Gott neu denken!? Warum?
Ist es wirklich an der Zeit, die vorhandenen Vorstellungen über „Gott“ zu überdenken?
In vielen Veröffentlichungen wird dies gefordert und in Ansätzen realisiert. Aber: darf man das überhaupt? Ist denn „Gott“ nicht „tabu“, unantastbar, sakrosankt? Ist er uns denn nicht vom Himmel herab „geoffenbart“ worden? Leider „Nein!“, denn unser Problem fängt damit an, dass es viele, verschiedene Vorstellungen von „Gott“ gibt, also eine eindeutige „Offenbarung“ nicht vorliegt. Wer oder was ist denn ein „Gott“? Um die Antwort auf diese Frage wurde und wird gerungen- im wahrsten Sinne des Wortes, denn die verschiedenen Gottesbilder waren und sind Ursache für Hass, Mord und erbitterte Kriege! Ist es nicht einen Versuch wert, darüber nachzudenken, ob dies unabänderlich so sein muss oder ob dies durch neue Vorstellungen von Gott geändert werden kann? Dazu müssen wir erst die Frage beantworten: „Wer oder was ist ein „Gott“? Wir versuchen eine Antwort, stark verkürzt und ganz allgemein: Einem Gott wird große Macht zugeschrieben - so große Macht, dass wir uns ihm unterwerfen, mit so großer Macht, dass wir nach seinem Willen unser Leben ausrichten!“ Das mag vorerst genügen! Das genügt natürlich nicht, aber man kann damit Geister, tierische Götter, vergöttlichte Menschen und auch abstrakte Götter erfassen!
Die nächste Frage ist: „Wo befindet sich Gott?“ Es gibt Götter, die wir sinnlich erfassen können (Tiere, Gegenstände, Menschen). Aber schon früh erkannten die Menschen, dass „außerhalb“, „jenseits“ der irdischen, sinnlich erfassbaren Sphäre, Mächte vorhanden sein müssen, die wir sinnlich nicht erfassen können- „Geister“! Wir scheiden deshalb das „Diesseits“ vom „Jenseits“!
Aber wo sind „Diesseits“ und „Jenseits“?1
Das „Diesseits“ ist uns geläufig: Wir leben darin! Aber das „Jenseits“? Gibt es das überhaupt? Was spricht dafür und was dagegen?
Dagegen spricht, dass wir es nicht „verorten“ können: Wir haben keine sinnlichen oder sonstigen Möglichkeiten um festzustellen, wo sich das Jenseits befindet und was es ist.
Oder doch? Es gibt Menschen, die meinen, mit einer Sphäre Kontakt aufnehmen zu können, die im „Jenseits“ liegt, d.h. in einer Sphäre, in der sich Geister, Seelen Verstorbener und /oder auch „Götter“ befinden, die also über unsere sinnlich wahrnehmbare Welt (das Diesseits) hinausgeht! Genau wissen wir aber weder wie diese Sphäre noch Geister, Seelen noch Götter beschaffen sind! Es gibt viele Gottesbilder, oder besser gesagt: es kann vieles zu einem „Gott“ gemacht werden! Davon abgesehen glaubt ein großer Teil der Menschheit, dass es nur einen einzigen, wahren, wirklichen Gott gibt, nämlich den „Gott“, der das Universum erschaffen hat und erhält. So tun es zum Beispiel die monotheistischen Religionen der Juden, Muslime und Christen! Viele meinen aber, es gebe nicht nur einen Gott und manche meinen, es gebe keinen Gott und folglich auch kein Jenseits! Was nun? Gibt es ihn oder nicht, oder mehrere? Manche Menschen sagen „Ja!“, andere „Nein!“.
Was soll man dazu sagen? Was kann man „glauben“?
Welchem der verschiedenen „Götter“ kann man vertrauen, von welchem darf man einen Sinn für das menschliche Leben erwarten? Die Entscheidung in dieser Frage und den sich daraus ergebenden Konsequenzen fassen wir als „Religion“ zusammen. Leider gibt es viele „Religionen“, die sich mit jeweils eigener Logik zu unterschiedlichen Gottesbildern bekennen.
Übrigens: Auch diejenigen, die da glauben, es gäbe nur einen einzigen „wahren“ Gott, glauben an je von einander verschiedene, „einsame“ Götter, wie zum Beispiel Jahwe oder Allah oder den „dreifaltigen“ Gott der Katholiken! Und das ist schlimm, denn derjenige, der behauptet, den wirklich einzigen Gott zu verehren und ihm zu gehorchen, erliegt leicht der Versuchung, alle anderen Götter als „falsche Götter“ zu bezeichnen, deren Anhänger bekämpft, ja sogar ausgerottet werden müssten. So entstanden früher und auch in unserer Zeit wegen dieser verschiedenen Gottesvorstellungen Unterdrückung, Verfolgung, Hass, Mord und viele Kriege. Das geht so weit, dass manche sagen, die meisten, wenn nicht sogar alle Kriege, wären irgendwie durch die Religionen verursacht worden. So entstanden zum Beispiel die „Kreuzzüge“ der Christen und so entsteht aktuell der grausame, antikulturelle Krieg der so genannten „Gotteskrieger“ der Islamstaatbewegung „IS“: „IS“ gegen den Rest der Welt!
