A Das Schwert
Das Schwert ist die wichtigste Angriffs-Waffe der Germanen gewesen und hat daher auch eine reiche Symbolik.
I Die allgemeine Bedeutung des Schwertes
I 1. Die Bezeichnung „Schwert“
I 1. a) Das Wort „Schwert“
Das deutsche Wort „Schwert“, das altnordische „sverd“, das angelsächsische „sweord“, das altfränkische „swerd“, das althochdeutsche „swert“ und das altfriesische „swerd“ gehen alle auf das germanische „sverda(m)“ für „Schwert“ zurück. Der indogermanische Ursprung dieses Substantivs ist das Verb „suer“ für „schneiden, stechen“.
I 1. b) Der Wortschatz
Es gibt eine ganze Reihe an technischen Begriffen, die das Schwert betreffen. Das Schwert besteht aus der Klinge, die sich im Griffbereich verdünnt und durch ein Loch in der Parierstange und durch den hohlen Griff bis zu dem Schwertknauf (Kugel) am Ende des Griffes verläuft. Dort wird ein Nagel durch den Schwertknauf und durch ein Loch in der Verlängerung der Klinge gesteckt wird, sodaß die Parierstange, der Griff und der Knauf stabil am Schwert befestigt sind.
schematischer Aufbau eines Schwerts
brandr | - „Flamme“ = Schwertklinge, Schwert |
| - „Zapfen“ = Schwertklinge |
skafningr | - „Polierter“ = Schwertklinge |
hvitingr | - „Weißer“ = Glänzender = Klinge, Schwert |
skjomi | - „Glänzender“ = Klinge, Schwert |
thremjar | - „Rand, Kante“ = Schneide des Schwertes |
blodvakr | - „Blut-Erwecker“ = Klinge, Schwert |
blodrefill | - „Blut-Raspel“ = Schwertspitze |
hjalt | - „Halt“ = Schwertgriff, Parierstange |
oman | - Goldumwicklung des Schwertgriffs |
hugro klot | - „Mutiger, Gedanke“ = Metallplatte am Schwertknauf - „Klumpen, Kugel“ = Schwertknopf |
darradr | - „Nagel“ = Schwertnagel |
sigrhnod | - „Sieg-Nuß“ = Vernietung der Schwertschneide mit dem Knauf mithilfe des Nagels |
mellingr | - „Öse, Loch“ = Schwertknauf mit einem Ring, an dem man eine Schnur festbinden kann, dessen anderes Ende man sich um das Handgelenk bindet, damit das Schwert im Kampf nicht verlorengehen kann |
blodida | - „Bruder“ = unbekannter Teil des Schwertes |
emjar | - „Heulender“ = unbekannter Teil des Schwertes = Klinge? |
onn | - „Erwartung“ (?) = unbekannter Teil des Schwertes = Parierstange? |
vättrim | - „Ding, Geist“ = unbekannter Teil des Schwertes |
Zu dem Schwert gehören die Schwertscheide und der Schwertgut: |
skalpr | - „Ausgehöhltes“ = Schwertscheide |
skaud | - „Hülle“ = Schwertscheide |
fetla sikulgjörd | - „Band, Fessel“ = das Schulterband, an dem die Scheide hängt - „Halte-Gurt“ = Schwertgurt |
Es wurden verschiedene Arten von Schwertern unterschieden:
vindthvari | - „wendischer Stab“ = Schwert mit schräger Klinge (wendisches Schwert = „Säbel“) |
bladnir | - „Blatt“ = einschneidige Klinge |
sax | - „Sax“ = Kurzschwert der Sachsen, Schwert |
I 1. c) Die Bezeichnungen der Nordgermanen für das Schwert
Die Nordgermanen hatten eine Fülle von Umschreibungen für das Schwert. Ein Teil von ihnen bezieht sich auf die Krieger:
sax | - „Kurzschwert der Sachsen“ |
folk | - „Schar, Volk, Heerschar“ |
Eine weitere Gruppe von Umschreibungen bezieht sich auf die Bewegungen und die Wirkung des Schwertes beim Kampf:
flämingr | - „das Geschwungene; das Hin- und Herbewegte“ |
snidill | - „Schneidender“ (Sichel, Schwert) |
sigdir | - „Sense“ oder „Siegender“ |
brynthvari | - „Brünnen-Durchbohrer“ |
bengrefill | - „Wunden-Grabgerät“ |
mörnir | - „Geheimnis des Abschabens“ („ma-runja“ => „mörnir“) |
ormthvari | - „Schlangen-gestaltiger Bohrer“ |
lävateinn | - „Schadenszweig“ |
Zum Teil werden die Schwerter auch einfach als Feinde der Gegner umschrieben:
thrimarr | - „lauter Kämpfer“ |
hrotti | - „Lump, Kerl, Gauner“ |
malvitnir | - „Versammlungs-Wolf“ (Versammlung = Schlacht) |
Eine vierte Gruppe von Schwert-Namen ist von dem Schlachtengetöse inspiriert worden:
gellir | - „Lautes“ (Kampflärm) |
Es gibt auch einige Bezeichnungen, die sich auf das Aussehen und die Eigenschaften des Schwertes beziehen:
fölvir | - „das Fahle“ (Farbe des Metalls) |
langbardr | - „Langbart“ (Bart = Axtklinge; Langbart = Schwertklinge) |
tjörr | - „harzhaltiges Holz des Schwertgriffes“ |
öltirr | - „Alu-Hartholzgriff“ („alu“ ist eine magische Schutzformel) |
hringr | - „Ring, Kreis“ (Ring am Schwertgriff) |