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E-Book

Körperselbsterfahrung im Alter

Agil bleiben. Übungs- und Bewegungsprogramme

AutorAnne Lindenberg
VerlagJunfermann
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783955712877
FormatPDF/ePUB
KopierschutzDRM/kein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Ein Mensch, der sich in seinem Körper wohlfühlt und guten Kontakt zu dessen Impulsen und Strömungen hat, spürt, was ihm guttut und was ihn fördert - auch und gerade mit zunehmenden Alter. Die ganzheitlichen Körperübungen, die in diesem Buch vorgestellt werden, tragen dazu bei, die bei vielen Menschen verloren gegangene innige Freundschaft mit der eigenen Natur wiederherzustellen, die Gesundheit zu fördern und Stress, auch altgewohnten, abzubauen. Das Buch bietet Bewegungs-, Ausdrucks-, Wahrnehmungs- und Berührungsübungen sowie Rollen- und Gruppenspiele, zugeschnitten auf fünf Bereiche: körperliches, mentales, emotionales, spirituelles und soziales Wohlergehen. Es werden Übungsprogramme und -sequenzen vorgestellt, mit einer genauen Beschreibung, für welche Lebenssituationen und Anliegen sie geeignet und welche Varianten möglich sind. Das Buch enthält zahlreiche farbige Originalfotografien von Mike Kudla.

<strong>Anne Lindenberg</strong>, Therapeutin für Psychotherapie (Heilpraktikergesetz), Coach, Mediatorin, Dozentin und Ausbilderin, praktiziert und lehrt ihren eigenen Ansatz, die Psycho-Holistik, in ihrem Institut IN HOPE (München). Ihre Schwerpunkte sind u. a. Körperpsychotherapie und Bildungskurse für Senioren.

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Leseprobe

3. Glaubenssatzarbeit mit Körperrückbindung


(zurück zu Abschnitt 4.3.3: 70 bis 80: Beweglichkeit sichern)

Ein Glaubenssatz ist ein inneres Gesetz, das aufgrund von Erfahrungen gebildet wurde, um Sie davor zu bewahren, solche Erfahrungen noch einmal durchleben zu müssen. Glaubenssätze sind also die Resultate von Lernprozessen und dementsprechend tief verankert.[3]

Es gibt erlaubende, gebietende, also antreibende, und verbietende Glaubenssätze, die bewusst, unterbewusst (oder halb bewusst) bisher unreflektiert oder tief verdrängt sein können.

Diese Glaubenssätze bilden miteinander das Glaubenssatzsystem und jeder Mensch bewegt sich innerhalb dieses Systems. Es ist das Knochengerüst unserer Psyche und wir können uns nur so bewegen, wie die „Gelenke“ dieses Gerüstes es uns gestatten.

Die mächtigsten Glaubenssätze bilden sich innerhalb der ersten etwa vier Lebensjahre und leider werden etliche davon nicht mehr aktualisiert, sodass sich viele Menschen ihr Leben lang verhalten, als müssten sie sich noch im fortgeschrittenen bis hohen Lebensalter vor den Gefahren ihrer Kindheit schützen und den damaligen Geboten nachkommen.

Die ganzheitlichen Körperübungen bringen Sie in Kontakt mit Ihren altgewohnten inneren Gesetzen, sodass diese deutlich werden und in Ihr Bewusstsein treten können.

Im Folgenden finden Sie eine Anleitung, wie Sie mit einschränkenden Glaubenssätzen unter Einbeziehung des körperlichen Erlebens arbeiten können. Im Anschluss an die Anleitung wird ein konkretes Beispiel geschildert.

3.1 Die Anleitungsliste


  1. Hinderliche Glaubenssätze erkennen
  2. Die Kernaussage finden
  3. Die Wirkung spüren
  4. Die Änderung erkennen
  5. Der bessere Glaubenssatz
  6. Die neue Kernaussage finden
  7. Die neue Wirkung spüren
  8. Mit dem Atmen verbinden
  9. Die abschließende Wahrnehmung des hinderlichen Glaubenssatzes

3.2 Die Anleitung


(zurück zu Abschnitt 1.2: Der kulturell und gesellschaftlich bedingte Alterungsprozess)

(zurück zu Abschnitt 1.3: Der persönliche Alterungsprozess)

