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Die Todesparzenschönheit

Helene Prinzessin Racowitza – Ein Münchner Kind in der Fremde

AutorAndrea Hirner
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783831640386
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Helene Prinzessin Racowitza, geborene von Dönniges (1843–1911) führte ein außergewöhnliches und schillerndes Dasein: „Mörderin“ von Ferdinand Lassalle, Schauspielerin in Europa und Amerika, Skandalmodell, Schriftstellerin und schließlich noch Okkultistin. Zahlreiche bedeutende Gestalten der Epoche kreuzten den Weg der „Todesparzenschönheit“: König Ludwig II., Ferdinand Lassalle, Hans Makart, Franz Lenbach, Rudolf Steiner und viele mehr.
Helenes Leben präsentiert die faszinierende Geschichte einer Frau, die voller Vertrauen in ihre Schönheit die Welt nach dem eigenen Willen formen wollte, aber dann grausam und schmachvoll endete.

„Die vorliegende Biografie aus der Feder von Andrea Hirner weitet nun unseren Blick und ermöglicht eine intensive und umfassende Begegnung mit dieser bemerkenswerten Frau und mit einer Zeit, in der die Gegenwart in erheblichem Umfang wurzelt.“ (aus dem Geleitwort von Hermann Rumschöttel)

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Leseprobe
5. Kapitel: Als Theaterprinzessin (S. 167-168)

In Berlin lebte sie bei Verwandten der Mutter, die ihr Unterkun? gewährten. Kleine Zuwendungen der Onkel sicherten vorerst ihren Unterhalt. Erstaunlich ist, daß jener Vetter Dr. Arndt, der in Genf doch „wie ein Maulwurf mit tückischer unterirdischer Arbeit dem Löwen [Lassalle] die Grube“ gegraben hatte,1 ihr nun aus der Nationalbibliothek Bücher besorgen dur?e, denn jetzt begann sie ernstha? zu lesen. Ein erhaltenes Photo aus dieser Zeit zeigt sie in einer ungewohnten Pose, über Bücher gebeugt.

Die Ereignisse der letzten Zeit hatten ihr Gesicht verändert, das Kindliche daraus entfernt und sie dadurch ernstha?er und reifer gemacht. Es war auch Dr. Arndt, der eines Tages Georg Friedrich Knapp ansprach, er solle doch seine Jugendfreundin Helene besuchen. Da sie sich einsam fühlte, gingen beide zusammen ins Theater, besichtigten das Grab von Königin Luise in Charlottenburg und an einem eisig kalten Pfingsttag auch Potsdam. Auf den breiten Wegen im Park wimmelte es von Menschen, aber ehrfurchtsvoll traten alle vor Helene zu Seite. Wie eine Witwe war sie schwarz gekleidet und hatte einen schwarzen Schleier im Haar, neben dem ihr goldenes Haar hervorquoll. „Alle Welt blickte auf sie, was sie aber gar nicht anders gewohnt war“.

Sie war nun eine Frau im Zentrum des öffentlichen Interesses, und da lag es nahe, dieses Interesse zu nutzen und sich dem Publikum als Schauspielerin zu präsentieren. Schon als junges Mädchen hatte sie die Gäste im Salon der Mutter imitiert oder ihren Freunden theatralische Posen vorgespielt. Und war es ihr nicht gelungen, in Genf die beiden Männer bei dem letzten Gespräch erfolgreich davon zu überzeugen, daß 168 sie eine leichtfertige und oberflächliche Frau war? Sie mußte sich also als perfekte Schauspielerin fühlen.

Ihre Theaterstudien bestanden vorerst darin, den Proben im königlichen Schauspielhaus beizuwohnen. Angeblich unterstützte sie der Intendant der Berliner Bühnen Baron von Hülsen in diesem Wunsch, zur Bühne zu gehen (Die Frau des früheren Premierleutnants und jetzigen viel beschä?igten Intendanten, der auch Teenachmittage für die Königin, Hofbälle und die so beliebten „lebenden Bilder“ zu inszenieren hatte, Helene von Hülsen, übernahm an seiner Stelle, über das Theaterleben in Berlin zu schreiben. Sie hat in ihren zahlreichen Büchern aber nie Helene erwähnt).

Natürlich dauerte es nicht lange, bis die schöne junge Zuschauerin auch in intimeren Kontakt mit den damals angesagten Größen der Berliner Bühnen trat. Ihr auserwählter Held war der junge Mime Siegwart Friedmann, der gerade zu einer veritablen Karriere in Berlin ansetzte. Er war ein Jahr älter als sie und in Breslau in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren worden. Wie so o? in dieser Zeit war es ein steiniger Anfang, der ihn zu einer Schauspielkarriere führen sollte.

Schauspielschulen gab es noch nicht, die jungen Kunstadepten versuchten sich einfach ohne jede Vorbildung, aber mit viel Enthusiasmus auf einer Bühne, zumeist einer Provinzbühne. Bestanden sie die erste Feuertaufe und hatten sie Glück, „entdeckte“ sie irgend ein Theaterdirektor oder ein Impresario. Hatten sie Pech, wurden sie bei ihrem ersten Versuch ausgepfiffen und mußten ihren Traum zu Grabe tragen. Friedmann war ein „Kind des Glücks“, denn es gelang ihm, den großen Schauspieler Bogumil Davison von sich zu überzeugen. Davison nahm grundsätzlich keine Schüler an, bei Friedmann machte er eine Ausnahme."
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Zum Geleit8
Prolog10
1. Kapitel: Jugendjahre in München14
2. Kapitel: In der großen Welt von Turin und Nizza52
3. Kapitel: Einladung zur Katastrophe68
4. Kapitel: Der tödliche Schuß und die Folgen132
5. Kapitel: Als Theaterprinzessin168
6. Kapitel: In Amerika214
7. Kapitel: Die Rückkehr nach München246
Abbildungsverzeichnis320
Quellenverzeichnis322

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