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Schematherapie bei Depressionen

Ein Behandlungskonzept für das (teil)stationäre Setting

AutorAmeli, David Höhn, Elisabeth Frieß, Johannes Kopf-Beck, Martin Ludwig Rein, Patricia Graf, Samy Egli
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl123 Seiten
ISBN9783840929717
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,99 EUR
Der Band vermittelt praxisorientierte Fertigkeiten zur schematherapeutischen Behandlung von depressiven Störungen. Neben einer Einführung zum Störungsbild der Depression werden Grundlagen der Schematherapie und die Arbeit mit dem Modus-Modell vorgestellt. Bei Depressionen zeigen sich zwei Modus-Konstellationen besonders häufig: Zum einen können erduldende und vermeidende Anteile im Vordergrund stehen, zum anderen aber auch kontrollierende Anteile. Diese beiden Ausprägungen werden ausführlich erläutert und das therapeutische Vorgehen daraus abgeleitet. Die Behandlung verläuft über 7 Wochen, in denen je 14 Gruppen- und Einzelsitzungen angeboten werden. Die Patienten können flexibel in die teiloffenen Gruppen einsteigen, die idealerweise von zwei Therapeuten angeleitet werden. Im Vordergrund der Behandlung stehen die beiden emotions- und erfahrungsfokussierten Techniken Stuhldialog und Imagination. Oft ist es dabei zielführend, von der vorgegebenen inhaltlichen Struktur einer Therapiesitzung abzuweichen, um unmittelbar auf emotionale Reaktionen und Modus-Aktivierungen bei den Patienten einzugehen. Der flexible Umgang mit diesen Abweichungen von der Struktur zugunsten der Emotions- und Bedürfnisorientierung wird ausführlich erklärt. Für die Arbeit mit den verschiedenen Modi können 'Modicons' eingesetzt werden (zum Ausdruck auf der CD-ROM). Diese Bilder erleichtern die Kommunikation und können zeigen, welcher Modus aktiv ist. Weiterhin werden hilfreiche Strategien vermittelt, um den Herausforderungen der schematherapeutischen Arbeit auf der Beziehungsebene zu begegnen.

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Leseprobe
Kapitel 2 Diagnostik und Behandlung der Depression

2.1 Epidemiologie

Laut einer Studie der WHO zählen depressive Störungen zu den wichtigsten Volkskrankheiten (Lopez, Mathers, Ezzati, Jamison & Murray, 2006). Üstün, Ayuso-Mateos, Chatterji, Mathers und Murray (2004) gehen davon aus, dass unipolare Depressionen in den Industrieländern bis 2020 unter den das Leben beeinträchtigenden oder verkürzenden Krankheiten nach der koronaren Herzerkrankung die größte Bedeutung haben werden.

Die 12-Monats-Prävalenz der unipolaren Depression liegt bei Frauen bei 10,6 % und bei Männern bei 4,8 % (Jacobi et al., 2014). Depressionen treten in jedem Lebensalter auf. Sowohl der Zeitpunkt der Ersterkrankung als auch der Verlauf der Depression sind von Person zu Person sehr unterschiedlich, wobei ein bedeutsamer Anstieg im Jugendalter zwischen 15 und 18 Jahren besteht (Hankin et al., 1998). Die Suizidrate (vollendete Suizide) steigt stetig mit dem Alter und ist am höchsten bei älteren Männern (Althaus, Stefanke, Hasford & Hegerl, 2002). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nehmen sich in Deutschland insgesamt mehr als 10.000 Menschen pro Jahr das Leben (2015).

Die Symptome einer Depression führen zu einer starken Beeinträchtigung des körperlichen und psychischen Befindens (Katon, Lin, Russo & Unutzer, 2003) und zu erheblichen Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen und die Arbeitsfähigkeit der Erkrankten (Ormel et al., 1999). Depressive Arbeitnehmer haben zudem deutlich mehr Arbeitsunfähigkeitstage und vorzeitige Berentungen als nicht depressive Arbeitnehmer (Ormel et al. 1994; VDR-Statistik: Verband deutscher Rentenversicherungsträger, 2004). Die direkten und indirekten Kosten betragen in Deutschland jährlich bis zu fast 22 Milliarden Euro (Allianz, 2011).

