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Sportwetten in Deutschland. Eine Analyse des deutschen Sportwettenmarktes

AutorOliver Koopmann
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl163 Seiten
ISBN9783836612449
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,00 EUR
Das Glücksspiel gehört heutzutage zu einer der umsatzstärksten Dienstleistungsbranchen in Europa. Besonders hervorzuheben ist die Sportwette, die sowohl bei den Wettkonsumenten als auch bei den Wettanbietern immer beliebter wird. So gewinnt der Sportwetten-Sektor mehr und mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. Allein 2004 wurden rund 28 Milliarden Euro auf dem deutschen Glücksspielmarkt umgesetzt, davon ca. 2,7 Milliarden durch Online-Gambling-Angebote im Internet. Der Wettmarkt hat einen Anteil von 5-10% am gesamten deutschen Glücksspielmarkt. Der DFB-Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 wirkte wie ein Katalysator auf die Branche in Deutschland. Aktuelle Studien gehen von einer Verdreifachung des Marktes bis 2010 aus, den Internet-Sportwetten wird eine Wachstumsrate von 30% prognostiziert. Rund 80 Prozent der 2005 in Deutschland getätigten Sportwetten entfielen auf den Bereich Fußball. Um mit dem Begriff der Sport- bzw. Fußballwette arbeiten zu können, wird dieser Studie eine Definition vorgeschaltet. Eine Abgrenzung gegenüber anderen Glücksspielen dient als Grundlage für die Prüfung der Zuständigkeit verschiedener Rechtsebenen bezüglich der Sport-/ Fußballwette.Diese Studie legt ihren Schwerpunkt auf die Erarbeitung der wirtschaftlichen und monetären Bedeutung von Sportwetten, im Speziellen Fußballwetten, in Deutschland und Europa. Auf nationaler Ebene wird die Rolle des staatlichen Wettangebotes für die Finanzierung des deutschen Sports eruiert, auf europäischer Ebene wird eine Übersicht der Sponsorships ausgesuchter internationaler Sportwettanbieter erarbeitet und, ergänzt durch Umsatzzahlen, die finanzielle Kraft dieser Branche dargestellt. Der analytische Schwerpunkt liegt auf der Bestimmung des Anteils aus staatlich angebotenen Sportwetten (Oddset) an der gesamten föderalen Sportförderung durch Glücksspiel-Umsätze. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem Urteil aus dem Jahr 2006 den Gesetzgeber zu einer Neuordnung des deutschen Glücksspielmarktes verpflichtet. Auf Grundlage der in dieser Studie erörterten rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte zum deutschen Glücksspiel-, speziell zum Sportwettenmarkt, werden mögliche Zukunftsszenarien zur Neuordnung des deutschen Wett- und Glücksspielmarktes erarbeitet, vorgestellt und in europäischem Kontext bewertet. Ergänzt werden diese Ergebnisse durch Interviews mit Experten des Glücksspielmarktes. Dabei kommt die Seite der staatlichen Vertreter, die der privaten Sportwettunternehmer und als dritte Interessengruppe die der Juristen zu Wort.

