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E-Book

Lockruf des Lebens

Unser Familiensabbatical in Kanada

AutorBeate Hofmann, Olaf Hofmann
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783843603294
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Für ungelebte Träume gibt es ein 'zu spät'. So lange wollten Beate und Olaf Hofmann nicht warten. Sie gaben alle Sicherheiten in Deutschland auf, um sich zusammen mit ihrer zehnjährigen Tochter Nora einen Traum zu erfüllen: als Familie ein Jahr lang und ohne Zeitdruck in der Weite des kanadischen Westens zu leben. Auf dem Goldrush-Trail begegnen sie der Tatkraft alter Pioniere, den Gefahren der Wildnis, unvorhersehbaren Schwierigkeiten und der eigenen Kraft. Sie finden Gold des Lebens -innere Stärke, Zuversicht, Zeit und neue Freunde. Ihre Geschichte begeistert - und ermutigt, den Lockruf des Lebens nicht zu überhören. Egal, wie die eigenen Träume aussehen: Es lohnt sich, ihnen den Raum zu geben, den sie verdienen. Denn manchmal muss man anhalten, um sich vom Leben einholen zu lassen.

Olaf Hofmann ist mit seiner Frau Beate Hofmann auf einer gemeinsamen Lebensreise unterwegs. Start im Osten Deutschlands, zwei Jahre getrennt durch die Mauer, 28 Jahre Familienleben, drei fantastische Kinder. Olaf Hofmann ist Leiter des Studienwohnheims an der Evangelischen Hochschule Moritzburg, er und seine Frau sind Inhaber der hope & soul company, wo sie als Redner und Coaches ihre Kunden inspirieren, Verantwortung für ein gelingendes, glückliches Leben zu übernehmen.

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Vertrauen


»Wie lange ich lebe, liegt nicht in meiner Macht, dass ich aber, solange ich lebe, wirklich lebe, das hängt von mir ab.«

SENECA

Hoffnung trägt


Terrance Fox, genannt Terry, war gerade 18 Jahre alt, aktiver Basketballer und hoffnungsvoller Student der Simon Fraser Universität in Vancouver, als er erfuhr, dass er an einer seltenen Form von Knochenkrebs erkrankt war. Sein rechtes Bein wurde oberhalb des Oberschenkels amputiert und er wusste, dass er kaum eine Chance hatte, seinen dreißigsten Geburtstag zu erleben. Von ihm stammen die Worte: »Dreams are made if people only try. I believe in miracles … I have to …. Because somewhere the hurting must stop. – Träume werden wahr. Man muss es nur versuchen. Ich glaube an Wunder. Ich kann nicht anders, denn irgendwo muss der Schmerz aufhören.«

Terry gab nicht auf. Er wusste nicht, wieviel Jahre ihm der Krebs lassen würde, aber er wollte sein Leben, seine Zeit und seine Chance nutzen. Die vielen Kinder, die er an Krebs leidend im Krankenhaus erlebt hatte, machten ihn wütend und traurig. Er wollte etwas gegen diese tückische Krankheit unternehmen. Terrance, vor seiner Erkrankung ein begeisterter Basketballer, begann nach Abschluss der Chemotherapie mühsam zu trainieren. Schließlich konnte er mit seiner Prothese auch lange Strecken laufen und irgendwann sogar joggen. Er plante ein Projekt, über das andere nur den Kopf schüttelten, den »Marathon der Hoffnung«. Er würde Kanada von Ost nach West durchqueren, täglich die Distanz eines Marathons zurücklegen, die Medien interessieren, Menschen aufrütteln und damit Spenden sammeln für die Krebsforschung. Irgendwann muss diese Krankheit enden! Terry war nicht zu bremsen, ihn beflügelte die Hoffnung. Er wollte leben, sinnvoll leben. Einen Teil dazu beitragen, dass sich diese Welt zum Guten verändert, damit es andere besser haben als er selbst. Hoffnung ist ein unglaublicher Motivationsfaktor.

