3 Die Rede
Ihre Rede, Ihr Vortrag oder Ihre Präsentation erzielt die Wirkung bei den Zuhörern im Wesentlichen durch drei Komponenten:
• das Thema und den Inhalt,
• das gesprochene Wort und die Stimme,
• die Art und Weise des Vortrags.
Für die letzten beiden Komponenten werden meistens die Begriffe »verbale Kommunikation« und »nonverbale Kommunikation« bzw. »Körpersprache« benutzt. Diese Begriffe dürften Ihnen geläufig sein, weil Sie diese schon oft gehört haben. In den beiden folgenden Kapiteln erfahren Sie Näheres dazu.
3.1 Nonverbale Kommunikation
3.1.1 Die Körpersprache
Was wird unter »Körpersprache« verstanden? Die Körpersprache umfasst alle Bereiche des Körpers, die bei einem Vortrag, einer Rede oder Präsentation willkürlich oder unwillkürlich aktiviert werden. Zu betrachten ist also der Körper vom Kopf bis zu den Zehenspitzen, aber auch die Atmung, der Blick, die innere und äußere Spannung und die aus vielerlei Komponenten aufgebaute Ausstrahlung eines wirkungsmächtigen Redners.
Auch die Körpersprache, die wir im Normalfall unwillentlich benutzen, können Sie gezielt steuern, deshalb finden Sie in den folgenden Abschnitten Übungen, mit denen Sie das Gelesene praktisch umsetzen können (vgl. dazu auch: Dignen, 2012, S. 38-45).
3.1.1.1 Aussehen und Äußeres
Jemand, der vor Publikum spricht, muss sich vor seinem Auftritt auch Gedanken um sein Äußeres machen. Er muss wissen, vor welchen Zuhörern er spricht, wie deren Bildungsstand und Erwartungshorizont ist. Sollte es sich um eine Präsentation innerhalb eines Unternehmens handeln, müssen Sie sich als Redner sehr genau darüber informieren, welche Hierarchiestufen im Saale vertreten sind.
Im Hinblick auf das äußere Erscheinungsbild müssen Sie sich die Frage beantworten, welche Kleidung für Sie die angemessene ist. Sie muss Niveau haben und in Qualität und modischem Standard derjenigen entsprechen, die im Saal als die am besten Gekleideten Platz nehmen. Sie als Redner sollten frisch und ausgeruht wirken und eine möglichst gesunde Gesichts- und Hautfarbe haben. Dafür müssen Sie sich regelmäßig bewegen, Sport treiben, gesund ernähren und genügend Schlaf bekommen.
Ihr Publikum wird Ihnen einen solchen Auftritt mit einer viel größeren unausgesprochenen Akzeptanz danken, als wenn Sie rücksichtslos auftreten und in schriller Kleidung den Paradiesvogel spielen. »Jede Berufssparte hat heute ihre eigene Bekleidungsuniformität, die sie aus dem Angebot der zurzeit üblichen Kleidung auswählt.« (Wrede-Grischkat, 1998, S. 95)
Aus dem Gesagten wird klar, dass Ihr Lebensstil eine Rolle spielt. Selbstdisziplin, konsequentes Handeln und klare Strukturen bringen langfristig die Früchte, die dann ein gutes Entree auf der Bühne und vor dem Saal erst möglich machen. Das sind die wichtigen äußeren Komponenten, auf die Sie achten sollten.
Abb. 1: Passendes Aussehen des Redners beim Vortrag
3.1.1.2 Wohin schaue ich bei großen Gruppen im Saal?
Schauen Sie weder ängstlich auf den Boden noch hilfesuchend nach oben oder gar aus dem Fenster. Grundsätzlich gilt für jeden guten Redner: Nehmen Sie Blickkontakt zu Ihren Zuhörern auf!
Von unten oder oben und von außerhalb des Raumes wird Ihnen keinerlei Unterstützung zukommen. Während Ihres Vortrags sind Sie auf sich allein gestellt, und Ihr Publikum erwartet von Ihnen zu Recht, dass Sie mit voller Konzentration bei ihm sind. Pabst-Weinschenk (2000, S. 35) sagt dazu: »Der Blickkontakt ist nicht nur ein Zeichen für den Mitteilungswillen, sondern der Zuhörer fühlt sich angesprochen.« Vermeiden Sie den Fehler, von dem oft berichtet wird, nämlich den Versuch, in einem größeren Saal zu möglichst vielen Personen Blickkontakt aufzunehmen. Sie werden es nicht schaffen. Und der negative Effekt wird sein, dass Sie für flüchtig, unstet und gehetzt gehalten werden. Bleiben Sie ruhig und behalten Sie die Nerven. Es genügt in diesem Fall vollkommen, durch gezielten Blickkontakt zu einzelnen Personen die beiden Seiten und die Mitte des Saales anzusprechen.
