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Führen leicht gemacht

Was Sie als Chef wirklich wissen müssen ...

AutorAlexander Schlick, Maria Lucia Marionho, Sigrun D. Schlick
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2003
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783864148354
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Globalisierung, Kostendruck und häufige Personalwechsel verlangen Führungskräften viel ab: von der Motivation der Mitarbeiter über die Kommunikation bis zu Konflikt- und Stressmanagement. Insbesondere junge Führungskräfte werden durch diese Aufgabenstellung stark gefordert. Hier setzen die Autoren an: Dieses Buch dient als Leitfaden und Nachschlagewerk für alle, die Führungsaufgaben wahrnehmen. Neben der leicht lesbaren Theorie zeigen Fallbeispiele sehr anschaulich die Umsetzung in die Praxis; übersichtliche Fragebögen und Checklisten können direkt im Arbeitsalltag eingesetzt werden. Aus dem Inhalt: - Führung führt zu Erfolg - Als Vorbild motivieren - Verschiedene Ebenen der Kommunikation - Teamwork als Zauberformel - Konflikte managen Sigrun Schlick, Maria Lucia Marinho und Alexander Schlickbieten in ihrem Beratungsunternehmen internationales Consulting, Training und Coaching in der Personalarbeit von Organisationen und Unternehmen an.

Maria Lucia Marinho bietet in ihrem Beratungsunternehmen internationales Consulting, Training und Coaching in der Personalarbeit von Organisationen und Unternehmen an. Alexander Schlick bietet in seinem Beratungsunternehmen internationales Consulting, Training und Coaching in der Personalarbeit von Organisationen und Unternehmen an.

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Leseprobe

2. Motivation

Men Wanted
for hazardous journey. Small wages, bitter cold, long months of complete darkness, constant danger, safe return doubtful. Honor and recognition in case of success.

(Männer gesucht für eine gefährliche Reise. Geringe Bezahlung, eisige Kälte, viele Monate absoluter Finsternis, ständige Gefahr, sichere Rückkehr zweifelhaft. Ehre und Anerkennung im Falle von Erfolg.)

Dieses Inserat wurde vor einiger Zeit in einer englischen Zeitung geschaltet. Offensichtlich handelt es sich dabei um ein Jobangebot, allerdings um ein sehr unkonventionelles. Bis auf den letzten Satz widerspricht der Inhalt allem, was Recruiting-Fachleute für ein Inserat empfehlen würden. Selten kann man mit Gefahr locken und doch beinhaltet der erste Satz einen Hinweis darauf. Wenig Geld, Kälte und Dunkelheit wirken in der Regel ebenfalls nicht besonders motivierend. Das gilt auch für die infrage gestellte sichere Rückkehr. Ehre und Anerkennung sind zwar durchaus geeignete Motivatoren – wie wir später noch sehen werden –, allerdings relativ schwache angesichts der genannten Unannehmlichkeiten. Vor allem wenn der Erfolg des ganzen Unternehmens überhaupt zweifelhaft zu sein scheint …

Wie viele Männer, glauben Sie, haben sich auf dieses Inserat gemeldet? Würden Sie sich melden? Und würden Sie auf ähnliche Weise Mitarbeiter suchen?

Wir wollen Sie nicht länger auf die Folter spannen. Es waren einige hundert Willige, die sich schon Stunden vor dem angegebenen Termin vor dem Personalbüro einfanden. Die Veranstalter schlossen die Warteschlange, da unter dieser Menge an Bewerbern sicherlich geeignete Kandidaten zu finden sein würden.

Worum aber handelte es sich? Vielleicht haben sie es schon erraten: Es ging um die Expedition von Ernest Shackleton, der die Durchquerung der Antarktis plante. Der Inhalt des Inserates entsprach also durchaus der Wahrheit. Zugegeben, dies alles fand in einer anderen Epoche statt, nämlich 1914. Ehre und Anerkennung waren möglicherweise noch höher angesehen als heute. Trotzdem zeigt diese Geschichte, dass Motivation offensichtlich sehr facettenreich ist, dass es viele Dinge unter der Sonne gibt, die Menschen bewegen können, große Leistungen zu vollbringen. Denn die Strapazen der Expedition wären keinem Arbeitnehmer zumutbar, auch würde die Gewerbeaufsicht sofort eingreifen.