Terry startete am 12. April 1980 in St. Johns, Neufundland. Er kämpfte mit schlechtem Wetter, der Ignoranz der Menschen, dem inneren Schweinehund und der körperlichen Belastung. Tatsächlich legte er täglich 42,195 Kilometer zurück. Woche für Woche gewann er mit seiner Aktion mehr das Interesse von Menschen und Medien. Bald stiegen die Spenden. In einem Interview sagte er: »Ich wünschte, die Menschen würden begreifen, dass alles möglich ist, wenn man es nur versuchen würde.« Sein großes Ziel, in Viktoria auf Vancouver Island anzukommen, hat er nicht erreicht. Doch bereits während des Laufes sagte Terry in einer Ansprache in Ontario: »Ich laufe nicht, um berühmt oder reich zu werden. Der einzig wichtige Grund ist, dass der Krebs besiegt werden kann. Und wenn ich den Lauf nicht beenden kann, brauchen wir andere, die weiter machen. Es muss auch ohne mich weitergehen.« Nach 143 Tagen und unglaublichen 5373 Kilometern musste er krankheitsbedingt aufgeben. Der Krebs war stärker. Am 28. Juni 1981 starb Terry Fox.

Er hat geträumt, gehofft, alles gegeben und gewonnen – auf seine Art. Terry Fox wollte von jedem Kanadier einen Dollar Spende für die Krebsforschung »erlaufen«. Sein Engagement war überzeugend. Vor allem aber gab er den Kanadiern die Möglichkeit, ein Teil des Wunders zu werden. Terry sagte: »Wer einen Dollar für die Bekämpfung des Krebs spendet, der ist Teil des Marathons der Hoffnung.« Im Februar 1981 erreichte er dieses Ziel. 24 Millionen kanadische Dollar waren zusammengekommen. Doch Terrance Fox hat viel mehr geschafft. Er hat Hoffnung geweckt in zahllosen Krebspatienten und in deren Familien. Sein run of hope gab verzweifelten Menschen den Mut, zu kämpfen. Bis heute eint der Marathon der Hoffnung die Kanadier und macht sie stolz, ihren Teil beigetragen zu haben zum Kampf gegen die tückische Krankheit. Die Terry Fox Foundation, in der zahllose Menschen und auch Terrys Familie den Traum fortführen, organisiert jedes Jahr den Terry-Fox-Lauf, ein absoluter Event, dem sich Menschen weit über Kanadas Grenzen hinaus anschließen. Und so begegnen auch wir der Geschichte von Terry Fox, die jedes kanadische Kind verinnerlicht hat, Ende September an der Bridge Lake Schule.

Nora bringt die Einladung zum Terry-Fox-Run mit und wir sind gespannt, was an dem Tag in der Schule los sein wird. Natürlich sind wir dabei: Olaf sportlich motiviert, die Laufschuhe geschnürt, Nora voller Freude, dass die Eltern mit in die Schule kommen dürfen und ihre neuen Freunde kennenlernen, Beate neugierig auf andere Eltern und neue Kontakte und Aruna, die natürlich nicht allein auf der Ranch zurückbleiben will.

Wie wir vom Rektor der Schule erfahren, verläuft der Run jedes Jahr in ähnlicher Weise. Ziel ist es, mit diesem Sponsorenlauf die Terry Fox Stiftung zu unterstützen und es zählt jede Meile, egal ob sie gejoggt oder gegangen wird. Alle dürfen teilnehmen vom Vorschulkind bis zur obersten Klasse. Der Weg führt entlang einer Gravelroad, einer schmalen unbefestigten Straße, einige Kilometer bis zum Campingplatz am See. Dort ist der Wendepunkt, an dem ein Stand mit Getränken und Müsliriegeln auf die jungen Läufer wartet. An der Schule gibt es eine kurze Einweisung durch den Rektor. Drei Punkte sind zu beachten: Wärmt euch auf, achtet auf die Autos an der Straße, habt Spaß! Und den haben wir alle.

Während die Kinder und sportlich ambitionierte Eltern losjoggen, schieben andere Mütter den Kinderwagen, treffen sich plaudernde Grüppchen zum flotten Laufen und steigen einige Eltern in ihre Pickups, die heute ihrem Namen alle Ehre machen und müde Kinder aufsammeln dürfen. An diesem Vormittag lernen wir Menschen kennen, werden in den Dorfklatsch eingeweiht (wobei sich Dorf auf ein Gebiet im Durchmesser von 30 bis 50 Kilometer bezieht) und teilen den Geist der Hoffnung des Terry Fox mit vielen anderen. Wir verstehen, wieso Menschen in ganz Kanada so stolz auf diesen jungen Mann sind. Sein Mut, trotz der Krankheit etwas zu tun, und seine Bereitschaft, eine großartige Idee zu teilen, ein Miteinander zu schaffen, wirken ansteckend und bringen uns ins Nachdenken. Leben ist ein Geschenk! Es ist nicht selbstverständlich, dass ich heute gesund aufwache, das ich Freude empfinden, Pläne machen und verwirklichen kann. Am Highway neben einer alten Holzkirche steht ein Schild: »Your time is your life, be wise.« Lebenszeit ist begrenzt. Klug mit dieser kostbaren Zeit umzugehen ist ein Vermächtnis von Terry, das uns an diesem farbenfrohen Herbsttag überdeutlich bewusst wird. Wir spüren, dass die Sabbatzeit und Erlebnisse wie die heutige Begegnung mit der Kraft des Terry Fox unserem Leben mehr Tiefe geben.

