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Die Währungsreform kommt!

Über Versuche der Politik den Euro zu retten, fehlgeleitete Finanzmärkte und wie sie ihr Vermögen trotzdem sichern

AutorHorstmann Ulrich
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783862482498
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Die jüngste Finanzkrise von 2007 brachte das Weltfinanzsystem fast zum Einsturz. Mit milliardenschweren 'Rettungsschirmen' versuchte die Politik, die inländischen und später auch die europäischen Systeme zu retten und zu stabilisieren. Wie fast täglich der Presse zu entnehmen ist, scheint keine nachhaltige Besserung in Sicht. Vielmehr schlüpfen nach und nach immer mehr Länder unter den vermeintlichen Schutz des 'Rettungsschirms'. Aus der Finanzkrise wurde eine Banken-, Wirtschafts-, Staatschulden- und jetzt zunehmend eine Euro-Krise. 'Fällt' im Zuge dieser Krisen sogar unsere Währung, der Euro? Und falls ja, wäre das so schlimm? Der Autor macht in diesem Werk eindrücklich klar, wie es um die Zukunft unserer Währung steht. Auch in der Vergangenheit gab es einige Währungsreformen. Warum kam es dazu und welches politische, wirtschaftliche- und finanzielle Umfeld begünstigte diese? Wie wurden sie schließlich umgesetzt und welche Folgen hatten sie für die Menschen?

Ulrich Horstmann studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre in Bochum, danach in Trier mit finanzwirtschaftlichem Schwerpunkt und schloss an der Wirtschaftsuniversität Wien mit Promotion zum Dr. rer. soc. oec. ab. Seit 1989 ist Ulrich Horstmann in mehreren Finanzinstituten im Research tätig. Der Verfasser kann damit auf eine über 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Volkswirtschaft und Unternehmensanalyse innerhalb von Banken zurückblicken. Darüber hinaus erfolgte in diesem Zusammenhang eine enge Zusammenarbeit mit den Medien.

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Leseprobe

2. Die Anfälligkeit von Währungssystemen in der Historie


»Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten.«

Wladimir I. Lenin, kommunistischer Politiker (1870–1924)

Überspitzt formuliert ähneln auch heutige Staatssysteme früheren Raubgesellschaften, nur mit moderneren Instrumenten und besseren Möglichkeiten der Verschleierung. Frühe Börsenunternehmen entstanden als Wagnisgesellschaften, die zum Beispiel den Monopolhandel mit der Südsee oder dem Mississipi (um 1720) vorsahen. Sie wurden politisch gefördert. Im Fall des französischen Regenten, des Herzogs Philipp von Orleans, in besonderem Maße und sehr beharrlich. Das Land war fast bankrott. Kreative Ideen waren gefragt, allerdings brach das neu eingeführte Papiergeldsystem im Zuge des Vertrauensschwunds zusammen, denn zunehmend erkannten die Bürger, dass die vermehrt ausgegebenen Geldscheine entsprechend wertloser wurden. Der französische Philosoph und Zeitzeuge Voltaire (1694–1778) kritisierte die damalige Feudalherrschaft und urteilte ernüchtert: »Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – null.«

Die Finanzgeschichte ist voller Beispiele, dass Papiergeld für die Beutezugs- und Kriegsfinanzierung eingesetzt wurde. Letztendlich ging es dabei um eine Wette auf einen Sieg: Ging der Raubzug gut, konnten die Schulden zurückgezahlt werden, wenn die Regierenden nicht jedes Maß verloren und die sich nach einem militärischen Sieg bietende Konsolidierungschance nutzten. Während die Herrscher Papiergeld druckten, nutzen Spekulanten bereits seit Jahrhunderten mit staatlicher Unterstützung das Wertpapiergeschäft. So fand die Wagnisfinanzierung der See-Expeditionen und die Erschließung der Kolonien bereits mit der Gefahr des Schwindels über die Börse statt. Infolge der mangelnden Redlichkeit der Akteure spottete die Bevölkerung zunehmend. Bei ihr stand zum Beispiel das Kürzel VOC (Vereenigde Oost-Indische Compagnie) für »Vergaan Onder Corruptie« oder übersetzt für den Untergang/Ruin durch Korruption. Die Vereinigte Ostindische Kompanie, ein Zusammenschluss niederländischer Kaufmannsgesellschaften zur Verringerung der Konkurrenz, hatte somit ihren neuen Namen in der Bevölkerung gefunden (die VOC gilt übrigens als erste Aktie der Welt, sie wurde bereits 1606 emittiert). Die Expansionsbestrebungen in den Überseegebieten und der damit einhergehende Streit der Europäer um die Vorherrschaft verschlechterten die Staatsfinanzen.

