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E-Book

Architektur in Wels

1900-2015

AutorLorenz Potocnik, Stefan Groh
VerlagVerlag Anton Pustet
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783702580384
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
'Architektur in Wels 1900-2015' ist ein handliches Buch, das einerseits zum lustvollen Durchblättern und Stöbern anregt, aber auch beste Übersicht und klare Strukturierung bietet. Der Architekturführer erzählt in 112 Objekten Welser Baugeschichte, er zeigt Besonderheiten der Stadt auf und richtet die Aufmerksamkeit auf Gebäude, die erst beim zweiten Blick ihre Qualitäten offenbaren. Neben den wesentlichsten Bauwerken beinhaltet der Architekturführer zusätzlich kurze Essays zu städtebaulichen Aspekten, in denen lokalen Eigenheiten und insgesamt dem Welser Stadtgefühl nachgespürt wird. Sämtliche Bauten wurden dafür vom Künstler Gregor Graf neu fotografiert, dadurch wird der Architekturführer auch zu einem wertvollen Bilderbuch. Mit Essays von Günter Mayer, Dominika Meindl, Friedrich Müller, Philipp Müller/Thomas Rammerstorfer, Gerald Polzer, Daniel Resch, Dietmar Steiner, Norbert Trawöger und Georg Wolfmayr

Stefan Groh ist Architekt und Autor. Er hat an der Kunstuniversität Linz, der Akademie der bildenden Künste Wien und der TU Wien Architektur studiert. Neben dem Studium freie Projektarbeit und Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros. Nach dem Studium Projektassistenz am Fachbereich Örtliche Raumplanung (ifoer) an der TU Wien sowie Arbeit an eigenen - oft selbst initiierten - Projekten. Geboren 1982 in Deggendorf, Niederbayern. Lorenz Potocnik ist Stadtentwickler, Architekt, Autor und Kommunalpolitiker. Er lebt in Linz. 2010 Gründung des Think&Do-Tanks linzukunft, der sich zum Ziel gesetzt hat, Stadt aus Eigeninitiative und in Form konkreter Projekte zu entwickeln. Von 2012 bis 2014 war er Architekturkritiker der OÖNachrichten. Geboren 1971 in Wien, aufgewachsen in Paris und Genf. Vater von zwei Töchtern.

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Leseprobe

Wels 1900 – 2015 in 113 Gebäuden


Stefan Groh und Lorenz Potocnik


Begonnen haben wir vor fast drei Jahren, praktisch bei null. Diesen Welser Architekturführer zu machen war anfangs nur eine Idee, die aber sehr bald immer konkreter wurde; gerade die vielen kleinen und unerwarteten architektonischen Überraschungen auf unseren ersten Erkundungsgängen durch die Stadt haben uns begeistert und gereizt.

Die Suche ist schnell zu einer kompletten Bestandsaufnahme angewachsen, der wir uns auf verschiedenen Ebenen angenähert haben. Zuerst haben wir die Stadt in fünf große Felder geteilt, eigentlich gevierteilt mit der Altstadt in der Mitte – Bahngleise und große Straßen gaben die Grenzen vor. In diesen fünf Teilen sind wir dann – ob Sie es glauben oder nicht – in rund 40 Tagen jede Straße abgefahren und -gegangen. Nachdem eine grobe Auswahl getroffen war, haben wir uns in vorhandene Literatur vertieft, Stadtführer, Architekturmonografien oder etwa 115 Jahre der „Welser Zeitung“ (ab 1989: „Rundschau“) in der Nationalbibliothek gelesen – auch, um die Bauten aus der jeweiligen Zeit und dem lokalen Zeitgeist heraus besser verstehen zu können. Die dritte Ebene waren viele Gespräche – mit Architektinnen und Architekten, Historikerinnen und Historikern oder Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt.

Dem Zufall haben wir die Suche und die vorliegende Auswahl also nicht überlassen, anders ging das in Wels aber auch kaum, zu wenig wurde im 20. Jahrhundert, aber vor allem in den letzten 50 Jahren dokumentiert und publiziert. In der Hektik der Wirtschafts- und Handelsstadt Wels ist eine ganze Epoche nach dem Krieg und bis in die 1990er-Jahre (vor der Zeit der Webseiten und digitalen Datenbanken) architekturhistorisch nahezu untergegangen.