Als protektive Faktoren gelten der Familienstand (verheiratet sein), das Vorhandensein einer vertrauensvollen persönlichen Beziehung, Berufstätigkeit (Jacobi et al., 2004) sowie sozioökonomische Faktoren (insb. ein höheres Bildungsniveau; Bijl, Ravelli & van Zessen, 1998).

2.2 Ätiologie

Allgemein ist eine komplexe Interaktion zwischen genetischen Faktoren, frühkindlichen Erfahrungen, psychosozialen Faktoren und somatischen Erkrankungen für die Entstehung und den Verlauf depressiver Störungen verantwortlich (DGPPN et al., 2015). Depressive Störungen treten in Familien gehäuft auf.

Das Risiko, an einer Major Depression zu erkranken, ist bei Kindern mit einem erkrankten Elternteil etwa sechsmal höher als für Kinder unauffälliger Eltern (Downey & Coyne, 1990).

Es existieren verschiedene Modelle für die Entstehung einer Depression. Sie tritt laut dem Vulnerabilitäts- Stress-Modell von Zubin und Spring (1977) dann auf, wenn zusätzlich zu einer Vulnerabilität (Genetik, Lebensgeschichte) umweltbedingte Stressfaktoren hinzukommen. Wenn diese Stressoren für den Betroffenen als unkontrollierbar wahrgenommen werden, spricht man laut Seligman (1992) von einer Erlernten Hilflosigkeit. Das Verstärker-Verlust-Modell von Lewinsohn (Lewinsohn, Lewinsohn, Munoz, Youngren & Zeiss, 1986) geht dagegen davon aus, dass eine Depression dann entsteht, wenn im Vorfeld Belohnungen wegfallen, welche für die Person bedeutsam waren. Das Depressionsmodell nach Beck ...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Schematherapie bei Depressionen1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort9
Kapitel 1 Einführung11
1.1Schematherapie11
1.1.1Modi und Modicons12
1.1.2Übergeordnete Ziele15
1.1.3Die Zielgruppe16
1.1.4Einzel- und Gruppensitzungen16
1.2Relevante allgemeine psychotherapeutische Prinzipien16
1.3Aufbau und Struktur des Manuals17
Kapitel 2 Diagnostik und Behandlung der Depression19
2.1Epidemiologie19
2.2Ätiologie19
2.3 Erscheinungsbild und Diagnostik20
2.4Behandlung20
2.4.1Psychotherapie21
2.4.2Psychopharmakologie22
2.4.3Weitere Methoden22
Kapitel 3 Schematherapie und ihre Evidenz23
3.1Schematherapie23
3.1.1Modell23
3.1.2Therapieablauf und Techniken25
3.2Evidenz28
3.3OPTIMA-Psychotherapie-Studie35
Kapitel 4 Schematherapeutisches Interventionsmodell der Depression37
4.1Typ I: Erduldende und vermeidende Anteile stehen im Vordergrund38
4.2Typ II: Kontrollierende Anteile stehen im Vordergrund41
4.3Anpassung an den Schweregrad und Kontraindikationen45
Kapitel 5 Strukturelle Aspekte der Schematherapiegruppen47
5.1Aspekte des Settings47
5.2Übungen zum Einstieg51
5.3Übungen zum Ausstieg53
5.4Emotions- und Bedürfnisorientierung und Abweichung von der Struktur zugunsten des Prozesses54
Kapitel 6 Emotionsfokussierte Gruppe (EFG)58
6.1Stuhlübung58
6.2Imaginationsübung66
Kapitel 7 Bewusstmachen- und Transfergruppe (BTG)71
7.1BTG-Themen für die Arbeitsphase72
7.2Beispiel für eine BTG-Sitzung (BTG 2: Vor- und Nachteile der Bewältigungsmodi)77
Kapitel 8 Einzelsitzungen80
Kapitel 9 Schwierige Therapiesituationen, Varianten und Techniken86
9.1Schwierige Situationen und Abweichungen von der Struktur86
9.2Varianten88
9.3Techniken89
Literatur93
Anhang98
CD-ROM99

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