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Der Museumsbesuch im Geschichtsunterricht: Den Alltag meistern in der Steinzeit - Unterrichtsgang der fünften Klasse einer Hauptschule zum Museum 'Quadrat' in Bottrop

AutorMarcel Haldenwang
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl45 Seiten
ISBN9783956849695
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Diese Arbeit, die im Rahmen des zweiten Staatsexamens angefertigt wurde, befasst sich eingehend mit dem außerschulischen Lernort Museum. Sie richtet den Fokus auf zweierlei Potentiale des außerschulischen Lernortes Museum. Zum einen sollen die Chancen in den Blick genommen werden, die der Museumsbesuch für das soziale Lernen der Schüler bietet. In dieser Arbeit soll versucht werden behutsam abzustecken, inwieweit auch ein naturgemäß zeitlich stark begrenzter Unterrichtsgang für den Fachlehrer positive Auswirkungen auf das soziale Klima haben kann. Darüber hinaus geht es um die Chancen, die das Museum, für das Sachzeugnisse geradezu konstitutiv sind, hinsichtlich des historischen Lernens bereithält. Es wird also die Rede davon sein, inwiefern das Museum die Lehrerfunktion Erziehen unterstützen kann und inwiefern es genuine Belange des Faches Geschichte unterstützt, also die Lehrerfunktion Unterrichten. Die im Studium erworbene Theoriefähigkeit und pädagogische Urteilskraft ist hierbei ausgesprochen wichtig, die Theorie muss sich allerdings nunmehr in der Praxis bewähren. Daher wird zunächst die Lernausgangssituation der Klasse darzustellen sein, die zusammen mit dem Lehramtsanwärter das Museum Quadrat besucht hat. Dabei ist nicht jedem Schüler jede Aktionsform zumutbar, weil jeder Schüler unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt. Mit welchen methodischen und organisatorischen Kunstgriffen bei Planung, Durchführung und Auswertung der Museumsbesuch gleichwohl erfolgreich sein kann, soll diese Arbeit erwägen. Dabei wird als dritte Lehrerfunktion das Organisieren zur Sprache kommen. Weil diese Arbeit nicht mit einer Laudatio auf das eigene pädagogische Schaffen wird enden können, erfolgt abschließend eine kritische Reflexion des realisierten Museumsbesuchs, der sich Überlegungen zur Optimierung eines solchen Museumsbesuchs anschließen.

Marcel Haldenwang, Lehrer für die Sekundarstufe I, wurde 1980 in Hückeswagen geboren. Seinem Lehramtsstudium der Geschichtswissenschaft und Germanistik an der Universität Wuppertal (1999-2003) schloss sich der Vorbereitungsdienst am Studienseminar Kleve u

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Der Museumsbesuch in Bottrop: 3.1, Die Planungs- und Vorbereitungsphase: 3.1.1, Die Auswahl des Museums: Der Lehrer muss zunächst ein geeignetes Museum ausfindig machen. Zur Hilfe kommen kann ihm dabei möglicherweise das Internet mit speziellen Museumssuchmaschinen. In dem in dieser Arbeit beschriebenen Museumsbesuch verdankt der Lehramtsanwärter einem Kollegen den Hinweis auf das Museum 'Quadrat' in Bottrop. Dem Hinweis folgte eine erste Vorexkursion, um zu prüfen, ob und inwiefern das Museum das innerschulische Lernen unterstützen kann. Bei einer solchen Vorexkursion kann sich der Lehrer nicht auf seine Intuition verlassen. Er benötigt ein handfestes Instrumentarium, mit dem er die in Frage kommenden Museen einer kritischen Prüfung unterziehen kann. Da kommt ihm zunächst einmal die in der Literatur zu findende Museumstypologie zur Hilfe. Ebenso kontrovers wie das Verhältnis von Schule und Museum im Allgemein wurde nämlich in der Vergangenheit das Verhältnis von Geschichtsunterricht und verschiedenen Museumstypen diskutiert. Unterschieden werden i. d. R. das Historische Museum, das Kunst- und Kulturmuseum bzw. das Kunst- und Kulturhistorisches Museum, das Naturkundliche bzw. das Naturhistorische Museum, das Technikmuseum, das Orts- und Heimatmuseum wie das Regional- und Landesmuseum, das Völkerkundemuseum und das Freilichtmuseum. Das Historische Museum ist in Deutschland, wie Rohlfes betont, selten, aber es ist auch schwer zu bestimmen, was darunter zu verstehen ist. Die Bezeichnung 'Kunst- und Kulturmuseum' bzw. 