Sie sind hier
E-Book

Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

AutorKarin Baumgärtner
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl73 Seiten
ISBN9783956848353
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Kinder und Jugendliche in der stationären Kinder- und Jugendhilfe haben oft schon viele Krisen und Brüche hinter sich, Phasen mit Übergängen, Abschied und Neubeginn. Nicht selten fehlen ihnen wichtige Informationen in ihrer Lebensgeschichte und sie entwickeln ganz eigene Phantasien über Lücken oder Ereignisse. Um sich positiv entwickeln zu können, ist es wichtig, ein Wissen über die eigene Lebensgeschichte zu haben und Ereignisse integrieren und akzeptieren zu können. Biografiearbeit als konkrete Form der Begleitung, Unterstützung und Gestaltung biografischer Prozesse ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, frühere Erfahrungen, Fakten und Ereignisse zu erinnern, zu rekonstruieren, zu dokumentieren, zu bewältigen und zu bewahren. Das Rekonstruieren von lebensgeschichtlichen Gesamtzusammenhängen erleichtert das Verstehen sich wiederholender Verhaltens- und Beziehungsmuster. Die Autorin beschreibt sowohl theoretische Grundlagen als auch Möglichkeiten der praktischen Umsetzung im Hilfeprozess und führt dabei die beiden Themen Biografiearbeit und stationäre Kinder- und Jugendhilfe auf Grundlage unterschiedlicher theoretischer Zugänge zusammen.

Karin Baumgärtner, Sozialpädagogin (B.A.) und Erzieherin, wurde 1982 in Weißenburg geboren. Ihr Studium an der Katholischen Universität in Eichstätt, Studiengang Soziale Arbeit, schloss sie im Jahr 2010 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts ab. Währe

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1, Biografische Selbstreflexion: 'Biografie ist interaktiver Herstellungsprozess, biografische Selbstreflexion und Selbstpräsentation werden eingefordert und zugewiesen.' (Hanses, 2008, 12). Biografische Selbstreflexion meint durch Übungen und Methoden strukturierte Rückgriffe auf die Lebensgeschichte. Dabei nimmt sie nicht nur das Individuum in den Blick sondern auch die gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Verhältnisse (Gudjons/ Wagener-Gudjons/ Pieper, 2008, 16). 'Die Reflexion subjektiven Erlebens im gesellschaftlich-historischen Kontext ermöglicht die Verknüpfung der individuellen Geschichte mit der Kollektivgeschichte.' (Hölzle, 2009a, 33). 3.2, Autobiografisches Gedächtnis: 'Autobiografische Erinnerung ist ein dynamisches Geschehen, immer Prozess und Resultat zugleich.' (Rath, 2009, 95). Nach Sigmund Freud (zit. In: ebd 91ff) ist unser autobiografisches Gedächtnis in Bezug auf Kindheitserinnerungen höchst unzuverlässig. Es kann aufgrund der Rückprojektionen von Phantasien Erinnerungsfälschungen erzeugen. Allerdings knüpft es an reale Kinderszenen an. Nicht nur die autobiografische Erinnerung, sondern auch Biografien und Autobiografien sind bezüglich ihres Wahrheitsgehalts fraglich (ebd). Erinnerungen werden nicht selten verkürzt oder ausgeschmückt, manche Erinnerungen verblassen, manche verschwinden, wenn sie nicht in Anspruch genommen werden. Doch das Vergessen (z.B. schlimmer Erlebnisse) ist eine wichtige Fähigkeit, um handlungsfähig zu bleiben. Das autobiografische Gedächtnis unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess (Gudjons/ Wagener-Gudjons/ Pieper, 2008, 25f). Jede Erinnerung einer biografischen Szene wird durch die erneute Erzählung wieder neu überschrieben, (Rath, 2009, 91ff) '... Erinnerungen sind Ereignisse plus die Erinnerung an die Erinnerung.' (Welzer 2003, 200). Das autobiografische Gedächtnis ist die Grundfähigkeit das ICH und das DAMALS in Verbindung zu bringen (Gudjons/ Wagener-Gudjons/ Pieper, 2008, 13). In unserer Erinnerung finden sich verschiedene Repräsentationssysteme (visuell, auditiv, olfaktorisch, kinästhetisch), das hat zur Folge, dass durch Außenreize ein gespeichertes Ereignis assoziiert wird und das Gedächtnis danach sucht: 'Wo habe ich das schon erlebt, gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt?' Bei der Konstituierung des autobiografischen Gedächtnisses spielen somit alle sinnlichen Wahrnehmungskanäle eine wichtige Rolle (Knoblich/ Schmid-Isringhausen, 2002, 107f). Spezifische Erinnerung werden oft verallgemeinert und werden nicht selten zu '... Schemata in Form von ?Skripts`...' (ebd, 108), die für das Leben eine große Bedeutung haben. Nach diesen Skripts werden bestimmte Situationen und das Verhalten strukturiert (z.B. 'ich wurde immer benachteiligt') (ebd). 'Lebensgeschichtliche Erzählungen [...] geben [...] Auskunft darüber, wie jemand sich in der Gegenwart situiert und welche ?Lehren` er aus seiner nach Maßgabe der Gegenwart fungierten Vergangenheit zieht, und nicht darüber, was er tatsächlich erlebt hat.' (Welzer, 2003, 199f). Und letztendlich ist die entscheidende Frage bei Biografiearbeit nicht nach den Fakten, sondern nach dem subjektiven Erleben und Sinn (Gudjons/ Wagener-Gudjons/ Pieper, 2008, 26). Zusammenfassend lässt sich folgendes sagen: Gegenstand der Biografiearbeit ist die methodische Begleitung und Anleitung der biografischen Selbstreflexion unter Berücksichtigung der Kenntnisse über das autobiografischen Gedächtnis. Biografiearbeit ist, wie bereits erwähnt, in konkrete Formen der Begleitung und Unterstützung eingebunden. Darum soll zunächst Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen und anschließend im Feld der stationären Kinder- und Jugendhilfe erläutert werden.
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Pädagogik - Erziehungswissenschaft

Weitere Zeitschriften

ARCH+.

ARCH+.

ARCH+ ist eine unabhängige, konzeptuelle Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Der Name ist zugleich Programm: mehr als Architektur. Jedes vierteljährlich erscheinende Heft beleuchtet ...

Archiv und Wirtschaft

Archiv und Wirtschaft

"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...

arznei-telegramm

arznei-telegramm

Das arznei-telegramm® informiert bereits im 53. Jahrgang Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln. Das arznei-telegramm®  ist neutral und ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Card Forum International

Card Forum International

Card Forum International, Magazine for Card Technologies and Applications, is a leading source for information in the field of card-based payment systems, related technologies, and required reading ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...