1) Die Demografie des Verschwindens19
»Der vernachlässigte, ja bewusst nur zum Informationsobjekt erniedrigte Mensch ist die stille, fleißige und arbeitsame, für seine Familie vorsorgende und fürsorgende Person der breiten Bevölkerung, die in Wirklichkeit das ganze System erhält. Auf ihre Kosten sich selbst zu zerstören, scheint mir ein bisher wenig erkanntes Grundgesetz der Machteliten jeder Art in Vergangenheit, Gegenwart und auch in der Zukunft zu sein.«
Helmut Schelsky, Politik und Publizität, 1983, S. 26
Die Demografie ist eine exakte Wissenschaft. Wenn sie über valides statistisches Material verfügt, das generative Verhalten einer gegebenen Bevölkerung wie die Netto-Reproduktionsrate pro Frau im gebärfähigen Alter kennt sowie über den Altersaufbau der Bevölkerung und das durchschnittliche Sterbealter informiert ist, dann kann sie für viele Jahrzehnte im Voraus mit geringen 20 Abweichungen die Bevölkerungsentwicklung berechnen. Das hat sie dann auch getan und ist bei Berücksichtigung realistischer Randbedingungen (wie der Zuwanderungsquote) zu realistischen Ergebnissen und Szenarien gekommen. So konnte man davon ausgehen, dass die Bevölkerung in Deutschland sinkt (von jetzt 82 Millionen auf 75 Millionen im Jahr 2050, so das Statistische Bundesamt noch 2014). Herwig Birg, Deutschlands bekanntester Demograf, kam bei seinen Studien zu den Ergebnissen, dass ohne Zuwanderung die deutsche Bevölkerung bis zum Jahre 2100 auf 25 bis 30 Millionen zurückgehen würde. Bei einer Zuwanderung von 250000 Menschen pro Jahr würde die Bevölkerung immer noch auf 66 bis 72 Millionen schrumpfen. Dabei steigt der Zugewandertenanteil an der Bevölkerung kontinuierlich und dramatisch. Standen 1998 74,6 Millionen Deutschen lediglich 7,4 Millionen Zugewanderte entgegen, so werden es nach Birgs Prognose im Jahr 2050 49 Millionen Deutsche und 19 Millionen Zugewanderte sein, im Jahr 2080 werden auf 30 Millionen Deutsche 23 Millionen Zugewanderte kommen. Das heißt: Bis 2090 kippt die Mehrheit der alteingessenen Bevölkerung, Deutschland ist dann de facto eine Multiminoritätengesellschaft. Diese Zahlen sind dramatisch genug. Aber es kommt noch schlimmer. Keiner konnte ahnen, dass die Regierung die Grenzen wie Scheunentore aufmacht und Ende 2015 mit einem Schlag 1,5 Millionen (vermeintliche) Flüchtlinge ins Land kommen. Thilo Sarrazin bezeichnet in seinem Buch Wunschdenken diese Politik als »das größte Sozialexperiment seit der russischen Revolution. Die größte politische Torheit, die ein deutscher Regierungschef seit dem Zweiten Weltkrieg beging.« 21 Somit sind die alten Zahlen der Demografie Makulatur. Bei 1,5 Millionen Zuwanderern pro Jahr müsste in Deutschland eine neue Großstadt mit nahezu 100000 Einwohnern pro Monat entstehen, und ein Ende der »Überrollung« Deutschlands (Peter Sloterdijk) wäre nicht in Sicht. Schließlich sitzen in Afrika 240 Millionen Afrikaner auf gepackten Koffern. Man kann die Situation gar nicht dramatisch genug beschreiben, die Fantasie reicht gar nicht aus, um sich eine Vorstellung von den Folge- und Folgefolge-Wirkungen dieser Politik zu machen. Man muss sich vor Augen führen: 80 Prozent der Einwanderer sind alleinstehende junge Männer. Lässt der Migrationsdruck nicht nach, so wird es in den nächsten fünf bis sieben Jahren, darauf macht der leider viel zu früh verstorbene Rolf Peter Sieferle aufmerksam 22 , genauso viel vom Tribalismus geprägte Krieger wie junge deutsche Männer geben. 66 Prozent der Einwanderer sind Muslime. 250000 Einwanderer sind spurlos verschwunden, ebenso 45000 Kinder. Das läuft alles auf eine (offensichtlich) gewollte Selbstauflösung eines bisher relativ prosperierenden und funktionierenden Gemeinwesens hinaus. Doch allein die finanziellen Aufwendungen für diese Politik des kollektiven Irrsinns werden das Gemeinwesen sprengen. Schließlich kostet jeder Schutzsuchende 2500 Euro im Monat, die unbegleiteten Jugendlichen kosten sogar 5000 bis 9000 Euro im Monat. Allein Schleswig-Holstein gibt für »unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge« pro Jahr 105,2 Millionen Euro aus (so viel wie für Straßenbau und Verkehr). Bernd Raffelhüschen berechnete, dass jeder Flüchtling in seiner Lebenszeit den deutschen Steuerzahler 450000 Euro kostet. Bis 2020 will der Bund zur Versorgung von Flüchtlingen 93,6 Milliarden Euro, also pro annum 30 bis 40 Milliarden, in die Hand nehmen und ausgeben. Das sind keine Zahlen, die von irgendeinem Revolverblättchen kommen, das sind Zahlen, die Wolfgang Bock für die Neue Züricher Zeitung zusammengestellt hat. Wir könnten die Parade der Horrorzahlen hier fast grenzenlos fortsetzen. Wir halten inne, weil wir nach den Ursachen dieser Politik der Selbstzerstörung einer Nation (und damit dann doch Mitteleuropas, weil Deutschland für Europa wohl immer noch so groß ist; sein Schicksal ist das Schicksal Europas) fragen wollen. Die Deskription der Katastrophe selbst ist erfolgt, wir verweisen auf die Bücher von Sarrazin, Birg und Sieferle. 23 Der Autor selbst durfte am eigenen Leibe erfahren, wie tolerant und diskursfähig die vereinigte Linke mit ihrem Stoßtrupp der Antifa ist, wenn demografische Wahrheiten ausgesprochen werden. Bezugnehmend auf das Zahlenmaterial von Herwig Birg und Gunnar Heinsohn stellte ich die gesellschaftlichen Auswirkungen der »Replacement Migration« 24 in der Wochenzeitschrift Junge Freiheit bereits im Jahre 2008 dar 25 und wurde dabei auf das Heftigste attackiert. Dabei musste ich die Erfahrung machen, dass das Einfordern elementarer Vitalfunktionen der (eigenen) Gesellschaft in der Bundesrepublik unter Strafe gestellt und mit gesellschaftlicher Ächtung quittiert wird.
