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E-Book

Das Arroganz-Prinzip

So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf

AutorPeter Modler
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783104909110
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
So nicht, Mann! - Wie Frauen das Spiel um die Macht gewinnen Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des Bestsellers Im Gegensatz zu Frauen nutzen Männer Sprache viel öfter als Machtinstrument, senden völlig andere Körperbotschaften und zeigen ein ausgesprochenes Revierverhalten. Diesen Machtdemonstrationen begegnet frau am besten mit Arroganz - nicht als Lebenshaltung, wohl aber als effektives Werkzeug. Wie das konkret funktioniert, zeigt Peter Modler seit Jahren in seinen Arroganztrainings für Frauen, in denen typische Situationen aus dem Berufsleben nachgestellt werden. Seine erstaunlichen Erkenntnisse veranschaulicht Modler mit Hilfe zahlreicher Beispiele und Tipps, mit denen Frauen lernen, wie sie sich im Alltag besser durchsetzen können.

Dr. Peter Modler, Jahrgang 1955, war viele Jahre Führungskraft und Unternehmer in der Medienbranche. Fünf Jahre war er Arbeitsrichter. Seine eigene Unternehmensberatung gründete er 1998 mit dem Arbeitsschwerpunkt Sanierungen, Begleitung von Führungskräften und Potenzialermittlungen.Er hat Lehraufträge an der Universität Freiburg. Peter Modler ist Erfinder der »Arroganz-Trainings® für leitende Frauen« und bietet eine eigene Ausbildung an (»Profit by Difference. Coaching nach Dr. Modler®«.Bisher erschienen bei den S. Fischer Verlagen ?Das Arroganz-Prinzip?, ?Die Königsstrategie? und ?Die Manipulationsfalle?. www.drmodler.de

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Leseprobe

Die Verteidigung des Reviers


Im Arbeitskontext ist die kleinste territoriale Einheit zunächst die eigene oder die fremde Schreibtischfläche. Wenn man allein in einem Büro sitzt, dann beginnt das Territorium unmittelbar an der Eingangstür. Wenn man sich in einem Besprechungsraum aufhält, dann beginnt das Territorium auch bereits an der Türschwelle. Natürlich ist es hier aber von ausschlaggebender Bedeutung, was man innerhalb dieser vier Wände tut, wie zum Beispiel, wo man seine Unterlagen und Taschen deponiert oder auf welchen Platz man sich setzt. Ein geradezu exemplarisches Territorium, das von vielen Frauen und Männern unterschiedlich bewertet wird, ist der Firmenparkplatz. Meistens hat für weibliche Führungskräfte ein mit einem Namens- oder Kennzeichenschild markierter Parkplatz keine allzu große Bedeutung. Bei vielen männlichen Kollegen ist das völlig anders: Werden an diesem Ort territoriale Verletzungen vorgenommen, so sind diese in der Regel alles andere als zufällig.

 

Nie werde ich die Geschichte vergessen, die mir ein Kollege von einer seiner Klientinnen erzählte.

Ein großer mittelständischer Betrieb hatte für die Leitung der Marketingabteilung zum ersten Mal mit Frau Meier eine weibliche Führungskraft eingestellt. An ihrem ersten Arbeitstag fuhr die Managerin zu dem mit ihrem Kennzeichen markierten Parkplatz, nur um festzustellen, dass dort bereits ein anderer Wagen stand. Frau Meier war aber keine Anfängerin. Sie war mit den Hürden eines ersten Arbeitstags im neuen Betrieb vertraut, weshalb sie kein Zögern kannte: Sie ging zur Pforte und ließ einen Abschleppwagen bestellen.

Der Pförtner versuchte wortreich, Frau Meier davon abzubringen, aber sie bestand unbeirrt darauf. Obwohl es ein bisschen dauerte, bis der Abschleppwagen kam, blieb sie die ganze Zeit an der Rezeption in aller Seelenruhe stehen, was den Pförtner noch mehr ins Schwitzen brachte. Als der Abschleppwagen dann tatsächlich den anderen Wagen am Haken hatte, stürzte ein Herr in weißem Hemd und Krawatte aus dem Gebäude. Er sei doch gleich wieder weg! Dafür könne man doch Verständnis haben, da müsse man doch aus einer Mücke keinen Elefanten machen und so weiter und so fort. Frau Meier blieb in ihrem Businesskostüm völlig unbeeindruckt und erklärte dem Herrn kühl, dass das alles nicht ihr Problem sei. Dass jeder lesen könne, dürfte in dieser Firma wohl vorausgesetzt werden. Die Kosten für den Abschleppwagen musste der Mann zahlen.