  1. Hinderliche Glaubenssätze erkennen
    Formulieren Sie Ihre Unzufriedenheit oder das Problem möglichst genau, gern auch schriftlich oder im Gespräch mit einem Partner. Formulieren Sie Ihre Aussage dann in die Ich-Form um (falls noch nicht geschehen).
  2. Die Kernaussage finden
    Was ist die Essenz Ihrer Aussage? Wie könnte ein Gesetz lauten, das das Problem ausdrückt? Erweitern Sie die Kernaussage um eine Bedingung, also zum Beispiel: „Immer wenn ..., dann ...“ oder „... muss so sein, weil (oder ‚sonst‘) ...“.
  3. Die Wirkung spüren
    Sagen Sie dieses formulierte Gesetz mehrere Male vor sich hin und nehmen Sie wahr, wie Ihr körperliches Befinden sich dabei verändert: Sacken Sie etwas zusammen? Wird Ihre Atmung flacher? Spannen Sie die Schultern an? Wo genau merken Sie diese Reaktion am deutlichsten? Speichern Sie sich diese körperliche Reaktion gut. Sie können sie auch notieren.
  4. Die Änderung erkennen
    Stellen Sie sich nun vor, woran Sie erkennen würden, dass der altgewohnte Glaubenssatz nicht mehr so viel Macht über Sie hätte. Ginge Ihr Atem frei und fließend? Könnten Ihre Schultern entspannt herabhängen? Schreiben Sie auch das auf.
  5. Der bessere Glaubenssatz
    Wenn Sie der Gesetzgeber wären, wie würden Sie das Gesetz für diesen Lebensaspekt ändern wollen? Wie müsste es lauten, damit Sie Spielraum haben und sich wohlfühlen? Probieren Sie verschiedene Formulierungen aus. Schreiben Sie die auf, die Ihnen am besten gefällt.
  6. Die neue Kernaussage finden
    Nun prüfen Sie, ob Sie das Gesetz noch mehr auf den Punkt bringen können. Erweitern Sie es dann, falls noch nicht geschehen, mit „..., weil ...“, um auch eine Begründung mit in das Gesetz aufzunehmen.
  7. Die neue Wirkung spüren
    Sagen Sie sich Ihr neues Gesetz mehrmals laut vor, mit viel Überzeugungskraft, und nehmen Sie dabei Ihre Körperreaktionen wahr. Wo genau ist der Unterschied am deutlichsten? Und was genau spüren Sie dort?
  8. Mit dem Atmen verbinden
    Schauen Sie noch einmal in Ihren Notizen nach, wo im Körper sich der alte unbekömmliche Glaubenssatz bemerkbar macht. Nun können Sie die Augen schließen und sich ganz bequem hinsetzen, möglichst so, dass Sie Ihren Rücken und Hinterkopf anlehnen und die Unterarme und Hände auf den Tisch oder die Stuhllehnen legen. Lenken Sie beim Einatmen Ihre Aufmerksamkeit auf den Körperort, der mit dem neuen Gesetz verbunden ist. Sie können sich auch vorstellen, dass Sie die Atemluft dorthin lenken. Beim Ausatmen nehmen Sie Verbindung auf mit dem Körperort des alten Gesetzes und stellen sich vor, wie der Stress und die alte Überzeugung mit dem Ausatmen Ihren Körper verlassen. Führen Sie etwa 20 solche Atemzyklen durch. Dann öffnen Sie die Augen und geben sich einen Moment Zeit zur Reorientierung.
  9. Die abschließende Wahrnehmung des hinderlichen Glaubenssatzes
    Abschließend lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den ersten Körperort, an dem Sie den alten Glaubenssatz verankert haben, und nehmen den Unterschied zu vorher wahr. Sagen Sie sich den alten Glaubenssatz noch einmal vor und prüfen Sie, ob er Ihnen nun anders vorkommt.

Führen Sie die Punkte 8 und 9 etwa eine Woche lang jeden Tag einmal durch und legen Sie das Thema dann zur Seite. Nach etwa einem Monat prüfen Sie genau, inwieweit sich der fragliche Lebensaspekt verändert hat.

Für jeden Lebensaspekt können Sie natürlich die Anleitung gesondert durchführen. Sie sollten jedoch nicht mehr als zwei Lebensaspekte gleichzeitig bearbeiten, und diese möglichst etwas zeitversetzt. Also nehmen Sie sich beispielsweise den nächsten Lebensaspekt in dem Monat vor, in dem der andere ruht.

3.3 Das konkrete Beispiel: Frau Baumann und die redselige Nachbarin


Frau Baumann, 73 Jahre alt, trinkt bei schönem Wetter nachmittags ihren Kaffee gern auf ihrem Balkon. Dabei möchte sie gern ein wenig lesen. Nebenan wohnt Frau Huber, etwa gleich alt, die zur gleichen Zeit regelmäßig ihren eigenen Balkon betritt, um mit Frau Baumann zu plaudern, im guten Glauben, dass auch Frau Baumann diese nachmittäglichen Plaudereien schätzt. Diese ist jedoch zornig und ratlos, weil ihr keine Möglichkeit einfällt, Frau Huber verständlich zu machen, dass sie nicht plaudern, sondern in Ruhe lesen möchte.