Beinahe hätten wir nicht den Mut gehabt, das Sabbatjahr trotz aller Widerstände und Ängste umzusetzen. Jetzt sind wir voller Freude, das Wagnis eingegangen zu sein. So fühlt sich pures Glück an. Mit jedem Tag Abstand zum Gewohnten, zu den bisherigen Anforderungen und Rollen fühlen wir uns ein Stück lebendiger. Es ist, als würden Stück für Stück äußere Hüllen fallen, die die eigentliche Gestalt deutlicher hervortreten lassen. Wer sich immer sozial angepasst, der jeweiligen Norm entsprechend verhält, kommt zwar durchaus weit in einer Gesellschaft, verliert aber unmerklich seine Individualität. Wir haben etliche Hüllen unseres bisherigen Lebens abgestreift, sind dem Kopfschütteln, dem Unverständnis, aber auch dem Glanz in manchen Augen begegnet. In kleinen Schritten kommen wir uns selbst wieder näher. Heute beim Terry-Fox-Lauf sind wir einer ganz besonderen Lebensgeschichte begegnet und sie macht Mut, dass auch wir auf einem guten Weg sind. Auf der Heimfahrt hören wir im Autoradio ein Interview mit Betty Fox, der Mutter von Terrance. »Viele Kinder folgen ihren Eltern nach. Ich folge den Fußstapfen meines Sohnes und die sind mir manchmal fast zu groß«, sagt sie im Hinblick auf die Vision und die Hoffnung von Terrance. Dass diese Frau bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver die kanadische Flagge stellvertretend für ihren Sohn ins Stadion tragen durfte, ist bewegend. Wir sind beeindruckt von der Offenheit und Zuversicht, die aus den klaren Worten der Frau spricht.

Wir alle brauchen die Hoffnung. Sie verleiht uns Flügel, wo uns die Füße nicht mehr tragen. Hoffnung ist das, was uns in der Entscheidung für dieses Sabbatical getragen hat. Wir haben die Hoffnung, dass dieses Sabbatjahr für unsere Familie zum Gewinn wird, dass wir beziehungsstark, mit geweitetem Horizont, voller Seelenkraft, mit neuen Erkenntnissen und einem erholten Körper zurück nach Deutschland kommen. Wissen kann man das nicht. Garantieren auch nicht, aber wir dürfen Hoffnung haben und wir sind der Überzeugung, dass diese Auszeit Sinn macht. Die Funktion eines Sabbatjahres ist eine andere als die von Urlaub. Natürlich gibt es Schnittmengen, doch wir sehen uns nicht als Weltenbummler. Das touristische Interesse ist für uns nachrangig. Wir planten diesen Einschnitt in unsere aller Voraussicht nach vierzigjährige berufliche Tätigkeit als Halbzeitpause ein, ähnlich wie beim Fußball. Man geht herunter vom Spielfeld, sammelt Kräfte, besinnt sich auf Wesentliches, legt die Strategie neu fest, um kraftvoll in die zweite Halbzeit zu starten. Uns ist es wichtig, Verantwortung für unser Leben, die Partnerschaft, die Familie und die persönliche Entwicklung zu übernehmen.

Der Sabbatgedanke ist biblisches Gedankengut. Er zielt auf ein bewusstes Innehalten und ordnet den Sabbat dem schöpferischen Prozess untrennbar zu. Unsere Burnout-Prävention ist ebenso schöpferisch. Wir setzen auf den Zusammenhang von Tun und Ruhn. Die Kreation von Neuem und die Motivation, das Neue umzusetzen, folgen der Inspiration, die solch eine Auszeit auslösen kann....

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