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Studienführer Philosophie

Und in fünf Jahren verstehe ich die Welt

AutorBjörn Brodowski
VerlagEden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783944296685
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Die Pflichtlektüre für angehende Philosophie-Studenten! Dieser praktische Ratgeber liefert Antworten auf die entscheidenden Fragen: Welche Inhalte erwarten mich? Wie finanziere ich mein Studium? Wie strukturiere ich die Semester sinnvoll? Was gilt es bei Auslandssemestern zu beachten? Und was kann man mit einem Philosophiestudium eigentlich alles machen? Zahlreiche Anekdoten geben einen unterhaltsamen Einblick in den Studienalltag. Das gnadenlos ehrliche Buch räumt mit gängigen Klischees auf und bereitet auf den erfolgreichen Abschluss vor. Björn Brodowski hat in Berlin Philosophie und Neuere deutsche Literatur studiert. 2013 hat er seine Promotion an den Universitäten in St Andrews und Aberdeen beendet.

Björn Brodowski hat in Berlin Philosophie und Neuere deutsche Literatur studiert. 2013 hat er seine Promotion an den Universitäten St. Andrews und Aberdeen beendet.

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Leseprobe

3
Das Studium


3.1
Die Wahl der richtigen Uni
und die Bewerbung


Wie kommt Dir das jetzt alles vor? Meinst Du, Du willst Dich in den nächsten Jahren hauptsächlich mit diesem abstrakten Zeug beschäftigen, und erkennst Du Dich vielleicht sogar in dem von mir übertrieben gezeichneten Profil des Philosophen wieder? Dann musst Du Dich jetzt nur noch um einige praktische Dinge kümmern. Zuallererst mal musst Du Dich entscheiden, wo Du gern Philosophie studieren würdest. Zum Glück sieht es in der Philosophie, was freie Studienplätze betrifft, nicht so düster aus wie in einigen anderen Fächern. An vielen Universitäten ist der Zugang zum Studiengang zulassungsfrei, sodass Du Dich im Grunde einfach einschreiben kannst. An manchen Unis – vor allem in den attraktiven Großstädten – gibt es für die Zulassung zum Studienfach Philosophie allerdings einen Numerus clausus (NC), das heißt, es gibt eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen, die anhand der Abiturnoten der Bewerber vergeben werden. Wenn man beispielsweise davon spricht, dass ein Fach einen NC von 2,3 hat, dann heißt das, dass die niedrigste Abiturnote zugelassener Studenten eine 2,3 ist. Auch was NCs betrifft, ist die Lage entspannt, denn auch dort, wo es in der Philosophie überhaupt einen gibt, ist er meistens nicht so hoch wie bei den wesentlich beliebteren Fächern, wie zum Beispiel Psychologie. Selten liegt er höher als 2,0. Ob es an Deiner Wunschuni einen NC gibt und wo er bei Deiner Bewerbung ungefähr liegen wird, kannst Du sehr gut daran ablesen, wie die Sache im letzten Jahr aussah. Schwankungen sind hier meistens nur minimal.

