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Joint Criminal Enterprise (JCE).

Ein (originär) völkerstrafrechtliches Haftungsmodell mit Zukunft?

AutorChristoph Barthe
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2008
ReiheBeiträge zum Internationalen und Europäischen Strafrecht / Studies in International and European Criminal Law and Procedure 1
Seitenanzahl282 Seiten
ISBN9783428529377
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,90 EUR
Gegenstand der Untersuchung ist die in der zeitgenössischen völkerstrafrechtlichen Rechtsprechung seit der Berufungsentscheidung des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Verfahren Prosecutor v. Du?ko Tadi? aus dem Jahr 1999 in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückte Lehre vom Joint Criminal Enterprise. Diese dort erstmals vom ICTY explizit angewandte Doktrin hat ihren rechtsdogmatischen Ursprung im englischen Common Law und erfreut sich in der Spruchpraxis der Ad-hoc-Gerichte seither größter Beliebtheit, um den auf völkerstrafrechtlicher Ebene vorzufindenden Schwierigkeiten bei der Aufklärung und effektiven Verfolgung von Kollektiv- bzw. Massenverbrechen zu begegnen. Der Autor nimmt die Entscheidung im Tadi?-Verfahren zum analytischen Ausgangspunkt und untersucht u.a., ob und inwieweit die im Urteil zitierten historischen Quellen geeignet sind, die von der Rechtsmittelkammer entwickelten Prinzipien zu stützen. Im Anschluss daran wird die Verankerung der Rechtsfigur im nationalen Recht von zehn ausgewählten Staaten des Common Law- und des Civil Law-Rechtskreises (England, Australien, Südafrika, Kanada, USA, Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Italien) untersucht. Nach einer kritischen Würdigung der Haftungsfigur folgen Überlegungen zur Frage ihrer Vereinbarkeit mit Artikel 25 Abs. 3 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH-Statut) und Schlussbetrachtungen. Im Kern ist der Verfasser der Ansicht, dass es bei Anwendung des für die Zukunft des materiellen Völkerstrafrechts maßgeblichen IStGH-Statuts bereits de lege lata keines Rückgriffs auf die Grundsätze des JCE bedarf, weil die sog. »Führungstäter« regelmäßig als mittelbare Täter i.S.d. Artikels 25 Abs. 3 (a) 3. Fall IStGH-Statut oder nach den Grundsätzen der Vorgesetztenverantwortlichkeit gemäß Artikel 28 IStGH-Statut bestraft werden können, während die Organisations- und Ausführungstäter (allein) als Mittäter nach Artikel 25 Abs. 3 (a) 2. Fall IStGH-Statut zur Verantwortung zu ziehen sind.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort10
Inhaltsverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis16
A. Einleitung22
B. Entwicklung der Rechtsfigur des JCE28
I. Die Tadic-Entscheidung des ICTY28
1. Rechtstatsächlicher Hintergrund und Prozessgeschichte28
2. Der zweite Grund des Cross Appeal der Staatsanwaltschaft30
3. Die rechtlichen Ausführungen der Berufungskammer31
4. Die Anwendung der Doktrin auf Tadic36
II. Historische Vorbilder38
1. Die Nürnberger Urteile38
a) Der Hauptkriegsverbrecherprozess39
b) Der Juristen-Prozess40
c) Der Pohl-Prozess41
d) Der Einsatzgruppen-Prozess43
e) Zwischenergebnis45
2. Die UNWCC-Verfahren46
a) JCE-Kategorie I.46
aa) Almelo Trial46
bb) Trial of Holzer et al.48
cc) Trial of Gustav Alfred Jepsen and Others49
dd) Trial of Franz Schonfeld and Nine Others49
ee) Ponzano Case51
ff) Stalag Luft III Case53
gg) Zwischenergebnis54
b) JCE-Kategorie II.55
aa) Dachau Trial55
bb) Belsen Trial57
cc) Hadamar Trial59
dd) Velpke Children’s Home Trial62
ee) Flossenburg Trial63
ff) Mauthausen Trial64
gg) Zwischenergebnis66
c) JCE-Kategorie III.68
aa) Essen Lynching Case68
bb) Borkum Island Case71
cc) Italienische (Nachkriegs-)Rechtsprechung73
dd) Zwischenergebnis74
3. Zusammenfassung75
III. Die Rechtsprechung des ICTY/ ICTR nach Tadic77
1. JCE-Kategorie I.77
a) Prosecutor v. Furundzija (1998 / 2000)77
b) Prosecutor v. Krstic (2001 / 2004)78
c) Prosecutor v. Vasiljevic (2002 / 2004)80
d) Prosecutor v. Simic et al. (2003 / 2006)81
e) Prosecutor v. Brdjanin (2004 / 2007)84
f) Prosecutor v. Rwamakuba (2004 / 2006)86
