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Die Psychologie des Motorrads

Zur Wechselwirkung von Mensch und Maschine

AutorHansjörg Znoj
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783456948959
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Wie beeinflusst und gestaltet das Motorrad als 'Gegenstand' die Wahrnehmung, das Handeln, die Motivation des Einzelnen? Erstmals werden in diesem Buch diese Fragen gestellt - und beantwortet: Zum einen aus der Sicht des Fahrers, der eine zeitweilige Verbindung mit der 'Maschine' eingegangen ist, um die natürlichen Grenzen der menschlichen Kapazität zu erweitern. Und aus der Sicht weiterer Beteiligter, die diese Verbindung von Mensch und Maschine ermöglichen, ausweiten, eingrenzen oder verhindern.Die neuronale Verknüpfung von Mensch und Maschine ist die Voraussetzung dafür, dass ein hochkomplexer Werkzeuggebrauch möglich ist. Weitere psychologische Mechanismen helfen zu erklären, weshalb das Motorrad für manche eine persönliche Entwicklung anregen kann. Das Motorrad schafft einen psychologischen Raum, der Motive, Bedürfnisse und Anforderungsstrukturen beinhaltet. Es kanalisiert auf diese Weise die Wahrnehmung, indem es nicht motorradrelevante Information ausfiltert und Handlungen motiviert, die mit dem Gegenstand zu tun haben. Die psychologische Matrix des Motorradfahrers strebt danach, sich im Sinne einer human-technischen Symbiose zu perfektionieren und gehorcht eigenen Gesetzen. Die vielen Kontrollmöglichkeiten des Motorrads lösen eine außerordentliche Faszination aus, schließen jedoch das Risiko einer Fehlentscheidung ein. Ein Motorrad erfordert vom Fahrer eine vertiefte Auseinandersetzung nicht nur mit der Technik, sondern mit seinem eigenen Verhalten, den Motiven, der Reaktionsfähigkeit, der Aufmerksamkeitssteuerung und der Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber. Zahlreiche Abbildungen und Cartoons machen das Buch für Laien und Fachpersonen leicht lesbar.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Zum Geleit
  3. 1 Einführung
  4. 2 Der Gegenstand Motorrad
  5. 3 Der Fahrer/die Fahrerin
  6. 4 Hersteller und Anbieter
  7. 5 Die "Eingrenzer"
  8. 6 Das Umfeld des Motorrads und seines Fahrers
  9. 7 Die Lust an der Freude
  10. 8 Die Psychologie des Motorrads
  11. 9 Ausblick
  12. Literatur
Leseprobe
7 Die Lust an der Freude (S. 149-150)

In diesem Kapitel werde ich nochmals auf das Hauptmotiv des Motorradfahrens kommen, das Erleben von Freude auf und mit dem Motorrad. In Erweiterung zu den vorherigen Kapiteln werde ich die innere Organisation des Menschen mit derjenigen des Motorrads zu verbinden suchen. Und ich werde versuchen zu zeigen, dass die Freude am Motorradfahren sich aus verschiedenen Quellen speist, immer aber das Erleben des Menschen im Zentrum steht, denn das Motorrad ist nichts anderes als ein Mittel zum Zweck.

Implizites Belohnungssystem und das Grundbedürfnis nach Lustoptimierung


Lust und Lustoptimierung sind eine der wichtigsten Antriebsfedern menschlichen Handelns und Denkens. Wenn wir an Lust denken, so kommt schnell einmal der Gedanke an Sex auf, die Lust an der körperlichen Vereinigung mit einem anderen Menschen. Lust ist aber auch Lust auf gutes Essen, auf Abenteuer, auf kulturelle Höhepunkte oder auf Lesen.

Lust steht für etwas, was wir anstreben wollen, was Körper und Seele guttut, was uns glücklich macht, wenn es zur Befriedigung kommt. Wir können auch süchtig werden nach dem Lusterleben selbst. Von Sucht reden wir allgemein, wenn ein Stoff oder ein Gegenstand zum zentralen Lustobjekt wird und so viel Raum einnimmt, dass andere Bedürfnisse nicht mehr befriedigt werden können. In diesem Fall werden wir von der eigenen Lust versklavt und können keine Kontrolle über unser Handeln und Denken mehr ausüben.

Erinnern wir uns nochmals an die armen «Lustmäuse» im Experiment, die vor lauter Gier nach dem Kick im Lustzentrum gar nicht mehr aufhören konnten, den Hebel zu betätigen. Abb. 14 Die scheinbare Leichtigkeit, zum maximalen Lusterleben zu kommen, verführt die Mäuse zu diesem Handeln. Menschen besitzen wie viele Tiere ein spezielles Belohnungssystem, das fest in die Organisation des Gehirns eingebaut ist.

Wenn zentrale Bedürfnisse, welche für das Überleben als Individuum, aber auch als Spezies notwendig sind, befriedigt werden, schaltet sich das Belohnungssystem ein, und wir erleben einen Glückszustand. Das Belohnungssystem schaltet sich aber bereits ein, bevor es zum endgültigen Akt der Befriedigung kommt. Wir sind nicht erst verliebt, wenn wir Sex gehabt haben, zumindest das Gefühl der Anziehung setzt schon vorher ein. So ist es mit vielen Dingen; unser Gehirn ist so aufgebaut, dass auch Zwischenschritte belohnt werden.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Zum Geleit8
1 Einführung10
2 Der Gegenstand Motorrad16
Grundsätzlich technische Aspekte16
Komponenten des Motorrads21
Entwicklung verschiedener Typen (Evolution)22
Zur Arbeitskraft des Werkzeuges Motorrad27
Mythos und Legenden30
Selbst- und Fremdbilder32
Das Image des Motorradfahrers34
Der Einfluss des Werkzeuges auf den Fahrer36
Kauf mich! Benutze mich! Werbung für das Motorrad43
3 Der Fahrer/die Fahrerin48
Wer fährt Motorrad?48
Wie fährt Mann oder Frau?72
Anforderungen an den Menschen79
Das Fahrerlebnis - eine Annäherung81
Die Einheit zwischen Anforderung aus Umwelt und Handeln (Wahrnehmen-Handeln)82
4 Hersteller und Anbieter110
Der Markt - die Marken112
Pflege und Weiterbildung112
5 Die "Eingrenzer"130
Braucht es eine "externe" Kontrolle? Psychologische Aspekte der Entgrenzung132
6 Das Umfeld des Motorrads und seines Fahrers140
Ökonomische und ökologische Zwänge140
Arbeit und Familie: Werte und Normen142
Der Motorradfahrer als Normbrecher143
Psychologie der Angst144
Soziale Kosten148
7 Die Lust an der Freude150
Implizites Belohnungssystem und das Grundbedürfnis nach Lustoptimierung150
Der Werkzeugcharakter des Motorrads als "Lustmaschine"152
Der Motorradfahrer: Synonym für den homo habilis154
Der Mensch in einer Welt voller Selbstentfremdung und Selbstfindung155
8 Die Psychologie des Motorrads158
Eine Analyse der Symbiose161
Motorrad und Computer - die Maschinenwelt vernetzt sich167
Das Motorrad als Symbol einer Maschinenwelt, die den Menschen versklavt169
Fehler und Unfälle171
Gefühlsleben oder unbewusste Angst: Dem Schreckmoment auf der Spur179
9 Ausblick188
Literatur190

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