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E-Book

5 Dinge, die wir von unserer Krankheit lernen können

Mein Weg zum inneren Erblühen

AutorBronnie Ware
VerlagArkana
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783641216351
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Heilung durch Hingabe.
Bronnie Ware war eine unabhängige Frau mit vielfältigen Leidenschaften. »5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen« machte sie zur Bestsellerautorin. Außerdem erfüllte sich mit über 40 ihr größter Traum: Sie wurde Mutter. Doch dann begegnete ihr die größte Herausforderung ihres Lebens: Rheumatoide Arthritis - eine sehr schmerzhafte Autoimmunkrankheit, die weitreichende körperliche Einschränkungen mit sich bringt. Mit großem Mut und bewundernswerter Hingabe nimmt sie ihr Schicksal an. Und sie zeigt jedem von chronischer Krankheit Betroffenen, wie das Hier und Jetzt zum Lehrmeister werden kann. Zahlreiche Belohnungen warten: wachsende Selbstliebe und Vertrauen ins Leben, Prozesse der Vergebung, der Heilung und des inneren Wachstums. Am Ende ist das Leben lebenswerter als je zuvor.

Bronnie Ware stammt aus Australien und ist Autorin, Songwriterin und Sängerin. Nach einigen Jahren als Bankangestellte zog es sie in die weite Welt, sie lebte in England und auf einer Südseeinsel. Anschließend arbeitete sie acht Jahre als Palliativkrankenschwester und schrieb darüber in ihrem Blog »Inspiration and Chai«, der zur Grundlage ihres Bestsellers »5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen« wurde. Heute lebt Bronnie Ware wieder in Australien.

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Leseprobe

5

Als sich die düsteren Wolken der Depression verzogen, wurde mein Leben von Tag zu Tag etwas besser. Es boten sich immer neue Gelegenheiten zu schreiben, und meine Arbeit machte auf allen Ebenen Fortschritte. Auch emotional war ich jetzt stark genug, um an meinem Wohnort einen Songwriting-Kurs für Frauen aus benachteiligten Schichten anzubieten.

Bald aber regte sich ein noch mächtigerer Drang in mir, nämlich der Wunsch, Mutter zu werden. Ich war mittlerweile über vierzig und hatte den Kinderwunsch eigentlich aufgegeben. Durch all meine früheren Beziehungen zogen sich die Suchtprobleme meiner jeweiligen Partner wie ein roter Faden, und ich selbst hatte früher ja auch Gras geraucht, auch wenn diese Zeiten längst vorbei waren.

Mit den Suchtproblemen meiner Partner hatte ich stets den unbefriedigenden Charakter dieser Beziehungen mir selbst gegenüber entschuldigt. Zugegeben war der eine Alkoholiker, aber wenigstens schrie er nicht herum oder schlug mich gar. Der andere rauchte täglich Marihuana, aber immerhin rührte er keinen Alkohol an, und so weiter und so fort. Jahrelang erkannte ich das Potenzial, das in meinen Partnern steckte, ehe ich begriff, dass sie selbst es nicht sahen. Ich wiederum wusste jahrelang nicht, dass es mein geringes Selbstwertgefühl war, das mich solche Beziehungen eingehen ließ. Aber es tat sich etwas in mir, und diese alten Muster veränderten sich allmählich.

Ich war zu jener Zeit Single, brauchte das auch irgendwie. Diese Zeit der Einsamkeit, in der ich innerlich frei wurde, war das Beste, was mir je passiert war. Ich genoss mein Singledasein und die damit verbundene Unabhängigkeit. Doch völlig aus dem Nichts heraus kam der Kinderwunsch auf und wurde immer stärker.

Ich hatte schon an Adoption gedacht, allerdings stand diese Option nie so im Vordergrund, dass ich einen entsprechenden Antrag gestellt hätte, und so verschwand die Idee wieder aus meinen Gedanken. Das Leben signalisierte mir, dass es andere Pläne für mich hatte. Unterdessen gab mir mein Körper in aller Deutlichkeit zu verstehen, dass es höchste Zeit war. Das Gefühl, dass irgendwo ein kleines Mädchen auf mich wartete, wurde immer stärker. Ebenso die Hoffnung, den richtigen Partner für eine Beziehung zu finden.