Ab nun – und genau das war das Ziel – können sich alle interessierten Einheimischen und Besucher von auswärts jederzeit und schnell einen Überblick über die Architektur von Wels verschaffen.

Von Anfang an wollten wir mit diesem Architekturführer ein Buch für interessierte Laien und keines von Architekten für Architekten schaffen und damit auch einen neuen Blick auf die gewohnte Umgebung herausfordern. Neben den Texten wird das durch den fotografischen Anspruch unterstrichen: Jedes Bauwerk ist mit einem aktuellen Foto dargestellt, die alle vom Künstler Gregor Graf stammen. Seine ausgezeichneten Fotografien machen den Architekturführer auch zum Bilderbuch.

Ausgewählt haben wir 113 Bauwerke von 1900 bis 2015. Ursprünglich geplant waren 100, doch diese Stadt überrascht und hat viel mehr zu bieten, als man auf die Schnelle meinen könnte: herrschaftliche Villen, rauen Beton-Brutalismus, spannende Holzbauten, wild gestapelte 1970er-Jahre-Großstrukturen und ganz kleine, unbekannte Perlen. Dabei sind wir auch nicht davor zurückgeschreckt, ein auf den ersten Blick hässliches Bauwerk mit ins Buch aufzunehmen, wenn es eine stadtweite Relevanz hat, eine gewagte Mischung der Nutzungen oder einfach typisch für seine Bauzeit ist. Insgesamt umfasst die Auswahl Wichtiges, Besonderes, Herausragendes und Beispielhaftes, aber eben auch Alltägliches. Zugegeben, gelegentlich waren wir auch – das aber ganz bewusst – sehr subjektiv, haben unserer Leidenschaft für die 1960er und 70er freien Lauf gelassen. Läge es in unserer Macht, würden wir einige dieser Bauten schnellstmöglich unter Denkmalschutz stellen! Dabei war unser Ziel immer, Bewusstsein und Verständnis für 116 Jahre Welser Architektur zu vermitteln und jede Epoche aus der jeweiligen Zeit heraus zu lesen.

Einen solchen Architekturführer zu machen ist Liebhaberei. Der nötige Aufwand lässt sich kaum schätzen, wirklich bezahlen schon gar nicht. Ohne Unterstützung öffentlicher Fördergeber wäre dieses Projekt nicht realisierbar gewesen. Zusätzlich zu den Geldern von der Stadt Wels, dem Land Oberösterreich und dem Bund wurde das Buch wesentlich von privaten Unterstützerinnen und Unterstützern in Form eines Crowdfundings möglich gemacht. Ohne dieses Vertrauen in unsere Arbeit wäre das Buch in dieser Form nicht zustande gekommen.

Danksagung


Ein Architekturführer ist ein Kraftakt. Ohne die Unterstützung vieler Menschen wäre es nicht gegangen. Wir bedanken uns daher bei diesen für die Gespräche, für Hinweise, Zuspruch und das Vertrauen, das uns geschenkt wurde:

Gerhard Asböck, Rudi Bittmann, Clementine Brall, Rupert Doblhammer, Knut Drugowitsch, Helmut Ehrengruber, Maximilian Eigner, Helga Etzlsdorfer, Erwin Franz, Wolfgang Frohring, Andrä Fuchs, Gregor Graf, Gaetano Greco und Theresa Meyer, Karl Grünwald, Dieter Hackl, Edi Hauser, Hans-Peter Heinzl, Tommy Heyding, Brigitte Hoefler, Erwin Hofbauer, Egbert Holz, Johann Huprich, Julia Juriga-Lamut, Günter Kalliauer, Erhard Kargel, Hans und Johannes Karl, Georg Kirchweger, Andreas Kleboth, Klezi Werner Klement, Sabire Kolonja-Jagersberger, Birgit Kornmüller, Anita Krenmair, Herbert Leindecker, Monika Liebmann, Maximilian Luger, Christian Makowetz, Paul und Clemens Malina-Altzinger, Fritz Gerhard Mayr, Andreas Motz, Friedrich M. Müller, Ingeborg Müller-Just, Alfred Neugebauer, Markus Nöttling, Karl Odorizzi, Karl Pany, Markus Pichler, Laura Pirgie, Andreas Plank, Heinz Plöderl, Josef Resch, Hans Roth, Sophie Schick, Robert Schneider, Wolfgang Schön, Doris Schulz, Johann Soukup, Simon Spendlingwimmer, Florian Spielbüchler, Niels Stalberg, Dietmar Steiner, Bernhard Stögmüller, Klaus Sturmbauer, Norbert Trawöger, Martin Urmann, Anita Wurm, Anja Zachhuber, Clemens Zimmerberger, Thomas Zinterl, Gerhardt Zwettler.

