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E-Book

GRIT - Die neue Formel zum Erfolg

Mit Begeisterung und Ausdauer ans Ziel

AutorAngela Duckworth
VerlagC. Bertelsmann
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783641173555
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die neue Formel zum Erfolg: Leidenschaft Ausdauer und Zuversicht
Eine Mischung aus Ausdauer und Leidenschaft, nicht IQ, Startbedingungen oder Talent entscheidet über den Erfolg eines Menschen. Diese These hat die Neurowissenschaftlerin und Psychologin Angela Duckworth in dem Wort GRIT zusammengefasst, das im Englischen so viel wie Biss oder Mumm heißt, und hat damit weltweit Aufsehen erregt. Auf Basis ihrer eigenen Geschichte, von wissenschaftlichen Erkenntnissen und anhand ungewöhnlicher Leistungsbiografien ist sie dem Geheimnis von erfolgreichen Menschen auf den Grund gegangen, seien sie Sportler, Bankmanager oder Comiczeichner. Sie weist nach, dass nicht 'Genie', sondern eine einzigartige Kombination aus Begeisterungsfähigkeit und langfristigem Durchhaltevermögen darüber entscheidet, ob man seine Ziele erreicht. Mit zahlreichen Beispielen, die jeder auf seine Situation anwenden kann, erläutert Angela Duckworth das Konzept der motivierten Beharrlichkeit. Und sie fordert dazu auf, im Wissen um GRIT Lernen und Bildung neu zu denken.

Angela Duckworth, geboren 1979, studierte in Harvard Neurobiologie und in Oxford Neurowissenschaften, bevor sie an der Universität von Pennsyvania in Psycholgie promoviert wurde, wo sie inzwischen Professorin ist. 2013 wurde sie mit der MacArthur Fellowship ausgezeichnet. Sie arbeitete als Beraterin u.a. für das weiße Haus und die Weltbank. Sie ist außerdem Gründerin und wissenschaftliche Direktorin des gemeinnützigen Character Lab, einem Institut zur Erforschung der Charakterbildung.

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Leseprobe

1. Kapitel

Dabei sein und bleiben

Wer seinen Fuß auf den Campus der Militärakademie der Vereinigten Staaten in West Point, New York, setzt, hat nichts geschenkt bekommen.

Die Aufnahmebedingungen für West Point sind kein bisschen weniger streng als die der meisten Eliteuniversitäten. Hervorragende Ergebnisse beim SAT (Scholastic Aptitude Test) und beim ACT (American College Test), den beiden am weitesten verbreiteten US-amerikanischen Leistungstests für die Hochschulreife, sind ebenso Mindestvoraussetzung wie ein ausgezeichneter Highschool-Abschluss.

Bewirbt man sich zum Beispiel an einer Eliteuniversität wie Harvard, braucht man seine Unterlagen nicht schon abzuschicken, während man selbst noch die elfte Klasse besucht, und man benötigt auch keine persönliche Empfehlung von einem Kongressmitglied, einem Senator oder dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Und ebenso erübrigen sich herausragende Leistungen bei einem Fitnesstest, zu dessen Kriterien Laufen, Liegestütze, Sit-ups und Klimmzüge gehören.

Jedes Jahr unterwerfen sich mehr als 14 000 Bewerberinnen und Bewerber in ihrem Junior Year [der elften Klassenstufe] an der Highschool dem Aufnahmeverfahren um einen Platz in West Point. Ihre Zahl verringert sich dann auf gerade mal 4000 Glückliche, die überhaupt in dem Aufnahmeverfahren berücksichtigt werden; nur etwas mehr als die Hälfte dieser Bewerber, nämlich rund 2500, erfüllt die akademischen und sportlichen Mindestanforderungen der Militärakademie, und von diesen Auserwählten werden dann nur noch etwa 1200 tatsächlich zum neuen Jahrgang zugelassen. Beinahe alle der jungen Männer und Frauen, die sich in West Point einschreiben dürfen, gehörten in den Sportkursen ihrer jeweiligen Ausbildungsstätten zur Schulauswahl, und die meisten von ihnen haben es sogar zum Mannschaftskapitän beziehungsweise zur Teamkapitänin gebracht.