'Kunst- und Kulturhistorisches Museum' scheint von den Geschichtsdidaktikern in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet zu werden. Hoffmann versteht unter dem Kulturhistorischen Museum den Museumstyp, der nicht zwischen Realien und Kunstgegenständen unterscheidet und beides ausstellt; hier wird der Begriff in Abgrenzung vom Naturgeschichtlichen Museum verwendet. Rohlfes' Ausführungen lassen erkennen, dass er unter dem Ausdruck v. a. Museen versteht, die Kunstwerke ausstellen. Denn besuche der Geschichtslehrer ein solches Museum, werde das Verhältnis von Geschichtsunterricht und Kunst-, Kultur- und Geistesgeschichte berührt. Laut Rohlfes ist deren Stellenwert zu einem Randthema im Geschichtsunterricht herabgesunken, Kunstwerke hätten nur noch illustrative Funktion und keine heuristische mehr, lediglich die Bedingungen ihrer Produktion und Rezeption interessierten. Der Museumstyp des Naturkundlichen bzw. Naturhistorischen Museums stellt das Pendant zu dem Museumstyp 'Kunst- und Kulturmuseum' bzw. 'Kunst- und Kulturhistorisches Museum' dar. Der Unterscheidung entspricht die Unterscheidung von gegenständlichen Quellen in Naturprodukte und Artefakte. Die fürstlichen Sammlungen, die sog. 'Kunst- und Wunderkammern', enthielten noch beides. Seit dem 18. Jahrhundert trennte man dann zunehmend die beiden Gattungen in unterschiedlichen Museumstypen. Das Museum 'Quadrat' in Bottrop vereint drei völlig unterschiedliche Museumstypen unter einem Dach. Zum einen beherbergt es eine Dauerausstellung mit Werken von Josef Albers. Des Weiteren sind hier Wechselausstellungen, vornehmlich mit Werken konstruktivistischer Künstler, untergebracht. Das dritte Museum trägt die Bezeichnung 'Museum für Ur- und Ortsgeschichte'. Das Museum besteht aus einem 1976 errichteten, sich aus drei Quadraten zusammensetzenden Gebäude, einem weiteren, 1983 errichteten Gebäude und schließlich einem Altbau, der ehemaligen Oberbürgermeistervilla. Die Albers-Ausstellung ist in dem neuesten der Gebäude untergebracht, die Wechselausstellung in einem der drei Quadrate. Das 'Museum für Ur- und Ortsgeschichte' ist in einem der Quadrate untergebracht sowie auf einer Etage der alten Villa. Die beiden externen Gebäude, also der Bau von 1983 und die alte Villa, sind über Glasbrücken mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Bezeichnung 'Museum für Ur- und Ortsgeschichte' verschweigt, dass es sich auch hierbei um die Zusammenführung denkbar unterschiedlicher Sujets handelt. Im Altbau ist zum einen die Stadtgeschichte Bottrops dokumentiert. Dann gibt es, ebenfalls im Altbau, eine naturkundliche Ausstellung, in der die Flora und Fauna der Region auf recht anschauliche Weise dargestellt wird und mit einem technischen Aufwand, den das geschichtliche Museum vermissen lässt; so kann man sich etwa zu den verschiedensten präparierten Vögeln Vogelstimmen anhören. In dem gläsernen Verbindungsgang zwischen den beiden Gebäuden gibt es außerdem eine umfangreiche Mineraliensammlung. Die Erdgeschichte, v. a. die Kreide- und Karbonzeit, wird ebenfalls in der ehemaligen Villa dokumentiert. Die eigentliche Steinzeit-Ausstellung ist auf beide Gebäude aufgeteilt. Der Neubau, eines der drei Quadrate, ist als 'Eiszeithalle' gestaltet. Hier dreht sich alles um die Eiszeit. Am auffälligsten sind die großen Skelette von Mammut, Wollnashorn, Höhlenbär, Elch und Waldwisent. Ins Auge fällt ferner die große, per Knopfdruck verstellbare Schautafel zur Gletschergrenze und deren Verschiebung