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Klassenerhalt

MSV Duisburg-Die Spielzeit 2017/2018 aus der Sicht eines Fans

AutorHarald Steffen
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl196 Seiten
ISBN9783752883862
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass es die beste Zweitligasaison des MSV Duisburg seit 2008/2009 wird, den hätten wir offiziell für verrückt erklärt. Von Anfang an ging es nur darum, den Abstieg zu verhindern. Darum lautet der Titel des Buches auch Klassenerhalt, obwohl dieser der Saison eigentlich zu keinem Zeitpunkt gerecht wird. Dass wir kurzfristig sogar mit dem Aufstieg liebäugelten, sollte dabei lediglich als Betriebsunfall angesehen werden. Zumal wenige Spieltage vor dem Saisonende sogar das Thema Abstieg wieder akut wurde. Aber auch diese Situation haben das Team, der Trainerstab und die Vereinsführung gemeistert, sodass wir keinen einzigen Spieltag auf einem Abstiegsplatz gestanden haben. Tatsächlich war die schlechteste Platzierung am ersten Spieltag, als wie mit einigen anderen Mannschaften den vierzehnten Platz belegten.

Harald Steffen wurde 1968 in Duisburg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Neben seiner Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter macht er Musik. Außerdem photographiert er sehr gerne; mit Vorliebe die Landschaft Skandinaviens sowie der britischen Inseln. Und durch seine Leidenschaft zum Fußball, insbesondere dem MSV Duisburg, ist er zum Autor geworden.

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Leseprobe

© 2017 Mit freundlicher Genehmigung des MSV Duisburg

25. August 2017 - 4. Spieltag
MSV Duisburg - SV Darmstadt 98

Endlich. Mein erstes Heimspiel der Saison. Um 14h45 mache ich Feierabend, um mich mental auf das Spiel und die bevorstehende Anreise per Rad vorzubereiten. Mit einem Rucksack voller Bücher mache ich mich zusammen mit Peter um 17h auf den Weg. Da Björn heute direkt aus dem Büro kommt und erst an der Verpflegungsstation Westfalentankstelle zu uns stoßen wird, fahren wir direkt die Essenberger Straße bis hin zum Rhein hoch. Nachdem Thomas nebst Tochter, sorry, ich weiß schon wieder nicht, welche der Zwillinge, am Treffpunkt Rheinaue zu uns stoßen, verteile ich ein kurzes Stück weiter am Fuße der Eisenbahnbrücke an Ulrich schon die ersten beiden Exemplare von Das Double. Es ist trotz der geringen Bestellzahl immer ein schönes Gefühl, wenn jemand die Arbeit, die ein solcher Jahresband macht, anerkennt und sich auf meine persönliche Sicht der Dinge freut.

Ansonsten hat sich hinsichtlich der weiteren Anreise nichts geändert. An der Tankstelle gibt es, jetzt mit Björn, das zweite Bier, der Zebra-Stand vor dem Stadion hat schon wieder keine Flyer mehr, mein Fahrrad hat noch immer keinen Ständer und wir betreten das Stadion erst wenige Minuten vor Spielbeginn. Entsprechend habe ich von der Aufstellung nicht viel mitbekommen. Ich lasse mich überraschen. Allerdings habe ich damit gerechnet, die mir bekannten Gesichter in der Reihe vor mir wiederzusehen. Aber die sind wohl kollektiv im Urlaub.

Der Einlauf der Mannschaften und das ganze Vorgeplänkel vor dem Anstoß gehen irgendwie an mir vorbei. Aber ich kann berichten: Die Stimmung ist gut. Auch noch nach fünf Minuten, als auf dem Spielfeld noch nicht viel passiert ist. Ich spreche den Gästen aber durchaus eine optische Überlegenheit zu. Ein erster vielversprechender Versuch startet mit Stoppelkamp über links. Der folgende Kopfball hat aber zu wenig Druck. „Auf geht’s Duisburger Jungs“, schallt es sofort durch die Arena.