Durch den erfolgreichen Blickkontakt wird das Umfeld der Person, die Sie anschauen einbezogen. Es entsteht dort ein Wir-Gefühl der Solidarität und dies verstärkt den wohltuenden Eindruck im Publikum, ebenfalls angesprochen zu sein. So kann es Ihnen gelingen, durch Blickkontakt mit relativ wenigen, aber strategisch gut platzierten Personen sehr große Teile des Saales anzusprechen.
3.1.1.3 Körpersprache des Saales
Auch der Saal hat eine Körpersprache, die es im Blick zu behalten und zu beachten gilt.
Zunächst und vor allem muss Ihre Körpersprache die Klarheit und zentrale Botschaft Ihrer Rede unterstützen. Die Zuhörer dürfen nicht von den Kernaussagen abgelenkt oder verwirrt werden. Auch soll die Körpersprache dem Saal signalisieren, dass Sie ungezwungen auftreten, Selbstvertrauen ausstrahlen und professionell arbeiten.
Bei einem interessanten, fesselnden Vortrag kann eine symbiotische Wechselwirkung zwischen Redner und Zuhörern entstehen. Die dabei entstehende Atmosphäre im Raum lässt sich durch gut verständliche Bilder beschreiben. Die Zuhörer spitzen ihre Ohren, hängen wie gebannt an den Lippen des Redners, saugen seine Worte förmlich auf und werden von seiner Begeisterung schier mit- und von den Stühlen gerissen. Von seinem Humor werden sie angesteckt, und die Spannung der gekonnt vorgetragenen Schlusspassage lässt den Beifall aufbranden bis hin zu stehenden Ovationen.
Wenn Trauriges oder Schreckliches zu berichten ist, kann der Saal auch verstummen, wie erstarrt erscheinen oder wie versteinert dasitzen. Die Zuhörer können durch Erzählungen besonders trauriger Ereignisse zu Tränen gerührt werden. Schauergeschichten können zu Unsicherheit und Angst führen, die Zuhörer wirken beklommen, die Gesichter verfärben sich oder verlieren ihre Farbe. Auch Wut und Hass lassen sich schüren, wenn ein schwarzes Schaf oder die Verursacher allen Übels gemeinsam ausgemacht worden sind.
Ein erfahrener Redner erkennt die Reaktionen und Stimmungen im Saal und kann auch versuchen, die Stimmungen zu beeinflussen oder zu steuern. Dagegen missbrauchen Demagogen (»Volksverführer«) die Redekunst, um Menschen(mengen) stimmungsmäßig in bestimmte Richtungen zu lenken. Es geht ihnen nicht primär um den Wahrheitsgehalt des von ihnen Vorgetragenen, sondern darum, eine bestimmte Wirkung willentlich zu erzeugen. Demagogische Redner treten insbesondere im religiösen und politischen Bereich auf. Durch die Polarisierung eng verwandter Gefühle versuchen sie, die Zuneigung oder Liebe zu einem Vorbild, Führer oder göttlichen Wesen zu entflammen bzw. im Gegenzug den Hass auf »die Anderen« zu erzeugen. Solche Personen treten zu allen Zeiten und überall auf. In unserem Kulturkreis zum Beispiel rücken in den letzten Jahren immer wieder fanatisierte »Hassprediger« in den Vordergrund, die die einzig korrekte Auslegung des Korans für sich in Anspruch nehmen.
Unterhalb dieser Extreme gibt es noch weitere Symptome für die Körpersprache des Saales. Ein Redner kann den Kontakt zum Saal auch dadurch verlieren, dass er »über die Köpfe« hinweg spricht. Er überfordert dann sein Publikum. Er kann es auch durch zu simple Mitteilungen und primitive Botschaften unterfordern. Das müssen Alarmzeichen für den aufmerksamen Redner sein. Der Saal ist bei solchen Anzeichen dabei, sich vom Redner und seinem Vortrag abzuwenden. Die Präsentation droht zu scheitern. Wenn der Redner sich darum nicht kümmert, sondern stur »seine Nummer« durchzieht, wird er versagen. Er kommt dann zwar über die Zeit, aber seine Rede war nutzlos, denn sie stieß auf »taube Ohren« und fand keine Resonanz, war also »in den Wind« gesprochen. Also müssen Sie als Redner sofort eingreifen, wenn die ersten Anzeichen nachlassender Aufmerksamkeit des Saales Sie erreichen:
• kein Blickkontakt mehr,
• Augen fallen zu, wandern, verdrehen sich,
• Zuhörer schlaffen ab, ermüden, verlieren den Faden,
• Unruhe setzt...