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Neue Medien und deren Schatten

Mediennutzung, Medienwirkung und Medienkompetenz

AutorStephanie Pieschl, Torsten Porsch
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783840924798
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,99 EUR
Ab wann sollten Kinder und Jugendliche welche Medien mit welchen Inhalten nutzen? Wie kann man Cybermobbing vermeiden? Ist Sexting im Jugendalter normal? Ist ein Junge, der vier Stunden täglich am Computer spielt, abhängig? Welche Computerspiele sollte man generell verbieten, damit Kinder und Jugendliche nicht aggressiv werden? Medien sind aus dem Alltag vieler Kinder, Jugendlicher und Erwachsener nicht mehr wegzudenken. Entsprechend groß ist das Interesse an den Folgen dieser intensiven Nutzung. Auf viele dieser und anderer Fragen aus dem Bereich der Mediennutzung und Medienwirkung gibt es dennoch bisher keine eindeutigen Antworten. In diesem Buch werden verschiedene in der Wissenschaft zum Teil kontrovers diskutierte Themen, wie z. B. Gewalt in Computerspielen, Cybermobbing und sexuelle Belästigung im Internet, so aufbereitet, dass sie einerseits laienverständliche Antworten bieten und trotzdem der komplexen wissenschaftlichen Realität gerecht werden. Das Buch liefert einen Überblick zum Forschungsstand, aktuelle Zahlen und Beispiele und gibt Hinweise für Präventions- und praxisnahe Handlungsmöglichkeiten. Fragen zur weiteren Ausarbeitung der Themen ermöglichen zudem einen engen Praxisbezug.

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Kapitelübersicht
  1. Neue Medien und deren Schatten
  2. 1 Medienwirkungsforschung zwischen Wissenschaft und Praxis: Überblick und Einleitung zu den Themen dieses Buches
  3. 2 Mediennutzung von Jugendlichen: Zentrale Ergebnisse der JIM-Studie 2012
  4. 3 Privatsphäre im Internet
  5. 4 Die „Killerspiele“-Diskussion: Wie die Forschung zur Wirkung gewalthaltiger Bildschirmspiele in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird
  6. 5 Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen durch Werbung in den neuen Medien
  7. 6 Cybermobbing – mehr als „Ärgern im Internet“
  8. 7 Sexuelle Belästigung im Internet
  9. 8 Gewalthaltige Videospiele
  10. 9 Computerspiel- und Internetabhängigkeit
  11. 10 Online-Foren fu¨r junge Menschen mit selbstschädigenden Problematiken: Pro-Ana-Blogs, Suizid-Boards und Foren zu selbstverletzendem Verhalten
  12. 11 Prävention und Intervention von Online-Aggressionen: Wie wirksam sind Maßnahmen, die sich spezifisch gegen Cybermobbing richten?
  13. 12 Evidenzbasierte Prävention und Intervention. Grundlagen und Anwendung am Beispiel Cybermobbing
  14. Anhang
Leseprobe
In Kapitel 11 gehen Pfetsch, Mohr und Ittel der Frage nach, wie wirksam Maßnahmen sind, die sich spezifisch gegen Cybermobbing richten. Diese praxisnahe Frage ist bisher kaum wissenschaftlich beleuchtet worden . Auch zeigt das Vorgehen der Autorinnen und Autoren, wie man sich dieser – und grundsätzlich auch ähnlichen – Fragestellungen systematisch nähern kann . Dieses Kapitel gliedert sich im Wesentlichen in zwei Teile . Im ersten Teil geht es um die Intervention bei Cybermobbing, also was können Jugendliche und Pädagoginnen und Pädagogen in einem konkreten Fall tun . Dabei werden quantitative und qualitative Forschungsergebnisse berichtet, in vielen Fällen wird aber auch auf Empfehlungen ohne empirische Grundlage zurückgegriffen, da entsprechende Forschung fehlt . Es zeigt sich, dass sich die Sichtweisen von Jugendlichen und Pädagoginnen und Pädagogen teilweise unterscheiden, beispielsweise empfehlen Pädagoginnen und Pädagogen Erwachsene hinzuzuziehen, während Jugendliche dies überwiegend ablehnen . Es werden konkrete Handlungsstrategien für Schulen abgeleitet . Im zweiten Teil geht es um die Möglichkeit der Prävention, also dem Verhindern von Cybermobbing . Dabei werden zunächst grundsätzliche Aspekte der Prävention angesprochen. Auf spezifische Maßnahmen gegen Cybermobbing wird näher eingegangen, indem zwei deutsche (Surf-Fair und Medienhelden) und zwei europäische (Noncadiamointrappola und ConRed) Programme vorgestellt und hinsichtlich ihrer evaluierten Wirkung diskutiert werden . Darüber hinaus werden auch Filme und Praxismaterialien zum Thema kritisch gewürdigt . Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Schluss, dass die wissenschaftliche Evidenz zu diesem Thema noch sehr dürftig ist und daher weiterer Forschungsbedarf besteht, bevor endgültige Empfehlungen ausgesprochen werden können .