Zehn Minuten sind um und der MSV agiert jetzt wesentlich offensiver. Ein Ball der Darmstädter ist klar im Seitenaus, doch der Linienrichter hat seine Augenlider wohl gerade nach inneren Verletzungen abgesucht. Aber die Zebras holen sich den Ball zurück. Souza ist im Strafraum, er legt um, schießt … abgeblockt. In der Folge ist das Spiel ausgeglichen, wobei der MSV vielleicht doch ein leichtes Übergewicht besitzt. Aber die letzte Konsequenz fehlt und die Konter der Darmstädter sind schon im Ansatz brandgefährlich. Wie mag es erst sein, wenn die bis zum Ende ausgespielt werden? Nauber verliert den Ball und es kommt zur Flanke in die Mitte. Da steht der Döner-werfende-in-die-Hoteleckepinkelnde-mit-der-Jugend-ins-Bordell-gehende-Weltmeister-ohne-Spieleisatz-Großkreutz. Und sein Kopfball landet direkt in den Armen von Flekken.

Der Gegenangriff. Im Mittelfeld wird ein Zebra gefoult, aber der Ball kommt trotzdem zu Brandstetter. Der hat freie Bahn und schickt sich an, auf das Darmstädter Tor zu stürmen. Aber dann ein Pfiff. Abseits? Nein! Der Schiedsrichter pfeift auf unseren Vorteil. Was für eine fiese Ratte. Und spontan kochen die Emotionen hoch. Der Freistoß aus dem eigenen Halbfeld bringt keine weitere Gefahr.

Dann verliert wieder Nauber den Ball. Und das als letzter Mann. Der Darmstädter spurtet auf unser Tor zu, aber Nauber ergrätscht sich im letzten Moment den Ball zurück. Das hat er gut gemacht, tut in der Entstehung aber nicht Not. Was mir auffällt ist, dass wir vorne viele Kopfballduelle gewinnen, dann aber zu viele Fehlpässe fabrizieren. Trotzdem haben wir jetzt eine starke Phase. Die Flanke von rechts wird von einem Darmstädter per Kopf verlängert. Der nächste Darmstädter spielt von der Strafraumgrenze zurück Richtung Keeper. Zumindest will er es, aber Stoppelkamp antizipiert, wie ich dieses Wort liebe, die Situation. Er kommt vor dem Torwart an den Ball und lupft diesen über ihn hinweg … ins Tor. Neben dem Jubel über unsere Führung gibt es auch noch eine kostenlose Bierdusche von oben. Was für eine Verschwendung.

Im Zuge der positiven Emotionen gibt es die Anekdote vom Björn, dass Darmstadts Coach Stinkstiefel-Frings mal beim MSV unterzeichnet hatte, um dann doch nach Bremen zu gehen. Im Dunstkries der Zebras wird dieser Sachverhalt nur noch als das Ammunike-Syndrom bezeichnet. Trotz der Freude der noch existenten Führung stelle ich mit großer Besorgnis fest, dass die Darmstädter extrem angepisst sind. Entsprechend druckvoller wird ihr Spiel. Und es ist erst eine gute halbe Stunde um. Wobei erst und nur noch Begriffe subjektiver Wahrnehmung sind, welcher sich naturgemäß am Spielstand orientieren. Jedenfalls steht nach einem Steilpass plötzlich ein Darmstädter frei vor Flekken. Aber der hält und Abseits ist es außerdem.

Björn: „Kaltgetränk?“

Ich: „Wenn’s sein muss.“

Auch zehn Minuten vor der Pause macht Darmstadt weiter Druck. Nicht nachlassen, Zebras. Der nächste Schuss … klatscht lautstark gegen unseren Pfosten. Und der Ball bleibt im Spiel, sodass unvermittelt der nächste Angriff startet. Aus der Distanz folgt der Schuss … drin. Ich will jetzt nicht behaupten, dass wir nachlässig agiert haben. Hier muss anerkannt werden, dass unsere Spieler den plötzlichen Anstieg der Darmstädter Spielgeschwindigkeit nicht kompensieren konnten. Und die Lücken beim MSV haben sie dann effektiv ausgenutzt. Björn kommt mit den Kaltgetränken zurück: „Oh. Ist die Anzeigentafel kaputt?“