g) Prosecutor v. Ntakirutimana & Ntakirutimana (2003 / 2004)87
h) Prosecutor v. Simba (2005 / 2007)88
2. JCE-Kategorie II.90
a) Prosecutor v. Kvocka et al. (2001 / 2005)90
b) Prosecutor v. Krnojelac (2002 / 2003)93
c) Prosecutor v. Limaj et al. (2005 / 2007)95
3. JCE-Kategorie III.97
a) Prosecutor v. Krstic (2001 / 2004)97
b) Prosecutor v. Stakic (2003 / 2006)99
4. Ergebnis102
C. Rechtsvergleichende Analyse106
I. Methode und Ziel der Untersuchung106
II. Die einzelnen Länderberichte108
1. Common Law-Länder108
a) England108
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln108
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes113
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität122
b) Australien124
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln124
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes125
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität130
c) Südafrika131
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln131
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes132
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität136
d) Kanada137
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln137
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes138
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität140
e) USA142
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln142
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes144
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität147
f) Zwischenergebnis148
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln148
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes149
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität152
2. Civil Law-Länder153
a) Deutschland153
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln153
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes157
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität163
b) Frankreich165
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln165
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes168
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität170
c) Spanien171
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln171
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes173
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität175
d) Österreich176
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln176
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes178
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität180
e) Italien181
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln181
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes183
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität185
f) Zwischenergebnis185
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln185
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes187
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität191
III. Zusammenfassende Vergleichsbetrachtung192
1. Lösung mit Hilfe spezieller Tatbestände bzw. Delikte192
2. Lösung mit Hilfe allgemeiner Zurechnungsregeln194
a) Subjektive Haftungsvoraussetzungen194
b) Objektive Haftungsvoraussetzungen195
c) Behandlung von Exzesstaten196
d) Die Anwendung der nationalen Zurechnungsregeln auf Tadic198
3. Ergebnis203
D. Kritische Würdigung205
I. JCE vs. Nullum crimen sine lege-Grundsatz205
II. JCE vs. In dubio pro reo-Grundsatz210
III. JCE vs. Individualschuldgrundsatz211
1. JCE-Kategorie I.212
2. JCE-Kategorie II.213
3. JCE-Kategorie III.215
4. Ergebnis218
IV. Notwendigkeit von Haftungsbegrenzungen218
1. Objektive Haftungsbegrenzungen219
2. Subjektive Haftungsbegrenzungen224
3. Sonderfall „specific intent“225
4. Ergebnis229
E. Die Anwendung von JCE vor dem IStGH231
I. Beteiligungsformen nach Artikel 25 Abs. 3 IStGH-Statut231
II. Vereinbarkeit von JCE mit Artikel 25 Abs. 3 IStGH-Statut234
1. JCE-Kategorie I.234
2. JCE-Kategorie II.238
3. JCE-Kategorie III.240
III. Ergebnis244
F. Abschlussbewertung (Thesen) und Ausblick246
Literaturverzeichnis254
I. Veröffentlichte Quellen254
II. Andere Quellen263
Rechtsprechungsverzeichnis264
Sachwortregister276

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