Manche Betriebe sind wie Dörfer. Auch hier hatte sich das Geschehen vor dem Haus rasend schnell herumgesprochen, sämtliche Fenster an der Vorderfront des Firmengebäudes waren geöffnet, und ein großer Teil der Belegschaft hatte alles mitbekommen. Von diesem Tag an hatte Frau Meier im Betrieb einen enormen Ruf. In dieser Firma musste sie den Männern nicht mehr lange beweisen, dass man sie ernst zu nehmen hatte.

 

Eine beeindruckende Szene; aber so dramatisch kann es tatsächlich in Firmen zugehen, wenn Frauen und Männer im Konflikt aufeinanderprallen. Meiner Erfahrung nach ist ein Verhalten wie das von Frau Meier jedoch eher eine Ausnahme. Es gehört schon einiges an Know-how und Persönlichkeit dazu, um so eine Auseinandersetzung auch dann durchzustehen, wenn sie vor derart vielen Zuschauern stattfindet. Aber man muss ja nicht gleich auf so öffentlich inszenierte territoriale Strategien zurückgreifen. Im Alltag vieler berufstätiger Frauen genügen schon kleinere Zeichen, die aber große Wirkungen zeigen können. Wie im Falle von Frau Durwick.

 

Frau Durwick war eine Frau um die fünfzig, offenes freundliches Gesicht mit Lachfältchen, schulterlanges, hellblondes Haar, ungefähr 1,60 m groß. Sie war verheiratet mit einem Maurermeister. Wie so viele Handwerkergattinnen arbeitete sie selbst im Betrieb mit, in dem sie die Buchhaltung und das Personal verantwortete. Funktional hatte sie damit eine nicht unproblematische Zwitterstellung, denn nur weil ihr Mann der Chef der Firma war, war sie noch lange nicht automatisch die Chefin. Das gab ihr auch regelmäßig der Polier zu verstehen. In seiner unnachahmlichen Art veranstaltete er regelmäßig einen kleinen Auftritt bei ihr.

Frau Durwicks Büro war ein Durchgangsraum. Jedes Mal, wenn der Polier – ein breitbrüstiger Hüne von Maurer – von der Baustelle kam, riss er die erste Tür ihres Büros auf, um grußlos und im Vorbeigehen eine Rolle mit Bauplänen oder die Stundenabrechnungen ungefragt auf ihren Schreibtisch zu werfen. Dann ging er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, durch die zweite Tür hinaus zu seinem eigenen Schreibtisch.

Völlig zu Recht empfand Frau Durwick dieses territoriale Verhalten des Poliers als herabwürdigend. Sie fühlte sich zu einem Möbel degradiert, es gab keinen Blick, kein Wort, nur einen Übergriff. Sie suchte nach einer Möglichkeit der Verteidigung, aber sie kam auf keine. Dabei hätte sie zunächst nur eine einfache Regel einhalten müssen: Einem territorialen Angriff ist zunächst auch nur territorial zu begegnen. Nachdem Frau Durwick mehrfach daran gescheitert war, dem Polier von ihrem Schreibtisch aus gut zuzureden, begriff sie irgendwann, dass sie dem Mann, der immer wieder imperialistisch in ihr Revier eindrang, ebenfalls mit einer körperlichen Reaktion entgegenzutreten hatte.

Sobald sie also hörte, wie sich der Polier ihrer Tür näherte, erhob sie sich von ihrem Bürostuhl und ging ihm entgegen. Als er die Tür öffnete, hatte sie sich schon direkt vor ihm im Türrahmen aufgebaut. Der massige Polier trat bei ihrem Anblick unwillkürlich einen Schritt zurück. Frau Durwick stand aufrecht vor ihm und fragte nur knapp: »Ja? Was gibt’s?« Der Polier fing sofort an zu stottern, dass er in sein Büro wolle. Sie gab den Platz noch nicht frei, sondern sagte ihm laut und vernehmlich: »Deine Pläne nimmst du aber mit. Ich hol mir dann bei dir, was ich brauche.«

Der Polier konnte daraufhin gar nicht schnell genug in sein Büro flüchten. Frau Durwick wunderte sich, dass es so einfach funktionierte. Sie hatte doch gar nichts erklärt!

