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Des Bankers neue Kleider

Was bei Banken wirklich schief läuft und was sich ändern muss

AutorAnat Admati, Martin Hellwig
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl528 Seiten
ISBN9783862484836
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
In den letzten Jahren dominiert ein Thema die Schlagzeilen: die Finanzkrise und die maroden Banken. Und wer bezahlt, wenn mal wieder eine Bank aus dem Ruder läuft? Die Sparer und die Steuerzahler! Trotzdem schaffen es die Bankmanager immer wieder, sich strengeren Reglements zu entziehen, und tischen dafür die aberwitzigsten Argumente auf. Anat Admati und Martin Hellwig untersuchen diese 'modernen Märchen' und kommen eindeutig zu dem Schluss, dass es keineswegs notwendig ist, die Vorzüge des Systems zu opfern, um die Banken gesünder und sicherer zu machen. Denn Finanzkonzerne sind oftmals so krisenanfällig, weil sie es sein wollen, um höhere Gewinne zu machen, und nicht, weil sie es müssen. Aus dem Schaden scheint niemand klug geworden zu sein. Damit die zu schwache Regulierung von Banken nicht zur nächsten Krise führt, setzen sich Admati und Hellwig für ambitionierte Reformen ein und schlagen eine Reihe von einfach umzusetzenden Schritten vor. Doch damit sich im Bankensektor etwas bewegt, ist eine kritische Gesellschaft erforderlich. Admati und Hellwig entzaubern das märchenhaft unverständliche Banker-Vokabular und entmystifizieren die Herren des Geldes.

Martin Hellwig ist Direktor am Max-Planck Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern. Vorher war er an den Universitäten Stanford, Princeton, Bonn, Basel, Harvard und Mannheim tätig. Er war von 2000 bis 2004 Vorsitzender der Monopolkommission und ab 2011 Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender (seit 2012) des beratenden wissenschaflichen Ausschusses beim Europäischen Ausschuss für Systemrisiken in Frankfurt.

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Leseprobe

Dank


Während wir dieses Buch über das Schuldenmachen und seine dunklen Seiten geschrieben haben, haben wir selbst viele Schulden gemacht und dabei die schöne Seite des Schuldenmachens erlebt. Andere Menschen haben uns viel Zeit, Aufmerksamkeit und Ideen geliehen und wir haben dabei die Freuden des Austauschs mit ihnen erfahren. Einiges von diesem Austausch liegt lange zurück und betraf rein wissenschaftliche Themen, anderes hingegen datiert aus jüngerer Zeit und betraf die Reform von Bankenregulierung und Bankenaufsicht nach der Krise von 2007 bis 2009.

Ein Buch über Banken und Bankenregulierung zu schreiben, das für »Laien« verständlich ist, war eine große Herausforderung. Wir sind vielen Freunden und Kollegen dankbar, die uns dazu ermutigt haben, diese Herausforderung anzunehmen, und die uns dabei mit Unterstützung und Rat geholfen haben.

Besonders dankbar sind wir den folgenden Personen, die die Entwürfe zumindest von Teilen des Manuskripts gelesen haben und zahlreiche nützliche Kommentare und Anregungen lieferten: Philippe Aghion, Neil Barofsky, Jon Bendor, Sanjai Bhagat, Jules van Binsbergen, Christina Büchmann, Rebel Cole, Peter Conti-Brown, Pedro DaCosta, Jesse Eisinger, Christoph Engel, Morris Goldstein, Charles Goodhart, Andrew Green, Susan Hachgenei, Dorothee Hellwig, Hans-Jürgen Hellwig, Klaus-Peter Hellwig, Marc Jarsulic, Bob Jenkins, Simon Johnson, Birger Koblitz, Arthur Korteweg, Tamara Kreps, James Kwak, Alexander Morell, Stefan Nagel, John Parsons, Dieter Piel, Joe Rizzi, Steve Ross, Ingrid Schöll, Graham Stelle, Monika Stimpson, Tim Sullivan, Matthias Thiemann, Rob Urstein, Jonathan Weil und Art Wilmarth. Auch die Gutachter des Buches für die Princeton University Press (PUP) gaben uns wertvolle Anmerkungen. Ein besonderer Dank geht an Paul Pfleiderer, der an zahlreichen Brainstorming-Sitzungen teilnahm und viele nützliche Anregungen zu verschiedenen Entwürfen beisteuerte.