  1. Hinderliche Glaubenssätze erkennen
    Frau Baumann schreibt das Problem auf (nicht auf ihrem Balkon!): „Ich traue mich nicht, Frau Huber in die Schranken zu weisen, weil ich sie nicht verletzen und unser Nachbarschaftsverhältnis nicht stören will.“
  2. Die Kernaussage finden
    Sie findet die Kernaussage: „Ich darf mich nicht deutlich gegen Ansprüche verwahren, weil mir die andere Person das nicht verzeihen wird. Und dann ist es schlimmer als vorher.“
  3. Die Wirkung spüren
    Sie sagt den Satz einige Male vor sich hin und spürt, wie ihr ganzer Rücken sich verspannt und sie leichte Kopfschmerzen bekommt.
  4. Die Änderung erkennen
    Frau Baumann stellt sich vor, was anders wäre, wenn sie eine Lösung für ihr Problem gefunden hätte. Sie merkt, dass sie sich dann entspannen und vor allem den Kopf ganz frei bewegen könnte.
  5. Der bessere Glaubenssatz
    Das Gesetz, das Frau Baumann sich wünschen würde, lautet: „Ich vertrete meine Grenzen so, dass der andere meinen Wunsch verstehen kann und ihn nicht persönlich nimmt.“
  6. Die neue Kernaussage finden
    „Ich darf meine Grenzen so vertreten, dass ein gutes Verhältnis erhalten bleibt.“
  7. Die neue Wirkung spüren
    Dieser Satz, mehrmals laut ausgesprochen, wirkt sehr ermutigend auf Frau Baumann. Sie fühlt sich belebt und merkt, dass sie offener in die Welt schaut und dass sie dabei ihren Kopf ganz frei aufgerichtet hält. Das findet sie ausgesprochen angenehm. Sie nimmt sich vor, ihre Freundin Frau Wies zu bitten, mit ihr verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, wie sie sagen kann, was sie will und was nicht, auf eine Weise, die die andere Person, in diesem Fall Frau Huber, versteht und akzeptiert.
  8. Mit dem Atmen verbinden
    Nun nimmt Frau Baumann eine ganz bequeme Sitzhaltung ein und lenkt ihr Einatmen zu ihren Augen, die sich so frei beweglich anfühlen, und zu ihrem Kopf, der so leicht und aufgerichtet ist. Beim Ausatmen geht ihre Aufmerksamkeit zu ihrem Rücken, wobei sie sich vorstellt, dass die Anspannung mit dem Ausatmen hinausfließt. Das führt sie eine Weile lang durch.
  9. Die abschließende Wahrnehmung des hinderlichen Glaubenssatzes
    Zum Schluss bewegt und streckt sie sich und nimmt dann wahr, dass ihr Rücken deutlich entspannter ist. Sie sagt noch einmal vor sich hin: „Ich darf mich nicht deutlich gegen Ansprüche verwahren, weil mir die andere Person das nicht verzeihen wird. Und dann ist es schlimmer als vorher.“ Sie merkt, dass der Satz sie nun wesentlich...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhalt6
Unsere Fotomodelle10
Hinweis11
Vorwort12
Einleitung14
Das gesunde Körperselbst14
Ganzheitliche Körperu?bungen14
Herkunft der ganzheitlichen Übungen15
Abgrenzung der ganzheitlichen Körperu?bungen16
Abgrenzung zum Sport16
Abgrenzung zum Fitnesstraining17
Abgrenzung zur Gymnastik17
Abgrenzung zum Yoga18
Ganzheitliche Körperarbeit als Annäherung an unsere biologisch vorgesehene Lebensweise20
Teil 1: Wenn der Mensch altert22
1. Altern: Was bedeutet das eigentlich?24
1.1 Der biologische Alterungsprozess24
1.2 Der kulturell und gesellschaftlich bedingte Alterungsprozess25
1.3 Der persönliche Alterungsprozess26
2. Das gibt es nur jetzt: Alter als Entwicklungschance28
2.1 Gelassenheit durch Überblick28
2.2 Senatoren, ruhende Pole und Felsen in der Brandung: Wu?rde, Weisheit und Respekt erfahren29
3. Glaubenssatzarbeit mit Körperru?ckbindung30
3.1 Die Anleitungsliste31