Übrigens stand Shackletons Vorhaben von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Das Schiff namens Endurance geriet schon sehr bald in die Fänge des Packeises und wurde von davon am Ende zermalmt. Die 28-köpfige Mannschaft musste unter unbeschreiblichen Qualen zu Fuß die Rettungsboote über die Eisschollen schleifen, bis sie schließlich ans offene Meer kam. In den kleinen „Nussschalen“ erreichten sie nach gefährlicher Fahrt Elefant Island, immer noch über 1300 km von der nächsten Zivilisation, einem kleinen Walfängerdorf, entfernt. Shackleton machte sich mit fünf seiner Männer in einem der Beiboote auf den Weg zu diesem Dorf. Sie strandeten auf der unbewohnten Südwestseite und mussten noch zu Fuß die unwirtlichen Gletscher überqueren, bis sie die Siedlung erreichten. Es war schon Herbst auf der Südhalbkugel und so konnte die Rettungsaktion für die auf Elefant Island verbliebene Mannschaft erst im folgenden Frühjahr gestartet werden. Tatsächlich wurden alle Mannschaftsmitglieder lebend geborgen. Ironie des Schicksals ist, dass einige der Männer in den folgenden Monaten den Schlachten des Ersten Weltkrieges zum Opfer fielen. Im Zuge seiner Expedition musste Shackleton sehr oft Führungsqualität beweisen, denn Hoffnungslosigkeit und Konflikte drohten mehr als einmal, die Gruppe zu sprengen.

In vielen Seminaren im deutschsprachigen Raum haben wir die Frage gestellt, ob sich die Teilnehmer auf ein ähnliches Inserat melden würden. Der Großteil verneinte dies, allerdings gibt es in jeder Gruppe einige, die sofort zustimmen. Begründet wird das meist mit Neugierde, Abenteuerlust, mit der Aussicht auf interessante Erlebnisse und darauf, etwas Außergewöhnliches erreichen zu können. Aber natürlich spielen auch die Ehre und Anerkennung eine Rolle.

Interessant ist die Beobachtung, dass die Zahl der Seminarteilnehmer, die sich auf das Inserat gemeldet hätten, in Estland, Lettland, Bulgarien, Rumänien und Moldawien ungefähr gleich hoch war wie im deutschsprachigen Raum. Offensichtlich spricht diese Art von Reiz einen annähernd gleich großen Anteil der Menschen an, unabhängig von Wohlstand und kulturellem Hintergrund.

Was ist Motivation? – Versuch einer Begriffsbestimmung

Der Begriff „Motivation“ hat die gleichen sprachlichen Wurzeln wie Motor, Motiv, Lokomotive, Emotion. Bekanntlich bewegt ein Motor. Eine Lokomotive bewegt sogar sehr viel. Emotionen sind der wichtigste Motor menschlichen Tuns. Diese Erkenntnis hat in den meisten Motivationstheorien Einzug gefunden, wenngleich natürlich auch die Ratio (also der Verstand) eine Rolle spielt. Ausführlich wird dies im Kapitel über sozio-emotionale Intelligenz behandelt.

Lateinisch „movere“ bedeutet nichts anderes als „bewegen“. Motivation umfasst also alle Handlungen und Rahmenbedingungen, die Menschen dazu bewegen, etwas Bestimmtes zu tun – im Idealfall sogar freiwillig und gern.

Das Motiv

Für Kriminalisten ist das Motiv einer Tat der wichtigste Ansatz für die Suche nach dem Täter. Das „Warum“ spielt eine zentrale Rolle. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Menschen nur etwas tun, wenn sie einen guten Grund dafür haben. Diese Gründe können allerdings sehr vielfältiger Natur sein. Und gerade dieser Umstand macht das Finden des Täters oft so schwierig.