Außerdem danken wir den Mitgliedern der Finanzstabilitätsgruppe, die von Anat Admati und Simon Johnson am Peterson Institute for International Economics in Washington, D.C. gegründet wurde. In einer Zusammenkunft im Juni 2012 gab diese Gruppe uns viele Anregungen für dieses Buch. Die Finanzstabilitätsgruppe wird großzügigerweise vom Institute for New Economic Thinking finanziell unterstützt.

Im Rahmen der Debatte über notwendige Reformen der Bankenregulierung, die wir in den letzten Jahren geführt haben, hatten wir zahlreiche Gespräche mit Kollegen und mit anderen Teilnehmern dieser Debatte, die unser Denken beeinflusst und dieses Buch mitgeprägt haben. Wir danken Viral Acharya, Philippe Aghion, Sheila Bair, Mary Barth, Nadine Baudot-Traijtenberg, Jane Baxter, Lawrence Baxter, Urs Bichler, Niklaus Blattner, Jürg Blum, Arnoud Boot, Claudio Borio, Michael Boskin, John Boyd, Dick Brealey, Claudia Buch, Charles Calomiris, John Cochrane, Peter DeMarzo, Thomas Gehrig, Hans Gersbach, Hendrik Hakenes, Andy Haldane, Ian Harrison, Richard Herring, Tom Hoenig, Rob Johnson, Ed Kane, Dennis Kelleher, Mervyn King, David Kreps, Sebastian Mallaby, Maureen McNichols, Hamid Mehran, Allan Meltzer, David Miles, Chuck Morris, Manfred J. M. Neumann, George Parker, Francisco Pérez-Gónzalez, Thierry Philipponnat, John Plender, Barbara Rehm, Isabel Schnabel, David Skeel, Chester Spatt, Ilya Strebulaev, Martin Summer, Elu von Thadden, Adair Turner, Jom Van Horne, Larry Wall, Beatrice Weder di Mauro, Juli Weiss, Mark Whitehouse, Martin Wolf, Daniel Zimmer und Jeff Zwiebel. Einige von ihnen mögen anderer Meinung sein als wir, aber alle haben mit ihren Einsichten zu diesem Buch beigetragen.

In diesem Buch äußern wir uns generell kritisch über Politiker und Regulierer; es gibt jedoch auch viele, auf die unsere Charakterisierung nicht zutrifft. Unser Denken wurde zum Teil von unserer Mitarbeit in Gremien der Politikberatung beeinflusst. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, die diese Gremien uns boten, wissenschaftliches Denken auf praktische Probleme anzuwenden und die Probleme mit Politikern, hochrangigen Regierungsvertretern und Beamten, Vertretern von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, Managern und anderen Wissenschaftlern zu diskutieren.

Ein wichtiger Vorläufer dieses Buches war der Aufsatz »Fallacies, Irrelevant Facts, and Myths in the Discussion of Capital Regulation: Why Bank Equity is Not Expensive«, den wir im Sommer 2010 gemeinsam mit Peter DeMarzo und Paul Pfleiderer von der Universität von Stanford verfasst haben. Dieser Beitrag richtete sich an alle, die von Berufs wegen an der politischen Debatte über Bankenregulierung teilnahmen. Unsere Erfahrungen aus der sich anschließenden Debatte veranlassten uns zu dem Versuch, die Überlegungen dieses Papiers einer breiteren Leserschaft nahezubringen. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis dieser Überlegungen. Während der Arbeit an dem Manuskript arbeiteten wir auch weiter mit Peter DeMarzo und Paul Pfleiderer zusammen. Diese Arbeit mündete in einen Folgebeitrag, »Debt Overhang and Capital Regulation«, auf den sich dieses Buch ebenfalls stützt.

Ein Buch zu schreiben, wenn eine der Beteiligten in Kalifornien lebt und der andere in Deutschland, erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Ressourcen für Reisen und Kommunikation. Dafür danken wir der Stanford Graduate School of Business und dem Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Außerdem danken wir dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für seine Unterstützung durch den Max-Planck-Forschungspreis 2012.