Aber selbst wenn Du den NC an der Uni Deiner Wahl reißt, heißt das noch lange nicht, dass Du dort nicht doch Philosophie studieren kannst. Denn dank der Einrichtung von Wartesemestern kannst Du nach dem Abitur einfach »warten«, bis Du zugelassen wirst. Ein Wartesemester entspricht jedem Semester nach Deinem Abitur, in dem Du nicht in einer deutschen Hochschule eingeschrieben bist. Was Du ansonsten machst, ist wurscht. Wenn Du also davon ausgehen kannst, dass Du zum Beispiel sechs Wartesemester abwarten musst, bevor Du zugelassen wirst, dann kannst Du in der Zwischenzeit ruhig noch eine Ausbildung oder einen Job einschieben. An den meisten Unis musst Du allerdings eh nicht warten. Und wenn doch, dann selten mehr als zwei oder drei Semester (je nachdem, welchen Abidurchschnitt Du hast). Ganz wenige Unis haben in Philosophie eine hohe maximale Wartedauer. Wenn Du Dich darüber informieren möchtest, an welchen Unis es in Bezug auf NC und Wartesemester wie aussieht, schau doch mal auf dieser Seite nach: www.nc-werte.info/studiengang/philosophie/. Dort kannst Du Dich zumindest grob orientieren, wie Deine Chancen stehen. Im Voraus kann man das nämlich nie genau sagen. Da sich viele an mehreren Unis bewerben, wird nicht jeder Studienplatz auch von jedem erfolgreichen Bewerber angenommen. Deshalb gibt es auch noch ein Nachrückverfahren, in dem die so wieder frei werdenden Plätze durch die nächsten Bewerber auf der Liste aufgefüllt werden. Deshalb kann es manchmal ziemlich lange dauern, bis Du weißt, ob Du einen Platz bekommst oder nicht. Je schlechter Dein Durchschnitt und wenn Du an Orte mit NC und Wartesemestern möchtest, desto sinnvoller ist es auf jeden Fall, dass Du Dich bei so vielen Hochschulen wie möglich bewirbst. Wenn Du aber ein gutes bis sehr gutes Abi hast oder die zugangsbeschränkten Unis einfach ignorierst, dann kannst Du Dir im Grunde frei aussuchen, wo Du Philosophie studieren möchtest. Aber wonach soll man da gehen?

3.1.1
Wo ist es denn gut?


Objektiv kann man diese Frage nicht beantworten. Es kommt ganz drauf an, was Deine Vorlieben sind. Möchtest Du lieber in eine aufregende Großstadt oder lieber in ein kuscheliges Studentenstädtchen, möchtest Du in der Nähe Deiner Freunde und Familie bleiben oder lieber weiter weg, bevorzugst Du den Norden oder den Süden, Osten oder Westen? Egal, wie Du Dich entscheidest, alles wird Vor- und Nachteile haben. Beispielsweise kann ein weit entfernter Studienort dazu führen, dass Du am Anfang einsam bist und Deine Freunde vermisst. Es kann aber auch sein, dass Du es in der Heimat ohnehin nicht mehr aushalten konntest und bei Deinem Neuanfang in der Ferne ruck, zuck zig neue Freunde findest und total aufblühst. Und ob Du lieber im Ruhrgebiet oder in Berlin, in Greifswald an der Ostsee oder in Freiburg im Schwarzwald wohnst, weißt Du eh am besten.

Was Du eventuell nicht weißt, ist, dass Du die Rankings, die manchmal in Wochenzeitungen oder Nachrichtenmagazinen erscheinen, als Philosophiestudent beruhigt ignorieren kannst. Zum einen ist der Fachbereich Philosophie relativ klein und für die eher an ökonomischen Faktoren orientierten Presseerzeugnisse so wenig wichtig, dass er selten gesondert behandelt wird. Wenn doch, wird dann meist besonders auf Dinge geachtet, die Dir als neuem Studenten auch egal sein können, wie beispielsweise die Publikationserfolge der Professoren. Denn die Tatsache, dass Dein Professor zwanzig Artikel im Jahr raushaut, sagt wenig darüber aus, ob er ein guter Philosoph, geschweige denn, ob er ein guter Lehrer ist. Orientiere Dich eher daran, welche Veranstaltungen an den verschiedenen Instituten angeboten werden. Auch wenn überall die vier großen Teilbereiche der Philosophie gelehrt werden, haben verschiedene Institute durchaus leicht verschiedene Ausrichtungen. Manche Institute sind besonders gut in Bereichen der analytischen Philosophie aufgestellt, während andere ihren Fokus auf Wissenschafts- und Technikphilosophie richten. Wenn Du schon weißt, was Dich am meisten interessiert, dann lohnt es sich also, einen Blick auf die verschiedenen Vorlesungsverzeichnisse zu werfen. Wenn Du jedoch, wie es meistens der Fall ist, ein eher diffuses Interesse an verschiedenen unterschiedlichen philosophischen Fragestellungen hast, dann kannst Du Dich auch einfach darauf verlassen, dass Du an jeder deutschen Universität eine solide philosophische Grundausbildung erhältst. Solltest Du Dich nach dem Bachelorstudium dazu entschließen, Dich in einem Masterstudiengang zu spezialisieren, dann wirst Du ohnehin besser wissen, wohin die Reise für Dich philosophisch und den Studienort betreffend gehen soll. Jetzt gehst Du am besten erst mal in die Stadt, in der Du Dich am wohlsten fühlst.

