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Verliebt, verlobt, verheiratet

Institutionalisierungsprozesse in Partnerschaften

AutorChristina Kunz, Daniel Lois, Johannes Kopp, Oliver Arránz Becker
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl239 Seiten
ISBN9783531923048
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,25 EUR
'Verliebt, verlobt, verheiratet' - Auch wenn sich die Entwicklung von Partnerschaften und Beziehungen in diesem Kindervers so einfach anhört, in der Realität sind die Prozesse, durch die Partnerschaften eine gewisse Dauerhaftigkeit erreichen, wesentlich komplizierter. In dem vorliegenden Buch wird untersucht, welche Zwischenschritte bei der Institutionalisierung von Beziehungen wichtig sind und durch welche Umstände diese Verfestigung der Partnerschaft befördert oder behindert werden. Darüber hinaus wird untersucht, welche Rolle die persönlichen Netzwerke spielen und welche Ursachen und Folgen Trennungen in den verschiedenen Phasen einer Partnerschaft aufweisen.

http://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/institut/Professur_fuer_empirische_Sozialforschung-44.html




Johannes Kopp ist Professor am Institut für Soziologie der TU Chemnitz.
Daniel Lois, Christina Kunz und Oliver Arránz Becker sind wissenschaftliche Mitarbeiter am selben Institut.

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Leseprobe
Kapitel 7 Netzwerkeinflüsse auf Institutionalisierungs- und Auflösungsprozesse in Partnerschaften (S. 101-102)

Bisher vorliegende Studien zu intimen Paarbeziehungen konzentrieren sich überwiegend auf individuelle Personenmerkmale oder Eigenschaften des Paares. Die Gestaltung der Partnerschaft beruht auf der Ausgestaltung bzw. Passung der Eigenschaften der beiden Partner. Es ist jedoch eine gute soziologische Tradition immer daran zu erinnern, dass Umwelt- oder Kontextfaktoren bei sozialen Prozessen nahezu durchgängig eine große Rolle spielen. So wird bei einer zu sehr auf die Eigenschaften der Partner abzielende Analyse leicht übersehen, dass Paare in einen sozialen Kontext eingebunden sind, der ihre Entwicklung in vielfältiger Hinsicht beeinflussen kann: Dies gilt für Strukturen und Eigenschaften des Herkunftskontexts wie – um nur zwei Beispiele anzuführen – die Scheidung der Eltern oder die Anzahl der Geschwister.

Diese Faktoren können beispielsweise Einfluss auf den Zeitpunkt des Auszugs aus dem Elternhaus und damit wohl auch auf das Timing der Haushaltsgründung mit dem Partner nehmen (Teachmann 2003). Soziale Nahumwelten, Freunde, peer-groups und Netzwerke39 – immer verstanden als handlungsrelevante Kontexte – bilden mit ihren Verhaltensweisen und Einstellungen nicht zuletzt auch Bezugspunkte für Individuen und Paare, die sich mit ihnen vergleichen und unter Umständen konform verhalten oder eben vielleicht auch bewusst abgrenzen wollen. Signifikante Andere wie Eltern oder Freunde können darüber hinaus die Entstehung und die Stabilität intimer Paarbeziehung aktiv durch ihre Unterstützung fördern, oder durch ihre Opposition hemmen (im Überblick Esser 2003). Eine zu sehr auf die beteiligten beiden Partner konzentrierte Sichtweise vernachlässigt den sozialen Charakter der hier beobachtbaren Institutionalisierungsprozesse.

Diese Einsicht ist dabei natürlich nicht neu: Auf die Bedeutung der sozialen Einbettung für die Strukturierung und die Entwicklung (ehelicher) Paarbeziehungen weist bereits die klassische Studie von Elizabeth Bott (1957) hin. Dabei bezieht sich ihre Studie auf einen sehr speziellen Aspekt: den Zusammenhang zwischen typischen Mustern der Netzwerkdichte und der Struktur der Rollensegregation bzw. der ehelichen Arbeitsteilung. Obwohl in den folgenden Jahrzehnten eine Anzahl weiterer empirischer Forschungsarbeiten erschienen ist – hierauf wird weiter unten ausführlicher eingegangen – bleiben auch heute noch viele theoretische und empirische Fragen zum Zusammenhang zwischen der sozialen Einbettung einer Paarbeziehung und ihrer Entwicklung offen.

Bisher wurden vor allem Auswirkungen der Netzwerküberlappung sowie von Unterstützungsleistungen oder einer Opposition der Netzwerkpersonen auf den Verlauf von Partnerschaften thematisiert. Eine weitgehend ungeklärte Frage ist dagegen, inwieweit sich Personen bei partnerschaftsbezogenen Übergängen wie Familiengründung oder Eheschließung an signifikanten Anderen in Freundschaftsnetzwerken orientieren, es also zu ,Ansteckungseffekten‘ innerhalb der Netzwerke oder zu so genannten Heirats- oder auch Geburtenwellen kommt.