sowie die riesige Nachbildung eines Fährtenhorizonts. In der Mitte der Eiszeithalle befindet sich eine Art Empore. Dort sind die Artefakte aus dieser Zeit ausgestellt. Im Altbau geht es weiter mit steinzeitlichen Artefakten. Am auffallendsten ist hier das große Modell einer jungsteinzeitlichen Siedlung. An den Steinzeitraum im Altbau schließen sich zwei weitere Räume an. Begeht man den einen, ist man mitten in der Stadtgeschichte Bottrops, begeht man den anderen, ist man in der Bronzezeit. Versucht man den für die Exkursion relevanten Museumsteil anhand der oben skizzierten Typologie zu klassifizieren, ist er zugleich natur- und kulturhistorisches Museum (letzteres in der weiten Definition, s. o.), das Naturprodukte wie Artefakte beherbergt. Den großen Vorzug dieser Mischform kann man sich leicht vor Augen führen, besichtigt man die Mineraliensammlung oder die erdgeschichtliche Ausstellung. Beides hat nicht annährend die Faszinationskraft wie die Exponate, die dem Schüler sozusagen Witterung geben, dass hier Menschen zugegen waren. Und Artefakte ermöglichen es auch erst, der Forderung gerecht zu werden, wie sie schon im Titel der Arbeit anklingt, nämlich Alltagsgeschichte zu betreiben. Auch wenn die Reaktionen der Schüler für den Berufsanfänger nur schwer im Voraus abzuschätzen sind, das als Gütekriterien für Museen erarbeitete Merkmal, nämlich Gegenstände auszustellen, die Emotionen wecken, schien das Museum 'Quadrat' allein schon mit dem imposanten riesigen Mammutskelett aufzuweisen. Dass unter den Artefakten auch Kunstgegenstände sind, könnten einige Didaktiker als Problem betrachten, denn dieser Umstand wirft die Frage auf, ob man nun bei einem vom Geschichtsunterricht ausgehenden Museumsbesuch den Gegenstand auch in seiner ästhetischen Dimensionen zu erfassen hat. Hoffmann formuliert noch 1992: 'Die ästhetische Codierung der Objekte stellt eine besondere Schwierigkeit dar.' Andere Autoren scheinen keine eindeutige Zuordnung von Gegenstandstypen und Lernbereichen anzustreben. Gerade bei einem fächerübergreifend angelegten Museumsbesuch sollen dann historisches Lernen, ästhetisches Lernen, technisch naturwissenschaftliches Lernen, soziales und politisches Lernen und - etwa im Völkerkundemuseum - interkulturelles Lernen ineinander greifen. Die Kunstgegenstände, auch wenn ihre ästhetische Dimension bei diesem Besuch nicht eigens zum Thema gemacht wird, führen den Schülern zumindest vor Augen, dass die Realität nicht wirklich so segmentiert ist, wie es die Fächertrennung der Schule bisweilen suggeriert. Die Museumsbezeichnung deutet schon den lokalgeschichtlichen Bezug an, und er zieht sich durch alle Bereiche des Museums. Beispielsweise zu realisieren, dass das meterhohe Mammut in den hiesigen Breiten zu Hause war, dürfte die Schüler beeindrucken, wie auch die Städte des Gletscherrandes (Kleve, Xanten, Wesel, Düsseldorf usw.) für die Schüler eine Bedeutung haben dürften. Den Ausschlag für dieses Museum gab ferner die Tatsache, dass es von Kamp-Lintfort aus über die Autobahn sehr schnell zu erreichen ist. Die Buskosten würden sich daher auf 7 Euro pro Kind belaufen. Eine Fahrt etwa ins Neandertal-Museum nach Mettmann würde erheblich mehr kosten, die Frage 4 des zweiten Teils der Umfrage hatte überdies ergeben, dass etliche Kinder dieses Museum schon kennen. Wer das Klientel der Hauptschule ein wenig kennen gelernt hat, der ist sich bewusst, dass viele Kinder nicht im Überfluss leben. Aus diesem Grund sehr zu begrüßen ist auch, dass es sich bei dem Museum 'Quadrat' um ein nichtkommerzielles Angebot handelt. Die Kosten würden aus diesem Grund aus den reinen Buskosten bestehen. Überdies würde man, was die Auswahlkriterien der Museumsleitung betrifft, nicht argwöhnisch zu sein brauchen.
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