In Kapitel 12 zeigen Gradinger, Yanagida und Strohmeier am Beispiel Cybermobbing auf, wie evidenzbasierte Prävention und Intervention funktionieren kann . Die Herangehensweise ist im Vergleich zum vorangehenden Kapitel dabei auf einer globaleren Ebene und zeigt, wie Prävention im großen, nationalen Umfang betrieben werden kann . Dazu stellen sie zunächst verschiedene Arten von Prävention vor und diskutieren die notwendigen Voraussetzungen . Vor diesem Hintergrund wird die Schlussfolgerung gezogen, dass die bisherige Forschung zu Cybermobbing sich überwiegend dem Thema Grundlagenwissen widmet und ein überzeugendes ätiologisches Modell noch fehlt . Daher können keine theoriegeleiteten Präventionsmaßnahmen gegen Cybermobbing entwickelt werden . Aus diesem Grund sollten Präventionsund Interventionsmaßnahmen gegen Cybermobbing (zunächst) von erfolgreichen Maßnahmen gegen konventionelles Mobbing abgeleitet werden beziehungsweise diese sollten direkt auch gegen Cybermobbing wirken . Als Beispiel wird das österreichische WiSK-Programm vorgestellt und die dazugehörigen Ergebnisse einer Evaluation bezüglich Cybermobbing: 13 Interventionsschulen wurden mit 13 Kontrollschulen in einem Prä-Post-Follow-up-Design verglichen . Es zeigte sich, dass in diesem Zeitraum Cybermobbing und Cyberviktimisierung signifikant zunahm, in den Interventionsschulen allerdings signifikant weniger als in den Kontrollschulen . Dies spricht für einen Puffereffekt von WiSK . Somit zeigt dieses Kapitel auf, was man bei der Prävention von Cybermobbing aus der Forschung und der Prävention von konventionellem Mobbing lernen kann . Andererseits – auch wenn dies nicht explizit aufgegriffen wird – ist dieses Kapitel auch ein deutlicher Aufruf zu mehr Forschung zu dem Thema Cybermobbing, damit spezifische evidenzbasierte Prävention in Zukunft ermöglicht wird .

