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E-Book

Feindbild Islam

Thesen gegen den Hass

AutorJürgen Todenhöfer
VerlagC. Bertelsmann
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl40 Seiten
ISBN9783641071424
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Nach dem Untergang der Sowjetunion brauchte der Westen ein neues Feindbild. Osama Bin Laden lieferte es. 9/11 gab George W. Bush die Gelegenheit zu zwei Kriegen, die für alle Beteiligten desaströs ausgingen. 'Feindbild Islam - Thesen gegen den Hass' schildert prägnant und packend das Verhältnis der westlichen zur muslimischen Welt. Es zeigt die Ignoranz und Gefährlichkeit unserer Politik gegenüber dem Orient. Jürgen Todehöfer zieht die Bilanz von 50 Jahren Reisen in die muslimische Welt und zehn Jahren falscher Antworten auf die Herausforderung 9/11.

Jürgen Todenhöfer wurde 1940 in Offenburg geboren. Von 1972 bis 1990 war er CDU-Bundestagsabgeordneter und Sprecher der Unionsparteien für Entwicklungs- und Rüstungskontrollpolitik, von 1987 bis 2008 war er Stellvertretender Vorsitzender eines großen internationalen Medienkonzerns. Er zählt zu den kenntnisreichsten Kritikern der Militärinterventionen im Mittleren Osten und bereist seit 60 Jahren die Krisengebiete dieser Welt. Dabei versucht er stets, mit allen Seiten zu sprechen: mit Rebellen, Terroristen, Präsidenten und Diktatoren, vor allem aber mit der leidenden Bevölkerung. Bei C.Bertelsmann sind zahlreiche Bestseller von ihm erschienen, darunter »Andy und Marwa - zwei Kinder und der Krieg«, »Warum tötest du, Zaid?«, »Teile dein Glück« und »Inside IS. 10 Tage im Islamischen Staat«. Mit seinen Buchhonoraren hat er u. a. ein Kinderheim in Afghanistan und ein Kinderkrankenhaus im Kongo gebaut sowie zusammen mit dem israelischen Schriftsteller David Grossman ein israelisch-palästinensisches Versöhnungsprojekt finanziert.

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Leseprobe
"(S. 7-8)

Wie nicht anders zu erwarten, sind die »Lancet«-Studie und die ORB-Analyse auf empörten Widerspruch aller am Krieg beteiligten Regierungen gestoßen. Die wirklichen Zahlen werden wir nie erfahren. Wer will schon die mörderische Wahrheit eines Krieges der Lügen wissen? Inzwischen ist die Zahl der täglichen Todesfälle im Irak zurückgegangen. Aber noch immer herrscht Chaos. Der Bevölkerung geht es heute schlechter als unter Saddam Hussein (Kofi Annan).

Es dürfte nicht viele Iraker geben, die sagen: »Großartig, unser Land ist zerstört, Hunderttausende Mitbürger sind tot, Millionen sind noch immer auf der Flucht, das friedliche Miteinander der Religionen ist zerbrochen, die Kindersterblichkeit ist eine der höchsten der Welt, es gibt kaum Strom, Wasser und Medikamente, Arbeitslosigkeit und Inflation sind auf über 50 Prozent gestiegen, auf die Straße kann man auch kaum noch – aber es hat sich gelohnt, Saddam ist weg.«

Die einzigen Nutznießer dieses Chaos sind der Iran und der politische Extremismus. Ist es da eine Überraschung, dass nach der letzten Umfrage von BBC und ABC 80 Prozent aller Iraker, egal ob Schiiten oder Sunniten, den Abzug der fast 50 000 noch im Irak stehenden US-Truppen fordern? Von den zahllosen privaten »Sicherheitsfirmen« à la Blackwater ganz zu schweigen. Nicht ein einziges Mal in den letzten zweihundert Jahren hat ein muslimisches Land den Westen angegriffen.

Die europäischen Großmächte und die USA waren immer Angreifer, nie Angegriffene. Seit Beginn der Kolonialisierung wurden Millionen arabische Zivilisten getötet. Der Westen führt in der traurigen Bilanz des Tötens mit weit über 10 : 1. Die aktuelle Diskussion über die angebliche Gewalttätigkeit von Muslimen stellt die historischen Fakten völlig auf den Kopf. Der Westen war und ist viel gewalttätiger als die muslimische Welt. Nicht die Gewalttätigkeit der Muslime, sondern die Gewalttätigkeit einiger westlicher Länder ist das Problem unserer Zeit. Wir haben die Muslime in den letzten Jahrhunderten gnadenlos unterdrückt.

Es ist zynisch, wenn westliche Geistesgrößen nun mit sorgenvoller Miene fragen, wie es denn zum Niedergang der einst »militärisch, ökonomisch und kulturell weit überlegenen arabischen Zivilisation« kommen konnte (Hans Magnus Enzensberger). Der Westen hat durch die Kolonialisierung, mit der er seine eigene Industrialisierung finanzierte, entscheidend dazu beigetragen. Er hat bei seinem Rückzug aus den Kolonien ausgeplünderte und ausgeblutete Länder zurückgelassen.

Zu Beginn der Kolonialisierung Algeriens im Jahr 1830 betrug dessen Alphabetisierungsquote 40 Prozent. Sie war damit mindestens so hoch wie die Frankreichs. Die einmarschierenden französischen Soldaten waren ungebildeter als das Volk, das sie zivilisieren sollten (Eric Hobsbawm). 1962, beim Abzug der französischen Besatzungstruppen, lag die Alphabetisierungsquote Algeriens unter 20 Prozent."
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