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Wer liebt, ist stark
Blacky über Liebe, Ehe, Treue und Respekt, über Hausmänner, Pantoffelhelden und die vier Vs
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Der Heiratsantrag 1953
Blacky [2003]: »Vor fünfzig Jahren war hier auf der Maximilianstraße der Endpunkt einer Entführung, eines Kidnappings ...«
Gundel: »Das klingt ein bisschen zu kriminell!«
Blacky: »Mensch, warst du vielleicht sauer auf mich!«
Gundel: »Ich wollte eigentlich auf den Zug!«
Blacky: »Ich wollte dich eigentlich zum Zug bringen, und du wolltest nicht, du hast gesagt, du hast noch eine Verabredung! Und dann habe ich gesagt, so, jetzt fahre ich am Starnberger Bahnhof vorbei und fahre in die Maximilianstraße.«
Gundel: »Und jetzt wissen wir nicht mehr, wo das war, das gibt es nicht mehr.«
Blacky: »Es war das Café Mayer. Meine Frau sagt, es war da vorne, und ich sage, das war da drüben. Wir sind jedenfalls in das Café gegangen, es war kein Schwein drin. Niemand. Da haben wir uns hingesetzt, ich habe einen Kaffee bestellt. Ich habe zu meiner Gundel gesagt: ›Was möchtest du denn?‹ Und sie: ›Nichts, ich will nach Hause!‹ Ich: ›Du wirst doch noch auf einen Kaffee Zeit haben?‹ – ›Nein!‹ Also gut, dann trinkt sie einen Tee. Dann saßen wir da und haben gewartet, bis der Kaffee kam und bis der Tee kam. Und sie hat einfach nicht geredet! Sie hat vorwurfsvoll mit großen blauen Augen vor sich hin geguckt und hat gemotzt.«
Gundel: »Ich hab gesagt: ›Was soll das, was willst du denn eigentlich von mir?‹«
Blacky: »Ich antwortete: ›Gar nicht viel, ich will nur wissen, ob du mich heiratest!‹ Da war eine Sekunde Pause, sie guckte mich an, stocksauer, und sagte: ›Ja! Und jetzt bring mich endlich nach Hause!‹«
Gundel: »Erst ein paar Stunden später wusste ich eigentlich, was ich da geantwortet habe, so auf die Schnelle.«
Blacky: »Aber wie man sieht: Jetzt ist es fünfzig Jahre später ...«
Gundel: »... und wir stehen immer noch hier ...«
Blacky: »... auf der Maximilianstraße, streiten da-
rum, wo es war, da drüben oder da vorne. Auf jeden Fall: Dieser Tag auf der Maximilianstraße in München in einem Café Mayer – wo immer es auch gewesen sein mag – war der Beginn eines unbeschreiblichen Glücks, das ich hatte, mit dieser Frau fünfzig Jahre verheiratet zu sein. Hier hat es angefangen. Danke Maximilianstraße, danke Café Mayer, danke Mausi!«
Gundel: »Okay!«
Liebe im Alter
Unsere Liebe ist im Lauf der vielen Jahre eine völlig andere geworden. Die erste Liebe, die Liebe auf den ersten Blick wird zum Teil hervorgerufen durch das Optische, das Physische, die Anziehungskraft der unterschiedlichen Geschlechter. Das hört ja irgendwann mal auf, und es geschieht eine langsame Umwandlung. Die Liebe vertieft sich. Es geht jetzt um ganz andere Dinge. Du hast plötzlich neben dir nicht mehr die Geliebte oder den Ehepartner, sondern du hast da einen Kumpel, einen Vertrauten, einen, der dich hält, einen, der dir die Hand gibt, wenn du nicht weiter weißt. So war es wenigstens bei mir.
Gundel 2007 über den Grund für ihre lange Ehe
Ich glaube, wir sind noch verheiratet, weil wir nie Zeiten hatten, in denen wir nichts getan haben. Wir haben uns immer irgendetwas ausgedacht, was wir machen könnten. Es war nie »boring«, wie sie drüben in Australien sagen, es war nie langweilig. Wenn einer von uns beiden stirbt, glaube ich, dass der andere sagen wird: »Es war eigentlich immer sehr viel los bei uns.«
Die vier Vs
Das Geheimnis, weshalb ich bald meine Diamantene Hochzeit erreicht haben werde, sind meine vier Vs, meine Gleichung: Verstehen, Vertrauen, Verzeihen, Verzicht.
In unseren Zeiten wird man immer um einen Vergleich gebeten, man soll immer alles bildlich darstellen, damit es auch jeder Mensch versteht. Wie überhaupt das ganze Leben darin besteht, dass es nie darauf ankommt, was man sagt, sondern immer nur darauf, wie es die anderen verstehen, denen man sich mitteilt.
Die »vier Vs« ist eine Formel, die ich entwickelt habe, mit einer Pointe am Schluss: Ich habe immer versucht, meine Frau zu verstehen, was mir bis heute manchmal nicht gelingt. Wer versteht eine Frau schon total? Kein Mann. Man soll sich auch gar nicht bemühen. Ich habe ihr immer vertraut, blindlings. Vertrauen, verstehen, verzeihen – und ich hab immer auf alles verzichtet! Das war die Pointe.
