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'... und dann ist nichts mehr freundlich.' Über die Kunst zu(m) Leben - Aspekte des Copings am Beispiel der Tagebuchaufzeichnungen einer Krebserkrankung von Christoph Schlingensief

AutorInes Suckel
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783863418212
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Am Beispiel von Christoph Schlingensiefs 'Tagebuch einer Krebserkrankung' möchte ich einerseits ein Bewusstsein für die Brüchigkeit eines jeden Lebens schaffen und dafür, wie umfassend das Leid ist, ist man plötzlich konfrontiert mit der existenziellen Bedrohung seiner eigenen Person und seiner gesamten Lebenswelt durch Krebs. Andererseits ist mir sehr daran gelegen aufzuzeigen, wie der Mensch (in diesem Fall Christoph Schlingensief) selbst in einem Zustand tiefster Verzweiflung, Angst, Verletzlichkeit und Ungewissheit weiterlebt und dennoch das Leben liebevoll (vielleicht liebevoller als zuvor) anschaut und, was das Wichtigste ist, wie er einen Weg findet zu lernen weiterzuleben. Am Ende dieser Arbeit möchte ich Sie empfindsam, mutig, gestärkt, aufgeschlossen und zuversichtlich und ja, auch kampfeslustig zurücklassen. Wir sollten Krebs mit aller Konsequenz begegnen, anstatt davor die Augen zu verschließen. Wir (sowohl die Kranken als auch die Gesunden) sind Teil eines gemeinsamen 'Überlebens'projektes. Schauen wir im Folgenden diese 'Kunst zu(m) Überleben' näher an und lernen wir daraus.

Ines Suckel (Jg. 61) absolvierte ein Studium der Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit an der Hochschule in Darmstadt mit dem erfolgreichen Abschluss des Bachelor of Arts im Jahr 2012. Oftmals selbst dazu herausgefordert, alle Ressourcen zu mob

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Leseprobe
Textprobe: Eingangs erwähnte ich die 'Achterbahnfahrt der Gefühle' in Christoph Schlingensiefs 'Tagebuch einer Krebserkrankung'. Darunter verstehe ich das gesamte Spektrum psychischer Belastungsreaktionen entlang einer Gesamtsituation, die zwischen Todesangst und Lebensmut einem ständigen Wandel unterworfen ist. Um nur einige zu nennen: die Angst davor, was auf ihn zukommen und was letztlich bleiben wird, die Angst vor Autonomieverlust und 'Freiheitsberaubung', Gefühle wie Hoffnung, Wut, Niedergeschlagenheit, Trauer, Schuld, Trotz u. v. m. Der Zeitpunkt des Auftretens dieser Belastungsreaktionen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit besonders schwierigen Ereignissen während des Verlaufs der Krankheit. Bei Schlingensief, wie bei vielen Krebspatienten, sind das beispielsweise Ereignisse wie die Zeit des Wartens auf die Diagnose, die Diagnose selbst, die Operation, die Nachbehandlung, das Hoffen auf langfristigen Therapieerfolg, das Wiederauftreten und Fortschreiten der Krebserkrankung sowie die terminale Erkrankungssituation. Die Ursachen psychischer Belastungen und Störungen bei Krebspatienten sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Psychosoziale Belastungen, also seelische, geistige bzw. intellektuelle Vorgänge, die durch soziale Gegebenheiten bedingt sind, sind nicht allein als psychische Reaktion auf die belastende Situation während der Erkrankung zu verstehen. Diese sind vielmehr eingebettet in ein komplexes, miteinander interagierendes Bedingungsgefüge von somatischer Erkrankung, spezifischen Behandlungsmaßnahmen, individuellen Bewältigungsressourcen und vorbestehenden psychischen Störungen. Einen Überblick darüber wo Belastungen und Anforderungen auftreten und wie sich diese äußern, habe ich in einer Tabelle auf folgender Seite zusammengestellt. Jedes Krankheitsstadium birgt unterschiedliche Bewältigungsanforderungen und erfordert folglich auch unterschiedliche Bewältigungsstrategien, unterschiedliches Coping. Ich werde deshalb so vorgehen, dass ich Schlingensiefs Bewältigungsstrategien im Kontext des jeweiligen Krankheitsstadiums beschreibe, um in einem weiteren Schritt zu analysieren, welchen 'Gefühlsprozess' das bei ihm ausgelöst und in welcher Weise dieser Prozess stärkend wirkt. Mich beschleicht zuweilen das Gefühl, ob es nicht geradezu eine Anmaßung sei, Schlingensiefs Gefühlszustände und die Art und Weise, wie er diese in den verschiedenen Stadien seiner Erkrankung 'aushält', 'durchleuchten' und 'wissenschaftlich belegen' zu wollen. Wer bin ich, dass es mir zustünde, das Verhalten von Jemandem 'auseinander zu nehmen', der nicht mehr selbst in der Lage sein wird, meinen Interpretationen - sollte es ihm ein Bedürfnis sein - etwas entgegen zu halten. Ein wenig 'beruhige' ich mich mit dem wie ich finde sehr eindrücklichen Satz Schlingensiefs: 'Ich bin eigentlich ein Produktionsfaktor, ich treibe andere an und freue mich, wenn meine Gedanken durch andere durchgehen. ...' 'Nun, lieber Christoph, ' denke ich, 'dann freue ich mich jetzt einfach einmal darüber, dass du dich darüber freust, gehen deine Gedanken in Form deiner Tagebuchaufzeichnungen durch mich hindurch.'
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