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Leseprobe
Kapitel 4, Die wirtschaftliche Bedeutung von Sportwetten in Deutschland und Europa:Der Profisport, speziell der Profifußball, kann heute als eigenständige Wirtschaftbranche mit entsprechenden finanziellen Umsätzen angesehen werden. Allein die deutsche Fußball-Bundesliga erzielte in der Saison 2006/07 einen Rekordertrag von 1,52 Milliarden Euro. Von den vielfältigen Finanzströmen des Sports sind zum einen die staatliche Sportförderung und zum anderen das Sportsponsoring der Privatwirtschaft von Interesse für die vorliegende Arbeit. Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die Stellung des Sports in Deutschland und Europa gegeben. Anschließend wird die Sportförderung der Bundesrepublik Deutschland dahingehend analysiert, welchen Anteil die staatlichen Glücksspielunternehmen, im Speziellen das Sportwettenangebot Oddset, daran besitzt. Nationale Finanzströme, z.B. zur anteiligen Finanzierung der Fußball Weltmeisterschaft 2006, werden in zwei Staatsverträgen der Landeslotteriegesellschaften vorgestellt. Als Veranstalter des Profifußballs in Deutschland, wird die Positionierung des DFB auf dem deutschen Glücksspielmarkt dargestellt. Abschließend wird die wirtschaftliche Bedeutung deutscher Sportwettunternehmen im Sport anhand ausgesuchter Sportsponsorships illustriert.Die Sportförderung ist in den einzelnen Staaten der Europäischen Union unterschiedlich aufgebaut. In verschiedenen Anteilen stellt die staatliche Förderung des Sports eine bedeutende Ergänzung privater Sponsoren dar. Die Gesamtausgaben für den Sport sind international kaum vergleichbar, da sie in den verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Anteile der Regierung, regionaler öffentlicher Hände und des privatwirtschaftlichen Bereiches zurückzuführen sind. In föderal aufgebauten Ländern erfolgt die staatliche Sportförderung auf mehreren Ebenen. Zu diesen gehören die Bundesverwaltung, sowie die regionale und die kommunale Verwaltung. Die Förderung des Spitzensportes findet zum größten Teil auf Bundesebene statt, der Breitensport wird schwerpunktmäßig auf regionaler Ebene unterstützt. Die Verteilung von staatlichen Mitteln auf Breiten- und Spitzensport erfolgt je nach Land unterschiedlich. So leistete z.B. Frankreich 2001 eine Sportförderung von insgesamt 394,2 Millionen Euro, wovon 84,2 Millionen Euro auf den Spitzensport entfielen. Ein außereuropäischer Vergleich mit Australien zeigt dort eine fast ausschließliche Verwendung der Fördermittel für die Sportelite. Von 57,9 Millionen Euro flossen mit 55,2 Millionen Euro 95% der Ausgaben in den Spitzensport. Die Sportförderung in Deutschland betrug 2001 insgesamt 598 Millionen Euro. Der Spitzensport erhielt davon 498 Millionen Euro (83%). Haushaltsrechtlich ist die Sportförderung des Staates vom so genannten Bundesinteresse abhängig. Ein wichtiges Förderkriterium ist demnach die Außendarstellung einer Sportart und somit sind auch sportliche Erfolge und Attraktivität für die Öffentlichkeit, Medien und Sponsoren von Bedeutung. Nach Auffassung der Bundesregierung würde „eine Spitzensportförderung ohne eine Anknüpfung an Leistungskriterien, wie den internationalen Erfolg, ihren Zweck verfehlen“. Die Sportförderung erfolgt nach dem Subsidiaritätsprinzip. Dieses Konzept föderaler Staatssysteme sieht ein Eingreifen übergeordneter Ebenen nur dann vor, wenn eine untergeordnete Ebene überlastet ist. So kommt die staatliche Sportförderung nur dann und dort zum Tragen, wo kommunale und regionale Mittel nicht ausreichen. Dementsprechend berücksichtigt die Bundesregierung bei der Verteilung der Mittel beispielsweise Einnahmen aus der Fernsehvermarktung telegener und medienwirksamer Sportarten und lenkt entsprechende Einsparungen in der eigenen Förderung auf andere Sportarten um. Deutsche Athleten waren und sind bei Olympischen Spielen, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften und einer Vielzahl weiterer internationaler Sportveranstaltungen in verschiedensten Disziplinen erfolgreich und erreichten Medallienränge. Hieraus