Ein besonders negatives Beispiel lieferte König Philipp II. von Spanien, der 1557, 1575 und 1596 gegenüber seinen Gläubigern den Staatsbankrott erklärte. Die Gläubigerfamilien Fugger und Welser wurden davon hart getroffen und später wirtschaftlich weitgehend bedeutungslos. Nur »wo die Kaufleute selbst regierten, wie im Genua des 16. Jahrhunderts und im Amsterdam des frühen 17. Jahrhunderts«4 waren Versuche, ein Kreditwesen zu entwickeln, erfolgreich.

»Allgemein herrschte die Auffassung, den Kaufleuten könne man Geld anvertrauen, den Königen jedoch nicht. Wenn diese die wirtschaftliche Macht und die politische Gewalt in ihren Händen vereinten, nutzten sie dies allzu oft, um entweder Münzen zu verfälschen oder sich die Reichtümer ihrer Untertanen anzueignen.«5

Die Geldgeschichte bietet einen ernüchternden Anschauungsunterricht über Schuldenkrisen und Währungszusammenbrüche. Häufig standen sie in Verbindung mit Kriegen und politischen Umbrüchen. Vor allem, wenn die aggressive beuteorientierte Politik scheiterte, war die Währung ruiniert, da die abenteuerfreudigen Kriegsherren »auf Pump« lebten. Wenn die eigenen Soldaten nicht mehr bezahlt werden konnten, fanden die Eroberungszüge ein Ende.

Auch nach Friedrich August von Hayek ist die Geschichte des staatlichen Geldes, von kleinen Ausnahmen abgesehen, eine Geschichte voller Lug und Betrug. Deutschland wurde von der Geldentwertung und später durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) verheert. Die Reichsmünzordnung von 1559 hatte den lokalen Münzherren die Ausgabe von Landesmünzen mit einem geringeren Silbergehalt und damit eine Münzverschlechterung ermöglicht. Dies wirkte sich kriegsverlängernd aus; dabei wurden im Dreißigjährigen Krieg immer kreativere Lösungen zur anhaltenden Finanzierung immer größerer Truppen aufgezeigt. Im Jahr 1622, also vier Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, lag die Inflationsrate in Deutschland bei 140,6 Prozent. In Frankreich betrug sie im gleichen Jahr 121,3 Prozent. Dies waren in beiden Ländern die höchsten Inflationsraten von 1500 bis 1799.6 Die spätere Kolonialisierungspolitik durch die Europäer kann beschönigend als eine frühe Globalisierung interpretiert werden: Aufgrund der Ausbeutung und Versklavung der unterworfenen Gebiete handelte es sich vorrangig um konkurrierende nationale Eroberungsfeldzüge. Dabei waren die Briten auch bei der Finanzierung der weltweiten Expansion besonders erfolgreich. Der Grundstein für die Welt- und Kolonialherrschaft war gelegt. Die ab 1815 eingetretene Phase der Vorherrschaft wird auch als Pax Britannica bezeichnet.7

Münzen wurden zunehmend durch Papiergeld abgelöst. Edelmetalle, zunächst Gold und Silber, später nur noch Gold, dienten in der Zeit des Goldstandards als Deckungsmittel für die jeweiligen Währungen. Ab der Reichsgründung 1871 war der Goldstandard auch in Deutschland das dominierende Währungssystem. Die Golddeckung der Mark wurde während des Ersten Weltkrieges aufgehoben. Bald danach setzte eine groß angelegte Werbekampagne ein, die den Verkauf von Gold an die Reichsbank aus patriotischen Gründen propagierte. Viele Bürger erklärten stolz auch noch viele Jahre später nach Abgabe ihrer Edelmetalle an den Staat: »Gold gab ich für Eisen.«