Während sich die Tore des Wandels und der Chancen immer weiter öffneten und mich in meinem neuen, postdepressiven Leben willkommen hießen, lernte ich einen Mann kennen. Unsere Bekanntschaft verwandelte sich in Freundschaft, und von Freunden wurden wir zu Liebenden. Zwei Monate danach war ich schwanger, was wir beide gewollt hatten. Ich war damals 44 Jahre alt. Der Wunsch nach einem Kind war so stark gewesen, dass ich keinen Moment daran gezweifelt hatte, dass es klappen würde. Zum Glück lebte ich in einer Welt, in der die Stimme der inneren Führung lauter sprach als alle Statistiken zur Empfängniswahrscheinlichkeit.

Eines Abends saß ich plaudernd mit einer Freundin am Lagerfeuer. Mein Freund und ich hatten an diesem Nachmittag miteinander geschlafen. Während ich relaxt in meinem Campingstuhl saß und die Wärme des Feuers und den unbeschreiblichen Anblick der Sternendecke über mir genoss, überfiel mich einen Augenblick lang ein Gefühl der Schwäche. Dann aber durchspülte eine Woge der Liebe jede Zelle meines Körpers. Ein Sternenfunken strahlte hell auf in meinem Geist. Es war schlicht unglaublich, wie mein Körper sich willentlich löste und lockerte und ganz diesem Hochgefühl überließ. Und im nächsten Augenblick war das Gefühl wieder weg, einfach so.

Die Flammen des Feuers prasselten weiter, und auch die Sterne funkelten unverändert, ich aber lächelte innerlich. Die Empfängnis hatte stattgefunden, in eben diesem Moment. Ich wusste es einfach. Meine Freundin und ich plauderten weiter wie zuvor, doch mein Herz vollführte Freudensprünge, sodass ich mit meinen Gedanken nicht mehr bei der Sache war. Ich werde Mutter! Und um das Maß meines Glücks vollzumachen, hatten mein Kind, meine Tochter, und ich bereits eine innige Verbindung hergestellt, durch die sie mir zu verstehen gab, dass sie nun da war. Willkommen, meine Kleine. Mögest du sicher sein da drinnen. Ich liebe dich schon jetzt.

Von da an erhielt alles in meinem Leben eine neue Bedeutung. Mehr als ein Vierteljahrhundert war ich nun erwachsen und hatte so manches erlebt. Die Freiheit, die ich erfahren durfte, hatte ich wirklich genossen. Doch nun ging es nicht mehr um mich allein. Jetzt war da dieses kostbare, göttliche kleine Wesen, auf das es achtzugeben galt.

Sechs Wochen später bestätigte mir der Arzt, dass ich schwanger war. Da sah ich das Leben bereits mit den Augen einer Mutter und mit deutlich klarerem Blick. Es war, als hätte sich der Nebel verzogen – ein Nebel, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn gab. Aus Mitgefühl hatte ich bislang alle möglichen Rechtfertigungen für bestimmte Dynamiken in der Beziehung zu meinem Partner gefunden. Doch jetzt, als meine Schwangerschaft voranschritt, sah ich die Dinge so klar wie nie zuvor in meinem Leben. Und was ich da sah, waren riesige Warnschilder; ich sah Wegweiser, die mir eine ganz andere Richtung aufzeigten.

Ich begriff, dass ich, um der Sicherheit und des Wohlergehens meines Kindes und meiner selbst willen, die Beziehung zu meinem Partner beenden musste. In der Beziehung zu bleiben würde für mein Kind und mich bedeuten, fortwährend unter unsicheren Umständen zu leben. Das konnte ich nicht riskieren.

Diese Entscheidung verlangte mir zwar einigen Mut ab und brachte auch viel Trauer mit sich, doch es war meine Aufgabe, eine sichere und gesunde Umgebung für mein Kind zu schaffen. Die weiteren Ereignisse bestätigten mich darin, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und dieser Entscheidung sollte eine zweite folgen: Es war an der Zeit, nach Hause zurückzukehren.

Siebenundzwanzig Jahre waren mittlerweile vergangen, seit ich von zu Hause ausgezogen war. Zwar hatte es während meiner Wanderjahre immer wieder Phasen gegeben, in denen ich für kurze Zeit wieder unter dem Dach meiner Eltern gelebt hatte, doch nie mit dem Gefühl oder der Absicht, dort zu bleiben. Aber nun war der Ruf, nach Hause zurückzukehren, so stark, dass ich ihn nicht ignorieren konnte, selbst wenn ich es versucht hätte.

