurden bei der Konzipierung des Fragenkataloges, sowohl beim Fragebogen Lehrer wie auch Lerner, offene wie auch geschlossene Fragen gestellt, wobei die offene Frage hinter einer geschlossenen die Begründung der Wahl zwischen ja oder nein liefert.

 

Nach Richardson wurden folgende Fragetypen der geschlossenen Frage in die Bögen integriert und mit offenen Fragen verbunden:

 

- Identifikationstyp: Eine Frage, welche die Nennung (Identifikation) einer Person, Gruppe, eines Ortes, einer Zeit, Nummer u.a.m. verlangt, indem gefragt wird: wer, wo, wann, wie viele oder welche?

 

- Selektionstyp: Eine Frage mit vorgegebenen Alternativen, wobei der Befragte eine von zwei oder mehreren Antwortmöglichkeiten auszuwählen hat.

 

- Ja - Nein - Typ: Eine Frage, die mit Ja oder Nein genügend beantwortet werden kann.“ (Atteslander, 1991: 180)

 

Suggestivfragen sind in jedem...

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