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E-Book

VWL Grundwissen

AutorAnja Eckstein, Bernd O. Weitz
VerlagHaufe Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783648134740
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,49 EUR
Wie funktioniert eine Volkswirtschaft? Wie wirken Haushalt, Unternehmen und Staat im Wirtschaftskreislauf zusammen? Dieser TaschenGuide führt Sie in die Grundlagen der nationalen Wirtschaftspolitik und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ein. Inhalte: - Der Wirtschaftskreislauf einer Volkswirtschaft im Überblick - Wie Angebot und Nachfrage gesteuert werden - Wie Märkte und Wirtschaftswachstum funktionieren - Wie Inflation und Arbeitslosigkeit entstehen - Alles über Preisbildung und Geldwert - Die Rolle von Staat, Unternehmen und Verbrauchern 

Bernd O. Weitz Dr. Bernd O. Weitz ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik an der Universität Köln. Anja Eckstein Anja Eckstein ist Mitarbeiterin bei Professor Dr. Bernd O. Weitz am Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln.

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Leseprobe

Wie Märkte funktionieren


Aus der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung ergibt sich die Notwendigkeit zu tauschen. Da ein Tausch von Naturalien in der Regel nicht praktikabel oder gar möglich ist, ist eine Vergleichsware notwendig, das Geld. Geld wird also gegen Güter und Dienstleistungen getauscht. Der Ort dieses Tausches ist der Markt.

In diesem Kapitel lesen Sie,

  • welche Kräfte den Markt antreiben,

  • wie Preise entstehen und den Markt beeinflussen und

  • welche Aufgaben der freie Wettbewerb erfüllt.

Angebot und Nachfrage – Triebkräfte des Marktes


Auf einem Markt treffen die Anbieter mit ihren Gütern und Dienstleistungen auf die entsprechenden Nachfrager. Beim Markt handelt es sich also um einen Ort, an dem die Anbieter möglichst hohe Preise erwirtschaften und gleichzeitig die Nachfrager möglichst wenig bezahlen wollen. Der Markt muss nicht immer ein geografischer Ort sein, wie etwa der Wochenmarkt, sondern er ist die gedankliche Zusammenfassung einer Gruppe von Angeboten und Nachfragen. Zwei grundsätzliche Marktarten werden unterschieden:

  • Die Faktormärkte haben die Produktionsfaktoren Natur, Kapital und Arbeit im Angebot. Es handelt sich um den Immobilien-, den Arbeits- und den Kapitalmarkt.

  • Als Gütermärkte werden alle Konsum- und Investitionsgütermärkte bezeichnet.

Beispiel: Angebote auf den Märkten

Immobilienmarkt: Grundstücke oder Häuser

Arbeitsmarkt: Arbeitskraft und Lohnzahlungen

Kapitalmarkt: Geldmittel oder Wertpapiere

Konsummarkt: Lebensmittel oder Möbel

Investitionsgütermarkt: Maschinen oder Gebäude

Die Nachfrage


Auf der einen Seite des Marktes steht die Nachfrage. Damit drückt ein potenzieller Käufer seinen Wunsch nach einem Gut oder einer Dienstleistung aus. Über das tatsächliche Verhalten des Käufers entscheidet eine Reihe von Faktoren, die ihn beeinflussen. Zu diesen Bestimmungsgrößen zählen:

  • der Preis des Gutes,

  • die Preise der anderen/konkurrierenden Güter,

  • das Einkommen des Käufers,

  • die Bedarfsstruktur,

  • die Lage des Marktes (z. B. im Internet) und

  • die dem Käufer zur Verfügung stehende Zeit.

Da die letzten drei Punkte nur schwer zu fassen sind, werden bei der Analyse des Nachfrageverhaltens nur die ersten drei Bestimmungsgrößen berücksichtigt. Diese Analyse ist umso wichtiger, als dass sie das wirtschaftliche Verhalten der Marktteilnehmer erklärt und nachvollziehbar machen soll. Gleichzeitig ist sie außerdem für jedes Unternehmen für die eigene Produktion von großer Bedeutung. Für die Analyse der Nachfrage werden verschiedene spezielle Nachfragefunktionen herangezogen. Generell wird dabei die Nachfragemenge (Wirkung) in Abhängigkeit zu den jeweiligen Bestimmungsgrößen (Ursache) dargestellt. Je nach betrachteter Größe wird unterschieden nach der Nachfrage in Abhängigkeit

  • vom Preis des Gutes,

  • vom Preis der anderen (z. T. konkurrierenden) Güter,

  • vom zur Verfügung stehenden Einkommen.

Abhängigkeit vom Preis des Gutes

Das Gesetz der Nachfrage besagt, dass die Nachfrage eines Gutes sinkt, wenn dessen Preis steigt. Fällt der Preis eines Gutes, dann steigt entsprechend auch die Nachfrage. Je teurer ein Produkt also wird, desto weniger Menschen sind bereit, den entsprechenden Preis zu bezahlen.

Nachfragekurve in Abhängigkeit vom Preis

p bezeichnet z. B. die Höhe eines Preises für ein bestimmtes Gut,
× die nachgefragte Menge dieses Gutes.

Die normale Nachfragefunktion kann durch abweichendes Verbraucherverhalten umschlagen – man spricht dann von anormalem Nachfrageverhalten. So kann die Nachfrage steigen, wenn der Preis des Gutes steigt.

Beispiel: Anormales Nachfrageverhalten

Steigende Nachfrage bei steigenden Preisen geschieht z. B. dann, wenn sich die Käufer von der breiten Masse distanzieren möchten (Snob-Effekt) oder wenn der Käufer meint, dass teurere Preise eine höhere Qualität des Produktes voraussetzen. Zu finden ist dieses Verhalten z. B. auf dem Markt von Luxusgütern wie bestimmten Uhren oder Autos oder im Lebensmittelbereich bei Bio-Produkten.