Natürlich hatte die Vorstellung, dass meine Mutter sich um mein Baby kümmern würde, etwas Verlockendes an sich. Außerdem wollte ich, dass mein Kind seine Großeltern kennenlernte, und das ging nun mal am besten, wenn ich wieder in meiner Heimatstadt wohnte.

Die Beziehung zu meiner Großmutter hat mich auf positive Weise tief geprägt. Daher war es mir wichtig, dass mein Kind ebenfalls die Möglichkeit bekam, ein solches Band zu seiner Großmutter zu knüpfen. Es erfüllte mich mit Dankbarkeit, dass ich ihm die Gelegenheit geben konnte, dies zu tun.

Außerdem war da noch meine finanzielle Situation. Für mich ist Geld etwas, das einen in die Lage versetzt, etwas zu tun. Mit dem Besitz von Geld habe ich weniger im Sinn. Wenn ich in der Vergangenheit etwas gespart hatte, dann war mein Gedanke stets gewesen: Wohin kann ich jetzt reisen? Ich habe immer lieber Erfahrungen gesammelt als Besitztümer. Eine Erwerbsbiografie als Pflegekraft mit vielen Unterbrechungen und ein nomadischer Lebensstil haben ebenfalls nicht zu meiner finanziellen Absicherung beigetragen. Und als ich dann etwa ein Jahr zuvor diese schweren Depressionen hatte und nicht arbeitsfähig war, wurde es, gelinde gesagt, allmählich brenzlig.

De facto war ich so weit unten angelangt, dass ich zum Überleben auf die Essensgutscheine wohltätiger Einrichtungen angewiesen war. Das Ganze war eine harte Lektion in Sachen Annehmenlernen. Nicht gerade eine leichte Lektion, doch wenn ich mich ihr nicht stellte, wie sollte ich je fähig werden, wahre Güte in mein Leben zu lassen? Ich lernte auch, ein bisschen netter zu mir selbst zu sein, und tat mein Bestes, um nicht allzu streng mit mir ins Gericht zu gehen, weil ich mich (unbeabsichtigt) in diese Lage gebracht hatte.

Mittlerweile hatten sich meine Lebensumstände zum Glück deutlich gebessert. Ich hielt nämlich nicht nur meinen ersten Songwriting-Kurs, sondern hatte auch mein erstes richtiges Buch fertiggestellt. Außerdem gab ich Konzerte für kleine Kinder. Was die Arbeit betraf, ging es also wieder aufwärts, und dieser Trend setzte sich fort. Doch bis ich mir eine eigene Bleibe leisten konnte, war es das Vernünftigste, zu meinen Eltern zu ziehen und sozusagen eine kleine Großfamilie zu bilden.

Meine Eltern und ich stellten uns aufeinander ein, so gut wir konnten, und entwickelten unsere eigenen Gewohnheiten. Es gab ganz besondere Momente zwischen uns, während das Kind in mir heranwuchs. Meine Mutter und ich waren nicht länger nur Mutter und Tochter: Unser Verhältnis wurde mit jedem Tag mehr zu einer Freundschaft zwischen zwei erwachsenen Frauen. Während wir durch die Straßen des kleinen Dorfes schlenderten, das nur wenige Meilen vor einer prachtvollen Bergkette liegt, führten wir stundenlange Gespräche, die ich nie vergessen werde. Natürlich wurde mein Gang mit den Wochen immer watschelnder, und unsere Gespräche, genau wie unsere Spaziergänge, wurden immer kürzer, doch sie büßten nichts von ihrer Tiefe und ihrem Facettenreichtum ein.

Ich war aufrichtig dankbar für das Zimmer und das komfortable Zuhause, in dem ich lebte. Dennoch hatte ich gewisse Anpassungsschwierigkeiten, da ich seit vielen Jahren ans Alleinleben gewöhnt war. Das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater war bis vor wenigen Jahren recht konfliktbeladen gewesen. Seine unkontrollierten Wutausbrüche hatten mir als Kind stets eine Höllenangst eingejagt, später, als Teenager,...

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