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Literatur im Melancholiediskurs des 16. Jahrhunderts

Volkssprachige Medizin, Astrologie, Theologie und Michael Lindeners 'Katzipori' (1558)

AutorJuliane Rieche
VerlagS.Hirzel Verlag
Erscheinungsjahr2014
ReiheLiteraturen und Künste der Vormoderne 1
Seitenanzahl398 Seiten
ISBN9783777624426
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,00 EUR
Die vorliegende Band beschäftigt sich mit dem Topos der Melancholievertreibung, der im Bereich der deutschen schwankhaften Prosasammlungen zuerst in den Vorreden des 'Katzipori' als Verkaufsargument benutzt wird. Von der Mitte des 16. bis zum 17. Jh. wurde das Thema der Melancholietherapie ausgebaut. Um den Grund der großen Beliebtheit dieses Topos zu erforschen, spürt die Arbeit die Wendungen auf, die das Thema Melancholie als Krankheit und deren Therapie in benachbarten Diskursen nahm. Untersucht werden die Bereiche Astrologie, Theologie und Medizin unter Verwendung von bisher wenig beachteten Prognostiken und Cometenbüchern, Arzneibüchern und Consilia sowie Teufelbüchern und Trostliteratur. Die vermehrte Beschäftigung mit dem Thema und eine begünstigte Verbreitung durch den Buchdruck führten zu einer Vermengung der Diskurse, zu theoretischen wie auch poetischen Aufarbeitungen. Im vorliegenden Band werden in Bild- und Textquellen die verschiedenen Lesarten beleuchtet und es wird die Beeinflussung der Literatur durch die fachwissenschaftlichen Diskurse nachgewiesen. Aus dem Inhalt: Melancholievertreibung als Vorredentopos - Interdiskursive Rahmenbedingungen - Krisenbewusstsein des 16. Jh.s - Melancholie im medizinischen Diskurs - Melancholie im theologischen Diskurs - Melancholievertreibung durch Lachen: Michael Lindeners 'Katzipori' (1558)

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Editorial6
Inhaltsverzeichnis8
Vorwort der Autorin13
1. Einleitung14
2. Drumb leß es nun du frölichs Blut, Ob es dir geb ein frischen mut1 – Melancholievertreibung als Vorredentopos23
3. Interdiskursive Rahmenbedingungen37
3.1. Methodische Grundlagen37
3.1.1. Literatur kontextualisiert und historisiert: New Historicism38
3.1.2. Werkzeug zur Strukturierung: Diskursbegriff und Diskursanalyse42
3.1.3. Spezialfall Literatur: Interdiskurstheorie und poetisches Verfahren45
3.1.4. Literatur und Kultur50
3.2. Popularisierung und Rhetorisierung von Wissen51
3.2.1. Und so unzehlich viel Bu?cher davon geschrieben – Verschriftlichung des Lebens im 16. Jh.52
3.2.2. Dieser hochwichtigen kunst der Rethoric zu eren – Rhetorik als dominierende diskursive Praktik 16. Jh.s55
3.2.3. Als ich vergangne Franckfurter Herbstmeß 608. Mir etliche Bu?cher außgenommen – Autoren auf der Buchmesse.61
3.3. Ein jedes Buch in die Claß und Stell dahin es gehörig – Ausdifferenzierung des volkssprachigen Wissens in Diskurse63
3.3.1. Laienastrologischer Diskurs: Prognostiken und Cometenbu?cher66
3.3.2. Medizinischer Diskurs: Bu?cher in der Artzney und Consilia67
3.3.3. Theologischer Diskurs: Teufelbu?cher71
3.3.4. Fiktionaler (Inter-)Diskurs: Volkssprachige Sammlungen des 16. Jh.s und Michael Lindeners Schwankbuch ,Katzipori‘ 155873
