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E-Book

Der Chaos-Gott Loki

Die Götter der Germanen - Band 16

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl608 Seiten
ISBN9783744823456
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Loki ist einer der interessantesten Götter der Germanen und auf jeden Fall der widersprüchlichste aller Asen. Er ist der, der die Asen in Schwierigkeiten bringt und ihnen aber auch immer wieder hilft. Er ist der Gegner des Heimdall, er ist der Vater der Hel, des Jörmungandr und des Fenrir, er verführt die meisten der Göttinnen, er ist der Blutsbruder des Odin, der Verursacher des Winters, der Dieb des Sonnen-Ringes, der Provokatuer des Thor ... und noch vieles mehr ...

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I Die germanische Überlieferung


Loki ist einer der vielfältigsten und widersprüchlichsten Götter in den Mythen der Germanen, der in seiner Listigkeit zugleich der Feind und der Helfer der Götter ist.

Loki ist auch einer der Götter mit den meisten verschiedenen Mythen.

I 1. Die Namen des Loki


Der „Hauptname“ dieses Gottes ist „Loki“, aber er wird auch häufig „Loptr“ genannt.

I 1. a) „Loki“


Der Name „Loki“ könnte sich von altnordisch „lok“ für „Riegel, Schloß, Verschluß, Deckel, Decke, Bedeckung, Ende“ und für „Verlockung, Verführung“ herleiten.

Mit diesem Wort ist auch „lokkr“ für „Locke“ und „lok“ für „Farn“ verwandt. Der Name des Farns bezieht sich vermutlich darauf, daß die jungen Farnpflanzen wie eine „Locke“ aufgerollt sind.

Der Name „Loki“ könnte daher die Bedeutung „Gefangener“, „Lockiger“, „der am Ende“, „Lockiger“ und „Verführer“ haben. Alle diese Deutungen würden zutreffen:

  • Loki wird von den Asen gefangengesetzt,
  • Loki könnte durchaus Locken haben,
  • Loki spielt am Ende beim Ragnarök eine wichtige Rolle (er „beendet“ den Sommer),
  • Loki verführt die Asinnen und er „verführt“ durch seine Listen Thor, Hödur und andere Asen.

Im Germanischen findet sich fast genau dieselbe Bedeutung für das Wort „luka“, das die Wurzel von altnordisch „lok“ ist.

„Luka“ bedeutet „Loch, Lücke, Höhle/Hölle, Versteck, Verschluß, Riegel, Bolzen, Ende, Drehung, Locke, Verlockung, Anlockung, Täuschung“.

Mit diesem Wort ist neben den deutschen Substantiven „Loch“, „Lücke“ und „Verlockung“ auch noch das Wort „Luke“ verwandt.

Die indogermanische Wurzel dieser Worte ist das Verb „leug“ für „biegen“, das auch die Nebenbedeutungen „Verzwirnung“ und „Knoten“ zu haben scheint, aus der heraus sich die Bedeutung „Verschluß“ entwickelt hat.

Zunächst war „leug“ jedoch einfach das „Gebogene“ und somit auch die „Locke“.

Man kann somit davon ausgehen, daß Loki, falls sein Name bis ins Indogermanische zurückreichen sollte, entweder als der „Lockige“ oder als der „Gefangene“ bezeichnet worden ist.

Es gibt zumindestens die Möglichkeit, den Namen dieses Gottes auch als eine Variante des Wortes „Lohe“, also „Flamme“ zu deuten.

Dieses Wort lautet im Isländischen „leygr“, im Schwedischen „läga“ im Althochdeutschen „loug“ und im Mittelhochdeutschen sowie im Neuhochdeutschen „Lohe“.

Im Germanischen lautete dieses Wort „laugaz“ und in einer anderen Variante „luhän“. „Laugithä“ war ein Name für den Blitz.

Diese Worte stammen von indogermanisch „leug“ für „licht, hell, leuchten, sehen“ ab, das von seiner Schreibung her mit „leug“ für „gebogen“ identisch ist.

Ein weiteres, sehr ähnlich klingendes Wort, das gut zu dem Charakter des Loki passen würde, ist das altnordische „ljuga“ für „lügen“, das von dem germanischen „leugan“ für „lügen“ abstammt, das wiederum eine Weiterentwicklung zu indogermanisch „leugh“ für „lügen“ ist.

Vermutlich ist „lügen“ ursprünglich als „verbogene Rede“ bezeichnet worden – ähnliche wie man illegale Taten eine Zeitlang als „krumme Dinger drehen“ bezeichnet hat.