Und doch bricht ein Fünftel der Kadetten und Kadettinnen vor dem Abschluss das Studium ab1; dabei fällt ganz besonders auf, dass seit jeher ein großer Teil dieser Abbrecher West Point schon während des ersten Sommersemesters wieder verlässt – nämlich während eines siebenwöchigen intensiven Trainingsprogramms, das sogar im offiziellen Sprachgebrauch als Beast Barracks – im weitesten Sinne mit »Folterkammer« zu übersetzen – bezeichnet wird oder ganz einfach als Beast.

Aber wer verbringt zwei Jahre damit, sich um seine Zulassung an einer bestimmten Uni zu bemühen, um dann keine acht Wochen nach Studienbeginn schon wieder die Flinte ins Korn zu werfen?

Doch dies sind keine gewöhnlichen zwei Monate. Beast wird im Handbuch für junge Kadetten an der Militärakademie als »die größte physische und emotionale Herausforderung während Ihrer vier Jahre in West Point« bezeichnet, eine Zeit, die »dazu dienen soll, Ihnen zu helfen, die Entwicklung vom jungen Kadetten zum Soldaten zu vollziehen«.

Der Tag beginnt um fünf Uhr früh. Bis um fünf Uhr dreißig nehmen die Kadetten dann Aufstellung und erweisen der Flagge der Vereinigten Staaten die Ehre, während diese gehisst wird. Darauf folgen ein hartes Konditionstraining und danach ein Rundmarsch in Formation. Um acht Uhr dreißig beginnt der Unterricht – entweder im Klassenraum, in Form von Schießübungen oder auf dem Sportplatz. Abends um zehn verkündet das Erklingen einer wehmütigen, mit dem Horn geblasenen Melodie den Zapfenstreich, und die Lichter in den Schlafsälen werden gelöscht. Am nächsten Tag beginnt alles wieder von vorn – auch an den Wochenenden; Pausen oder Erholungszeiten außer zu den festgelegten Terminen für die Mahlzeiten gibt es nicht. Kontakte mit Angehörigen oder Freunden außerhalb von West Point finden praktisch nicht statt.

So beschreibt ein Kadett das Leben während besagter erster sieben Wochen: »In jedem Bereich, in dem der Mensch noch in seiner Entwicklung begriffen ist – geistig, körperlich, im Hinblick auf den Umgang mit seinen Mitmenschen und in seiner Ausbildung zum Soldaten –, wird man auf vielfältige Weise gefordert. Das System deckt deine sämtlichen Schwächen auf, aber darum geht es ja gerade – West Point soll einen abhärten.«

Wer also schafft es – trotz der »Folterkammer«?

Es war 2004, und ich befand mich gerade im zweiten Jahr meines Masterstudiums der Psychologie, als ich mich daranmachte, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Die U. S. Army stellt sich ebendiese Frage allerdings schon seit Jahrzehnten, und bereits 1955, also fast fünfzig Jahre, bevor ich mich an die Lösung dieses Rätsels wagte, war ein junger Psychologe namens Jerry Kagan von der Armee eingezogen, in West Point stationiert und dort damit beauftragt worden, junge Kadetten in Hinblick darauf zu testen, ob diese aller Voraussicht nach durchhalten oder ihr Studium abbrechen würden.2 Zufälligerweise war Jerry Kagan nicht nur der erste Psychologe, der sich mit dem Phänomen der Studienabbrecher von West Point befasste, sondern auch der erste Psychologe, dem ich während meiner Collegezeit begegnet bin. Und so kam es, dass ich zwei Jahre lang neben meinem Studium als Hilfswissenschaftlerin in seinem Institut gearbeitet habe.