Ein Wort noch zur Größe der Uni und des Fachbereichs. Oft werden die kleinen Institute für den engen Kontakt zwischen Lehrenden und Studenten empfohlen. Die Betreuung soll an diesen Orten besonders gut sein, da auf einen Professor weniger Studenten kommen als anderswo. Das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Allerdings lässt es zwei andere außer Acht. Zum einen gibt es an großen Fachbereichen eine viel größere Auswahl an Veranstaltungen. Wenn Du nach Berlin, Köln oder Hamburg gehst, dann kannst Du Dich drauf verlassen, dass Du Dir in jedem Semester Seminare und Vorlesungen aussuchen kannst, die Dir gefallen. An kleineren Instituten mit weniger Lehrenden musst Du Dich eventuell mit dem begnügen, was es gibt. Natürlich kann das, wenn man noch nicht genau weiß, was einem liegt, auch ein Vorteil sein. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass an großen Fachbereichen auch die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass Du Studenten triffst, die Dir sympathisch sind und Deine philosophischen Vorlieben teilen. Sorge Dich nicht, dass Du die bei der Masse der Studenten auch wirklich findest, denn wahrscheinlich sitzen sie in denselben Seminaren wie Du.

3.1.2
Die Bewerbung


Die meisten Studiengänge in Philosophie kann man nur im Wintersemester beginnen. Um Dich zu Beginn des Semesters einschreiben zu können, musst Du Dich direkt an der Universität bewerben (falls es eine Zulassungsbeschränkung gibt) oder aber zumindest eine Voranmeldung einsenden. Beides wird heutzutage fast ausschließlich online gemacht und ist sehr einfach. Du gehst auf die Webseite der Universität und klickst Dich zu den Seiten über »Bewerbung« und »Immatrikulation« durch. Dort findest Du meist ein Onlineformular, das Du einfach ausfüllst und abschickst. Postalisch musst Du nur Kopien von Zeugnissen über die nötigen Qualifikationen senden; an manchen Unis geht das aber auch per E-Mail oder Fax oder gleich als Anhang zur Bewerbung. Dann kannst Du Dich zurücklehnen und abwarten, wie die Uni antwortet. Wenn Du eine Zusage bekommst, teilt man Dir auch gleich mit, was Du tun musst, um Dich im Herbst einzuschreiben. Wie Du siehst, stellt dieser Teil der Studienvorbereitung keine große Hürde dar.

3.2
Das ABC des Unialltags


A wie Akademisches Viertel

Wenn bei mir in der Schule der Unterricht um acht Uhr begann, dann kam ich, wenn ich um fünf nach acht erschien, zu spät. An vielen Universitäten hätte ich dann allerdings noch zehn Minuten Zeit, um mir den besten Platz auszusuchen, den zu besprechenden Text noch einmal zu überfliegen oder ein Pläuschchen mit den Sitznachbarn zu halten. Diese entspannte Herangehensweise an den Unterrichtsbeginn verdanken wir der Erfindung des akademischen Viertels.

Hierbei haben wir es mit einer alten Universitätstradition zu tun. Um den Weg zwischen weit voneinander entfernten Räumen zurücklegen zu können, die manchmal sogar in verschiedenen Gebäuden oder an manchen Universitäten gar Stadtteilen liegen, wird oft am Anfang und am Ende der im Vorlesungsverzeichnis angegebenen Zeit eine Viertelstunde abgeknapst. Wenn das der Fall ist, haben die Studenten und Dozenten auf jeden Fall genug Zeit, um pünktlich zum Veranstaltungsbeginn anwesend zu sein. Deshalb tragen diese Veranstaltungen den Zusatz c.t., der für das lateinische cum tempore (»mit Zeit«) steht. Findet...

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