Flucht und Vertreibung stellen eine besondere Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar. Im Jahr 2013 erreichten die Flüchtlingszahlen ihren höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg, als insgesamt mehr als 50 Millionen Menschen vertrieben wurden oder flohen. Auch Jahre später leiden viele der Betroffene unter den damaligen Ereignissen, beispielsweise in Form einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). In ätiologischen Modellen der PTBS wird Besonderheiten der Informationsverarbeitung (z.B. Aufmerksamkeitsverzerrungen) sowie Vermeidungsverhalten eine wesentliche Rolle bei Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung zugeschrieben. Neben den gravierenden Folgen einer PTBS für die direkt Betroffenen werden auch negative Konsequenzen auf deren Nachkommen im Sinne einer transgenerationalen Übertragung beschrieben. In der vorliegenden Monographie werden zwei Studien vorgestellt, in denen sowohl Aufmerksamkeitsverzerrungen als auch automatische Vermeidungstendenzen gegenüber Trauma-relevanten Reizen bei PTBS im höheren Lebensalter untersucht wurden. Darüber hinaus wurde der Frage nachgegangen, ob auch die Angehörigen der Betroffenen Besonderheiten der Informationsverarbeitung aufweisen. Exemplarisch wurden diese Fragestellungen bei einer Stichprobe von im Zweiten Weltkrieg vertriebenen Personen untersucht. Diese Stichprobe wurde bisher kaum systematisch in Studien zu den Langzeiteffekten von Traumatisierung einbezogen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist ein verbessertes Verständnis zugrundeliegender kognitiver Mechanismen bei älteren Betroffenen mit PTBS für die Ableitung effektiver therapeutischer Interventionen von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus besteht Unklarheit darüber, ob kognitive Verzerrungen auch Jahre nach dem Trauma persistieren.
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