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E-Book

Petrarca lesen

AutorHans Grote
Verlagfrommann-holzboog Verlag e.K.
Erscheinungsjahr2006
Reihelegenda 7
Seitenanzahl194 Seiten
ISBN9783772830068
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,80 EUR
Francesco Petrarca (1304-1374) ist der meistzitierte und -imitierte Autor der europäischen Liebeslyrik. Doch sein Werk hat mehr zu bieten: Zeitgenossen und Nachgeborene schätzen ihn als Philologen und Historiker, vor allem aber als Moralphilosophen. Die kunstvolle Verschränkung von philosophischem Gehalt und literarischem Ausdruck begründet diesen Ruhm und steht daher im Mittelpunkt des Bandes. >Petrarca lesen< eröffnet mit biographischen, literarischen und philosophischen Wegmarken einen Zugang zu Denken und Schreiben des großen italienischen Vordenkers der 'studia humanitatis' und somit zu den Ursprüngen des Humanismus. Francesco Petrarca (1304-1374) is the most-cited and most-imitated author of European love poetry. However, among his contemporaries and following generations he was well-renowned as a philologist, historian and moral philosopher. His highly elaborated technique of intertwining philosophical thought with literary expression justifies his extraordinary fame. >Petrarca lesen< traces the specific philosophical evolution and literary architecture of each of Petrarch's works, thereby illustrating the complex creative process at the origin of the main ideas of the great Italian founder of the 'studia humanitatis'. Thus, >Petrarca lesen< provides a deep insight into the origins of humanism. 'Grote's book is written in a clear, pleasant style, [it is] easy to approach and it has a delightful aim to widen the general view held of this crucial Italian poet and to balance it by giving an overview of Petrach's various writings.' Sari Kivistö, Arctos 'Mit dem Band [.] legt [Grote] nun eine überaus lesbare, prägnant formulierte Überblicksdarstellung zu Leben und Werk vor, die auf dem deutschen Buchmarkt eine Lücke schließt. [.] Insgesamt bietet der schmale, aber inhaltlich sehr dichte Band einen schnellen Zugriff auf Petrarcas Werk, der auch durch die detailliert untergliederten Inhaltsüberblicke zu den einzelnen Werken erleichtert wird. [.] Darüber hinaus legt Grote dar [.] wie philosophische Reflexion und literarischer Ausdruck bei Petrarca untrennbar miteinander verflochten sind. Und schließlich zeigt sich bei der Lektüre, dass sich eine Geschichte der Figur des westeuropäischen Intellektuellen im weitesten Sinne nicht schreiben lässt, ohne Petrarcas Person, Leben und Werk in den Blick zu nehmen.' Karin Becker, Arcadia '[Grote] kommt mit diesem Band, der an die Petrarca-Texte objektiv und kritisch heranführen will, einer Notwendigkeit nach, die in der heutigen Zeit kaum zu unterschätzen ist: Petrarca (wieder) zu lesen. [.] In jedem Fall weckt die Lektüre von Neugierde auf die eigentlichen Texte. Der Band dürfte so kaum sein Ziel verfehlt haben.' Carmen Kämmerer, Germanisch-Romanische Monatsschrift 'Insgesamt ist hier ein höchst begrüßenswerter Beitrag zu Petrarcas Werk und Wirken vorgelegt, der als allgemeine Einführung für jeglichen interessierten Leser ebenso tauglich ist wie als erster Zugang für Studierende und als weiterführende Basis für akademische Lehrveranstaltungen zu Pertrarca. Der Band sollte in keiner einschlägigen öffentlichen Bibliothek fehlen und wird hoffentlich auch in vielen privaten Regalen seinen Platz finden. Weite Verbreitung jedenfalls ist ihm zu wünschen.'

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Leseprobe
5. Konklusionen (S. 177-178)

Wohl am 2.November 1353 schreibt Petrarca einen Brief an seinen Bruder (Fam. XVI 2) und berichtet, wie während eines Abendessens bei Ildebrando, dem Bischof von Padua, zwei Äbte – ein Italiener und ein Franzose – eine Geschichte erzählen, in der der Adressat selbst die Hauptfigur ist: Die Pest von 1348 hatte auch das Kartäuserkloster von Montrieux erreicht, und nach und nach seien viele von Gherardos Mitbrüdern entweder geflohen oder der Seuche erlegen.

Er aber habe unerschütterlich die 34 verbliebenen Mönche betreut und im Sterben begleitet, habe ihnen die Beichte abgenommen und sie schließlich beerdigt. Als einziger Überlebender der Gemeinschaft habe er dann das Kloster vor der Plünderung bewahrt und nach dem Ende der Epidemie veranlaßt, daß Mönche und ein neuer Prior nach Montrieux entsandt wurden. Petrarca setzt mit dieser Nach-Erzählung seinem Bruder ein literarisches Denkmal und will ihm verdienten Nachruhm sichern, indem er ihn als vorbildlichen Menschen darstellt, der „christlich und philosophisch zugleich“1 argumentiert und handelt.

Der philosophus Petrarca ist zugleich auch immer ein litteratus, der in Anlehnung an das kürzlich von seinem Freund Boccaccio entwickelte Strukturmodell der Novellensammlung den Bericht in einen geselligen Erzählkontext einbettet, dessen Darstellung ihrerseits durch die Briefform einen Rahmen erhält. Er wählt damit ein innovatives Verfahren, das mit dem zwischen 1349 und 1353 entstandenen Decameron seine vollendete Ausprägung erhält, und das es ermöglicht, widerstreitende Ansichten und höchst unterschiedliche Wissensbereiche in einer geschlossenen literarischen Form zu behandeln.

In der Hierarchie der menschlichen Tätigkeiten siedelt Petrarca die Literatur über allen freien und mechanischen Künsten an. Sie ist für ihn die umfassende Meta-Wissenschaft, denn „leicht könnte ich darlegen, daß die Dichter unter dem Schleier der Erfindung mal die Physik behandelt haben, mal die Moral und mal die Geschichte, weshalb wahr ist, was ich oft sage: Zwischen der Aufgabe des Dichters und der des Historikers, des Moralphilosophen oder Naturwissenschaftlers besteht der gleiche Unterschied, wie zwischen einem bewölkten und einem heiteren Himmel: Das Leuchten, das sich hinter beiden verbirgt, ist das gleiche, doch unterscheidet es sich gemäß der Sehkraft dessen, der schaut.“
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
1. Konturen8
2. Biographische Konstruktionen14
2.1 Kindheit, Jugend, Studium: 1304 – 132615
2.2 Im Dienst der Colonna: 1326 – 134720
2.3 Freier Schriftsteller: 1348– 135329
2.4 In Italien: 1353– 137433
2.5 „Peregrinus ubique“41
3. Textliche Konstellationen44
3.1 Geschichtswerke45
3.3 Traktate61
3.4 Dialoge67
3.5 Polemiken77
3.6 Briefe92
3.7 Lyrik120
4. Philosophische Konzeptionen142
4.1 Fortuna und virtus145
4.2 Imitatio, Allegorie und Allegorese157
4.3 Zeiten und Zeit165
4.4 Studia humanorum170
5. Konklusionen178
6. Lektürehinweise184
6.1 Zitierte Ausgaben und Übersetzungen184
6.2 Weitere Ausgaben188
6.3 Forschungsliteratur189
Personenregister193

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