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E-Book

Selbstunterstützung für Psychotherapeuten

AutorBettina Lohmann
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl119 Seiten
ISBN9783840925658
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Psychotherapeuten sind in ihrem Beruf vielfältig gefordert. Sie sind es gewohnt, Patienten in schwierigen Situationen zu unterstützen. Sie müssen neben der fachlichen auch über eine sehr gute interaktionelle Kompetenz verfügen, um den verschiedenen Menschen gerecht zu werden, die zu ihnen in die Behandlung kommen. Der intensive Kontakt zu Patienten, der den Beruf einerseits reizvoll macht, birgt aber andererseits auch Belastungen. Mit Schicksalen umzugehen, auf die Patienten einzugehen und sich selbst gleichzeitig zu schützen, bedarf verschiedener Reflexionen und Techniken, die in diesem Buch vorgestellt werden. Das Buch beschreibt typische Situationen aus dem Therapiealltag, die für Psychotherapeuten herausfordernd sein können, z.B. der Umgang mit starken Emotionen in therapeutischen Sitzungen oder die mangelnde Abgrenzung danach, die Abwertung durch einen Patienten, der Patient hat sich in seine Therapeutin verliebt oder der Tod eines Patienten. Abhängig von der Person und der Berufsroutine werden solche Situationen unterschiedlich erlebt. Auch welche Selbstfürsorgemaßnahmen in der jeweiligen Situation angemessen sind, wird verschieden bewertet. Das Buch stellt für schwierige Situationen eine Auswahl an Möglichkeiten dar, die Therapeuten anwenden können, um sich selbst in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Hierbei geht es nicht nur um die Reduktion von Stress oder Arbeitsbelastung ganz allgemein, sondern um hilfreiche Einstellungen und unterschiedliche Strategien, die es Psychotherapeuten ermöglichen, in speziell beanspruchenden Situationen gelassener zu reagieren.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort und Inhaltsverzeichnis
  2. 1Spezifische Anforderungen an den Beruf des Psychotherapeuten
  3. 2 Emotionale Überflutung in der Therapiestunde
  4. 3 Emotionale Überflutung nach der Therapiestunde
  5. 4Mangelnde Distanz in der Freizeit
  6. 5Soziale Ermüdung
  7. 6Abwertung durch Patienten
  8. 7Körperlich aggressive Patienten
  9. 8Überschreiten von persönlichen Grenzen durch Patienten
  10. 9Verlieben in der Therapie
  11. 10Tod von Patienten
  12. 11Suizid von Patienten
  13. 12 Begrenzte psychotherapeutische Möglichkeiten
  14. 13Zweifel am messbaren Erfolg von Therapien
  15. 14Langeweile in der Therapie
  16. 15Selbstüberlastung
  17. 16Eigene Erkrankung
  18. 17Mitgefühlerschöpfung
  19. Weiterführende Literatur
  20. Literatur
  21. Sachregister
Leseprobe
1 Spezifische Anforderungen an den Beruf des Psychotherapeuten (S. 9-10)

Jede berufliche Tätigkeit zeichnet sich durch unterschiedliche Herausforderungen, Reize, Chancen und Risiken aus. So ist es für einen Architekten eine Herausforderung, die individuellen Wünsche seiner Kunden mit den Bauvorschriften in Einklang zu bringen, für einen Musiklehrer, wenig motivierten Kindern das Trompetespielen beizubringen, und für einen Bäcker das frühe Aufstehen. Manche empfinden diese Herausforderungen als besonderen Reiz ihrer Tätigkeit, andere fühlen sich genau dadurch stark belastet. Mitunter ändert sich im Laufe des Berufslebens auch die Bewertung der Herausforderungen und Chancen. So kann es anfangs noch Spaß machen, sich immer neue Übungen auszudenken, um die Musikschüler zu motivieren, nach ein paar Jahren überwiegt aber möglicherweise die Frustration, dass viele Kinder ein Instrument zu spielen beginnen, aber nach kurzer Zeit keine Lust mehr zum Üben haben. Andererseits mag es Architekten geben, die sich durch die vermeintliche Unvereinbarkeit von Kundenwünschen und Bauvorschriften zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit sehr gestresst fühlen, nach zehn Jahren Berufstätigkeit aber stolz sind, die Lücken in den Vorschriften zu kennen. Auch die psychotherapeutische Tätigkeit bietet einerseits erfreuliche und interessante Seiten, kann andererseits aber auch belastend und sehr anstrengend sein. 70 bis 80 % der tätigen Psychotherapeuten würden ihren Beruf wieder wählen ( Reimer, Jurkat, Vetter & Raskin, 2005; Vangermain & Brauchle, 2013), was dafür spricht, dass die positiven Seiten die belastenden überwiegen. In einer Studie zu Burnout bei Psychotherapeutinnen (Willutzki, Ambühl, Cierpka, Meyerberg & Orlinsky, 1997) beschrieben sich von 760 Befragten 73,1 % als zufrieden mit ihrer therapeutischen Arbeit. Auch wenn die Zufriedenheit mit dem Beruf relativ hoch ist, gibt es sehr spezifische Anforderungen in der psychotherapeutischen Tätigkeit, für die jeder Therapeut einen guten Umgang finden muss, wenn er dauerhaft zufrieden sein möchte. Diese spezifischen Anforderungen werden im Folgenden aufgeführt.

