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E-Book

Zeitgeschichte

Das 20. Jahrhundert

AutorWerner Heil
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783170233225
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Das 'kurze' 20. Jahrhundert ist Inhalt dieses Bandes. Er beginnt mit der Darstellung der Weimarer Republik, behandelt den Nationalsozialismus und die Geschichte Deutschlands von 1945 bis 1990. Die von BRD und DDR Geschichte wird miteinander verzahnt, sodass der innere Zusammenhang der beiden Entwicklungen sichtbar bleibt. Die Darstellung endet mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Die Inhalte werden wieder auf der Grundlage des in Band 1 entwickelten Kompetenzkonzepts didaktisch reduziert, aufbereitet und vermittelt. Es wird gezeigt, wie moderner Geschichtsunterricht die Zeitgeschichte optimal vermitteln kann und welche didaktischen Methoden den Lernprozess begleiten und unterstützen. Charakteristische, die Epoche kennzeichnende Inhalte werden ausgewählt, aufbereitet und miteinander verknüpft. Im Unterschied zu den Bänden 2-4, in denen die historische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler vor allem aufgebaut wurde, geht es bei der Zeitgeschichte in erster Linie darum, die erworbene Kompetenz zur historischen Urteilsbildung anzuwenden.

Dr. Werner Heil ist Fachleiter für Geschichte am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Stuttgart.

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Leseprobe

1 Weimarer Republik


1.1 Planung der Unterrichtseinheit


Relevante Kategorien zur Planung der Unterrichtseinheit

Gehen wir, wie in den vorherigen Bänden, zur Planung der Unterrichtseinheit wieder von den Domänen aus und fragen, welche Kategorien für die Unterrichtseinheit „Weimarer Republik“ relevant sind.

Herrschaft

Recht

Gesellschaft

Religion

Wissenschaft

  • Neue Staatsform Republik
  • Nachwirkung monarchischer Traditionen
  • Verfassung
  • Rechtsgleichheit für alle
  • Wahlrecht auch für Frauen
  • Bürgerliche Gesellschaft
  • Nachwirkung monarchischer Mentalitäten
  • Religionsfreiheit
  • Naturwissenschaft
  • Empirismus

Wirklichkeit

Selbstverstândnis

Wirtschaft

Krieg

  • Sinneswirklichkeit
  • Gedankliche Erfassung der Sinneswelt
  • Individualismus
  • Freiheit und Selbstbestimmung
  • Verhältnis zu Demokratie und Parlamentarismus
  • Inflation
  • Weltwirtschaftskrise
  • Nachwirkung Erster Weltkrieg
  • Völkerbund
  • Ächtung des Krieges

Daraus entwickeln wir nachfolgende Strukturskizze:

Strukturskizze

Strukturskizze zur Weimarer Republik

Leitfrage: War der Untergang der Republik schon in ihren Anfängen begründet?

Entstehung

Innere Beschaffenheit

Außenpolitik

Untergang

  • Vom Kaiserreich zur Republik
  • Verfassung
  • Innere Zerrissenheit der Republik
  • Krisenjahr 1923
  • Versailler Vertrag
  • Vertrag von Rapallo
  • Locarno-Verträge
  • Eintritt in den Völkerbund
  • Dawes- und Youngplan
  • Weltwirtschaftskrise
  • Bruch der Großen Koalition
  • Präsidialkabinette

1.2 Vom Kaiserreich zur Republik


Wilsonnote

Am 23. Oktober 1918 sandte der amerikanische Präsident Wilson folgende Note an die deutsche Reichsregierung:

„In dem Gefühl, dass der ganze Weltfrieden jetzt davon abhängt, dass klar gesprochen und aufrichtig gehandelt werde, betrachtet es der Präsident als seine Pflicht [...] auszusprechen, dass die Völker der Welt kein Vertrauen zu den Worten derjenigen hegen und hegen können, die bis jetzt die deutsche Politik beherrschten, und ebenfalls zu betonen, dass beim Friedensschluss [...] die Regierung der Vereinigten Staaten mit keinem andern als mit den Vertretern des deutschen Volkes verhandeln kann, welche bessere Sicherheiten für eine wahre verfassungsmäßige Haltung bieten als die bisherigen Beherrscher Deutschlands. Wenn mit den militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten Deutschlands jetzt verhandelt werden muss, oder wenn es wahrscheinlich ist, dass wir später auch mit ihnen bei der Regelung der internationalen Verpflichtungen des Deutschen Reiches zu tun haben werden, dann kann Deutschland über keine Friedensbedingungen verhandeln, sondern muss sich ergeben. Diese wesentlichen Dinge können nicht unausgesprochen bleiben.“2

Das waren für einen diplomatischen Schriftwechsel ungewöhnliche, unfreundliche und herbe Worte. Der amerikanische Präsident sprach den deutschen regierenden Kreisen sein Misstrauen aus und machte deutlich, dass er nur mit Vertretern des deutschen Volkes zu verhandeln gedenke, nicht mit „militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten“. Säße er den letzten gegenüber, könne es keine Verhandlungen, sondern nur ein Friedensdiktat geben. Von einer solchen Klarheit und Aufrichtigkeit hänge der Weltfrieden ab.

Parlamentarische Monarchie

Diese Note führte dazu, dass am 28. Oktober1918 die Reichsverfassung geändert wurde: Aus der konstitutionellen Monarchie wurde eine parlamentarische. Kriegserklärungen und Friedensschlüsse bedurften nun der Zustimmung von Bundesrat und Reichstag; der Reichskanzler und seine Minister waren nicht mehr dem Kaiser, sondern dem Bundesrat und dem Reichstag verantwortlich. Ernennungen, Beförderungen usw. von Offizieren und Beamten mussten von jetzt ab durch den Reichskanzler gegengezeichnet werden.