Aber was sollte sie auch erklären? Es war ja nur um ein Revierverhalten gegangen, und nicht um eine Psychotherapie. Der befragte Sparringspartner erläuterte nach dem Rollenspiel, dass er vom Anblick Frau Durwicks im Türrahmen bis zum Verlassen ihres Büros permanent das Gefühl hatte, sich auf verbotenem Terrain zu befinden, und dass er heilfroh war, als er in seinem eigenen Raum ankam.

 

Der angemessene Umgang mit dem eigenen oder dem fremden Revier ist völlig unabhängig von der sozialen Schicht, der die handelnden Personen angehören. Auch die nach außen hin vertretene Selbstdarstellung eines Arbeitgebers oder die Bildung der Beteiligten spielen keine große Rolle. Es liegt für mich mittlerweile auf der Hand, dass horizontal Kommunizierende (mehrheitlich Frauen), wenn es um das berufliche Territorium geht, eher zu denen gehören, die vor allem am Ziel und am Ergebnis der professionellen Tätigkeit interessiert sind. Nur sollten sie trotzdem nicht die politische Bedeutung von Revierspielen unterschätzen, die vertikal Auftretende so gerne im Vorfeld veranstalten.

Es hat gar keinen Sinn, sich darüber zu beklagen. Gerade unser letztes Beispiel weist darauf hin, dass es in diesem Zusammenhang selten zuerst um einen Vorgang des Erklärens geht, sondern um so etwas wie ein Prä-Erklären. Damit eine solche Erklärung überhaupt eine Chance auf Gehör bekommt, muss etwas Grundlegenderes passiert sein, ein Austausch räumlicher Zeichen, der noch gar nichts mit rationaler Überlegung zu tun hat. Es ist natürlich nicht erst seit heute so; aber es ist doch erstaunlich, wie sich diese Verhaltensreflexe gehalten haben – trotz virtueller Medien, trotz dezentraler Arbeitsorganisation, trotz wechselnder Teams. Man sollte sich auch nicht dazu verführen lassen, territoriale Übergriffe nur deshalb zu vernachlässigen oder zu entschuldigen, weil sie beiläufig, auffallend nebensächlich daherkommen. Vorsicht Maskerade! Kleine Firmen, Start-ups, die angeblich gar keine Hierarchie haben, bilden dabei keine Ausnahme.

 

Bettina arbeitete als Programmiererin bereits seit drei Jahren in einer Software-Firma. Eine offizielle Kleiderordnung gab es nicht, alle duzten sich, und der Umgangston war formlos und kollegial. Bettina trug einen schwarzen, enganliegenden Pullover mit Rollkragen und hatte eine praktische Kurzhaarfrisur. Ihr Kollege Mike war erst seit kurzem in der Firma: ein allseits beliebter Sonnyboy, immer locker drauf, T-Shirt, Leinenhose, Dreitagebart.

Bettina wunderte sich selbst, dass sie so zwiespältige Empfindungen hatte, wenn Mike jeden Tag kurz bei ihr im Büro hereinschaute. Er schenkte ihr immer ein freundliches Lächeln, wenn er ohne Grund in ihr Büro eintrat. Aber irgendetwas war ihr dabei unangenehm, ohne dass sie hätte sagen können, was es genau war. Meistens ließ sich Mike auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch nieder und redete über dieses und jenes, charmanter Small Talk. Und immer hatte Mike etwas dabei, was er dann kurz auf ihrem Schreibtisch abstellte: mal eine Flasche, mal einen Stift, mal eine Unterlage. Warum fühlte Bettina sich in dieser Situation so unwohl, wenn Mike eigentlich ganz nett war?

Bettinas Unbehagen rührte mit ziemlicher Sicherheit daher, dass Mike bei jedem dieser scheinbar zugewandten Besuche einen kleinen territorialen Angriff startete, indem er Gegenstände auf einer Fläche deponierte, die Bettinas Revier angehörte und nicht seinem. Vermutlich machte Mike das gar nicht bewusst; er führte vielmehr ein Ritual durch, das er sich...

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