Alte Hutfabrik


unbekannt 1874 / 1900 / 2007

→ 8E / 1 —— Carl-Blum-Straße 3

Schon sehr lange werden hier keine Hüte mehr hergestellt, trägt diese doch kaum noch jemand. In der Blütezeit jedoch, nach 1900 und vor dem Ersten Weltkrieg waren hier 260 Menschen beschäftigt. Die Samt-Hüte, sogar aus Hasenhaar, wurden über Filialen in New York, Berlin, London, Amsterdam und Paris weltweit verkauft! Nach 1918 fielen die Hauptabsatzmärkte der Monarchie sowie Frankreich und England weg. Spätestens ab 1927 war der Niedergang nicht mehr zu stoppen. 1935 – nach 100 Jahren Firmengeschichte – wurde der Betrieb aufgelöst. Erbin Roberta Blum vermachte das 12 000 m² große Gelände inklusive der „Blum-Villa“ 1967 der Kirche. 2004 von der St. Severin Stiftung übernommen, entwickelt diese das Areal seit 2007 für Firmen verschiedenster Branchen und hochwertige Büro- und Geschäftsflächen. —— Die Backsteinbauten erinnern an englische Industriebauten, eine formale Ähnlichkeit zum gleichzeitig (1901) entstandenen Kraftwerksgebäude Traunleiten ist evident. Kontinuierlich zwischen 1874 und 1924 vergrößert, besteht die Fabrik aus diversen Einzelgebäuden, die sich harmonisch zu einem Ganzen fügen. Das Areal ist sehr gut erhalten, sogar Fenster sind zum Großteil noch unverändert. Die unterschiedlichen Bauteile in reizvoller, fast dörflicher Anordnung bilden ein seltenes und atmosphärisch wertvolles Ensemble. Die prächtigen, sehr hellen ehemaligen Werksräume sind prädestiniert für junge, kreative Betriebe.

Traunbrücke


Brückenbau-Anstalt Ignaz Gridl 1901

→ 7F / 2 —— Traungasse

Ein ganz ähnliches Ingenieursbauwerk – die Eisenbahnbrücke in Linz – wurde 2016 abgerissen. Zig Hochwasser, zwei Weltkriege und die Explosion des individuellen, motorisierten Verkehrs haben beide überstanden. Der Abbruch in Linz war die Folge von jahrzehntelangem Salzen gepaart mit unterlassener Pflege und mangelhafter Planung. In Wels erfuhr die Traunbrücke stattdessen bereits 1998 eine gründliche Restaurierung und Ergänzung mit Radwegen, heute ist ihr Zustand gut. Nur ein halbes Jahr nach der Linzer Brücke, nämlich am 21. Mai 1901, eröffnet, stellt sie bis heute eine funktionstüchtige Verbindung nach Thalheim dar. —— Entwickelt und gebaut wurde die Brücke von Ignaz Gridls „k.u.k. Hof-Eisenconstructions-Werkstätte“. Mit der revolutionären Verwendung von Stahl wurde das 1862 in Wien gegründete Unternehmen zu einem der leistungsfähigsten der Monarchie. Bis zu 600 Mitarbeiter realisierten so bekannte Stahlkonstruktionen wie das Palmenhaus von Schönbrunn, die Eisenbahnbrücke in Krems sowie den Dachstuhl der Wiener Oper. —— Auslöser für den Bau der Brücke waren zwei aufeinanderfolgende verheerende Hochwasser Ende des 19. Jahrhunderts. Bis dahin hatte eine alte Holzbrücke aus dem 13. Jahrhundert ihren Dienst geleistet. Eine inzwischen in Betrieb genommene Drahtseilfähre transportierte täglich 220 Fuhrwerke und 1700 Personen, was die Bedeutung des damaligen Neubaus klarmacht.

Wohn- und Gasthaus Alkoholfreie Gaststätte


Hubert Gessner, Franz Gessner...

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