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Rhetorik für Frauen

Sagen Sie, was Sie meinen - erreichen Sie, was Sie wollen!

AutorCornelia Topf
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783864147593
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Für Männer ist Sprache Machtinstrument. Frauen dagegen reden sich oft klein: Sie sagen Ja, obwohl sie Nein meinen, verwenden sprachliche Weichmacher, Relativierungen und vorauseilende Entschuldigungen. Das heißt keinesfalls, dass Frauen die männliche Rhetorik kopieren müssen, um beruflich voranzukommen. Sie verfügen bereits über alle rhetorischen Mittel, die für ihren beruflichen Erfolg nötig sind - sie müssen dieses Potenzial lediglich entdecken, aktivieren und pflegen. Cornelia Topf zeigt, wie das ganz einfach geht: Wenn man sagt, was man meint, bekommt man auch, was man will!

Cornelia Topf ist Trainerin und Coach sowie Geschäftsführerin der Unternehmensberatung metatalk in Augsburg. Bei REDLINE WIRTSCHAFT hat sie bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter: - Emotionale Intelligenz für Frauen - Delegieren für Frauen - Durchsetzungsfähigkeit für freche Frauen - Gehaltsverhandlungen für freche Frauen - Rhetorik für freche Frauen - Emotionale Intelligenz für Frauen

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Leseprobe

2 Das rechte Wort macht Wünsche wahr


Es reicht nicht, Wünsche zu haben.
Man muss sie auch aussprechen.

Chinesisches Sprichwort


Ist die Märchenfee ein Mann?


Was wünschen sich Frauen vom Leben? Und kriegen sie es auch? Kriegen Sie es?


Julia hat einen ganz bescheidenen Wunsch. Sie wünscht sich, im nächsten Meeting nicht schon wieder das Protokoll schreiben zu müssen. Immerhin sind genügend gleichrangige Kollegen präsent, die in zwei Jahren der Zusammenarbeit noch kein einziges Mal Protokoll geführt haben. Als der Sitzungsleiter ihr mit wenigen Worten wieder die Protokollführung delegiert, fragt sie: »Muss das denn sein?« Seine Antwort: »Frau Rosenberg, Sie machen das so gut. Machen Sie es doch auch heute wieder.« Julia schreibt wie immer das Protokoll.

So bescheiden ihr Wunsch war, er ging nicht in Erfüllung. Wenn schon ein so bescheidener Wunsch sich nicht erfüllt, was ist dann erst mit Julias weiter reichenden Erwartungen an ihre Arbeit?


Stefanie hat bislang alle Projekte im Bereich Sicherungselektronik eines kleinen Elektronik-Unternehmens geleitet. Als ein Großkunde einen lukrativen Auftrag vergibt, sagt sie zu ihrem Vorgesetzten: »Wer leitet das neue Projekt denn? Ich meine, wo ich doch bislang alle Projekte dieser Art betreut habe.« Der Vorgesetzte sagt: »Das regeln wir in der Besprechung.« In der Besprechung meldet sich einer von Julias Kollegen und sagt: »Der Kunde kommt aus meinem Zielgruppen-Segment. Ich gehe davon aus, dass ich deshalb auch am besten die Projektleitung übernehme. Schließlich kenne ich den Kunden schon und weiß, worauf es ihm ankommt.« Was für eine Frechheit! Der Kollege hat doch überhaupt keine Erfahrung mit Sicherungsprojekten! Der gefährdet noch das Projekt, den Auftrag und das Wohl der Firma! Stefanie ist sprachlos vor Empörung, als ihr Vorgesetzter dem Kollegen die Projektleitung überantwortet. Wie kann er ihren Wunsch bloß so kaltherzig ignorieren?


Erika und Hugo fahren mit dem Auto in den Urlaub ins Tessin. Als sie an einem hübschen See vorbeikommen, sagt Erika: »Schau mal, Hugo, das da vorn ist das Restaurant, in dem wir letztes Jahr so schön zum Essen waren!« Hugo brummt: »Hm, ja, ich erinnere mich« – und fährt dran vorbei! Sie ist 50 Kilometer lang sauer auf ihn und sagt kein einziges Wort mehr. Als er sie eine Stunde später fragt, ob sie direkt ins Hotel fahren oder erst noch die Stadt anschauen sollen, platzt es aus ihr heraus:

»Weiß ich nicht! Meine Wünsche zählen doch sowieso nicht!«

»Wie kommst du denn darauf? Wieso sollte ich sonst fragen?«

»Du hast ja vorhin auch nicht angehalten, als wir an dem Restaurant vorbeikamen!«

»Aber warum hast du nicht gesagt, dass du anhalten wolltest?«

»Habe ich doch!!«

»Wie bitte? Mit keinem Wort hast du das gesagt!«

Und so weiter. Erikas Wunsch wurde nicht nur übergangen, jetzt hat sie auch noch einen handfesten Beziehungskrach am Hals.

Drei Beispiele, sechs Wünsche, eine Bilanz:


Erfüllte Wünsche

Frauen: 0              Männer: 3


Es drängt sich die Frage auf, ob die Märchenfee entgegen landläufiger Meinung und der Expertise der Gebrüder Grimm wohl doch eher ein Mann ist: Männerwünsche gehen öfter in Erfüllung als Frauenwünsche. Warum?