3.4. Das diskursive Feld der Melancholietherapie und die fiktionale Literatur74
4. Wir beklagen diese böse zeit – Krisenbewußtsein im 16. Jh.77
4.1. Die Welt in Oberdeutschland in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s78
4.2. Deutschland vor der Kulisse des Welttheaters 155880
4.3. So unruhig und unbeständig ist der Mensch in seinen Handlungen – das 16. Jh. als Zeitalter der Veränderungen.82
4.4. Sterbens leufften / Hunger und Thewrung / Kriegsempörung – Bedrohungen im 16. Jahrhundert86
4.4.1. Hefftige und starke Pestilentz86
4.4.2. Hunger und Thewrung87
4.4.3. Grausamer Krieg und Blutvergiessen92
4.5. Indikatoren einer kritischen Zeit95
4.5.1. Entpörung und auffrhur – Soziale Unruhen und Unzufriedenheit95
4.5.2. Hexenverfolgung96
4.5.3. Da ihn mehr truckt unnd nagt, denn ander leu?t – melancholische Fu?rsten99
4.6. Wahrnehmung der Bedrohung durch den ‚gemeinen Mann‘: Angst und Furcht105
4.7. Vom Saturnischen jammer und gefar der Cometen: Prophezeiungen u?ber das Elend in der Welt.106
4.8. Anstatt einer Zusammenfassung: Matthias Gerungs ‚Melancholia 1558‘116
5. Melancholie im medizinischen Diskurs122
5.1. Was fu?r wenig Jaren fu?r eine wunderliche seuche in Deutsch und andern Landen eingerissen. Zur Entfaltung der Melancholie als Krankheitskonzept im 16. und 17. Jh.123
5.2. Das medizinische Begriffsfeld der Melancholie im 16. Jh. (I): Physiologie134
5.2.1. Vier feuchtigkeiten seind in des menschen leib – Melancholie als Körpersaft134
5.2.2. Daß er behalt die mittelmessigkeit – Melancholie als Teil des gesunden Körpers136
5.2.3. Wird vergleicht der Erden und Herbst – die Melancholie im ,Analogie-System‘138
5.2.4. Melancholie als Ausscheidungssaft, als zur Nahrung untu?chtige Feuchtigkeit139
5.2.5. Und ist die unedelst complex – die Melancholie als Temperament140
5.2.6. Medizinische Astrologie: Melancholie und Saturn, der untugendhafftest planet143
5.3. Das medizinische Begriffsfeld der Melancholie im 16. Jh. (II): Pathologie149
5.3.1. Die unnatu?rlich Melancholey – der Saft als Krankheitserreger150
5.3.2. Die drei Arten der Krankheit, die man Melancholey / Blödigkeit deß Hirns / Hypochondriacam, oder sonsten nennen mag152
5.3.3. Melancholie als Geisteskrankheit verursacht grausame und euserste Unsinnigkeit und Wu?ten153
5.3.4. Von der Melancholia Hypochondriaca und Grimmen und Blehen in den Därmen156
5.4. Das medizinische Begriffsfeld der Melancholie (III): Therapie156
5.4.1. Soma und Psyche – daß die Seel nachfolge der Complexion157
5.4.2. Therapieprinzipien des 16. Jh.s – so solt darzu brauchen contraria159
5.4.3. Curen des Leibs: Diätetik und Pharmazie160
5.4.4. Von den Zufellen des Gemu?ts162
5.4.5. Zeitgenössische Fallbeispiele166
5.5. Die Melancholie und das Lachen: Zwei Fallbeispiele180
5.5.1. Demokrit als lachender Melancholiker181
5.5.2. Splen ridere facit442 – Die Milz in ihrer doppelten Funktion als Ort der schwarzen Galle und als Lachzentrum185
5.5.3. Das Lachen als Therapie der Melancholie191
5.6. Zusammenfassung193
6. Innerliche schwermu?tigkeit der Reichsgenossen Jesu – Melancholie im theologischen Diskurs198
6.1. Träge / unbueßfertige / Melancholische / trawrige gesellen – Melancholie als Ersatzbegriff fu?r die monastisch geprägte Acedia199