Immer wieder werden wir nach dem Rezept für unsere glückliche Ehe gefragt. Wenn ich mir es leicht mache, antworte ich, es seien die vier großen »Vs«: Verstehen – Vertrauen – Verzeihen – Verzichten. Das hört sich einfach an. Versetzt man sich in die jeweiligen Situationen, in denen diese Vs gebraucht werden, wird einem jedoch ganz schnell klar, wie schwierig das ist. Kann man den Partner vorbehaltlos verstehen, egal was er tut? Kann man vorbehaltlos vertrauen, gleich was geschieht? Kann man ohne Zurückhaltung verzeihen, was immer der andere getan hat? Und ist man stark genug, auf vieles zu verzichten, was Spaß macht, wo einen das Fell juckt oder starke Gefühle locken?
Rezept 1: Respekt!
Unsere Ehe ist, so sagt man, die viertlängste Ehe weltweit im Showbusiness. Die schwierigste Frage ist, wie wir das geschafft haben. Natürlich war es am Anfang die große Liebe, Zuneigung, Leidenschaft. Das wurde aber sehr bald ersetzt durch Respekt und hat sich fortgesetzt über die Anfechtungen, über geteiltes Leid, das dadurch halbiert wurde, und durch geteilte Freude, die dadurch verdoppelt wurde. Aber das Wichtigste, das sagen wir immer, ist, dass wir den Res-
pekt voreinander nicht verlieren.
Es ist der Respekt, der uns zusammenhält und uns ertragen lässt, was immer kommen mag.
Es könnte jetzt bei Ihnen der Eindruck entstehen, dass bei uns zuhause nur eitel Wonne und Sonnenschein herrscht. Bei Weitem nicht. Manchmal kracht es heftig, bisweilen sind wir unterschiedlicher und gegenteiliger Meinung. Wir streiten, vertreten nachhaltig bis stur die eigenen Ansichten. Wo möglich lassen wir uns vom Partner überzeugen, manchmal aber auch nicht, immer aber versuchen wir wenigstens, Meinungsverschiedenheiten im Respekt voreinander auszutragen, dem Partner nicht wehzutun, ihn nicht zu verletzen. Die »bessere Hälfte« könnte der Rettungsring sein, wenn das Wasser bis zum Hals stünde.
Nach außen wirkt es vielleicht, als sei man eine Einheit. Das stimmt nicht. Man bleibt bis zum Schluss zwei getrennte Persönlichkeiten.
Es scheint mir eines der größten Probleme unserer Zeit zu sein: Die Zeit lässt offenbar jungen Menschen keine Zeit, darüber nachzudenken, wie wichtig es ist, sich für ein Leben lang mit einem Menschen zu verbinden. Wer an den katholischen Glauben gebunden ist, der schwört ja: bis dass der Tod euch scheidet. Das ist ein Gelübde, das sogar schon viele im Vatikan vergessen haben. Junge Menschen denken auch nicht daran, was es bedeutet, eine Verbindung mit einem Menschen einzugehen, ohne zu verlangen, dass der andere sich völlig auf dich einstellt.
Viele Männer oder Frauen haben vielleicht eine ganz konkrete Vorstellung von ihrer Mutter oder von ihrem Vater oder von einem anderen Menschen, den sie verehren. Diesen Menschen nehmen sie sich zum Vorbild und wollen den Partner umkrempeln. Das aber ist der Anfang vom Ende. Es bleiben ein Leben lang zwei Individuen, zwei unterschiedliche Menschen mit eigenen Gedanken, eigenen Gefühlen, eigenen Wünschen, die sich manchmal von denen des Partners weit entfernen.
Man kann sich gedanklich mit seinen Ideen von
einander entfernen, aber nicht körperlich und nicht in der Zweisamkeit der Verbindung – da muss man zusammenbleiben. Das heißt, man muss die Ideen und Wünsche des anderen respektieren und nicht einfach sagen: »Du spinnst wohl, das ist doch alles Quatsch, was du da denkst!« Man muss dem anderen seine Ansicht lassen, darüber diskutieren. Man kann sagen: »Ich denke anders, aber ich respektiere deine Ansicht rückhaltlos.«
Das ist das eine. Das zweite ist dieses sehr fragliche Bemühen um das, was man »Freiraum« nennt. Wenn zu mir ein Paar kommt und sagt: »Wir haben Schwierigkeiten« – und das geschieht oft –, »wir wollen beide unseren Freiraum haben« – dann ist die Frage, woraus dieser Freiraum besteht und welche Gedanken es sind, die diesen Freiraum ausfüllen. Solchen Paaren sage ich meistens: »Wenn das ein Freiraum ist, der sich von dem anderen so weit weg bewegt, dass es keine Verständigung mehr gibt, oder der eine den anderen verletzt, dann muss man darüber nachdenken, ob das überhaupt Sinn hat. Aber das sollte alles vorher geklärt sein, bevor man eine Ehe eingeht.«
Auch nach sechzig Jahren Ehe bleibt der andere in manchem ein fremder Mensch, mit bisher unentdeckten Eigenschaften, die es zu tolerieren gilt. Immer mehr prägt sich im Alter die Individualität jedes Einzelnen aus.
Jeder soll in einer Ehe, in einer langen Verbindung das tun, wozu es ihn drängt. Nicht, dass er dann während der Ehe darauf kommt, dass er unbedingt seinen Freiraum braucht und sich entwickeln muss. Das muss in der Ehe, neben dem Partner geschehen.
Rezept 2: Keine klassische Rollenverteilung!
Das Dümmste ist die Trennung der Aufgaben nach Geschlechtern: Die Frau hat das zu tun, der Mann hat das zu tun. Der Mann geht raus und sammelt die Nahrung, er übt seinen Beruf...