Stille Wünsche taugen nicht


Natürlich könnte man die ernüchternde Wunschbilanz auf die bösen Männer schieben, deren bevorzugte Beschäftigung in Freizeit und Beruf es bekanntermaßen ist, wehrlose Frauen unterzubuttern und um die verdiente Erfüllung selbst der anspruchslosesten Wünsche zu betrügen. Dieser Erklärungsansatz wird immer wieder gern benutzt. Er bringt uns nur leider nicht weiter – wenn man einmal von der Möglichkeit absieht, alle Männer in das nächste Space-Shuttle zu stecken und auf den Mond zu schießen. Ein anderer Erklärungsansatz erweist sich als nützlicher.


Dass Frauenwünsche selten in Erfüllung gehen, hat auch damit zu tun, wie Frauen ihre Wünsche äußern.


Setzen Sie nicht auf die Einsicht von Männern


Julia zum Beispiel äußert ihren Wunsch nicht explizit. Sie fragt vielmehr »Muss das denn sein?«, und erwartet, dass die versammelten Männer ihr den Wunsch von den Augen ablesen. Glaubt sie wirklich, dass ein Mann einer Frau irgendeinen Wunsch von den Augen abliest, wenn er die Frau nicht ins Bett kriegen will? Nein, das glaubt sie nicht. Sie glaubt vielmehr: »Das ist doch einfach ungerecht, dass es immer mich trifft. Das müssen die doch auch mal einsehen!« Das ist das Stichwort: Julia setzt auf die Einsicht der Männer. Da setzt sie aufs falsche Pferd.

Denn für Männer ist in der Regel die bloße Einsicht nicht handlungsleitend. Sie handeln vielmehr nach der Maxime: »Wenn einem was nicht passt, dann muss er das sagen!« Als ein Kollege, der Julias Frage verstanden hat (auch solche Männer gibt’s), nach dem Meeting seine Kumpels darauf anspricht, dass Julia wohl nicht schon wieder das Protokoll schreiben wollte, sagt einer der Kollegen ungehalten: »Ja warum sagt sie das dann nicht klipp und klar? Ich bin ja auch nicht scharf darauf, aber wenn sie’s partout nicht machen will ... « Es hilft alles nichts, wir müssen uns der Einsicht beugen:


Wenn Sie einen Wunsch haben, sprechen Sie ihn aus.


Die Meckerschleife


Was die Erfüllung ihrer Wünsche angeht, sind viele Frauen seit Jahren in einer Endlosschleife gefangen. Zum Beispiel Erika. Die Episode am See ist kein Einzelfall. Normalerweise läuft es in ihrer Beziehung folgendermaßen ab:


Die Endlosschleife

  • ❑ Erika deutet einen Wunsch indirekt an.
  • ❑ Hugo versteht die Andeutung nicht.
  • ❑ Erika schmollt und schmiert’s ihm bei nächster Gelegenheit vorwurfsvoll aufs Butterbrot.
  • ❑ Sie streiten sich oder er stürmt raus.

Julia und Stefanie geht es im Beruf ähnlich. Ist das Schicksal? Das kann man so nennen. Die Psychologin nennt es Selbstsabotage:


Wenn Sie einen Wunsch haben, sind missverständliche Andeutungen und spätere Vorwürfe die sicherste Art, ihn eigenhändig zu sabotieren.

Warum?


Indirekte Appelle taugen nicht


Warum geht Erikas Wunsch nach einer kurzen Rast in dem schönen Restaurant am See im Tessin nicht in Erfüllung? Weil Männer und Frauen ihre Wünsche unterschiedlich artikulieren:

  • ❑ Der Mann äußert einen Wunsch: »Wenn du schon im Keller bist, hol mir doch auch gleich ein Bier hoch.«
  • ❑ Die Frau äußert einen Wunsch: »Es ist kein Bier mehr im Kühlschrank.«

Direkter und indirekter Appell


Beide sagen etwas ganz Unterschiedliches, meinen aber dasselbe: »Hol bitte Bier!« Männer verwenden für Bitten oder Wünsche direkte Appelle, Frauen indirekte Appelle. Einige davon sind uns schon begegnet. Die Abteilungsleiterin sagte: »Beim Kopierer sollte gelegentlich mal jemand den Toner auffüllen.« Erika sagte: »Schau mal, Hugo, das da vorn ist das Restaurant, in dem wir letztes Jahr so schön essen waren!« Funktionieren indirekte Appelle?


Vergessen Sie indirekte Appelle. Sie funktionieren nicht.

Nicht bei Männern (es gibt Ausnahmen; aber über die reden wir nicht, weil sie keine Probleme machen). Warum funktionieren indirekte Appelle bei Männern nicht?


Männer sind auf einem Ohr taub


Egal was Sie sagen, ein Zuhörer kann das Gesagte immer auf mehrere Arten verstehen.

Sie sagen zum Beispiel: »Ich fühle mich heute nicht so gut.« Ein Zuhörer kann daraus zum einen den objektiven Sachverhalt heraushören: »Es geht mir nicht gut heute.« Man sagt, er hört die Nachricht auf dem Sachohr. Er kann zum zweiten auch heraushören: »Ich brauche etwas Zuwendung!« Hört er aus der Nachricht diesen Appell heraus, sagt man, dass er auf dem Appellohr hört.


Frauen hören Gesprochenes vorrangig auf dem Appellohr.

...

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