Psychotherapeuten haben intensiven Kontakt zu ihren Patienten Es gibt kaum einen Beruf, in dem der Kontakt zum Gegenüber so intensiv ist wie bei Psychotherapeuten. Allein die Tatsache, dass die Therapiestunden in der Regel fünfzig Minuten dauern, keine anderen Personen anwesend sind und technische Mittel keine Rolle spielen, ist eine besondere Situation. Lehrer kommunizieren mit einer ganzen Klasse, Ärzte haben in der Regel einen kürzeren Kontakt, der teilweise durch medizinische Geräte bestimmt wird, Verkaufsgespräche finden selten in einem geschützten Rahmen statt. In vielen Berufen beschränkt sich die Begegnung auf einmalige oder wenige Treffen. Die begrenzte Anzahl der Patienten, die ein Psychotherapeut behandelt, und die Regelmäßigkeit des therapeutischen Kontaktes stellen Rahmenbedingungen dar, die zur Intensität beitragen können. Vermutlich werden die meisten Psychotherapeuten mit Ausnahme ihrer Familienmitglieder kaum andere Menschen so oft, regelmäßig und konzentriert im Privatleben sehen, wie sie im Beruf ihre Patienten erleben. Diese Intensität ist für viele Psychotherapeuten ein Motiv bei der Berufswahl, sie haben ein Interesse an Menschen und deren Leben. Es kann befriedigend sein, so viel mehr von andern Menschen zu erfahren, als es in anderen Berufen möglich ist. Diese Intensität bedeutet aber auch, dass Therapeuten stärker involviert sind von den Kontakten als Steuerberater oder Bademeister. Psychotherapeuten haben Anteil an sehr belastenden Situationen, am Schicksal ihrer Patienten. Die Intensität kann es aber auch erschweren, eigene Probleme aus dem Kontakt zu halten. Befindet sich die eigene Familie gerade in Schieflage, wünscht man sich vielleicht lieber einen Arbeitsplatz, bei dem man sich hinter einem Bildschirm verstecken kann und nicht den Blicken und möglichen Fragen von Patienten ausgesetzt ist. Der intensive Kontakt zum Patienten ist gerade für viele Berufsanfänger eine Herausforderung. Wie bei jedem Berufseinstieg ist die Unsicherheit zu Beginn der Tätigkeiten hoch. Mit dieser Unsicherheit bis zu 50 Minuten ohne Rückzugsmöglichkeit vor einem Patienten zu sitzen, erleben junge Psychotherapeuten zuweilen als Expositionsübung. Die Intensität des Kontaktes führt manchmal dazu, dass Patienten sich auch außerhalb der Therapie eine Fortsetzung dieses Kontaktes wünschen. Das kann das Bedürfnis nach Freundschaft sein, möglicherweise verliebt sich aber auch ein Patient in seine Therapeutin. Für den therapeutischen Kontakt ist das eine schwierige Situation, denn die Therapeuten müssen eine klare, abstinente Position gegenüber den Patienten vertreten, ohne die therapeutische Beziehung zu gefährden. Es stellt eine hohe Anforderung an Therapeuten dar, sich in so einer Situation ihrer eigenen Empfindungen bewusst zu sein, eine klare Botschaft zu übermitteln, empathisch zu sein, schnell die richtigen Worte zu formulieren und mit den Reaktionen des Gegenübers auf die Abgrenzung umzugehen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Inhaltsverzeichnis7
1Spezifische Anforderungen an den Beruf des Psychotherapeuten11
2 Emotionale Überflutung in der Therapiestunde19
3 Emotionale Überflutung nach der Therapiestunde23
4Mangelnde Distanz in der Freizeit31
5Soziale Ermüdung37
6Abwertung durch Patienten41
7Körperlich aggressive Patienten51
8Überschreiten von persönlichen Grenzen durch Patienten57
9Verlieben in der Therapie63
10Tod von Patienten69
11Suizid von Patienten73
12 Begrenzte psychotherapeutische Möglichkeiten81
13Zweifel am messbaren Erfolg von Therapien85
14Langeweile in der Therapie89
15Selbstüberlastung93
16Eigene Erkrankung103
17Mitgefühlerschöpfung109
Weiterführende Literatur115
Literatur117
Sachregister119

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