3.2 Die Anleitung31
3.3 Das konkrete Beispiel: Frau Baumann und die redselige Nachbarin33
4. Ohne Körper kein Alter und kein Leben36
4.1 Der Körper als Ausdrucksmittel der Persönlichkeit36
4.2 Der Körper als Gedächtnisspeicher und Denk-Instrument38
4.3 Der Körper als spirituelles Fahrzeug41
Teil 2: Übungen46
5. Körper, Geist und Seele vitalisieren: So wirkt ganzheitliche Körperarbeit48
5.1 Pulsation und Rhythmen48
5.2 Die Symphonie des Lebens48
5.3 Der Lebensstrom48
5.4 Biologische Zyklen49
5.5 Die Kurve kriegen50
5.6 Das Alter zeigt die Kindheit52
5.7 Erlebenstiefe und Steuerung56
6. Das muss und das darf nicht: Worauf in der Körperarbeit fu?r ältere und alte Menschen zu achten ist58
6.1 Gesellschaft wirkt motivierend!59
7. Die Regeln zum Übungsablauf62
7.1 Körperliche Verfassung62
7.2 Innere Haltung62
7.3 Hilfsmittel63
7.4 Auswahl der Übungen63
7.5 Übungszeitgestaltung63
7.6 Bereiche der Selbstwahrnehmung65
7.7 Der Übungsraum66
7.8 Kleidung66
7.9 Achtsamkeit und Disziplin66
7.10 Kein Nachfedern!67
7.11 Vibrationen67
7.12 Tempo67
7.13 Fließende Übergänge67
7.14 Die Atemtechnik68
7.15 Kopfhaltung69
7.16 Aufwärmen69
7.17 Achtsamkeit69
7.18 Was heißt „schulterbreit“?69
7.19 Was ist „ein Atemzyklus“?70
7.20 Was bedeutet „das Becken nach hinten kippen oder drehen“?70
7.21 Töne zulassen71
7.22 Jellyfish-Übungen71
8. Einzelu?bungen72
8.1 Warm-ups72
8.2 Basis-Übungen75
8.3 Der Grund zum Leben: Erdungsu?bungen78
8.4 Dehnen und Beweglichkeit93
8.5 Übungen auf dem schrägen Brett113
8.6 Stimme, Hals und Kiefer118
8.7 Emotionen ausdru?cken121
8.8 In guten Händen sein: Selbstberu?hrung127
8.9 In guten Händen sein: Selbstmassagen128
8.10 Stärkung und Trost131
8.11 Unterschiede wahrnehmen: Orientierung, Integration und Auswertung134
8.12 Übungen fu?r bewegungsbeeinträchtigte Menschen138
9. Partneru?bungen142
9.1 Kontakt, Nähe- und Distanzregulierung143
9.2 Einander stärken146
9.3 Kontakte gestalten154
9.4 Ausdruckskraft156
9.5 Selbstbehauptung159
9.6 Beru?hrend: Partnerberu?hrungen und Partnermassagen164
10. Gruppenu?bungen undGruppenspiele178
10.1 Miteinander warm werden179
10.2 Einander kennenlernen181
10.3 Einander wahrnehmen184
10.4 Den Spielraum erweitern186
10.5 Vertrauen entwickeln191
Teil 3: Übungsprogramme und Übungssequenzen198
11. Empfehlungen fu?r Übungsprogramme199
11.1 Kleines Morgenprogramm zur Erhaltung der Kräfte199
11.2 Großes Morgenprogramm zur Pflege der Vitalität200
11.3 Vitalisieren bei allgemeiner Mu?digkeit und Erschöpfung201
11.4 Neuer Mut bei Lustlosigkeit und depressiver Verstimmung202
11.5 Körperspaziergänge bei Symptomen und Erkrankungen203
11.6 Wieder geschmeidig werden bei Versteifung204
11.7 Kontakt aufnehmen: Spielerische Übungen gegen die Einsamkeit205
11.8 Das kreative innere Spielkind hervorlocken206
11.9 So nicht! Übungen zur Abgrenzung, Selbstbewahrung und Selbstdurchsetzung207
11.10 Erfolgreich um Hilfe bitten209
11.11 An was es sich lohnt zu denken: Der Körper als Erinnerungshilfe210
11.12 Geduld, Geduld: Übungen, um ein beliebter Gesprächspartner zu werden211
11.13 Die eigene Weisheit weitergeben: Ratschläge? Ja bitte, aber richtig!212
11.14 Körpermeditation fu?r die Lebensbilanz214
11.15 Körpermeditation fu?r noch offene Lebenswu?nsche214
11.16 Körpermeditation fu?r Lebenssinn und spirituelle Öffnung215
11.17 Körpermeditation fu?r die Beschäftigung mit dem Sterben und dem Jenseits216
Literatur218
Dank220

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