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Fehlanreize im deutschen Krankenversicherungssystem: Eine gesundheitsökonomische Analyse

AutorNikolas Knierim
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl54 Seiten
ISBN9783955498092
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Anreizmechanismen im deutschen Krankenversicherungssystem begünstigen auf Grund ihrer Ausgestaltung opportunistisches Verhalten der Akteure im Gesundheitswesen und verhindern in diesem Zusammenhang eine optimale Allokation der Ressourcen im deutschen Krankenversicherungssystem. Bestehende Mechanismen zur Eindämmung der identifizierten Fehlanreize werden auf ihre Ausgestaltung und damit verbundene Effektivität hin analysiert. Es werden Lösungsansätze dargestellt, wie die vorhandenen Konzepte zur Eindämmung der Fehlanreize sinnvoller umgesetzt werden können und / oder alternative Konzepte präsentiert. Relevante Entwicklungen im Gesundheitssektor werden mit dem Fokus auf die Finanzierung eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems untersucht. Die Hauptakteure in Form von Leistungserbringer, Leistungsempfänger und Leistungsfinanzierer werden bezüglich ihrer Verhaltensanreize, der Beziehungen untereinander und der Potenziale zur Ausschöpfung von Effizienzreserven kritisch durchleuchtet.

Nikolas Knierim wurde 1989 in Gelsenkirchen geboren. Sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität schloss der Autor im Jahre 2012 erfolgreich mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science ab. Bereits während des Stu

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.1.1, Patientenquittung: Um die Fehlanreize einzudämmen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die im Krankenversicherungssystem implementiert sind. Der Patient hat in der Regel keine Kenntnisse über die Höhe seiner Behandlungskosten, da das Sachleistungsprinzip angewendet wird. Um das Kostenbewusstsein der Patienten zu stärken, gibt es einen ersten transparenzfördernden Ansatz in Form der Patientenquittung. Dieser Ansatz sollte insofern weiterentwickelt werden, als jeder Patient unaufgefordert direkt im Anschluss an seine Behandlung eine Kostenübersicht ausgehändigt bekommt. Zu prüfen wäre, ob nicht auch der GKV-Versicherte die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen zunächst selbst bezahlen sollte, um im Anschluss daran durch die Krankenkasse eine Kostenerstattung zu erhalten. Für eine derart tiefgreifende Strukturveränderung der GKV dürften zumindest derzeit die politischen Mehrheiten fehlen. 4.1.2, Selbstbehalte: Um die Nachfrage der Patienten nach Gesundheitsleistungen zu steuern und um zusätzliche Einnahmen zu generieren, sind verschiedene Formen der Selbstbeteiligung bereits heute in geringem Ausmaß im Krankenversicherungssystem integriert. Die bekannteste Ausgestaltungsvariante der Selbstbehalte ist die Praxisgebühr. Seit 2004 muss der gesetzlich Versicherte bei dem ersten Arztkontakt pro Quartal 10 entrichten. Die Erfahrung mit der Praxisgebühr in der bisherigen Form und Höhe zeigt jedoch, dass von ihr kein oder nur ein sehr geringer Einfluss auf das Nachfrageverhalten der Patienten ausgeht. 10 stellen für den Großteil der Bevölkerung keinen Anreiz dar, ihr Nachfrageverhalten zu verändern und Menschen mit geringen finanziellen Möglichkeiten, bei denen 10 eine Verhaltensänderung erzwingen würden, sind meist davon befreit. Außerdem sind die Grenzkosten nach dem ersten Arztbesuch des Quartals wieder gleich null, d.h. dass die Gebühr ab diesem Zeitpunkt keinen Einspareffekt mehr hat. Um die Behandlung von Bagatellerkrankungen zurückzudrängen, wäre eine Gebühr in Höhe von beispielsweise 5 pro Arztbesuch zielführender. Zentrales Ziel der Praxisgebühr ist die Nachfrageentscheidung der Patienten zu minimieren. Dieser Anreizmechanismus nach Einschätzung der Gesellschaft für Gesundheitsökonomie einen Rückgang der Arztbesuche von ca. 10 % zur Folge. Gleichzeitig könnte als Kompensation die Zuzahlung von 10 pro Tag bei Krankenhausaufenthalten entfallen, weil hier die Entscheidung bezüglich der Einweisung ins Krankenhaus vom Arzt und nicht vom Patienten getroffen wird. Die Summe der finanziellen Belastungen der Versicherten mit 2,4 Mrd. wäre nur minimal höher als die aktuellen Einnahmen von 2,2 Mrd. Es gilt in Zukunft die Eigenverantwortung der Patienten zu stärken, um Anreize zu schaffen, die eigene Gesundheit zu fördern. Ein stärkeres Kostenbewusstsein des Versicherten fördert den Anreiz, sich seiner Verantwortung als Teil der Solidargemeinschaft bezüglich einer Kostensenkung bewusst zu werden und aktiv daran mitzuwirken.
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