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E-Book

Da'wa

Der Ruf zum Islam in Europa

AutorNina Wiedl
VerlagVerlag Hans Schiler
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783899302837
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Insbesondere in Europa verfolgt Da`wa auch das Ziel, die fortschreitende Assimilation von Muslimen zu verhindern und europäischen Muslimen sowie Konvertiten Hilfestellung zu geben, wie sie in dieser für den Islam ungewöhnlichen Umgebung ein Leben als gläubige Muslime führen können. Aber auch nicht-Muslime sind eine äußerst wichtige Zielgruppe in Europa. Mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil von nur etwa drei Prozent in Europa, erkannten islamische Aktivisten früh, dass Muslime dringend auf die Hilfe von europäischen Konvertiten angewiesen sind, um den Islam - eine missionarische Religion- in Europa zu verbreiten oder zumindest eine pro-islamische Atmosphäre in diesem Teil der Welt zu schaffen.

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Leseprobe
Dawa an Muslime und Nichtmuslime (S. 33-34)

Wie bereits erwähnt, kann und darf Da'wa nicht allein auf die Zielgruppe der Muslime begrenzt bleiben, sondern muss sich auch an Nichtmuslime wenden. Für jede Analyse von Da"wa-Theorien ist es unabdingbar, zwischen Da"wa, die sich an Muslime richtet und von den meisten Autoren als besonders wichtig angesehen wird und Da'wa an Nichtmuslime, die in zahlreichen alten und einigen neueren Da'wa-Theorien nur eine sekundäre Rolle spielt, zu differenzieren.

Den Vorrang, den viele Autoren der an Muslime gerichteten Da'wa beimessen, begründen sie mit der islamischen Doktrin al-`Amr bi al-Ma'rūf, die sich zwar generell an die gesamte Menschheit richtet, in ihren Details jedoch auf Muslime beschränkt ist.84 Eine weitere Begründung leitet sich aus der frühislamischen Doktrin des Tartīb al-Da"wa (Ordnung der Prioritäten für die Verbreitung von Da'wa) ab. Der Hanafī-Jurist Ibn Amīr al-Hajj erklärt in seinem Werk al-Taqrīr wa al-Tahbīr, dass die Konversion von Nichtmuslimen nur von zweitrangiger Bedeutung ist, solange es noch Muslime gibt, die zum "wahren Islam" zurückgeführt werden müssen.

Ein Großteil der islamischen Autoren moderner Da'wa-Theorien für die westliche Welt teilen zwar diese Auffassung, begründet die Vorrangstellung der Binnenzielgruppe jedoch nicht mit islamischen Doktrinen sondern mit strategischen überlegungen. Es herrscht die Meinung, dass sich Da"wa zunächst an Muslime zurichten hat, um deren Glauben und religiöse Praktiken zu stärken und eine neue Generation gläubiger Muslime heranzuziehen, die später zunächst ihren Glaubensgenossen gegenüber und dann auch für Nichtmuslime als Du'ā tätig werden können.

Diese Generation ist dazu bestimmt, in Europa islamische (Parallel-)kulturen aufzubauen, die das muslimische Selbstbewusstsein stärken, islamisches Leben ermöglichen, und interessierten Europäern eine praktische, gelebte Alternative zu dem ihnen bekannten westlichen System präsentieren sollen, um auf diesem Wege zu einer Akzeptanz islamischer Werte im Westen beizutragen. Murad geht beispielsweise davon aus: "Wenn sie [Muslime im Westen] den Islam kennen, können sie auch die Welt aus dessen Sichtweise verstehen, wenn sie ein islamisches Leben führen, sind sie auch dazu in der Lage, ihre Mitbürger einzuladen, in Unterwerfung zu ihrem Schöpfer zu leben."

Ramadan folgt der Strategie seines Großvaters al-Banna, wenn er in einer Predigt fordert, "mit unseren Familien, unseren Verwandten und uns selbst zu beginnen" und auch Qaradawi erklärt, dass an Muslime gerichtete Da"wa Vorrang hat und Muslime in Europa "den Ruf gleichermaßen unter ihren orientalischen Genossen [im Orig.: fellow easterners, Anm. d. Verf.], Gelehrten und anderen [...] verbreiten sollten." Diese Einstellung ist, wie bereits erwähnt, abgeleitet aus der historischen Doktrin des Tartīb al-Da'wa, wurde jedoch mit einer modernen Strategie kombiniert, die das Ziel hat, die Identität muslimischer Minderheiten in Europa gegen Assimilation zu stärken und gleichzeitig die Voraussetzungen für eine zukünftige Verbreitung des islamischen Glaubens unter Nichtmuslimen zu schaffen.

Trotz der Priorität, die diese Autoren der Da"wa an Muslime geben, hat auch Da"wa an Nichtmuslime in europäischen Da"wa-Publikationen eine große Bedeutung. Diese nach außen gerichtete Da"wa erfährt durch Sure 16:125 kraftvolle Unterstützung. Einige islamische Denker basieren den Auftrag zur Da"wa an Menschen außerhalb der eigenen Religionsgemeinschaft auch auf Sure 2:143, die davon spricht, vor der gesamten Menschheit Zeugnis abzulegen.

Selbst Autoren wie al-Banna und Maududi, die nur für die Zielgruppe der Muslime detaillierte Da'wa-Theorien entwickelten, schlossen Nichtmuslime als potentielle Zielgruppe nicht aus, sie waren einfach nur in erster Linie mit ihrem Nahziel beschäftigt, der Islamisierung muslimischer Länder und dem Aufbau eines islamischen Staates.
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