An dieser Stelle entsteht für friedliebende Menschen die Frage, ob man die verschiedenen Gottesbilder aus dieser Kriege verursachenden Position bringen könnte und wenigstens die damit begründeten Kriege vermeiden könnte. Ein Ansatz dazu wäre, anzuerkennen, dass die verschiedenen Gottesvorstellungen, wie man ja bei genauem Hinsehen zugeben muss, von den Menschen nach ihrem jeweiligen Erkenntnishorizont geschaffen und mit dessen Veränderungen auch verändert wurden. Dabei kamen eben weltweit, ortsabhängig und zeitabhängig verschiedene Gottesbilder zustande. Viele dieser Götter kamen „aus der Mode“ und wurden durch andere ersetzt. Selbst der Gott der Bibel wurde verändert, obwohl von ihm ewige Unwandelbarkeit erwartet wird2. „Götter“ waren keine Konstanten- warum also sollen sie es von jetzt an sein? Warum sollte nicht auch über unser Gottesbild in unserem Erkenntnishorizont, über „Diesseits und Jenseits“, neu nachgedacht werden können?
Vielleicht gibt hier eine alte Volksweisheit einen Denkanstoß, wenn sie sagt: „Manchmal sieht einer den Wald vor lauter Bäumen nicht!“ Könnte es sein, dass wir vor lauter Gottesbildern ein alle überdeckendes, alle versöhnendes, wirklich „Göttliches“ nicht erkennen, das alle existierenden, verschiedenen „Gottesbilder“ umfasst, so wie eben in dem Sprichwort der Wald seine verschiedenen Bäume? „Das Göttliche“ zu erkennen, ist aber schwierig, denn es entzieht sich unserer sinnlichen Wahrnehmung.
Eines aber steht fest: es muss außer unserer linear ablaufenden Welt- und Lebenszeit eine andere Zeitdimension geben, in welcher „Ewigkeit“ möglich ist, denn bei unserer linear ablaufenden „Zeit“ muss es einen Anfang geben und sofort kann man fragen: „Was war vorher?“. Antwort: „Etwas, das keinen zeitlichen Anfang und kein Ende hat, ein „Ewiges Sein aus sich selbst“, das ohne Anfang und Ende, eben „ewig“3 ist! Die lineare Lebenszeit des Menschen wird durch den Tod begrenzt. In die Spannung zwischen Ewigkeit und begrenzter Lebenszeit ist der Mensch gesetzt. Er macht in diesem Leben viele unterschiedliche, schöne, aber auch leid- und schmerzvolle Erfahrungen und fragt sich: „Was soll das? Welchen Sinn hat das Ganze?“. Er macht für seine Erfahrungen auch „Gott“ oder „Götter“ verantwortlich und sehnt sich nach dauerhaftem Glück, Frieden, Gerechtigkeit, Wohlergehen und einem festen, erkennbaren Zusammenhang zwischen seinem Tun, seinen Bemühungen und deren Folgen. Dabei wird er oft enttäuscht. Er denkt nach, schafft Vorstellungen über Götter, versucht deren mögliche Absichten zu erkunden, versucht danach zu handeln, sucht nach dem Sinn seines Lebens und bekommt auch ab und zu etwas Hoffnung und Trost in schweren Lebenslagen und dann kommt alles ganz anders. Und oft erschreckend unlogisch und grausam! Das lässt ihn verzweifeln! Trotzdem sucht er nach „Gott“ und meint ihn manchmal zu finden. Doch sind die weltweit entstandenen Gottes- und auch die damit zusammenhängenden Menschenbilder sehr verschieden. Der Mensch „glaubt“ trotzdem, damit sein Leben einen Sinn hat, wenn er nicht in Sinnlosigkeit verzweifeln will!
Glaubensgrundlagen und Rituale bilden eine „Religion“ und davon gibt es mindestens so viele, wie es Gottesbilder gibt.
Was aber heißt eigentlich „dem Leben einen Sinn geben“? Von anderen Bedeutungen abgesehen, heißt dies: Dem Leben ein attraktives Ziel setzen und eine Lebens- und Handlungsweise zur Erreichung dieses Ziels finden! Gibt es das Ziel? Wenn „Ja!“ ergibt sich die Frage, ob man die zur Erreichung des Ziels notwendige Lebensweise finden kann. Es gibt Menschen, die durchaus die Meinung vertreten, dass mit dem Tode „alles aus“ sei, das heißt, dass das Individuum sich so wie der tote Leib auflöst und verschwindet. Wir haben aber Hinweise, dass dem so nicht ist. „Gott sei Dank!“, denn es würde bedeuten, dass diejenigen recht hätten, die sich mit allen Mitteln, in jeder, auch in gewalttätiger Weise, auch mit Verbrechen- dieses irdische Leben für sich so...