1.3 Zielgruppe und Lesewege

Mit diesen Themen und Inhalten eignet sich dieses Buch vor allem als Lehrbuch für alle Studiengänge mit empirisch-sozialwissenschaftlichem Zugang, beispielsweise (in alphabetischer Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit) der Bildungswissenschaft, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Medienkommunikation, Heil-, Medienoder Sozialpädagogik, Psychologie, Rechtswissenschaft, Sozialarbeit oder Soziologie . Dort kann dieses Buch oder ausgewählte Kapitel in Veranstaltungen zu medienrelevanten Themen, in wissenschaftsphilosophischen Veranstaltungen oder in Methodenveranstaltungen zum Einsatz kommen . Einzelne Kapitel bieten dabei die Grundlage zur detaillierten Auseinandersetzung mit einem Thema und sind damit ein guter „Lesestart“, der bei Bedarf durch vertiefende Primärliteratur ergänzt werden kann . Die einzelnen Kapitel bieten sich aber auch zur semesterbegleitenden Nutzung über unterschiedliche Seminarschwerpunkte hinweg an . Besonders interessant sind in diesem Kontext die Arbeitsaufgaben zur Vertiefung des jeweiligen Themas am Ende jedes Kapitels. Diese können von Lehrenden auch erweitert und modifiziert werden. Sie bieten die Möglichkeit Inhalte selbst oder in einer Lerngruppe zu reflektieren, wie auch als adäquate Vorbereitung auf Prüfungen .

Darüber hinaus eignet sich dieses Buch auch für alle anderen, die sich für diese Themen interessieren oder für die diese Themen beruflich relevant sind, auch wenn sie nicht wissenschaftlich tätig sind . Es kann für interessierte Eltern die Grundlage für wichtige Erziehungsentscheidungen zu Medienthemen bieten . Es kann darüber hinaus allen in der Praxis Tätigen zur Erweiterung ihres professionellen Wissens dienen, beispielsweise bei Lehrkräften, Pädagoginnen und Pädagogen, vor allem wenn sie in der Kinderund Jugendarbeit tätig sind, oder bei Beraterinnen und Beratern in relevanten Beratungssituationen, beispielsweise in Erziehungsberatungsstellen, Schulpsychologischen Beratungsstellen oder Suchberatungsstellen . Dieses Buch bietet einen wissenschaftlichen und dennoch verständlichen Einstieg in die vielfältigen Themen der Mediennutzungsund Medienwirkungsforschung . Die einzelnen Themen werden differenziert und umfassend dargestellt und geben damit die Komplexität wissenschaftlicher Forschung wieder . Es gibt keine einfachen Antworten und die Fragilität des Wissens wird vor dem Hintergrund der bisher zum Einsatz gekommenen Methoden und Ergebnisse hervorgehoben . Damit gehen die Inhalte über eine populäre oder populärwissenschaftliche Darstellung deutlich hinaus, bieten dafür aber auch umfassendere Informationen und ein realistisches Bild des jeweiligen Forschungsstandes .

Die Kapitel können in beliebiger Reihenfolge gelesen und kombiniert werden . Jedes Kapitel ist für sich verständlich . Blättern Sie gegebenenfalls im Inhaltsverzeichnis oder suchen Sie im Schlagwortverzeichnis und fangen Sie dort an zu lesen, wo Ihr Interesse geweckt wird . Dennoch bieten sich einige Lesewege besonders an:

An erster Stelle steht dabei der Vorschlag, das Buch von vorne bis hinten durchzuarbeiten . Was wir uns bei dieser Anordnung gedacht haben, ist aus dem vorherigen Abschnitt zum Überblick über die Kapitelinhalte zu entnehmen . Im Teil I erfahren Sie Grundsätzliches über Medien in Forschung und Praxis (vgl . Kapitel 2 bis 4 zu Mediennutzung, Privatsphäre und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit) . Diese Themen sind hochrelevant für viele Inhalte des Teils II (vgl . Kapitel 5 bis 10 zu der Wirkung von Werbung, Cybermobbing, sexuelle Belästigung im Internet, der Wirkung gewalthaltiger Computerspiele, Internetund Computerspielabhängigkeit und zur Nutzung von Selbsthilfeforen zu selbstschädigenden Problematiken), aber auch für viele weitere Themen, die nicht in diesem Buch behandelt werden . Im Teil III werden am Beispiel Cybermobbing verschiedene Präventionsund Interventionsmöglichkeiten diskutiert, die sich entweder spezifisch gegen Cybermobbing oder allgemein gegen Mobbing richten (vgl. Kapitel 11 und 12) .

