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E-Book

Konfrontative Pädagogik

Konfliktbearbeitung in Sozialer Arbeit und Erziehung

AutorJens Weidner, Rainer Kilb
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783531924069
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Konfrontative Pädagogik bleibt ein hoffnungsvoller, innovativer Trend in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft und stellt eine gute Ergänzung zur akzeptierenden Toleranz der 68er-Pädagogik dar. Die konfrontative Pädagogik soll in der Arbeit mit mehrfach auffälligen jungen Menschen helfen und wirken.

Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) tätig.
Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).

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Leseprobe
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen (S. 179-180)

Rainer Kilb

Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden...

Es war einmal ein Jugendclub, in dem hatten sich die sozialpädagogischen Fachkräfte seit längerer Zeit mit immer denselben Jugendlichen alltäglich beschäftigt, da geholfen, dort den „Ausputzer“ gespielt ... die SozialarbeiterInnen sprachen längst von „ihren Kids“. Aber auch „ihre Kids“ beschäftigten sich nahezu täglich mit den Fachkräften, die sie entweder liebevoll mit Pit und Pulle, Jo und Moppel, Geli und Micki oder manchmal nicht mehr ganz so liebevoll mit „Wichser“, „Schlampe“, „Penner“ oder „Arschloch“ ansprachen. Man verstand sich trotz alledem; man wusste ja um die vermeintlichen Hintergründe dieser Codierungen.

Die Fachkräfte arbeiteten nach einem Konzept der sogenannten Raumaneignung, d.h. die Jugendlichen sollten die Clubräume als die Ihrigen betrachten lernen, diese selbst ausgestalten können, um sich dann besser mit dem ganzen Haus identifizieren zu lernen. Allmählich waren aus den Jugendlichen junge Erwachsene geworden (ca. 40% aller BesucherInnen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in großstädtischen Ballungsräumen sind junge Erwachsene und damit keine Jugendlichen mehr!).

Die Gruppe schmolz immer mehr auf einen kleinen Kern zusammen, der ein unausgesprochenes und somit „heimliches“ Hausrecht ausübte: Bevor das Haus geöffnet wurde saß man schon spalierförmig vor dem Eingang, kiffte dort und spie den Zugangsweg im Sinne einer ekelerregenden Zugangs- und Territorialsperre derart zu, dass deren Überwindung nur ihnen selbst und den Fachkräften, die das ja gewohnt waren, gelang. Ihre Botschaft hieß: Nur wir selbst haben hier Zugang! Und sie kam an.

Gleichzeitig wurde immer häufiger von „damals“ erzählt, als noch mehr los war. Die SozialarbeiterInnen schwankten zwischen der Sehnsucht nach Wiederherstellung der „historischen Situationen“ und eines Neuanfangs, natürlich mit Einbezug „ihrer Kids“, der jetzt jungen Erwachsenen. Je länger dieser Zustand andauerte, um so kleiner und frustrierter und um so schwieriger wurde die „Restgruppe“. Das Signal, welches bei den Fachkräften landete, war das einer immer größer werdenden Hilfebedürftigkeit.