entwickelte sich ein gewisser Anspruch an Deutschland als Sportnation, der von der Bundesregierung, während der 14. Wahlperiode in einer Stellungnahme „zur umfassenden und nachhaltigen Förderung der Entwicklung des Sports in Deutschland“, folgendermaßen aufgegriffen und dargestellt wurde: „Die Sportpolitik der Bundesregierung wird von dem Bewusstsein um dem besonderen Stellenwert bestimmt, den der Sport in der modernen Gesellschaft einnimmt. Mit der erstmals erfolgten Aufnahme in eine Koalitionsvereinbarung, wurde die Sportförderung als eines der wichtigen Ziele der Bundesregierung ausdrücklich festgelegt. Die Bundesregierung hat die mit der Koalitionsvereinbarung gesetzten neuen Akzente in der Sportpolitik aufgegriffen und grundlegende Verbesserungen für den Sport vorgenommen. So wurden die finanziellen Rahmenbedingungen für den Sport ausgeweitet, das Sonderförderprogramm „Goldener Plan Ost“ für den Sportstättenbau in den neuen Bundesländern neu geschaffen, die Förderung des Leistungssports behinderter Menschen intensiviert, die Effizienz der bundesgeförderten Sportwissenschaft erhöht, die Interessen des Sports im Naturschutzrecht gesichert und die Förderung des Spitzensports trotz der gebotenen Haushaltskonsolidierung auf hohem Niveau stabilisiert, sowie bei Bundesgrenzschutz und Bundeswehr weiter ausgebaut. Die sportpolitische Bilanz der Bundesregierung braucht keinen Vergleich zu scheuen.“Die Stellung und Relevanz des Sports in Deutschland spiegelt sich auch in der Europäischen Staatengemeinschaft wieder. Am 18. Juni 2005 wurde der Sport in den Verfassungsvertrag der Europäischen Union aufgenommen und von allen 25 Staats- und Regierungschefs ratifiziert. Somit kann die Europäische Kommission dem Sport in den Mitgliedsstaaten mit „Unterstützungs-, Koordinierungs- und Ergänzungsmaßnahmen helfen und seine sozialen, erzieherischen, gesundheitlichen und kulturellen Werte fördern, ohne in die Autonomie und Kompetenz der Staaten und der Sportorganisationen einzugreifen“. Dem Sport wird dementsprechend auch auf europäischer Ebene eine hohe Bedeutung und eine positive gesellschaftliche Wirkung zugeschrieben. Zur internationalen Sportförderung äußert sich das Auswärtige Amt wie folgt: „Internationale Sportbeziehungen sind, insbesondere im Hinblick auf zahlreiche junge Demokratien und Entwicklungsländer, für die Etablierung und Stabilisierung zivilgesellschaftlicher Strukturen relevant. Sport stellt für viele Menschen in Entwicklungsländern – insbesondere für traumatisierte Kinder und Jugendliche – oft die einzige Möglichkeit dar, Gemeinschaft zu erleben, Selbstbewusstsein zu entwickeln und eine Lebensperspektive zu entwerfen. Der Sport hat in diesen Ländern einen entscheidenden Anteil an mehr Bildung und stärkt das Bewusstsein für eine gesündere Lebensweise.“ Eine Zusammenarbeit im Sport besteht mit der Dritten Welt, den MOE Staaten, den GUS Staaten, der Volksrepublik China und der Mongolei. In diesem Rahmen wird der Sport aus deutscher Sicht mit ca. 2,7 Millionen Euro gefördert. Weiter unterstützt das Auswärtige Amt Projekte mit Schwerpunkt Trainerausbildung in Afghanistan. Unter dem Aspekt der „Sympathiewerbung für Deutschland“ werden außerdem Behinderten-, Gesundheits- und Frauensport subventioniert.Die „Gesellschaft für Sportförderung Europa EWIV“ setzt sich nach eigener Aussage europaweit für die Förderung des Breitensports ein. Der Schwerpunkt dieser Förderung liegt auf der Sicherung und Weiterentwicklung von Sportaktivitäten an Schulen, Vereinen und Kindereinrichtungen. Die finanziellen Mittel dieser Gesellschaft stammen von privaten Sponsoren aus der Wirtschaft. Mehr als 5.800 Aktionen konnten so bereits finanziert und umgesetzt werden. Diese ausgesuchten Maßnahmen zur Sportförderung auf europäischer Ebene haben eines gemeinsam. Sie alle zielen mit ihrem Handeln und Wirtschaften bewusst auf eine Förderung des Sports ab. Eine Sportförderung aus Glücksspielumsätzen, wie sie in der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland existiert, ist in Europa länderübergreifend nicht vorhanden. Die auf die