Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Deutsche und Niederländische Philologie ), Veranstaltung: Einführung in die Textanalyse, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Durch Erfahrungen am eignen Leibe und durch sonstige Beobachtungen unterrichtet, sah er ein, daß die Erotik in seinem Buch beträchtlichen Raum beanspruchen mußte. Nicht, weil er das Leben fotografieren wollte, denn das wollte und tat er nicht. Aber ihm lag außerordentlich daran, die Proportionen des Lebens zu wahren, das er darstellte.' Erich Kästner schrieb dies in seinem ironischen Nachwort zum Roman 'Fabian und die Sittenrichter'. Er begründet die wiederholt eingesetzte Beschreibung der Sexualität mit dem Anspruch, die zeitgenössische Lebensführung so realistisch wie möglich darzustellen - wenn er auch gleichzeitig betont, es handle sich bei der Geschichte um Jakob Fabian und die Moral um eine Satire. Und trotzdem stellt sich die Frage: wie nah kommt das überspitzte Bild der Gesellschaft, speziell der sittenlosen emanzipierten Frau und ihren Gelüsten an das der oft beschriebenen 'Neuen Frau' heran? Denn wie Melanie MÖLLENBERG betont, wurden Vergnügungsorte wie die im Roman beschriebenen von den Frauen oft nicht aus Gründen der Triebbefriedigung, sondern aus denen der Suche nach Ehepartnern besucht. Um ein vom Roman unabhängiges Bild der 'Neuen Frau' zu vermitteln, werde ich die vorliegende Arbeit mit einer kurzen Zusammenfassung über die Entwicklung des Rollenverständnisses der Frauen in der Weimarer Republik einleiten. Zur Beantwortung der Frage, inwieweit das im 'Fabian' dargestellte weibliche Image möglicherweise Parallelen zu den Ansichten des Autors selbst aufweist, folgt im zweiten Kapitel eine Analyse der Beschreibung sowie eine Einordnung der bedeutendsten Frauentypen Irene Moll, Cornelia Battenberg und der Mutter Fabians. Auf diese drei Charaktere wird in den anschließenden Kapiteln, dem Kern dieser Arbeit, näher eingegangen, um die Funktion und Bedeutung der Figuren für den Roman zu verdeutlichen. Als Resümee kann schließlich das vierte Kapitel betrachtet werden: durch das vermittelte Bild der Frauen und ihrer Handlungen entsteht der Eindruck eines zunehmenden Werteverfalls in der Gesellschaft, der neben der Versachlichung der Liebe auch die Arbeitslosigkeit, den technischen Fortschritt und die zunehmend bedrohliche politische Lage zur Ursache hat. So ergibt sich insgesamt ein Bild der Gesellschaft, mit dem Kästner den Leser vor einem 'klaffenden Abgrund' warnen wollte, dem sich seine Zeitgenossen näherten. Er wählte dafür das Mittel der Satire, denn er wusste: 'Wenn auch das nicht hilft, dann hilft überhaupt nichts mehr.'
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