6.2. Das ein jede su?nd von einem besonderen Teuffel gefu?hrt undgetrieben werde – Verfall moralischer Werte und Teufelbu?cher209
6.3. Das 16. Jh. als religiöses Zeitalter218
6.3.1. Uneinigkeit / zanck und zwietracht in der kirchen – Konfessionalismus und religiöse Unsicherheit219
6.3.2. Wenn die ganze Schöpfung feindlich auftritt – die religiöse Form der Melancholie in der Anfechtung.221
6.3.3. Das der welt endt / fu?r der thu?r sey – Reaktionen der Zeitgenossen: Endzeiterwartung und Suizide224
6.4. Tödtet und verderbet die Melancholey beide die Seele / und den leib – der Melancholieteufel zwischen leiblichen und seelischen Beschwerden228
6.4.1. Caput Melancholicum est Diaboli paratum balneum – Vorreiter Martin Luther229
6.4.2. Exkurs: Dialektik der Melancholie in der Medizin und in der Theologie: Neuinterpretation der Acedia233
6.4.3. Schwermu?tige Hertzen werden in der Trinkstuben Göttlichen Worteserquickt – der Systematiker Simon Musäus236
6.4.4. Christus hat des Artzts Ampt auff sich genommen – Pastoralmedizin der lutherischen Orthodoxie242
6.5. Obgleich ein Wort oder Zötlein zu viel gefället Gott wohl – theologische Melancholietherapie251
6.6. Fazit265
7. Melancholievertreibung durch Lachen: Michael Lindeners ‚Katzipori‘ (1558)268
7.1. EXORDIUM – Rekapitulation: Poetische Welt auf der Basis von Therapievorstellungen269
7.2. NARRATIO – Michael Lindener und sein Umfeld275
7.2.1. Textrezeption in der Gesellschaft des 16. Jh.s275
7.2.2. Poetische Welt auf der Basis von Rhetorik: Inszenierung der Sprache278
7.2.3. Michael Lindener und sein Werk281
7.3. ARGUMENTATIO – Lindeners poetische Welt285
7.3.1. Lindener als Sprachvirtuose285
7.3.2. Lindener als Redner286
7.3.3. Vom Auffinden der Lachanlässe – Das Schwankbuch als Kompilationswerk292
7.3.4. Ward alle welt darvon lachen – die Zechbru?der als ,Lachgemeinde‘294
7.4. EXEMPLUM – Du must es recht sagen _ Verstöße gegen die virtutes elocutionis als Lachanlässe oder das Lachen der gelehrten Zechbru?der u?ber unangemessene Sprache319
7.4.1. Unangemessenheit des Themas und Verstoß gegen das Ideal der Ku?rze (brevitas)320
7.4.2. DIGRESSIO: Das Phänomen der Reihung323
7.4.3. Reihungen, Digressionen und strukturlose Rede im ,Katzipori‘325
7.4.4. Enttäuschte Erwartungen – sinnlose Worthäufungen in einem versiegelten Brief als inaptum327
7.4.5. Ein dölpisch angeben – mißglu?ckte Beschreibung und Verstoß gegen perspicuitas.328
7.4.6. Ich muß ein wenig verblu?men – mißglu?ckte Verschleierung und Unangemessenheit des ornatus329
7.4.7. Unangemessene Vergleiche und geku?nstelte Hyperbeln334
7.4.8. Kleine Mu?cke ganz groß: eine mißglu?ckte Personifizierung335
7.4.9. Was hast du da fu?r ein groben Barbarey gemacht – Barbarismus und Verstoß gegen puritas336
7.4.10. Das mißglu?ckte Gleichnis und das versagte Lachen als inaptum.340
7.4.11. DIGRESSIO: Lindeners Antirhetorik und die Groteske342
7.5. PERORATIO – Lindeners (anti-)melancholische Utopie: Das Lachen der Literatur344
8. Schluß und Ausblick351
9. Anhang: Abbildungen362
10. Anhang: De Risu-Traktate des 16. und 17. Jh.s369
11. Literaturverzeichnis379

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