Es ist zunächst davon auszugehen, dass befreundete Paare diese Übergänge allein aufgrund der Altershomogamie (Diewald et al. 2006: 19f.) häufig zeitgleich vollziehen. Über diese Annahme hinaus ist jedoch denkbar, dass befreundete Paare im sozialen Netzwerk als soziale Bezugspunkte fungieren und auf diese Weise das Verhalten von Paaren explizit beeinflussen, indem sie den Blick auf verschiedene familiale Modelle lenken.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Kapitel 1 Vorbemerkungen7
Kapitel 2 Zum Stand der Diskussion: theoretische Überlegungen, empirische Ergebnisse und offene Fragen15
Kapitel 3 Zur Datenbasis: Design und Feldphase der TIP-Erhebung27
Design der TIP-Erhebung27
Die Feldphase der ersten Welle31
Die Feldphase der zweiten Welle36
Fazit41
Kapitel 4 „Verliebt, verlobt, verheiratet?fi – Wie lässt sich die Entwicklung von Partnerschaften erfassen?1543
Indikatoren zur Messung des Institutionalisierungsgrades einer Partnerschaft44
Konstruktion und Validierung einer Institutionalisierungsskala47
Kapitel 5 Warum verfestigen sich Partnerschaften? Theoretische Argumente und empirische Befunde55
Das Investtionsmodell partnerschaftlicher Entwicklung und Stabilität56
Wie lässt sich der Institutionalisierungsgrad in Partnerschaften erklären? Ergebnisse einer Regressionsanalyse im Querschnitt63
Warum verändert sich der Institutionalisierungsgrad über die Zeit? Ergebnisse einer Ereignisdatenanalyse70
Wovon hängt es also ab, ob sich Partnerschaften institutionalisieren? Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse76
Kapitel 6 Vier Typen vorehelicher Partnerschaften, Institutionalisierungstempo und Beziehungsstabilität79
Alter bei Partnerschaftsbeginn, Beziehungsqualität und -stabilität80
Die PREPARE-Typologie83
Methodische Zwischenbemerkungen: Die Identifizierung von Paartypen durch eine Clusteranalyse85
Vier Typen vorehelicher Partnerschaften. Die Ergebnisse der Clusteranalyse88
Institutionalisierungstempo und Partnerschaftsstabilität in den Paarclustern92
Welcher Erkenntnisgewinn ist mit der Paartypologie verbunden? Eine Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse97
Kapitel 7 Netzwerkeinflüsse auf Institutionalisierungsund Auflösungsprozesse in Partnerschaften100
Theoretische Ansätze und Forschungsergebnisse zu Netzwerkeinflüssen auf die Entwicklung von Partnerschaften102
Ein kurzer Überblick zu bisherigen Studien zu Netzwerkeinflüssen auf Paarbeziehungen106
Methodische Zwischenbemerkungen: Operationalisierung der abhängigen und unabhängigen Variablen107
Welche Einflüsse des sozialen Netzwerkes lassen sich feststellen? Eine Zusammenfassung und Diskussion zentraler Befunde119
Kapitel 8 „Values of Cohabitationfi: Struktur, Dynamik und Vorhersagekraft subjektiv antizipierter Nutzenund Kostenaspekte des g122
Bisherige Studien zu den „Values of Cohabitationfi124
Was spricht für und gegen eine Haushaltsgründung? Operationalisierung der Values of Cohabitation128
Unterscheiden sich die „Values of Cohabitationfi in verschiedenen Bevölkerungsgruppen? Einige deskriptive Statistiken131
„Values of Cohabitationfi: zeitkonstante oder dynamische Konstrukte?134
Sagen die „Values of Cohabitationfi den Übergang in den gemeinsamen Haushalt vorher? Die Ergebnisse von Ereignisdatenanalysen140
Ist mit den „Values of Cohabitationfi ein Erkenntnisgewinn verbunden? Eine kurze Zusammenfassung147
Kapitel 9 Subjektive Ursachen von Trennungen in nichtehelichen Partnerschaften149
Welche Trennungsgründe nennen Betroffene? Eine Skizze des Forschungsstands150
Eingesetzte Operationalisierungen152
Deskriptive Befunde155
Bi- und Multivariate Analysen zu den Determinanten subjektiver Trennungsursachen158
Bewertung der Befunde zu subjektiven Trennungsursachen und -motiven161
Kapitel 10 Konsequenzen und Bewältigung von Trennungen und deren Determinanten163
Forschungsstand zu Trennungsfolgen und ihren Determinanten164
Eingesetzte Operationalisierungen170
Ergebnisse zu den Einflüssen auf die Konsequenzen einer Trennung: Deskriptive Befunde172
Bi- und multivariate Analysen173
Ökonomische Trennungsfolgen173
Psychosoziale Trennungsfolgen175
Bindung an den Ex-Partner178
Zusammenhänge zwischen Institutionalisierungsprozessen, Trennungsgründen und Trennungsfolgen180
Zusammenfassende Bewertung der Befunde184
Kapitel 11 Zur Institutionalisierung von Partnerschaften – einige abschließende Überlegungen186
Literatur191
Anhang A Anmerkungen zu den eingesetzten Methoden und Analyseverfahren203
Ereignisdatenanalysen für Paneldaten203
Differenzscore-Regression206
Eingesetzte Skalen208
Anhang B Die Fragebögen der TIP-Untersuchung211

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