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Die Göttermutter: Frigg und Nanna

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783743132603
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Frigg ist die oberste Göttin, die Sonnenmutter, die Jenseitsgöttin und eine der vielen germanischen Erdgöttinnen. Am bekanntesten ist sie als die Mutter des Baldur, in dessen Mythe sie auch am aktivsten auftritt. Sie ist ursprünglich mit Freya identisch gewesen. Nanna ist die Frau des Baldur. Ihr Name, der "Mutter" bedeutet, zeigt, dass sie wie Frigg und Freya ursprünglich die Muttergöttin gewesen ist.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

Frigg


I Frigg in der germanischen Überlieferung


Frigg ist als Frau des Göttervaters Odin die oberste Göttin der Germanen. Über ihre Mythen ist im Vergleich zu denen der Freya jedoch relativ wenig bekannt. Im Vergleich zu allen übrigen Göttinnen der Germanen sind die Überlieferungen zu Frigg und Freya jedoch mit großem Abstand am reichhaltigsten.

I 1. Der Name „Frigg“


Die Göttin, die in der isländischen Edda um 1220 n.Chr. „Frigg“ genannt wird, erscheint in anderen Ländern und zu anderen Zeiten unter anderen Namensvarianten:

Der Name „Frigg“
NameOrtSpracheZeit
FriggjaSchwedenschwedischab ca. 1200 n.Chr.
FriggIslandaltnordisch1220 n.Chr.
FreaNord- und Mittelitalienlangobardisch790 n.Chr.
FriGroßbritannienaltsächsischab 750 n.Chr.
FrîjaNiederlande, Deutschland, Schweiz, Österreichalthochdeutsch750-1050 n.Chr.
Fricka (?)Deutschlandalthochdeutsch750-1050 n.Chr.
FrīgGroßbritannienaltenglisch450-1150 n. Chr.
FrijjoNiederlande, Deutschland, Schweiz, Österreichgemeingermanischvor 750 n.Chr.

Das „gg“ in „Frigg“ hat sich aus dem „jj“ in „Frijjo“ entwickelt.

Der Gott Freyr, der der Bruder und Gatte der Freya ist, ist von dem Hamburger Bischof Adam von Bremen um 1075 n.Chr. „Fricco“ genannt worden.

Ein Teil der „g“-Buchstaben ist in der germanischen Sprache während der 1. germanischen Lautverschiebung (400-100 v.Chr.) und ein anderer Teil während der 2. germanischen Lautverschiebung (650-800 n.Chr.) zu einem „k“ geworden.

Da dieses „k“ in dem Latein des Adam von Bremen als ein „c“ geschrieben worden ist, muß dem „Fricco“ ein „Friggo“ vorausgegangen sein. Dieses „Friggo“ hat sich entweder in der Zeit von 400-100 v.Chr. oder von 650-800 n.Chr. in ein „k“ verwandelt.

Der Göttername „Friggo“ ist eine Parallelbildung zu „Frigg“. Sowohl „Friggo“ als auch „Frigg“ scheinen aus „Freya“ bzw. „Freyr“ entstanden zu sein.

Die erste Lautverschiebung fand 300-600 Jahre nach dem Beginn der Eroberung von Niedersachsen durch die Germanen statt, die vor dieser Zeit noch in Dänemark, Holstein, Südschweden und Südnorwegen wohnten.

Die zweite Lautverschiebung fand nach dem Ende der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) statt.

Beide Lautverschiebungen sind also zumindestens zum Teil auch durch die Begegnung mit anderen Sprachen verursacht worden.

Die beiden germanischen Lautverschiebungen
1. Lautverschiebung
indogermanisch => germanisch
400-100 v. Chr.
2. Lautverschiebung
germanisch => Althochdeutsch
650-800 n. Chr.
b => pp => ff => f
p => pf
d => tt => ss => w
t => ts
t => d
g => kk => ch
k => kch
p => bb => p
k => gg => k
t => thth => d
f => p
f => b

Die beiden Namen „Freya“ und „Freyr“ haben sich aus der folgenden indogermanischen Wurzel heraus entwickelt:

Die Entwicklung der Namen „Freya“ und „Freyr“
VolkBegriff
altägyptischper („Haus“); z.B. in „per-aa“ für „Pharao“ („Großes Haus“)
indogermanischper (Lehnwort: „Haus“)
priheh („Hausmitbewohner(in), Verwandte(r), Geliebte(r)“) => Frau
prija („Liebe“, vermutlich auch „Wiederzeugung“)
priheh („Göttin/Ahnin, Gott/Ahn“) => Priapos, Freyr, Freya
prehktos („Genitalien, Anus“) => großer Penis des Freyr
parikeh („Nebenfrau, Hure“)

Aus dem altägyptischen Lehnwort „per“ für „Haus“ ist im Indogermanischen die Bezeichnung für „Hausmitbewohner(in), Verwandte(r), Geliebte(r)“ geworden. Dieser Begriff scheint auch auf die Ahnen und die Wiederzeugung ausgeweitet worden zu sein, sodaß er auch für den Ahn nach dessen Wiederzeugung (Priapos und Freyr haben beide einen großen, erigierten Penis) sowie auf die Jenseitsgöttin als die Wiederzeugungs-Geliebte (Freya) ausgeweitet werden konnte.

Bereits im Indogermanischen finden sich Ansätze, das ursprüngliche „per“ zu einem „prij…“ oder einem „prehk…“ weiterzuentwickeln.

Das indogermanische „prija“ für „lieben“ wurde im altnordischen zu einem „frijan“ für „lieben“. Hier ist das „p“ in der 2. Lautverschiebung (650-800 n.Chr.) zu einem „f“ geworden.

Das Altnordische „frijan“ für „lieben“ ist im Altenglischen ab ca. 400 n.Chr. durch die 2. Lautverschiebung zu „frigan“ für „Liebe, Freund“ geworden. Dies ist eine Parallele zu der Entwicklung des Namens „Freyja“ zu „Frigg“.

Auch im Altnordischen findet sich diese Umwandlung eines „j“, das auch als „y“ geschrieben worden ist, in ein „g“ wie z.B. in „fraegd“ für „Ruhm“, das sich von „Freyr“ für „Herr, Fürst, Gott Freyr“ ableitet.

Leider läßt sich diese Verwandlung des „j“ in ein „g“ zunächst einmal zeitlich nicht sicher einordnen.

Es gab noch eine weitere Verwandlung des Namens „Freyr“, bei der aus dem „j“ bzw. „y“ ein „d“ geworden ist: „frod“ für „Weisheit“, „froedi“ für „Zaubersprüche“, „fridandi“ für „gut“, „frida“ für „verehren“, „frid“ für „Schönheit“ und der Name „Frodi“, mit dem in den Sagas der König bezeichnet wird, zu dem der ehemalige Gott Freyr umgedeutet worden ist.

Aus diesen etwas ausführlicheren Betrachtungen ergibt sich, daß der Göttinnen-Name „Frigg“ mit dem Göttinnen-Namen „Freya“ identisch ist. Auch aus dem Namen des Gottes „Freyr“ wurde über ein nicht erhaltenes „Friggo“ die Variante „Fricco“.

In der folgenden Übersicht sind die nicht überlieferten, sondern nur erschlossenen Varianten mit einem „*“ versehen.

Die Namen „Freya“, „Freyr“ und „Frigg“
Freya => Freyja => Frigga => Frigg => Fricka*
Freyr => Freyjr* => Friggo => Frigg (?) => Fricco

Frigg und Freya sind somit ursprünglich dieselbe Göttin gewesen. Die beiden Lautverschiebungen, die die Veränderung des Namens „Freya“ zu „Frigg“ bewirkt haben, liegen zeitlich kurz nach der Expansion der Germanen von Südskandinavien aus nach Mitteleuropa (ab 750 v.Chr.) und kurz nach der Absetzung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr (um 500 n.Chr.) durch den bei den Südgermanen entstandenen Göttervater Odin.

Somit liegt die Vermutung nahe, daß sich der Name „Freya“ bei den Südgermanen unter dem Einfluß der vielen Sprachen, denen sie begegnet sind, zu „Frigg“ entwikkelt hat. Bei diesen Südgermanen, also bei dem Teil der Germanen, die Südskandinavien verlassen hatten und nach Mitteleuropa gezogen sind, ist Frigg dann zu der Frau des bei...

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