Abhängigkeit vom Preis anderer Güter

Die Abhängigkeit vom Preis der anderen Güter wirkt sich ebenfalls auf das Nachfrageverhalten aus. Dabei können sich die Güter entweder gegenseitig ersetzen und verdrängen (substitutive Güter) oder einander bedingen (komplementäre Güter). Unabhängige Güter nennt man die Güter, die in keinerlei Beziehung zueinander stehen.

Beispiel: Abhängigkeiten von Güterpreisen

Substitutive Güter: Steigt der Preis für eine bestimmte Sorte Schokoladenpudding, kann der Käufer immer noch auf den eines anderen Unternehmens ausweichen.

Komplementäre Güter: Steigt der Preis für DVD-Player, kann sich die Nachfrage nach DVDs ändern. Ähnlich kann sich ein Anstieg des Benzinpreises auf die Nachfrage nach Autos auswirken.

Unabhängige Güter: Die Preise von voneinander unabhängigen Gütern haben keinerlei gegenseitige Wirkung, wie z. B. die Entwicklung der Preise für Pudding und DVD-Player zueinander.

Abhängigkeit vom Einkommen des Käufers

Die Nachfrage kann sich ändern, wenn Einkommenszuwächse teilweise für den Konsum ausgegeben werden und nicht vollständig gespart werden. In der Regel ändert sich die Nachfrage nach Luxusgütern stärker, die Nachfrage nach Gütern des täglichen Gebrauchs wie Lebensmittel geringer.

Das Angebot


Auf der anderen Seite des Marktes stehen die Anbieter von Gütern. Z. B. bieten Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen an oder Haushalte ihre Arbeitskraft. Ein Angebot wird erst wirksam, wenn der Anbieter seinen Willen erklärt, diese Güter und Dienstleistungen abzugeben. Auch die Angebotsmenge wird von verschiedenen Bestimmungsgrößen beeinflusst. Dazu gehören:

  • der erzielbare Preis des Gutes,

  • der Preis anderer konkurrierender Güter,

  • die Kosten, die bei der Produktion bzw. Bereitstellung des Gutes anfallen,

  • die Gewinnerwartung und

  • der technische Fortschritt.

Für die Analyse des Angebots lassen sich mit Hilfe der Bestimmungsfaktoren wiederum drei spezielle Angebotsfunktionen festhalten, nämlich das Angebot in Abhängigkeit

  • vom Preis des Gutes,

  • von den Preisen konkurrierender Güter,

  • von den Kosten, die bei der Produktion bzw. Bereitstellung des Gutes anfallen.

Abhängigkeit vom Preis

Das Gesetz des Angebots besagt, dass das Angebot eines Gutes dann steigt, wenn dessen Preis steigt. Sinkt der Preis eines Gutes, sind auch weniger Anbieter bereit, das Gut anzubieten. Generell stellt sich die Angebotsfunktion wie in der Abbildung auf der nächsten Seite dar.

Auch auf der Seite der Anbieter gibt es ein abweichendes – anormales – Verhalten, nämlich dann, wenn die Preise fallen, die Angebotmenge aber dennoch erhöht wird. Dies trifft z. B. auf verderbliche Produkte, wie Obst und Gemüse, zu.

Angebotskurve in Abhängigkeit vom Preis

p bezeichnet z. B. die Höhe eines Preises für ein bestimmtes Gut;
× die angebotene Menge dieses Gutes.

Abhängigkeit von konkurrierenden Gütern

Die Menge eines Gutes, das zu einem bestimmten Preis angeboten wird, ist auch vom Preis der konkurrierenden Güter abhängig. Bietet ein anderes Unternehmen ein vergleichbares Produkt zu einem geringeren Preis an, wird sich der Käufer in der Regel für dieses Produkt entscheiden, sofern ihn keine anderen Faktoren, wie Markenbewusstsein, beeinflussen. Der erstgenannte Anbieter wird sich beim Preis für sein Gut also an den Preisen der konkurrierenden Güter orientieren. Je mehr konkurrierende Güter angeboten werden, desto stärker sinkt der Preis.

Abhängigkeit von den Kosten

Für jedes Gut und jede Dienstleistung fallen den Unternehmen Kosten an, die sich im Preis niederschlagen müssen. Sind diese Kosten sehr hoch, wird auch das Produkt teurer. Also sind die Unternehmen bemüht, diese Kosten niedrig zu halten. Fixe Kosten fallen dabei unabhängig von der Produktionsmenge immer in gleicher Höhe an. Wird also mehr produziert, verteilen sich diese Kosten auf mehr Güter. Demzufolge werden die Kosten pro Stück geringer. Bei den variablen Kosten hingegen bleiben die Kosten pro Stück in etwa gleich, denn bei höheren Produktionsmengen steigen z. B. auch die Materialmengen.

Beispiel: Kostenarten

Bei fixen Kosten handelt es sich um Mieten, Löhne, Gehälter, die Betriebsbereitschaft, Kosten für Maschinen etc. Variable Kosten sind z. B. Kosten für Materialien.

Elastizitäten


Am wichtigsten im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ist die Frage, wie sich Preisänderungen auf Angebot und Nachfrage auswirken. Zur Erklärung dieses Zusammenhangs wird die Preiselastizität herangezogen, die sich aus folgender Fragestellung ab: Um wie viel Prozent ändert sich die (angebotene oder nachgefragte) Menge eines Gutes, wenn sich der Preis um eine bestimmte Prozentzahl ändert?

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