In diesem Kapitel sollen die Forschungsmethode und das Forschungsdesign erläutert werden. Dies dient einerseits dazu, die Methodenwahl zu begründen und das Forschungsdesign zu erklären. Andererseits ermöglicht dies, einen Einblick in die Durchführung der Forschung zu erlangen.
Das Kapitel gliedert sich in die Beschreibung der Forschungsmethode, der Zielgruppe und der Durchführung Forschung.
Als empirische Forschungsmethode wurde eine quantitative Erhebung mittels Fragebogen gewählt. Ein Grund hierfür war, dass die persönliche Erwartung der Autorin an die Diplomarbeit darin bestand, eine repräsentative Forschung durchzuführen, um der Arbeit mehr Tragweite zu verleihen. Gerade bei einem Thema, dessen Brisanz darin liegt, sich scheinbar gegenläufig zur Professionalisierungsdebatte zu gestalten, ist es wichtig, fundierte Aussagen zu treffen.
Ein weiterer Grund für diese Entscheidung war, dass oben angeführte Thesen nur wahrheitsgetreu beantwortet werden können, wenn eine Vielzahl an Meinungen gesammelt werden. Die Meinung einzelner Theoretiker oder Praktiker der professionellen Sozialarbeit wäre interessant, aber kaum aussagekräftig gewesen.
Um die Eignung der Forschungsfrage für eine quantitative Erhebung zu verifizieren, führte die Autorin im Wintersemester 2006/07, im Rahmen des Seminars „Sozialforschung 6“ unter DSA Mag.a Dr.in Elisabeth Raab-Steiner, einen Pre-Test unter den im 7. Semester studierenden Kollegen des Fachhochschulstudiengangs Sozialarbeit im städtischen Raum, durch. Diese Erhebung ist nicht repräsentativ für die gesamten Studierenden des Studiengangs, da nur 23 Fragebögen retourniert wurden. Die Ergebnisse waren jedoch beachtlich, vor allem im Bereich der deskriptiven Statistik. An dieser Stelle wird ein Beispiel angeführt, das auch eine forschungsleitende Frage (s. Kapitel 2.1.3) der Erhebung unter den Praktikern repräsentiert.
Tabelle 1: Pre-Test Auswertung: Intuition ist ein wesentliches Element der sozialen Arbeit
Die beachtenswerten Ergebnisse des Pre-Tests ließen den Schluss zu, dass das Thema für eine quantitative Erhebung geeignet ist und sich spannend gestalten könnte.
Der Fragebogen wurde im Anschluss für die Haupterhebung verändert und verbessert.
Der Fragebogen wurde eigenhändig entwickelt und konstruiert. Versucht wurde, so kurze Fragen wie möglich zu formulieren, konkret zu sein, neutral zu formulieren und keine doppelten Negationen zu verwenden. Der Fragebogen wurde so kurz als möglich gestaltet, um den Rücklauf der Fragebögen positiv zu beeinflussen, da dieser auch mit der Länge des Fragebogens zusammenhängt.
Der Fragebogen ist in fünf Teile gegliedert:
Personendaten
Dieser Teil gibt Auskunft über persönliche Daten des Befragten, wie Geschlecht, Alter und Beruf. Diese Informationen sind von Bedeutung, um gewisse Zusammenhänge erkennen zu können. Zum Beispiel kann der Frage nachgegangen werden, ob Intuition eine weibliche Domäne darstellt. Da die Befragung anonym durchgeführt wurde, um Hemmungen für die Beantwortung der Fragen abzubauen, wurde davon abgesehen durch die Angabe des Namens eine Rückverfolgung der Angaben aufnehmen zu können.
Verhalten in einem professionellen Klientengespräch
Dieser Teil beschäftigt sich mit der persönlichen Vorgehensweise der Befragten in professionellen Klientengesprächen. Hier wird den Fragen nachgegangen, wie sich die Praktizierenden auf das Gespräch vorbereiten und aufgrund welcher Überlegungen sie in einer bestimmten Art und Wiese kommunizieren. Ausgegangen wird von zwei Herangehensweisen, einer eher diskursiv nachvollziehbaren Weise und einer eher intuitiven, schwer nachvollziehbaren Weise. Durch die Fragen kann überprüft werden, ob und wie häufig Sozialarbeiter Intuition anwenden.
Einschätzung der Problemsituation des Klienten
Dieser Teil beschäftigt sich mit der Frage, wie praktizierende Sozialarbeiter zu einer Einschätzung der Problemsituation des Klienten kommen. Es wird erforscht ob intuitive Elemente an der Einschätzung teilhaben und wenn ja, zu welchem Anteil. Zu diesem Zweck wurde Fragen entworfen, nach denen festzustellen war, ob Sozialarbeiter auch Schlussfolgerungen über Problemsituationen eines Klienten ziehen, ohne dessen eindeutige Verbalisierung der Fakten.