Die Forschungsassistenten Siddhartha Basu, Matthew Haney, Josh Loud, Michael Ohlrogge, Lucas Puente, Estefania Molina Ungar, Zack Wang und Yizhou Xiao haben uns sehr bei den Anmerkungen und Literaturhinweisen geholfen. Außerdem danken wir unseren Assistentinnen Mandy Ferrero und Monika Stimpson für ihre unschätzbare logistische, administrative und sonstige Unterstützung.

Seth Ditchik und Peter Dougherty von PUP boten uns zahlreiche nützliche Anregungen, die das Buch verbessert haben. Dafür danken wir ihnen und allen anderen Mitarbeitern des Verlags. Außerdem danken wir Princeton Editorial Associates für ihren Ansporn, ihre Geduld und Hilfe bei den zahlreichen Überarbeitungen.

Und schließlich möchten wir vor allem unseren Familien, und hier ganz besonders unseren Ehepartnern David Kreps und Dorothee Hellwig, danken. Sie mussten viele Monate voll Stress und zahlreiche Abwesenheiten ertragen, während wir uns intensiv auf das Manuskript konzentrierten und darüber im steten Austausch standen. Wir sind ihnen überaus dankbar für ihr Verständnis und ihre Unterstützung.

Kapitel 1: Die Kaiser des Bankwesens sind nackt


Ich finde einfach, dass dieser ständige Refrain »Banken, Banken, Banken« unproduktiv und unfair ist. Die Menschen sollten aufhören, immer mit dem Finger auf die Banken zu zeigen.

Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, Davos, Schweiz, 27. Januar 2011

Die Welt hat mit zig Millionen Arbeitslosen bezahlt, die keinerlei Schuld hatten und für alles bezahlen mussten. Das hat viel Wut ausgelöst ... Wir sahen, dass große Institute, die wir für vertrauenswürdig hielten, in den letzten zehn Jahren Dinge getan haben, die nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun hatten.

Nicolas Sarkozy, Präsident der Französischen Republik, Davos, Schweiz, 27. Januar 2011

Im Bewusstsein der Wut, die die Finanzkrise von 2007 bis 2009 und der massive Einsatz von Steuergeldern für Bankenrettungen ausgelöst hatte, hielten sich die Banken im ersten Jahr nach der Krise in Deckung.1 Die oben zitierte Erwiderung des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy auf Jamie Dimons Äußerung auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum von 2011 fand ein breites Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.2 Damals fand der größte Teil der Lobbyarbeit der Banken hinter den Kulissen statt.

Seitdem meldet sich die Bankenlobby jedoch wieder offen zu Wort.3 Wie in den Jahren vor der Krise werben die Banken unermüdlich für ihre Interessen und protestieren lautstark gegen jegliche strengere Regulierung.4 ­Führende Bankmanager gerieren sich als Experten, die genau wissen und die sich genau darum kümmern, was gut für die Wirtschaft ist. Von führenden Regierungsvertretern, Regulierern und Politikern werden sie regelmäßig zurate gezogen.5 Jede Äußerung eines CEO einer Großbank wird ausführlich in der Presse besprochen. Aber bei aller Aufmerksamkeit für diese Äußerungen werden die Argumente dahinter kaum hinterfragt.

In Hans Christian Andersens berühmtem Märchen »Des Kaisers neue Kleider« bieten zwei vorgebliche Schneider dem Kaiser an, ihm prachtvolle neue Gewänder zu schneidern, die die besondere Eigenschaft haben sollen, dass sie für dumme oder inkompetente Menschen unsichtbar sind. Der Kaiser bestellt daraufhin eine komplette Ausstattung. Als er seine Minister schickt, damit sie den »Schneidern« auf die Finger schauen, können diese kein einziges Kleidungsstück entdecken. Aus Sorge, sie könnten als dumm oder inkompetent gelten, verschweigen die Minister dem Kaiser, dass sie keine Kleider gesehen haben, und preisen stattdessen die Pracht und Herrlichkeit der unsichtbaren und inexistenten Stoffe, aus denen die kaiserlichen Gewänder angeblich genäht sind.

Der Kaiser selbst kann seine neue Garderobe auch nicht sehen. Aber da auch er nicht als dumm oder inkompetent gelten will, lobt er die nicht vorhandenen Gewänder über den grünen Klee. Als er sich darin seinen Untertanen präsentiert, bewundern alle seine Kleidung, obwohl sie nichts sehen können. Erst als ein kleines Kind ausruft:...

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