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Du wirst doch heute nur noch verarscht

Warum dein Auto kaputtgeht, deine Diät dich fett macht und der Schleimer aus dem Büro nebenan befördert wird

AutorMatthias Nöllke
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783959710633
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Da denkst du, du hast alles richtig gemacht. Du gibst dir Mühe, bist nett zu den Leuten und hältst dich an Abmachungen. Und dann? Am Ende bringt das alles doch gar nichts. Du rackerst dich ab, aber die anderen machen Karriere. Du kaufst Testsieger-Geräte, die direkt nach Ablauf der Garantie die Grätsche machen. Du holst dein Auto vom Kundendienst und bleibst bei der nächsten Autobahnfahrt im Regen liegen. In diesem Buch erklärt Matthias Nöllke die hinterhältigen Tricks der Verkäufer, die leeren Versprechungen des Chefs und lüftet das schmutzige Geheimnis der Leute, die beruflich an uns vorbeiziehen, obwohl sie nichts drauf haben. Und am Ende sollst du selbst daran schuld sein, wenn dein Leben nicht so läuft, wie du es dir vorstellst ...? Quatsch. Die Wahrheit ist: Du wirst verarscht.

Dr. Matthias Nöllke studierte Literaturwissenschaften, Kommunikationswissenschaften, Politik und Musikwissenschaften in Marburg und München und schloss sein Studium mit der Promotion ab. Darüber hinaus ist er Absolvent der Deutschen Journalistenschule. Seine Spannweite als Autor ist enorm: Er schreibt Bücher über Management und Kommunikation, aber auch Unterhaltsames und Humorvolles. Matthias Nöllkes Bücher über Schlagfertigkeit gehören seit Jahren zu den meistverkauften Titeln über dieses Thema. Mit Christian Sprang schaffte er den Sprung auf die Spiegelbestsellerliste: Ihr Buch Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen behauptete sich 23 Wochen lang unter den Top-Ten. Für den Bayerischen Rundfunk macht er Hörfunksendungen. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt bei mehr als 500.000 Exemplaren.

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Leseprobe

Belogen im Beruf


Auf A folgt B, nach dem Auto nehmen wir uns den Beruf vor. Und der ist ein echtes Schwergewicht unter unseren Themen. Die meisten von uns verbringen mehr Zeit in ihrem Beruf als in ihrem Auto. Was die Leute von dir halten, wie sie dich behandeln, das hängt nicht nur von deinem Auto ab, sondern auch von deinem Beruf. Es gibt aber noch mehr Gemeinsamkeiten: Sowohl im Auto als auch im Beruf kommst du oft nicht so voran, wie du es dir wünschst. Und das liegt in beiden Fällen vor allem an den Leuten, die du direkt vor der Nase hast. Auch im Beruf gibt es so etwas Ähnliches wie ein Parkplatzproblem. Die besten Plätze sind bereits von Dauerparkern besetzt, und einen Stellplatz, auf dem du länger bleiben darfst, findest du immer seltener. Und schließlich bist du sowohl im Straßenverkehr wie im Berufsleben von jeder Menge bekloppter Leute umgeben. Und das sind genau die Leute, die hier wie dort den Ton angeben.

Dabei ist der Beruf eigentlich etwas Wunderbares. Zumindest könnte er es sein. Wir haben alle unsere Fähigkeiten und Talente, die wir einsetzen können, um andere zu unterstützen, ihnen zu helfen, ihnen das Leben so annehmlich wie möglich zu machen. Dafür bekommen wir Geld und Anerkennung. Beides können wir mit vollen Händen wieder unter die Leute streuen und vor allem diejenigen überschütten, die ihre Sache gut machen. Das wäre doch wunderbar, geradezu paradiesisch. Doch leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Schau dir mal an, wer mit Geld überschüttet wird. Sind das wirklich die Leute, die andere unterstützen, ihnen helfen und ihnen das Leben so annehmlich wie möglich machen? Doch wohl eher nicht. Es sind eher diejenigen, die andere ausnehmen, ihnen den größtmöglichen Schaden zufügen und sie nach Strich und Faden verarschen.

Kein Wunder also, dass wir im Berufsleben besonders ausgiebig verarscht werden. Von Anfang bis Ende, von der Ausbildung bis zum Ruhestand, von Dienstbeginn bis Dienstschluss, vom Vorstellungsgespräch bis zur betriebsbedingten Kündigung. Ja, ganze Branchen und Berufszweige widmen sich ausgiebig der Verarschung, der Rundumverarschung von Kunden, Kollegen, Chefs, Mitarbeitern, Geldgebern und der immer wieder aufs Neue empörten Öffentlichkeit, die doch eigentlich gar nicht so viel von dem mitbekommt, was hinter den Kulissen wirklich alles schiefläuft.