Offensichtlich war aber das, was „Ihre-Kids“ als Hilfe benötigten, im Club nicht mehr zu erhalten und so zerstörten sie diesen und damit ihre „eigenen“ Räume zunächst vorsichtig und später immer öfter und zuletzt radikal; zwischenzeitlich wurden Pulle, Pit und Micki noch bedroht: und mit einem abschließenden Inferno endet diese Geschichte und bildet die finale Sequenz eines offensichtlich nicht ganz gelungenen „Auszuges“ aus dem Jugend(zu)Hause. Dass der Auszug dann diese aggressiv-destruktiven Formen trägt macht ihn zu einem eindeutigen Signal mit Endgültigkeitscharakter, von „Ihre-Kids“ wohl adressiert an sie, die pädagogischen Fachkräfte. Es stellen sich hier eine ganze Palette von Fragen:
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Konfrontative Pädagogik heute: Erfreuliche Forschungsergebnisse und selbstkritische Neuorientierungen beim Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training (AAT/CT®)7
Einleitung7
Der aktuelle Stand: Kurze Information zum Umfang der Programme in Deutschland und der Schweiz9
Die Qualitätsstandards für die praktische Arbeit in AAT/CT-Programmen10
Fünf Forschungsergebnisse, fünf ermutigende Ergebnisse: zur quantitativen und qualitativen Evaluation des AAT/CTs11
Die selbstkritische Neuorientierung konfrontativer Trainingsprogramme14
Die Änderung der Medienarbeit: weniger ist mehr14
Die rechtlichen Grenzen des AAT/CTs: die non-touch-Verpflichtung15
Die Betonung der gesellschaftskritischen Perspektive: die aggressive Wettbewerbskultur als Negativvorbild17
Resümee18
Literaturverzeichnis19
Grundsatzartikel21
Konfrontation mit Herz: Eckpfeiler eines neuen Trends in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft22
Sozialisationstheoretische Bezüge23
Liebe allein genügt nicht: Grenzen ziehen bei Mehrfachauffälligen23
Zum Erziehungsstil27
Im Focus einer Konfrontativen Pädagogik: der Umgang mit aggressivem Verhalten28
Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training®: zwei Methodiken Konfrontativer Pädagogik29
Die methodischen Vorbilder: Konfrontative- und provokative Therapie30
Praxisbeispiele der Konfrontativen Pädagogik31
Die Rahmenbedingungen von AAT/CT®32
Die Forschungsergebnisse33
Die Perspektive33
Literaturhinweise34
„Konfrontative Pädagogik“ – ein Rückfall in die Vormoderne oder vergessene Selbstverständlichkeit zeitgemäßer Pädagogik?35
Gegenstand und Anlass der Kritik35
Begriffsverständnis, Zielgruppe und Indikation36
Methode, Erziehungsstil oder Haltung?37
Was bedeutet Konfrontation und was legitimiert sie als pädagogischer Handlungsstil?39
Differenzierte Konfrontationsformen41
Konfrontation als Impulssetzung zur Selbstverantwortung42
Das Anti-Aggressivitätstraining als konfrontierende Methode in curricular-inszenierter Form44
Konfrontationen als ritualisierte Folge von Handlungsschritten45
Konfrontation als situativer Handlungsstil pädagogischer Fachkräfte bzw. erziehender Personen45
Ethische Aspekte in konfrontativen Trainings46
Indikation und institutionskulturelle Verträglichkeit47
Theoretische Dimensionen und Verortungsversuchekonfrontativer Ansätze in der Pädagogik48
Fazit56
Literaturangaben57
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „väterliche“ Seite der Erziehung59
1. „Feminisierung der Pädagogik“60
2. Das mütterliche und das väterliche Prinzip in der Erziehung62
3. Konfrontationsdefizit in der Sozialen Arbeit64
4. Erziehungsphilosophische Rechtfertigung der Konfrontation: Gemeinschaft und normative Verbindlichkeit68
5. Glen Mills Schools – ein Beispiel für eine „väterlich“ geprägte Sozialpädagogik72
5.1 Die patriarchale Figur des Gründers und Leiters von Glen Mills SAM FERRAINOLA73
5.2 Das fast ausnahmslos aus Männern bestehende Betreuungspersonal74
5.3 Der Vorrang der Gemeinschaft gegenüber dem Individuum74
5.4 Der „absolut gültige und klare Regelkodex“75
