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Handbuch der Pädagogischen Psychologie (Handbuch der Psychologie, Bd. 10)

AutorMarcus Hasselhorn, Wolfgang Schneider
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl772 Seiten
ISBN9783840918636
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR

Das Handbuch informiert über Lernen und Lernende sowie über Unterrichten und Lehrende. Grundlagen und Methoden des Beurteilens, Diagnostizierens und Bewertens werden ebenso dargestellt wie aktuelle Ansätze zur Prävention und Intervention. Behandelt werden ferner die psychologischen Grundlagen von Beratung und Erziehung, psychologische Aspekte der Lernumwelt sowie schulische Lernbereiche und ausgewählte Phänomene, Ursachen und Diagnosemöglichkeiten von Lern- und Verhaltensstörungen.

Außerdem werden einschlägige Forschungsmethoden der Pädagogischen Psychologie skizziert. Das Handbuch bietet mit insgesamt 65 Beiträgen eine Grundlage für die Lehre in Pädagogischer Psychologie. Es informiert aber auch Studierende und Fachvertreter von Nachbardisziplinen (z.B. Pädagogen, Lehramtsstudierende) sowie Berufspraktiker über zentrale Themen der Pädagogischen Psychologie.

Die Herausgeber
Prof. Dr. Wolfgang Schneider, geb. 1950. 1969-1975 Studium der Psychologie, Theologie und Philosophie in Heidelberg und Wuppertal. 1979 Promotion. 1988 Habilitation. 1990-1991 Vertretung und seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie IV (Pädagogische und Entwicklungspsychologie) an der Universität Würzburg.

Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, geb. 1957. 1977-1983 Studium der Psychologie und Pädagogik in Göttingen und Heidelberg. 1986 Promotion. 1993 Habilitation. Seit 1997 Leiter der Abteilung Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie am Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie der Universität Göttingen. Seit 2007 Leiter der Arbeitseinheit Bildung und Entwicklung am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Einführung
  3. I Lernende und Lernen
  4. II Lehren und Unterrichten
  5. III Beurteilen, Diagnostizieren und Bewerten
  6. IV Prävention und Intervention
  7. V Beratung und Erziehung
  8. VI Psychologie der Lernumwelt
  9. VII Schulische Lernbereiche
  10. VIII Lern- und Verhaltensstörungen
  11. IX Forschungsmethoden der Pädagogischen Psychologie
  12. Die Autorinnen und Autoren des Bandes, Autoren-, Sachregister
Leseprobe

Lernmotivation und Interesse (S. 38)

Learning Motivation and Interest
Ulrich Schiefele
1 Einleitung
Die Bedeutung motivationaler Lernermerkmale basiert zum einen auf empirischen Studien, die belegen, dass bestimmte Formen der Lernmotivation (LM) den Lernerfolg begünstigen (z.B. Pintrich, 2000). Zum anderen sind hoch lernmotivierte Schüler nicht nur aus Leistungsgründen wünschenswert, sondern auch weil der Unterricht mit motivierten Schülern konfliktfreier, reibungsloser und effizienter abläuft (Helmke, 2003). Sowohl für Schüler als auch Lehrer ergibt sich in diesem Fall eine höhere Erlebensqualität, die jedoch indirekt auch den Lernerfolg begünstigen kann. Schließlich sind Motivation und (vor allem) Interesse wichtig, weil sie dafür sorgen, dass Schüler auch langfristig danach streben, sich mit bestimmten Fächern auseinanderzusetzen (z.B. in Studium und Beruf).

Obwohl LM und Interesse in der Alltagssprache von Schülern und Lehrern häufig gleichgesetzt werden, handelt es sich um klar unterscheidbare – wenn auch eng verwandte – Konstrukte (vgl. Schiefele, 1996). Unter LM soll der in einer konkreten Situation aktuell auftretende Zustand verstanden werden, über einen gegebenen Lerngegenstand Wissen erwerben zu wollen.

Diese aktuelle Motivation kann dahingehend differenziert werden, ob und welche Handlungsfolgen (z.B. soziale Anerkennung) bzw. tätigkeitsspezifischen Anreize (z.B. Kompetenzerleben) angestrebt werden. Die Forschung hat sich in der Vergangenheit insbesondere mit den Bedingungen (z. B. Selbstkonzept eigener Fähigkeit) und Folgen (z.B. Lerngewinn) von LM befasst. Das fachbezogene Interesse gehört dabei zu den Bedingungen der LM.

2 Begriffsklärung

2.1 Motivation und Motiv

Die Motivationspsychologie unterscheidet üblicherweise zwischen „Motivation" und „Motiv" (z.B. Rheinberg, 2006b). Während die Motivation – wie oben bereits angesprochen – als situationsspezifische, aktuelle Verhaltensbereitschaft zu verstehen ist, bezeichnen Motive überdauernde Eigenschaften der Person. Aufgrund biologisch-evolutionärer Theorien und Befunde wird nur eine relativ geringe Zahl von Motiven unterschieden (vgl. Schneider & Schmalt, 2000).

