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Einfluss von Maklern und Wettbewerb auf Industrieversicherungsmärkten

Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung von Vergütungssystemen, Marktstrukturen und Kollusionsanreizen

AutorUwe Focht
VerlagVerlag Versicherungswirtschaft
Erscheinungsjahr2009
ReiheHamburger Reihe. Reihe B 19
Seitenanzahl171 Seiten
ISBN9783862981052
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Die Geschäftspraktiken auf Industrieversicherungsmärkten standen in den letzten Jahren wiederholt im Rampenlicht. Am bekanntesten sind die Vorfälle, die mit dem Namen des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer verbunden sind, der ein Verfahren wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens gegen mehrere amerikanische Industrieversicherer und Makler einleitete. Aber auch in Deutschland ermittelte das Bundeskartellamt wiederholt gegen Industrieversicherer aufgrund des Verdachts illegaler Preisabsprachen. Diese Befunde sowie die Sektorenuntersuchung der EU-Kommission im Bereich der Industrieversicherung und die Einführung obligatorischer Beratungshonorare zur Vergütung von Versicherungsmaklern in einigen europäischen Ländern verlangen nach einer präzisen theoretischen Analyse der Kartellanfälligkeit von Industrieversicherungsmärkten sowie des Einflusses von Versicherungsmaklern auf den Wettbewerb auf diesen Märkten. In der vorliegenden Arbeit werden daher der Wettbewerb sowie die Bedeutung von Finanzintermediären auf Industrieversicherungsmärkten auf Basis industrieökonomischer Ansätze untersucht. Die zentralen Untersuchungsgegenstände sind dabei der Einfluss von Versicherungsmaklern auf die wettbewerblichen Strukturen von Industrieversicherungsmärkten sowie die Auswirkungen unterschiedlicher Vergütungssysteme. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwiefern strategisches Verhalten der Makler zu einer Fehlberatung der Kunden führen kann. Des Weiteren wird analysiert, welche Implikation die Umstellung von einem Courtagesystem auf ein Beratungshonorar für die Nachfrage nach Vermittlungs- und Versicherungsleistungen hat.

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Leseprobe
3. Vergütungssysteme und Anbieterkollusion (S. 51-52)

3.1. Modell eines oligopolistischen Versicherungsmarktes ohne Intermediation

Das im weiteren Verlauf dieser Arbeit verwendete Modell baut auf dem insbesondere in der Industrieökonomie und Marketingtheorie verwendeten Standardmodell zur Produktdifferenzierung nach Hotelling auf. Dabei wurde eine Modifikation dieses Modells von Schultz138 verwendet und an die Gegebenheiten dieser Betrachtung angepasst.

Die Modellvariation von Schultz ist im Rahmen dieser Untersuchung besonders geeignet, da sie sich durch die Existenz informierter sowie uninformierter Kunden mit heterogenen Risikoprofilen und Anbietern mit differenzierten Produkten auszeichnet. Durch die Gruppe der uninformierten Konsumenten entsteht eine Intransparenz auf dem betrachteten Markt, die in einer Situation ohne Versicherungsvermittlung dazu führt, dass diese Nachfrager zufällig einen Anbieter auswählen.

Dadurch kann ein Wohlfahrtsverlust entstehen. Wenn nun die Kosten der Risikoanalyse hinreichend klein sind, ist zwar Intermediation aus gesamtwirtschaftlicher Sicht vorteilhaft139, durch die steigende Markttransparenz auf Grund besser informierter Kunden verstärkt sich aber der Preiswettbewerb zwischen den Anbietern und verringert sich gleichzeitig ihr maximaler Gewinn, wie später gezeigt werden wird. Diese zunehmende Wettbewerbsintensität bietet dann den Anbietern Anreize zur Anbieterkollusion.

Zunächst soll aber als Referenzfall für die folgenden Abschnitte untersucht werden, wie in diesem Modell ohne Versicherungsvermittler bei Existenz informierter und uninformierter Kunden die optimale Preissetzung der Anbieter lautet sowie welche Gewinne daraus resultieren.

Dazu betrachten wir einen Versicherungsmarkt mit risikoneutralen Versicherungsnehmern und heterogenen Risikoprofilen.140 Die Annahme der Risikoneutralität weicht dabei von der im Versicherungskontext üblichen Annahme risikoaverser Versicherungsnehmer ab. Da aber diese Untersuchung sich nicht mit Fragen der Risikoallokation beschäftigt, wird aus Vereinfachungsgründen von risikoneutralen Konsumenten ausgegangen.

Ein Konsument befinde sich dazu an einer beliebigen, individuellen Position r im Intervall ] 1 , 0 [ , wobei r für das Risikoprofil des Kunden steht. Unter Risikoprofil versteht man in diesem Kontext die individuellen Präferenzen bezogen auf die benötigten Eigenschaften einer Versicherungsdeckung. Die Profile aller Kunden seien in diesem Intervall gleichverteilt.141 Dadurch erhält man eine Menge heterogener Risikoprofile, die durch die Anbieter abgedeckt werden können. Wie zuvor erwähnt existieren auf diesem Markt zwei Gruppen von Nachfragertypen: informierte und uninformierte.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort des Herausgebers6
Vorwort10
Inhaltsverzeichnis12
Tabellen und Abbildungsverzeichnis14
Symbol- und Abkürzungsverzeichnis16
1. Einleitung18
2. Grundlagen26
2.1. Der Versicherungsvertrieb im Überblick26
2.2. Der deutsche Industrieversicherungsmarkt48
3. Vergütungssysteme und Anbieterkollusion68
3.1. Modell eines oligopolistischen Versicherungsmarktes ohne Intermediation68
3.2. Einführung eines unabhängigen Versicherungsvermittlers79
3.3. Einbeziehung von Anbieterkollusion93
3.4. Fazit101
4. Fehlanreize für Makler104
4.1. Ausgangspunkt der Untersuchung104
4.2. Im Wettbewerbsmarkt105
4.3. Bei Anbieterkollusion121
4.4. Zusammenfassung der Ergebnisse123
5. Produktcharakteristika und Anbieterkollusion126
5.1. Ausgangspunkt der Untersuchung126
5.2. Modellierung der Produktdifferenzierung127
5.3. Überführung der Ergebnisse auf ein Kartellverfahren in der deutschen Industrieversicherung141
6. Risikobewusstsein der Nachfrager144
6.1. Motivation144
6.2. Modellierung des Risikobewusstseins147
6.3. Versicherungsmarkt ohne Vermittlung148
6.4. Existenz von Versicherungsvermittlern152
6.5. Interpretation der Ergebnisse162
7. Schlussbemerkung166
8. Literatur172

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