Die wahrscheinlichste Herleitung des Namens dieses Gottes ist jedoch die von „lok“, die den Loki als den „Gefangenen“ kennzeichnen würde, weil die Gefangenschaft des Loki ein wesentliches Element seiner Mythe gewesen ist. Allerdings ist er auch ein guter Lügner …

Es ist gut denkbar, daß „Loki“ nicht der ursprüngliche Name dieses Gottes ist, sondern eine Umschreibung, die den Gott magisch unschädlich machen, d.h. gefangensetzen sollte. Dieses Verfahren findet sich u.a. bei der Umschreibung des Bären, dessen alter Name „Urs“ lautete, als „der Braune“ („Bär“).

Dieses Verhalten hat zu dem Sprichwort „Mal den Teufel nicht an die Wand!“ geführt – heute würde man eine solche Haltung „positives Denken“ nennen.

I 1. b) Der Name „Lodur“


Der Name „Lodur“ könnte von dem Verb „loda“ abgeleitet sein, das „etwas festhalten, sich an etwas festklammern, an etwas festkleben“ bedeutet. Ein „Lodur“ wäre dann jemand, der etwas festhält. Falls mit „Lodur“ jedoch ein „Festgehaltener“ gemeint sein sollte, wäre „Lodur“ einfach eine Variante von Loki, dessen Namen vermutlich „Eingesperrter“ bedeutet.

Die Bedeutung von „loda“ scheint jedoch noch andere Aspekte umfaßt zu haben, da das von diesem Verb abgeleitete Substantiv „loddari“ in etwa „Jongleur, Gaukler“ bedeutete – was ja durchaus auch zu Loki passen würde.

Im Germanischen bedeutet „ludro“ in etwa „Nichtiger, Nichtsnutz, Wertloser“, was eine Weiterentwicklung von indogermanisch „leu“ für „Schlaffer, Hängender“ ist. Gaukler besaßen anscheinend keine besonders hohes Ansehen …

Auch germanisch „lod“ für „Frucht“ stammt von dem indogermanischen „leu“ ab und ist als „die Hängende“ bezeichnet worden.

Da „ludro“ mit dem lateinischen „ludo“ für „Spiel“ verwandt ist, wird die Bedeutung „Gaukler, Spieler“ vermutlich bis zu der Sprache der gemeinsamen Vorfahren der Germanen und Römer, also bis zu der Sparche westlichen West-Indogermanen (Kelten, Römer, Germanen) um ca. 2000 v.Chr. zurückreichen.

I 1. c) „Loptr“


Der dritte Name des Loki lautet „Loptr“ und bedeutet „Luft“. Von dieser Grundbedeutung leiten sich „Himmel“ und „oben“ ab. Ein „lopt-eldr“, also ein Luft-Feuer“ bzw. ein „Himmels-Feuer“ ist ein „Blitz“.

Dieser Name des Loki könnte mit seinen magischen Schuhen in Zusammenhang stehen, mit denen er durch die Luft laufen kann. Wenn dies zutrifft, muß es einst eine Mythe gegeben haben, in der diese Schuhe wichtig waren – diese Erzählung ist leider nicht überliefert worden.

I 1. d) „Hvedrungr“


„Hvedrungr“ ist weiterer Name des Loki. Dies ergibt sich daraus, daß in der „Vision der Seherin“ der Fenris-Wolf „Hvedrungen-Sohn“ genannt wird:

Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn

Mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten:

Er stößt dem Hwedrungen-Sohn den Stahl ins Herz

Durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater.

Siegvater ist Odin; sein Sohn ist hier Widar; der Leichenwolf ist Fenrir Loki-Sohn.

Im Ynglingatal des Thjodolfr von Hvini wird Hel, die Schwester des Fenrir, „Hvedrungen-Tochter“ genannt.

Schließlich erscheint Hvedrungr noch in den Thulur, die die Namen der Riesen auflisten – Loki wird mal zu den Asen, mal zu den Riesen gezählt.

Der Name „Hvedrungr“ leitet sich von „hvedr“ für „Wind“ ab – ein „Hvedrungr“ ist jemand, der zum Wind gehört – ein „Wind-Junge“ oder ein „Windling“.

Dieser Name ist wie „Lopt“ („Luft“) eine Anspielung darauf, daß Loki mithilfe seiner magischen Flugschuhe in der Lage ist, durch die Luft zu laufen.

I 1. e) Personennamen mit „Loki“ oder „Loptr“


„Loki“ und Lopt“ gab es auch als Personennamen. Neben „Loki“ gab es auch einige Namen wie „Lokke“ oder „Lok“, die „Locken(-kopf)“ bedeuteten.

Mit dem Namen „Loptr“ wurde der Frauenname „Lopthäna“, also „Luft-Huhn“ oder „hohes Huhn“ gebildet. Dieser Name ist insofern interessant, als Loki/Lopt in den Mythen des öfteren zusammen mit Odin und Hönir („Hahn/Huhn“) erscheint und dieser Personenname daher auch „Loki-Hönir“ bedeuten könnte – zumal beide in den frühen Skaldenliedern manchmal als...

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