Sportwette zu beziehende Form der Sportförderung findet seitens privatwirtschaftlicher Förderer nicht in erster Linie zum Wohle des Sports und zur Förderung seiner Werte statt, sondern wird im Rahmen der Unternehmenskommunikation internationaler Sportwettenanbieter realisiert. Sponsorships in einer Vielzahl von Sportarten mit unterschiedlichsten Ausgestaltungen und Größenordnungen bestimmen das Bild, das bei einer Betrachtung der Marketinginvestitionen von international operierenden Sportwettunternehmen entsteht. Besonders im Fußball haben sich diese Firmen in den vergangenen Jahren national in Deutschland, europaweit aber auch global als solvente Sponsoren positioniert. Die Präsenz im Sport und bei Sportübertragungen im TV ist angesichts der immer wiederkehrenden rechtlichen Hindernisse und Strafandrohungen beachtlich. Zwischenzeitlich konnte der Eindruck entstehen, die private Sportwettenbranche wolle sich mit den getätigten Investitionen im Sportsponsoring unentbehrlich machen und so eine Lobby zur Liberalisierung bestehender Sportwettenmonopole schaffen. Eine Übersicht ausgesuchter Sponsorships durch deutsche Wettfirmen im Sport wird in Kapitel 4.3.1 gegeben.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Sportwetten in Deutschland1
Inhaltsverzeichnis3
Abkürzungsverzeichnis5
Abbildungsverzeichnis8
Tabellenverzeichnis9
1 Einleitung10
1.1 Problemstellung und Ziele dieser Studie11
1.2 Aufbau der Studie und Vorgehensweise14
2 Theoretischer Grundrahmen von Sportwetten in Deutschland18
2.1 Unterscheidung von Wettspielarten18
2.1.1 Glücksspiel18
2.1.2 Geschicklichkeits-, Gewinn- und Unterhaltungsspiel19
2.1.3 Wette21
2.2 Der deutsche Sportwettenmarkt und seine Anbieter27
2.2.1 Die Struktur des deutschen Sportwettenmarktes28
2.2.2 Das staatliche Sportwettangebot - Oddset30
2.2.3 Private Anbieter mit DDR-Lizenzen32
2.2.4 Europäische Anbieter auf dem deutschen Sportwettenmarkt40
2.2.5 Das „Bündnis gegen das Wettmonopol“51
2.2.6 Der Verband Europäischer Wettunternehmer52
2.2.7 Die European Gaming and Betting Association54
3 Der rechtliche Hintergrund von Sportwetten in Deutschland55
3.1 Das deutsche Glücksspielrecht55
3.1.1 Analyse der Sportwette nach deutschem Strafrecht57
3.1.2 Analyse der Sportwette nach deutschem Bundesrecht59
3.1.3 Zur landesrechtlichen Regulierung der Sportwettvermittlung in Deutschland61
3.1.4 Der Lotterie-Staatsvertrag aus dem Jahr 2004 und das Nachfolgemodell69
3.1.5 Analyse der Sportwette nach deutschem Verfassungsrecht73
3.1.6 Analyse der Sportwette nach Europarecht76
3.2 Die deutsche Rechtsprechung77
3.2.1 Ausgesuchte Urteile der Jahre 2002 bis 200678
3.2.2 Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 200688
3.3 Die europäische Rechtsprechung93
3.3.1 Das „Gambelli-Urteil“ aus dem Jahr 200393
3.3.2 Das „Placanica-Urteil“ aus dem Jahr 200796
4 Die wirtschaftliche Bedeutung von Sportwetten in Deutschland undEuropa99
4.1 Die Bedeutung des staatlichen Glücksspiels für die Finanzierung des deutschen Sportsystems103
4.1.1 Der Staatsvertrag über die Bereitstellung von Mitteln aus der Oddset-Sportwette für gemeinnützige Zwecke im Zusammenhang mit der Veranstaltungder FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006108
4.1.2 Der Staatsvertrag über die Regionalisierung von Teilen der von den Unternehmendes Deutschen Lotto- und Totoblocks erzielten Einnahmen109
4.1.3 Die Stiftung Deutsche Sporthilfe110
4.2 Der „Wettgipfel“ des DFB110
4.2.1 Einrichtung eines „Frühwarnsystems“ für Wettquoten112
4.2.2 Die DFB-Fußball-Wette113
4.3 Deutsche Sportwettunternehmen als finanzielle Akteure im Sport115
4.3.1 Sponsorships deutscher Sportwett-Unternehmen im Sport117
5 Expertenbefragung zur Rechts- und Wirtschaftslage des deutschenSportwettenmarktes und der Finanzierung des deutschen Sportsystems125
5.1 Untersuchungsmethode126
5.2 Aufbau127
5.3 Vorbereitung und Probleme128
5.4 Vorstellung der Experten129
5.5 Auswertungsmethode130
6 Analyse der Expertenbefragung131
7 Schlussbetrachtung138
8 Anhang143
9 Literaturverzeichnis150
Autorenprofil162

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