Alternativ bietet sich eine themenspezifische Herangehensweise an. Falls Sie Sich für ein spezifisches Thema aus dem Teil II interessieren, so fangen Sie gerne dort an zu lesen. Bei Querverweisen auf andere Themen können Sie diesen für ein tieferes Verständnis folgen . Zu einigen Themen gibt es mehrere relevante Kapitel . Interessieren Sie sich beispielsweise für das Thema Cybermobbing, so sollten Sie die Kapitel 6 (Cybermobbing), 11 (spezifische Prävention gegen Cybermobbing) und 12 (Prävention gegen Mobbing) lesen . Interessieren Sie sich beispielsweise für das Thema Computerspiele lesen Sie die Kapitel 4 (Wahrnehmung in der Öffentlichkeit), 8 (gewalthaltige Computerspiele) und 9 (Internetund Computerspielabhängigkeit) .

Eine dritte Möglichkeit könnte ein besonderes Interesse an Prävention und Intervention darstellen . In Teil III werden in zwei Kapiteln am Beispiel von Cybermobbing verschiedenste Ansätze zur Prävention und Intervention kritisch diskutiert (vgl . Kapitel 11 und 12) . Dennoch gibt es in diesem Buch viel mehr Informationen zu diesem Thema, da es in jedem Kapitel im Teil II auch in irgendeiner Form gegen Ende des jeweiligen Kapitels aufgegriffen wird . Beispielsweise werden Ideen zur Förderung der Medienkompetenz präsentiert (vgl . Kapitel 5), mögliche Therapieansätze diskutiert (vgl . Kapitel 9) oder Checklisten zur Bewertung von Selbsthilfeforen vorgestellt (vgl . Kapitel 10) . Sollte dies ihr Hauptinteresse sein, lesen Sie am besten zunächst Kapitel 11 und 12 und blättern dann durch alle Kapitel des Teils II .

1.4 Gemeinsame Themen und Kommentare

Es gibt einige zentrale Themen, die sich durch viele Kapitel ziehen . Da uns diese Themen besonders wichtig erscheinen, möchten wir sie an dieser Stelle noch einmal explizit hervorheben:

Erstens, scheint es in vielen Bereichen noch eine offene Frage zu sein, ob neue Medien lediglich ein neuer Austragungsort für altbekannte Phänomene und Probleme sind oder ob sie durch ihre strukturellen Besonderheiten eigenständige Probleme verursachen, die sich substanziell von den jeweiligen Gegenstücken im realen Leben unterscheiden .
Inhaltsverzeichnis
Neue Medien und deren Schatten1
Inhaltsverzeichnis7
1 Medienwirkungsforschung zwischen Wissenschaft und Praxis: Überblick und Einleitung zu den Themen dieses Buches9
2 Mediennutzung von Jugendlichen: Zentrale Ergebnisse der JIM-Studie 201231
3 Privatsphäre im Internet55
4 Die „Killerspiele“-Diskussion: Wie die Forschung zur Wirkung gewalthaltiger Bildschirmspiele in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird83
5 Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen durch Werbung in den neuen Medien105
6 Cybermobbing – mehr als „Ärgern im Internet“135
7 Sexuelle Belästigung im Internet161
8 Gewalthaltige Videospiele193
9 Computerspiel- und Internetabhängigkeit221
10 Online-Foren fu?r junge Menschen mit selbstschädigenden Problematiken: Pro-Ana-Blogs, Suizid-Boards und Foren zu selbstverletzendem Verhalten247
11 Prävention und Intervention von Online-Aggressionen: Wie wirksam sind Maßnahmen, die sich spezifisch gegen Cybermobbing richten?279
12 Evidenzbasierte Prävention und Intervention. Grundlagen und Anwendung am Beispiel Cybermobbing303
Anhang329
Die Autorinnen und Autoren des Buches331
Stichwortregister335

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