Die Ursachen für diesen Niedergang 26 sind größtenteils benannt und auch bekannt und untersucht. Wir müssen dabei die Ursachen, die die Schrumpfung der autochtonen Bevölkerung bewirken, unterscheiden von den gesellschaftlichen Ursachen, die die Zuwanderung befördern und auch noch mit einer Willkommenskultur bemänteln und so die Bevölkerungstransformation willentlich beschleunigen. Die Bevölkerungsschrumpfung in allen Industriegesellschaften liegt dabei neben den technischen Möglichkeiten der Empfängnisverhütung an der Urbanisierung der Gesellschaft, an der Emanzipation und zunehmenden Bildung der Frau, an der Durchsetzung eines wohlstandsgeprägten hedonistischen Lebensstils und an der Institutionalisierung von Sozialversicherungssystemen. Grundsätzlich sind die wesentlichen Bedingungen des Bevölkerungsrückganges seit den Anfängen der Demografie im 18. Jahrhundert bekannt. Wir verdanken dem Demografen Johann Peter Süßmilch aus Berlin (im Jahre 1765!) die Erkenntnis, dass die Geburtenzahl der Frau und die Wachstumsrate der Bevölkerung mit steigendem Wohlstand, der Industrialisierung und der Verstädterung tendenziell abnimmt. Damit hat er schon auf dem Vorwege die wirkmächtige Theorie von Thomas Malthus 27 widerlegt, wonach die Verbesserung der Lebensbedingungen in den unteren sozialen Klassen deren Kinderzahl überproportional wachsen lässt, sodass sich das Elend der unteren sozialen Klassen potenziert, wenn diese Klassen sozial unterstützt werden 28 . Hier zeigt sich, dass die in Deutschland entstandene Bevölkerungslehre, die mit Süßmilch den Zynismus des malthu-sianistischen Sozialdarwinismus widerlegte (bevor dieser in der Welt war!), eine zutiefst humanistische Tradition begründete, die mit den Rassismen der Bevölkerungswissenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts nichts gemein hatte. 29 Diese Tradition finden wir auch noch bei R. Lotze, der noch 1932 der nationalsozialistischen Lehre vom Volk ohne Raum seine These vom »Raum ohne Volk« entgegenstellte. Auch für ihn war klar, dass die Verstädterung, die Emanzipation der Frau und der moderne (individualisierte) Lebensstil die Geburtenrate nach unten drücken. Bezüglich Berlin stellte er beispielsweise fest, dass dies die unfruchtbarste Stadt der Welt sei 30 , Berlin habe nur zwei Fünftel der Kinder, die es zu seiner Reproduktion brauche, und käme kein Nachschub aus dem Umland, hätte das »stolze Berlin« im Jahre 2075 noch 90000 Einwohner. Ebenso registrierte er die Emanzipation der Frau. »Die Frau will von Bindungen früherer Zeit befreit sein, sie beansprucht für Ausbildung und Betätigung ihrer Persönlichkeit ähnliche Rechte wie der Mann. Ihre Fortpflanzungsaufgabe tritt damit in der eigenen Wertschätzung von selbst in den Hintergrund.« 31 Und bezüglich des Lebensstils stellt Lotze fest: »Die Wünsche des Westeuropäers von heute gehen auf ein möglichst reiches Maß von individuellem Lebensgenuss, nach äußerem wirtschaftlichem Erfolg und sozialem Aufstieg; seine höheren Ideale gipfeln in einer Gestaltung der Einzelpersönlichkeit zur größtmöglichen Vollkommenheit.« 32 Diese Mentalität, so Lotze, führe zur »Kleinhaltung der Familie« und zur völligen Kinderlosigkeit. Lotzes Analyse ist völlig richtig, die gesellschaftliche Entwicklung der Industrialisierung mit ihren sozialen Auswirkungen produziert über die soziale Positionierung des Einzelnen und seine Attitüden (und der sozialen Absicherung des Einzelnen über Versicherungen und nicht über Kinder) jenes Klima der Kinderarmut und Kinderlosigkeit, die die autochtonen Bevölkerungen Europas vor große Probleme stellen. Viele meinen, diese Prozesse seien unausweichlich, eine unbeeinflussbare...