Und weiter geht es. Flanke Darmstadt … zu weit. Und noch fünf Minuten bis zur Pause. Am besten wäre, es ginge jetzt mit dem Unentschieden in die Pause. Aber die in Orange gekleideten Lilien sind da ganz anderer Meinung. Großkreutz, der einzige Spieler, den ich bei den Gästen namentlich kenne, kommt über links. Er legt quer an Strafraumgrenze … Schuss … knapp vorbei. Der MSV benötigt jetzt dringend die Pause, dessen Beginn dann auch endlich durch den Pfiff des Schiedsrichters eingeleitet wird.

Buchübergabe mit Frank

Und für mich bedeutet das: Bücher schnappen und zum Treffpunkt unterhalb der Treppe gehen, um auch die restlichen Exemplare zu verteilen. Mehr oder weniger klappt das auch. Sechs Exemplare werden gegen Zahlung abgegeben, einer zahlt noch das zuvor bereits per Post verschickte Buch, einer hat sich in der Treppe vertan und kommt kurz vor dem Ende der Pause und einer kommt gar nicht. Statistisch gesehen ein guter Schnitt. Als der Einlauf der Spieler schon wieder erfolgt, breche ich meinen temporären Verkaufsstand wieder ab.

Schnellhardt erkämpft den Ball im Mittelfeld und zieht den schnellen Angriff an. Aber sein Schuss wird abgewehrt. Manchmal muss man eigensinnig sein. Jetzt aber nicht. Dennoch: MSV ist wieder da. Die Körpersprache ist wieder eine andere als noch gegen Ende der ersten Halbzeit. Im Gegenzug aber Darmstadt. Wolze läuft ins Leere und Darmstadt bietet sich eine doppelte Chance im Strafraum. Bis Flekken dann doch zur Stelle ist.

Zehn Minuten sind wieder gespielt und das Kombinationsspiel auf beiden Seiten gerät ins Stocken. Die spielen so intensiv, dass sie sich gegenseitig auf den Füßen stehen. Bei Darmstadt kommt Yannick Starck. Der sollte 2013 zu uns kommen. War er auch, aber nur bis zur Bekanntgabe des Lizenzentzugs. Nach einem üblen Foul an Souza gibt es Freistoß für uns und die Gelbe Karte. Freistoß ja, Karte nicht. Wobei der MSV kurz zuvor in ähnlicher Situation Gelb bekommen hat. Ich begreife diese Bewertung manchmal nicht. Der Freistoß kommt unten rechts … aber der Keeper da.

Eine Stunde ist um und der Schiedsrichter pfeift schon wieder einen Vorteil des MSV ab. Was soll das? Und dann soll Brandstetter beim nächsten aussichtsreichen Angriff im Abseits stehen. Ich hoffe, es stimmt. Ich kann es nicht beurteilen und es ist dann auch seine letzte Aktion gewesen, weil Iljutcenko für ihn eingewechselt wird. Der MSV hat das Spiel schon in der Hand. Stoppelkamp kommt über links. Spiel! Es passt in die Mitte, aber mit der Picke. Iljutcenko kann nichts anderes machen, als sich einfach treffen zu lassen.

Mit beginnender 70. Minute gehe ich Bier holen. Aber während meiner Abwesenheit passiert nichts. Auch gut. Und jetzt der MSV über rechts. An Erats Flanke kommt Tashchy nicht dran und Stoppelkamps Schuss geht weit vorbei. Trotz der offensiven Aktionen habe ich die innerliche Tendenz, mit einem Unentschieden zufrieden zu sein. So nähern sich die letzten zehn Minuten. Nauber geht im Strafraum in den Zweikampf. Es folgt ein Pfiff. Elfer! Entsetzen macht sich breit. Wie gesagt: Ich wäre mit einem Unentschieden zufrieden. Wir sehen der Ausführung des Elfmeters...

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