Du kannst der Verarschung nicht ausweichen. Gerade wenn du einen gut bezahlten Job hast, der als besonders zukunftsträchtig gilt, ist das völlig ausgeschlossen. Denn rate mal, was für Typen von solchen Berufen angezogen werden wie die Haifische von einem Eimer Blut. Ganz sicher nicht diejenigen, die es besonders gut mit dir meinen. Sondern gierige, machtbesessene Karrieretypen, die bereit sind, alle Grundsätze über Bord zu werfen, bis auf den einen: Wer nach oben will, der muss bereit sein, über Leichen zu gehen. Und die ersten Leichen sind normalerweise so nette, harmlose Menschen wie du und ich.

Daraus darfst du aber nicht den Schluss ziehen, dass du in den krisengeschüttelten Branchen, den zweitklassigen und todgeweihten Firmen besser aufgehoben bist. Eher darfst du das Gegenteil annehmen. Denn solche Läden können sich überhaupt nur noch halten, weil sie keine Hemmungen haben, ihre Belegschaft auszunehmen. Ihr dürft schuften, während das Schiff ganz langsam untergeht und überraschenderweise nicht sofort absäuft. Das hat den Vorteil, dass sich die Kapitäne frühzeitig nach einem neuen Kahn umsehen können, den sie dann gleichfalls versenken.

Bleiben noch die normalen Jobs, die zu wenig einbringen, um von Karrieristen versaut zu werden. Die aber auch noch nicht auf der Kippe stehen, weil sie nämlich viel zu wichtig sind. Innerhalb kürzester Zeit würde alles zusammenbrechen, wenn diese Jobs niemand mehr machen würde. Und du kannst mir glauben: In diesen Berufen wirst du genauso abgezogen. Ja, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Denn in den Haifischbecken und in den Verliererfirmen, da rechnest du ja damit, dass du nicht in Watte gepackt wirst. Dass die anderen jede Schwäche ausnutzen und dich austricksen. Aber in den normalen Jobs? Da helfen wir uns doch gegenseitig. Da ziehen wir doch alle an einem Strang (wenn auch manchmal in verschiedene Richtungen). Da sind wir doch alle gute Freunde, eine Supertruppe, ein echtes Dream-Team. Doch die Einzigen, die da träumen, sind diejenigen, die auf dieses Gesülze reinfallen. Freunde, es ist Zeit aufzuwachen.

Warum im Vorstellungsgespräch niemand die Wahrheit sagt

Du suchst eine neue Stelle. Du schreibst eine Bewerbung – und dann wirst du auch noch zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Es gibt Leute, die da schon in Jubel ausbrechen. Doch das solltest du besser bleiben lassen. Denn der schlimmste Teil der Bewerbung steht dir erst noch bevor. »Vorstellungsgespräch«, das klingt so harmlos. Und dazu wirst du auch noch »eingeladen« – wie zu einem Geburtstag, zu dem du keine Geschenke mitbringen musst. Manchmal schreiben sie einem noch: »Wir möchten Sie gerne kennenlernen.« Das hört sich gut an. So, als hättest du freie Bahn, deine faszinierende Persönlichkeit in aller Breite und Tiefe vorzuführen. Ja, sie sogar ein wenig anstaunen zu lassen. Endlich mal. Vielleicht wollen die ja auch so werden wie du.

Leider könnte kaum etwas weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die wollen dir nicht nacheifern, die wollen dich auseinandernehmen. Dir auf den Zahn fühlen. Dich in die Enge treiben. Sie wollen herausfinden, was du für einer bist. Ob du ins Team passt, keine Verhaltensauffälligkeiten zeigst und wirklich so viel draufhast, wie du in deiner Bewerbung zusammengeschrieben hast. Oder ob du letztlich genauso eine Niete bist wie all deine Vorgänger. Und Nachfolger.