Nahezu alle Motivationstheorien setzen am Motiv – also am Grund für eine Handlung – an. Diese Gründe können in der Befriedigung so einfacher Bedürfnisse wie Essen, Schlafen und Sicherheit zu finden sein, aber auch in den Trieben oder im Streben nach Selbstverwirklichung. Bei kriminellen Handlungen sind psychische Krankheiten nicht außer Acht zu lassen. Eine Theorie sieht Neurosen gar als Triebfeder der Motivation allgemein (pathologisches Modell von Kets de Vries, siehe weiter unten).

Und nicht anders verhält es sich beim Motivieren von Mitarbeitern! Hat man erst einmal das Hauptmotiv eines jeden gefunden, kann man ihn damit zu Höchstleistungen anspornen, die er noch dazu gern erbringt. Entdeckt man es aber nicht, können nur durchschnittliche Leistungen erwartet werden.

Dies ist auch der Grund, warum Arbeitsgruppen über längere Zeiträume zusammenarbeiten sollten: Nur mit der Zeit ist es möglich, seine Mitarbeiter hinreichend kennenzulernen. Darüber hinaus sollte eine Führungskraft nicht mehr als ca. zehn direkt an sie berichtende Mitarbeiter haben. Denn es ist äußerst schwierig, eine größere Zahl von Menschen wirklich gut zu kennen. Dies ist aber die Voraussetzung dafür, das persönliche Hauptmotiv jedes Mitarbeiters zu erfassen und daran anzusetzen. Jedenfalls geht die Verteilung von Motivationsmitteln nach dem Gießkannenprinzip an den meisten Menschen vorbei.

Erkennen Sie bei Ihren Mitarbeitern, was sie wirklich bewegt, dann werden sie sich von selbst hoch motiviert einsetzen

„Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter motivieren. Anschreien allein genügt nicht mehr!“ Auf diese Provokation hin ernten wir zumeist Gelächter der Gruppe. Dabei ist es noch nicht lange her, dass diese Motivationsmethode sehr weit verbreitet war, selbst heute existiert sie bisweilen. Bei einem Seminar in Bulgarien wurde das Thema Motivation zwei geschlagene Stunden lang diskutiert, die meisten Theorien wurden behandelt. Plötzlich meldete sich ein Firmenchef in der ersten Reihe und fragte inbrünstig: „Und bestrafen kann man gar nicht?“

Selbstverständlich ist auch Bestrafung eine Art der Motivation – die man sich aber nur leisten kann, wenn die Mitarbeiter in einem starken Abhängigkeitsverhältnis stehen und zudem leicht ersetzbar sind. Denn kein Mitarbeiter wird sich ein Klima der Bestrafung länger gefallen lassen, als er muss. In der Tat handelte es sich bei dem Unternehmen des Fragenden um eine Kleidungsfabrik, in der vor allem Näherinnen und Zuschneiderinnen beschäftigt sind, die man rasch anlernen kann. Außerdem ist die Arbeitslosenrate in der Region sehr hoch. Unter solchen Bedingungen funktioniert auch ein Bestrafungsklima – schließlich haben die Mitarbeiter keine andere Wahl. Trotzdem werden die Besten das Unternehmen sofort verlassen, wenn sich eine Alternative bietet. Und jene, die bleiben, werden nicht mehr leisten, als sie unbedingt müssen.

Der menschenrechtlich bedenkliche Umstand, dass Sklaverei über viele Jahrhunderte funktioniert hat, beweist, dass Unterdrückung, Strafe und Repression sehr wohl zur Arbeit motivieren – notwendig ist dafür allerdings ein sehr aufwendiger Macht- und Unterdrückungsapparat. Und trotzdem gab es viele Sklavenaufstände, bei denen die Aufseher (und viele Sklaven) zumeist ihr Leben...

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