Der Goldbesitz war zwar offiziell noch nicht verboten, aber wem das Wohl des Kaiserreiches am Herzen lag, hatte seine Goldmünzen »gefälligst« abzugeben. Nach der Aufhebung der Golddeckung stieg der Bargeldumlauf von 13 Mrd. Mark auf 60 Mrd. Mark.8 Für die Zeichnung von Kriegsanleihen wurde ebenfalls die »Propaganda-Maschinerie« in Gang gesetzt. Nach der Finanzierung des Krieges durch Anwerfen der Notenpresse waren in der Folgezeit Reparationen an die früheren Kriegsgegner zu zahlen. Die danach einsetzende Hyperinflation zerrüttete die wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes in den frühen 1920er-Jahren. Während die Bürger ihr Geld verloren, war der Staat seine Schulden los. Dies wirkte sich ungünstig auf die Moral aus. Das Gerechtigkeitsgefühl der Anleihenbesitzer, die fast alles verloren, und der Sparer wurde erschüttert. Bis zum Jahr 1924/25 blieben nur 10 Prozent des Geldes übrig. Vorausgegangen war eine gigantische Staatsverschuldung durch den Weltkrieg. So betrug die Schuldenquote (Schulden zu BSP) 1919 130 Prozent (und 1946 sogar 774 Prozent).9 Das Kaiserreich hatte für den Krieg 150 Mrd. Reichsmark aufgewendet. Von dem vollständig fremdfinanzierten Krieg betrafen rund 100 Mrd. Anleihen. Der Erste Weltkrieg führte nicht nur, aber vor allem in Deutschland, zur Zerrüttung der Staatsfinanzen. Anleihenzeichner und Sparer waren die Verlierer der Hyperinflation. Mit dem schnellen und hektischen Konsum durch die Geldentwertung sanken das Zukunftsvertrauen und die Moral in der breiten Bevölkerung. Die Umverteilung verstärkte die Unzufriedenheit. So konnten sich informierte und vermögende Bürger durch den Kauf von Sachwerten besser schützen. Banken und diejenigen, die das Inflationsgeld zuerst erhielten, waren in der Lage, das Geld besser zu nutzen und noch zu unveränderten Preisen zu kaufen.10 Die deutsche Rentenversicherung verlor bereits 1921 durch die Geldentwertung weitgehend ihr Vermögen. Das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft des Landes erreichte einen Nullpunkt. Dies schuf auch den Nährboden für die spätere politische Radikalisierung. Nach dem Kriegsdesaster des Ersten Weltkrieges und den folgenden Vermögensverlusten hatten nationalistische und sozialistische Ideen sowie Vertreter eines starken Staates neuen Zulauf. Die Selbstheilungskräfte der Gesellschaft waren durch die Verarmung der Bürger und eine schlechtere Rentenzukunftssicherung geschwächt.

Auch der Zweite Weltkrieg führte zur Zerrüttung der Staatsfinanzen. Die Rüstungskäufe und die keynesianisch geprägten Bauaktivitäten zogen eine maßlose Überschuldung nach sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Reichsmark schnell an Wert, der Zerfall des schuldenfinanzierten und diskreditierten Regimes hatte den Niedergang des offiziellen Zahlungsmittels zur Folge. Sparer verloren über 90 Prozent ihres Vermögens.11 Bis zur Währungsreform 1948 war der Schwarzhandel sehr verbreitet. Er wurde begünstigt durch Rationierungen in Form zum Beispiel von Lebensmittelmarken; auch der Diebstahl von Kartoffeln und Kohle bestimmten den Alltag der oft hungernden Stadtbevölkerung. Besonders beliebt als Tauschgut waren Zigaretten, sie übernahmen zeitweise sogar die Geldfunktion. Eine Zigarette entsprach einem Wert von ungefähr 10 Reichsmark, und die sogenannte Zigarettenwährung bewährte sich dank ihrer hohen Akzeptanz. Amerikanische Zigaretten waren für viele »das Maß aller Dinge«.12 So ungewöhnlich war das nicht. Tabak hatte bei der Stabilisierung des Tauschhandels und der Wirtschaft bereits weit früher eine Rolle gespielt. So waren im US-Bundesstaat Maryland beispielsweise die Banknoten...

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