Dabei bist du in einer schwierigen Lage. Egal, was du tust, sie können dir immer einen Strick daraus drehen. Schuld daran ist der allgemeine Verarschungszwang, der sich hier in den letzten Jahren breitgemacht hat. Du hast nämlich keine Wahl: Du musst möglichst dick auftragen und die anderen überzeugen, dass du eine absolute Spitzenkraft bist. Egal, wie dürftig die Position ist, die du anstrebst. Du bist die Idealbesetzung. Die wollen hören, dass dein bisheriges Leben genau auf diese Stelle zuläuft, die sie zu vergeben haben. Sonst nehmen sie dich nicht, sondern irgend so einen Dünnbrettbohrer, der kackfrech von sich behauptet: »Ich bin Weltklasse.« Das nehmen sie dem Dünnbrettbohrer natürlich nicht ab. Aber sie denken sich: Ganz schlecht wird der schon nicht sein. Vor allem aber glauben sie von dir, wenn du zurückhaltender auftrittst: Der hat ja noch weniger auf dem Kasten. Dann nehmen wir lieber den Angeber. Willst du das verhindern, kommst du nicht drumherum: Du musst denen erzählen, du wärst besser als Weltklasse.

Das ist dir vielleicht peinlich, aber das ist erst der Anfang vom Verarschungszwang. Auf »dicke Hose machen« genügt nämlich nicht. Zusätzlich musst du auch noch ehrlich und sympathisch rüberkommen. Und das ist häufig die schwierigere Aufgabe. Das liegt natürlich nicht an dir, sondern an denen, die dir jetzt gegenübersitzen und seltsame Fragen stellen. Fragen, die sie in irgendwelchen Ratgebern gelesen haben. Fragen, auf die du Antworten geben musst, die ebenfalls in irgendwelchen Ratgebern vorformuliert sind. Denn wenn du mit deinen eigenen Antworten kommst oder gar versuchst, ehrlich und sympathisch zu antworten – dann bist du raus.

Was mich betrifft, so muss ich sagen, ich komme mit diesem Verarschungszwang nicht gut zurecht. Dabei bin ich so wie du: Jemand, nach dem sich jeder Arbeitgeber die Finger lecken müsste. Ich bin freundlich und verträglich, nicht auf den Kopf gefallen und lasse mich bei Gehaltsverhandlungen mühelos über den Tisch ziehen. Doch leider kann ich damit beim Vorstellungsgespräch irgendwie nicht richtig punkten. Stattdessen nehmen sie lieber Leute, die für diese Stelle vollkommen ungeeignet sind. Und für jede andere auch. Eine fleischgewordene Fehlbesetzung.

Das ist überhaupt das Deprimierendste an so einem Vorstellungsgespräch: Wenn du später mitbekommst, wen sie an deiner Stelle genommen haben. Du wärst doch der Erste, der neidlos anerkennen würde: Da ist einer einfach mal besser gewesen. Gegen den oder die hast du von vornherein keine Chance gehabt. Das kann vorkommen. Aber so ist es eben nicht. Wer die Stelle bekommen hat, der kann dir in den meisten Fällen nicht das Wasser reichen. Geben wir es ruhig zu: Wir sind besser. Wir sind netter. Wir sind ehrlicher. Wir hätten die Stelle bekommen müssen, ehe so ein Schrat sich darauf breitmacht.

Doch es geht noch schlimmer: Ich habe mal ein Vorstellungsgespräch gehabt, da war ich der einzige Kandidat. Sonst hatten sie niemanden eingeladen, aus welchen Gründen auch immer. Das ist so wie Elfmeterschießen ohne Torwart. Oder wie Eishockey mit Putin, wenn du in seiner Mannschaft spielst. Damit da noch was schiefgeht, musst du richtig tief ins Klo greifen. Dann geht das. Du musst mir jetzt einfach mal glauben, dass am Anfang das Gespräch richtig gut lief. Wir sprachen sogar schon über den Dienstwagen. Er sollte schwarz sein, dafür aber mit Klimaanlage und vier Türen, obwohl eine für mich persönlich völlig genügt hätte. Du musst zugeben, wer es so weit geschafft hat, der ist nur noch schwer zu stoppen. Wie ein Marathonläufer, der im Stadion ganz alleine seine Schlussrunde trabt und schon mal zwischendurch die Arme hochreißt, weil er weiß: »Die Goldmedaille gehört mir. Wo werde ich sie aufhängen? Im Wohnzimmer? Im Flur? Im Arbeitszimmer?« – Da flog plötzlich die Tür auf, und der Geschäftsführer fegte in den Raum. Er stellte mir eine einzige Frage. Eine Frage, die man heute in jedem Bewerbungsratgeber findet. Damals aber kam sie so...

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