Abdankung des Kaisers

Zwölf Tage später, am 9. November1918 – der Kieler Matrosenaufstand hatte inzwischen zu blutigen und revolutionären Unruhen geführt –, wurde der Kaiser im Großen Hauptquartier in Spa zu grundlegenden Entscheidungen gedrängt. In Berlin tobten Straßenkämpfe, immer dringlichere Nachrichten liefen ein, die den Kaiser zur Abdankung bewegen wollten. Wilhelm II. ließ sich beraten und kam gegen 10.00 Uhr vormittags zu dem Entschluss, als Deutscher Kaiser, nicht aber als König von Preußen abzudanken. Über das Schicksal des Deutschen Kaiserreichs war damit noch nicht entschieden.

Gegen Mittag gab dann der vor gut einem Monat ernannte Reichskanzler Prinz Max von Baden die Abdankung Wilhelms bekannt. Er handelte eigenmächtig, ohne Wissen des Kaisers, und übertrug Friedrich Ebert das Amt des Reichskanzlers: „Herr Ebert, ich lege Ihnen das Deutsche Reich ans Herz!“ – „Ich habe zwei Söhne für dieses Reich verloren!“, soll Ebert geantwortet haben und sprach damit das Dilemma dieses halben Staatsstreiches aus, das nach zwei weiteren Stunden offensichtlich werden sollte.

Um 14.00 Uhr dieses dramatischen Tages riefen Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht gleichzeitig, aber an verschiedenen Orten die Republik aus. Damit machten sie aus dem halben Staatsstreich einen ganzen bzw. eine Revolution. Scheidemann rief die Republik vom Balkon des Reichstages aus, Liebknecht zunächst im Tiergarten, dann zwei Stunden später – gegen 16.00 Uhr – nochmals und öffentlichkeitswirksamer vom Balkon des Berliner Schlosses aus.

Scheidemann schleuderte seinen Zuhörern kämpferische Worte entgegen:

„Die Feinde des werktätigen Volkes, die wirklichen «inneren Feinde», die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. [...] Der Kaiser hat abgedankt. Er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt! Der Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien angehören werden. [...] Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die Deutsche Republik!“3

Damit hatte die Monarchie unfreiwillig und staatsstreichartig abgedankt. Der Kaiser ging ins Exil nach Holland.

Ergebnissicherung

Vom Kaiserreich zur Republik

Ereignis

Grund

  • 28.10.18 Änderung der Reichsverfassung: Aus der konstitutionellen Monarchie wird eine parlamentarische
...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt1
Titelseite4
Impressum5
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort und Einführung8
1 Weimarer Republik13
1.1 Planung der Unterrichtseinheit13
1.2 Vom Kaiserreich zur Republik14
1.3 Die Weimarer Verfassung15
1.4 Die innere Zerrissenheit der Republik19
1.5 Das Krisenjahr 192321
1.6 Die Außenpolitik der Weimarer Republik27
1.6.1 Der Versailler Vertrag27
1.6.2 Der Vertrag von Rapallo28
1.6.3 Die Locarno-Verträge29
1.6.4 Deutschlands Eintritt in den Völkerbund32
1.6.5 Der Dawes- und der Youngplan34
1.7 Die Weltwirtschaftskrise 192936
1.8 Der Bruch der Großen Koalition und die Skepsis gegenüber der Demokratie39
2 Nationalsozialismus41
2.1 Planung der Unterrichtseinheit41
2.2 Die Stufen der Machtergreifung42
2.2.1 Hitlers Ernennung zum Reichskanzler42
2.2.2 Aufhebung der Grundrechte und Ausschaltung des Parlaments44
2.2.3 Die Gleichschaltungen47
2.3 Die Herrschaftsideologie des Nationalsozialismus52
2.4 Die Rassenlehre und die Vernichtung der Juden61
2.5 Die Außenpolitik des Nationalsozialismus69
2.6 Der Zweite Weltkrieg77
2.7 Widerstand gegen den Nationalsozialismus85
2.8 Die Politik der Alliierten94
3 Deutschland nach 1945101
3.1 Planung der Unterrichtseinheit101
3.2 Die Situation unmittelbar nach Kriegsende102
3.3 Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten105
3.4 „Vergangenheitsbewältigung“ durch Alliierte und Deutsche108
3.5 Wiederaufbau einer deutschen Verwaltung und der Weg in die Teilung112
4 Die Entwicklung Deutschlands im Zeichen der Teilung117
4.1 Die Entstehung eines westdeutschen Staates: Die Bundesrepublik Deutschland117
4.2 Die Entstehung eines ostdeutschen Staates: Die Deutsche Demokratische Republik121
4.3 Die Ära Adenauer und die Westintegration der BRD124
4.4 Die Ära Ulbricht und die Ostintegration der DDR131
4.5 Die DDR unter Erich Honecker135
4.6 Gesellschaftliche Veränderungen in der BRD der 60er Jahre140
4.7 Die Politik Willy Brandts146
4.8 KSZE und Rüstungswettlauf150
4.9 Kompetenzorientierte Beurteilung von BRD und DDR153
5 Wende und Wiedervereinigung156
5.1 Gorbatschows Bemühungen zur Reform des Sozialismus156
5.2 Wirtschaftliche und politische Krise der DDR158
5.3 Die friedliche Revolution160
5.4 „Dritter Weg“ oder Preisgabe des Sozialismus in der DDR162
5.5 Kohls „Zehn-Punkte-Plan“163
5.6 Die Wahlen vom 18. März 1990165
5.7 Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion166
5.8 Der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes171
5.9 Die internationale Dimension der Wiedervereinigung171
Nachbemerkung zur Kompetenzbildung176
Anhang177

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