Allgemeines über Intuition in der professionellen Sozialen Arbeit
In diesem Teil werden Untersuchungen angestellt, die vor allem die professionelle Sozialarbeit betreffen. Stellt Intuition eine Relevanz für die Soziale Arbeit dar? Ist die Intuition unter den sozial arbeitenden Personen akzeptiert? Gibt es eine Unstimmigkeit zwischen Professionalität und Intuition? – Diesen und anderen Fragen soll hier nachgegangen werden.
Persönliche Erfahrung
Im letzten Teil der Befragung werden persönliche Erfahrungen der Befragten mit der eigenen Intuition und Intuitionstheorien wissenschaftlicher Theoretiker erhoben. Dieser Teil enthält auch eine offene Frage. Die hier angegeben Beispiele zur Anwendung der Intuition in der Praxis dienen zur Konkretisierung der Erhebungen über die Häufigkeit und Art der Anwendung.
In diesem Kapitel sollen die wichtigsten und aussagekräftigsten Fragen des Fragebogens vorgestellt werden. Die farbig unterlegten Sätze sind eins zu eins aus dem Fragebogen übernommen. Sie stellen die Hauptaspekte der Forschung dar, und werden im Folgenden einzeln auf ihre Relevanz geprüft. Der komplette Fragebogen ist im Anhang zu finden.
Zu dieser Aussage konnten die Antwortmöglichkeiten ja, eher ja, eher nein und nein gewählt werden, es ist also ein ordinalskaliertes Antwortformat in vier Kategorien. Anhand dieser Frage kann unter professionell arbeitenden Personen überprüft werden, ob Intuition für die soziale Arbeit im Allgemeinen eine Relevanz darstellt. Da es keine wertfreie (mittlere) Antwortmöglichkeit gibt, muss der Befragte eine eindeutige Position einnehmen.
Auch hier bestand das ordinalskalierte Antwortformat aus den schon oben genannten vier Kategorien. Anhand dieser Frage kann untersucht werden, ob eine Widersprüchlichkeit zwischen intuitivem und professionellem Handeln existiert. Die professionell Praktizierenden werden dazu angehalten, ein Urteil über die Vereinbarkeit der Intuition und der Professionalität abzugeben. Daraus können Schlussfolgerungen getroffen werden, ob Intuition in das Konzept der Professionalität aufgenommen werden sollte.
Zu dieser Frage gab es eine positive (ja) und eine negative (nein) Antwortmöglichkeit. Durch diese Frage kann ermittelt werden, ob sich Intuition in der praktischen Tätigkeit hilfreich gestaltet, im Hinblick auf die Richtigkeit einer auf Intuition basierenden Entscheidung. Wenn ein Teilnehmer an der Befragung diese Frage positiv beantworten konnte, wurde er dazu aufgefordert, eine Beschreibung einer solchen Situation vorzunehmen. Diese Beschreibungen dienten zur Konkretisierung von Intuition in ihrer Anwendung unter Sozialarbeitern.
Jeder dieser Aussagen konnte eine Prozentzahl zugeteilt werden. Zu vergeben waren insgesamt 100 Prozent, die Summe der einzelnen Aussagen sollte hundert Prozent also nicht überschreiten. Die einzelnen Aussagen wurden aufgrund von persönlicher Erfahrung in der Arbeit mit Klienten ausgewählt. Durch diese Frage kann untersucht werden, aufgrund welcher Konzepte die professionell Praktizierenden ihre Schlussfolgerungen über Klienten ziehen. Der Anteil an Intuition kann also in Beziehung zu anderen Anteilen gestellt werden.
Zielgruppe der Forschung sind sozial arbeitende Personen der Magistratsabteilung Elf (MA11) der Stadt Wien. Ursprünglich sollten die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen beforscht werden, die in den Institutionen Amt für Jugend und Familie (AJF), Mobile Arbeit mit Familien (MAF) und in den Krisenzentren der Stadt Wien arbeiten. Aufgrund des, von der Abteilung der Grundlagenforschung der MA11, nur teilweise genehmigten Forschungsantrages konnten jedoch nur die Kollegen des AJF und der MAF befragt werden.
Diese Institutionen wurden aus mehreren Gründen ausgewählt. Der wohl Wichtigste Grund dieser Entscheidung ist, dass die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen unter äußerst professionellen und strukturierten Bedingungen arbeiten. Dies ermöglicht eine Untersuchung der Intuition in einem Bereich, in dem die Professionalität der Sozialarbeit an vorrangiger Stelle steht. Das Anwenden der Intuition unter professionell...