Seine frühen Versuche, in West Point die Spreu vom Weizen zu trennen, hat Jerry später als gewaltigen Reinfall bezeichnet. Ganz besonders waren ihm die Hunderte von Stunden in Erinnerung geblieben, die er damit verbracht hatte, frisch gebackenen Kadetten Kärtchen mit Bildern zu zeigen, damit die jungen Männer – Frauen wurden in West Point damals natürlich noch nicht aufgenommen – sich dazu passende Geschichten ausdachten. Dieser Versuch sollte dem Ziel dienen, tief verwurzelten, unbewussten Motiven auf die Spur zu kommen, und das erwartete Ergebnis bestand darin, dass diejenigen, die auf den Bildern Darstellungen heldenhafter Taten oder mutiger Errungenschaften zu erkennen glaubten, später dann auch diejenigen sein würden, die ihr Studium abschlossen, anstatt es vorzeitig abzubrechen. Doch wie so manche Überlegung, die im Prinzip ganz vernünftig erscheint, enttäuschte auch diese leider in der Praxis: Die Geschichten, welche die Kadetten sich einfallen ließen, waren anschaulich und interessant, hatten aber absolut nichts damit zu tun, welche Entscheidungen die Probanden im wirklichen Leben trafen.

Seitdem haben diverse weitere Generationen von Psychologen sich der Erforschung des Phänomens des vorzeitigen Verschleißes – warum manche Menschen sich von den Gegebenheiten zermürben lassen und andere ihnen wiederum standhalten – gewidmet, doch konnte keiner von ihnen mit annähernder Sicherheit erklären, wieso immer wieder gerade einige der vielversprechendsten Kadetten ihr Studium abbrachen, nachdem ihre Ausbildung doch eben erst begonnen hatte.

Nicht lange nachdem ich von den Ausbildungsmodalitäten an der Militärakademie Kenntnis genommen hatte, führte mich mein Weg in das Büro von Mike Matthews, einem Armeepsychologen, der mehrere Jahre lang in West Point als Dozent tätig gewesen war. Mike setzte mir auseinander, dass das Auswahlverfahren von West Point durchaus dazu geeignet war, diejenigen Männer und Frauen auszumachen, bei denen gute Aussicht bestand, dass sie ihr Studium erfolgreich abschließen würden. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Mitglieder der Auswahlkommission für jeden Bewerber und jede Bewerberin einen spezifischen, Whole Candidate Score genannten Faktor berechneten, der sich aus dem Mittelwert der Ergebnisse des Probanden bei den eingangs erwähnten SAT- und ACT-Leistungstests, dem unter Berücksichtigung der Klassenstärke des Abschlussjahrgangs gewichteten Zensurendurchschnitt von der Highschool, einer Expertise zu seinen oder ihren Führungsqualitäten und schließlich einer objektiven Messung der körperlichen Leistungsfähigkeit der betreffenden Person zusammensetzte.3

Dieser Faktor soll der Auswahlkommission die bestmögliche Vorstellung davon vermitteln, inwieweit die Bewerber den diversen Härten einer vierjährigen Ausbildung in West Point gewachsen sein werden. Mit anderen Worten: Er ermöglicht eine Einschätzung, inwieweit die Kandidaten befähigt sind, sich die vielfältigen Kompetenzen anzueignen, die von einer militärischen Führungsperson verlangt werden.

Somit ist besagter Faktor der weitgehend ausschlaggebende Punkt bei der Entscheidung über eine Zulassung zur Akademie – und dennoch hat er bisher keine verlässliche Vorhersage dafür liefern können, wer den Anforderungen des siebenwöchigen Trainingsvorlaufs gewachsen sein wird und wer nicht. In der Praxis zeigte sich nämlich, dass bei Kadetten mit einem besonders vielversprechenden Faktor die Gefahr eines vorzeitigen Studienabbruchs ebenso gegeben war wie bei ihren Kameraden mit einem besonders ungünstigen Faktor.4 Und genau deswegen standen mir bei Mike Matthews sämtliche Türen offen.

Matthews war schon in jungen Jahren zur Air Force gegangen und konnte somit bei seinen Versuchen, hinter des Rätsels Lösung zu kommen, aus eigenen Erfahrungen schöpfen. Zwar war er während seiner Grundausbildung nicht so unerbittlich hart rangenommen worden wie die Kadetten in West Point, aber es gab doch bemerkenswerte Parallelen – vor allem, was diejenigen Anforderungen betraf, die weit über die Fähigkeiten und Fertigkeiten der noch jungen Kadetten hinausgingen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurden Matthews und den anderen Rekruten am laufenden Band Härten abverlangt, denen sie noch längst nicht gewachsen waren. »Binnen...

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