Davon ist für den Lernbereich neben dem Neugier- und dem Anschlussmotiv vor allem das Leistungsmotiv relevant. Für Personen mit stark ausgeprägtem Leistungsmotiv ist dabei das Erleben eigener Kompetenz und Tüchtigkeit von besonders großer Bedeutung. Motive stellen Bedingungen des Entstehens aktueller Motivation (Aktualgenese) dar. Sie werden durch bestimmte Situationsmerkmale (z. B. Anregung von Wettbewerb) aktiviert und führen dann zu einer entsprechenden Motivation.

Rheinberg (2006b, S. 15) definiert Motivation als eine „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand". Motive sind nach seiner Ansicht dagegen als überdauernde Bewertungsvorlieben aufzufassen, d. h. als stabile Präferenzen für das Erleben spezifischer Zustände.

2.2 Aktuelle und habituelle Lernmotivation
Während die aktuelle Motivation und die Bedingungen ihrer Entstehung meist aus allgemeinpsychologischer Sicht von Interesse sind, fragt die Pädagogische Psychologie bevorzugt nach den Bedingungen und Auswirkungen habitueller LM. Darunter versteht man das wiederholte bzw. gewohnheitsmäßige Auftreten einer bestimmten Form aktueller Motivation, im Sinne eines relativ überdauernden Persönlichkeitsmerkmals (vgl. Pekrun, 1988). Beobachten wir z. B., dass eine Schülerin häufig deshalb zum Lernen motiviert ist, weil sie ein Lob ihres Lehrers erwartet, dann kann ihr eine hohe Ausprägung habitueller sozial-lehrerbezogener Motivation zugesprochen werden.

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einführung12
I Lernende und Lernen14
Intelligenz und Kreativität16
Metakognition und selbstreguliertes Lernen29
Lernmotivation und Interesse39
Leistungsängstlichkeit51
Fähigkeitsselbstkonzept63
Kausalattribution75
Kooperatives Lernen85
Lernen und Wissenserwerb96
Soziale und genetische Determinanten der Lernfähigkeit106
Geschlechtsunterschiede beim Lernen117
Lernen im hohen Erwachsenenalter127
Expertiseerwerb137
Wirkfaktoren akademischer Leistungen in Schule und Hochschule146
II Lehren und Unterrichten158
Lehrerexpertise160
Diagnoseleistungen und diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften169
Bezugsnormen und die Beurteilung von Lernleistung179
Unterrichtsstörungen188
Burnout im Lehrerberuf198
Lehr-Lern-Forschung211
Lehrer-Schüler-Interaktion224
Lehrertrainings234
Lehrstrategien246
Zur Psychologie der Moralerziehung257
III Beurteilen, Diagnostizieren und Bewerten270
Standardisierte Schulleistungstests272
Fragebögen und Ratingskalen283
Zeitbudget und Mediennutzung292
Lehrevaluation304
Internationale Schulleistungsvergleiche314
Leistungsbeurteilung325
IV Prävention und Intervention338
Pädagogisch-psychologische Interventionsmaßnahmen340
Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten349
Prävention der Rechenschwäche361
Förderung selbstregulierten Schreibens372
Transferwirkungen kognitiver Trainings382
Motivationsförderung392
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsförderung405
Attributionstraining417
V Beratung und Erziehung430
Erziehungsberatung432
Schulberatung442
Gesundheitsförderung453
Vorschulische Erziehung460
Interaktion in der Familie469
Eltern als Erzieher483
Erziehungsstile und ihre Auswirkungen492
VI Psychologie der Lernumwelt502
Sozialklima in der Schule504
Mobbing im Klassenzimmer516
Schuleffekte528
Schulsystemvergleiche540
Lernen mit Medien552
Hausaufgaben564
VII Schulische Lernbereiche576
Schriftspracherwerb578
Erwerb fremdsprachlicher Kompetenzen588
Erwerb mathematischer Kompetenzen598
Erwerb naturwissenschaftlicher Kompetenzen609
Allgemeinbildung620
VIII Lern- und Verhaltensstörungen630
Lese-Rechtschreibschwierigkeiten632
Rechenschwäche643
Leistungsversagen in der Schule654
Lernbehinderung664
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)673
Antisoziales Verhalten684
IX Forschungsmethoden der Pädagogischen Psychologie696
Forschungsansätze in der Pädagogischen Psychologie698
Spezielle Auswertungsmethoden der Pädagogischen Psychologie713
Evaluation von pädagogisch-psychologischen Interventionsmaßnahmen722
Die Autorinnen und Autoren des Bandes, Autoren-, Sachregister734
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