5.5 Konsequentes Konfrontieren bei Normverletzungen75
5.6 Klare Rangordnung und gleiche Aufstiegschancen für jeden76
5.7 Stolz auf die eigene Leistung in Schule, Beruf und Sport76
5.8 Zukunftsorientierung statt Rückwärtsgewandtheit77
6. Kritik77
7. Ist Glen Mills „pädagogisch“?78
8. Schlußbetrachtung80
Literatur80
Anmerkungen zu einer „konfrontativen Pädagogik“84
1. Einleitung84
2. Begriffe, Zielgruppen und Grundorientierungen87
3. Methoden und Verfahrensweisen „konfrontativer Pädagogik“97
Literatur119
„Akzeptierende“ und „Konfrontative“ Pädagogik: Differenzen – Gemeinsamkeiten – Entwicklungsbedarf1124
1. Akzeptierende und Konfrontative Pädagogik125
1.1 Akzeptierende Pädagogik125
1.2 Konfrontative Pädagogik126
1.3 Konzeptionelle Konsistenz128
2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede129
3 Praxiserfahrungen132
3.1 Professionelle pädagogische Beziehungen132
3.2 Regeln und Grenzsetzungen133
3.3 Pädagogik im Gruppenkontext134
4 Gemeinsame Herausforderungen und wechselseitige Bereicherungen135
Literatur138
Streitschrift140
Konfrontative Pädagogik – oder: Verstehen allein genügt nicht141
Einleitung: Die Konfrontation der Pädagogenzunft mit der Konfrontativen Pädagogik141
Standortbestimmung144
Die pädagogische Haltung146
Beispiel Konfrontative Jungenarbeit – oder: Die notwendige Konfrontation mit der eigenen Gewalt150
Fazit155
Literatur155
Praxiskonzepte157
Stirn an Stirn – Streiten lernen helfen: Praktische Anmerkungen zu einer fälligen Paradigmenverschiebung158
Konflikte machen Angst159
Täter oder „Täter“?161
Exkurs 1: Traumatisierte Täter163
Angst vor Affekten?165
Die Vermeidung von Konflikten hat Folgen167
A. Bei den Klienten:167
B. Bei den Helfern:168
Exkurs 2: Das Problem beginnt früh169
Entwicklungspsychologische Beobachtungen10169
Zwang, Macht und Streit sind notwendig172
Von Konfliktvermeidung zur Konfliktfähigkeit173
Prozess der Auseinandersetzung175
Literatur und Quellen177
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen179
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden...179
Gesetzlicher Auftrag und fachliche Interpretationen181
Veränderte gesellschaftliche und psychosoziale Situationen in dieser Übergangsphase182
Neue Verläufe des Übergangs: „Zwischenexistenzen“183
Komplexe Struktur im Ablösungsprozess zwischen AdressatInnen, Fachkräften und fachlichem Auftrag183
Was benötigen junge Erwachsene in dieser Phase und was könnten Jugendhilfe und Soziale Arbeit dabei leisten?185
Welche konzeptionellen, methodischen und professionellen Kompetenzen sind hierbei gefragt?188
„Temporär-situative Gegnerschaft“ oder: Konfrontative Elemente als pädagogische Sonderkompetenzen190
Lassen sich Ablöseprozesse überhaupt steuern?192
Literatur/Quellen193
Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen194
Vorbemerkung194
Verständnis versus Grenzen setzen194
Das Verhältnis der subversiv-konfrontativen Verunsicherungspädagogik zu anderen Methoden198
Auseinandersetzen, verunsichern, konfrontieren200
Rechte Jugendliche – gewöhnliche Kriminelle oder politisch motivierte Täter?201
Die Bedeutung der Nazi-Ideologie202
Die Verunsicherungs- und Konfrontationspädagogik206
Resümee209
Wider die Resignation!211
1. Vorbemerkung und Vorerfahrungen211
2. Die pädagogischen Prinzipien von K.L.A.R.212
3. Ziele213
4. Zielgruppe214
5. Kernpunkte des Konzeptes214
6. Evaluation222
7. Derzeitige Vorhaben222
Literatur223
Unbeschulbare GrundschülerInnen gibt es nicht.225
1. Das Praxismodell der KoPädiKo225
2. Das Theoriemodell der KoPädiKo230
3. Schlussbemerkungen236
Eingreifen hilft! Ein Interventionsprogramm für verhaltensauffällige SchülerInnen (InvaS)238
Rahmenbedingungen239
Phasen und Bausteine des ersten Trainingsteils240
Die Bausteine des Wochenprogramms241
Schlussbemerkung247
Literatur248
Autorinnen und Autoren249

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