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E-Book

Basiswissen Familienpsychologie

Familien verstehen und helfen

AutorWolfgang Hantel-Quitmann
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783608104875
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Das Buch behandelt die Psychologie der Familie von der Partnerwahl bis zur Trennung und Scheidung, von der ersten Liebe bis zur Folgepartnerschaft, von der Geburt der Kinder bis zum Sterben der Eltern. Das  Hauptanliegen des Autors besteht darin, dass der Leser Paar- und Familienbeziehungen rund um Liebe, Sorge und Fürsorge versteht - und das erworbene Wissen auch selbst anwenden kann. »Ein sehr empfehlenswertes Buch ... Ein Nachschlagewerk, in dem bestimmt jeder fündig wird, denn Familie ist hier nicht begrenzt auf eine intakte Kleinfamilie, sondern wendet sich den verschiedenen Phasen (Partnerwahl, Eltern werden, Trennung, alleinerziehend, etc.) zu ... mehr als nur ein oberflächlicher Einblick. Hier handelt es sich um konzentriertes Fachwissen, was deutlich wird an der umfangreichen Literaturliste. Dieses Buch sollte eigentlich jeder haben, der irgendwie mit Familien arbeitet.« PAPA-YA, November 2013 »Das Buch ist so gut verständlich und lesbar geschrieben, dass es sicher nicht nur für ein Fachpublikum geeignet ist.« Friedhold Born, hospitalhof.de, 26.03.2013 »Endlich werden komplizierte Sachverhalte auf einfache Weise verständlich dargestellt.« (ein Student) Wer in irgendeiner Form mit Familien arbeitet, erhält hier kompakt und praxisnah die notwendigen Grundlagen. Das Buch zeigt, wie Familien heute wirklich sind und stellt ihre Entwicklungen, Herausforderungen und Besonderheiten vor. Für die Weiterbildung oder berufliche Praxis gewährt es Einblicke in folgende zentrale Themen: •    Begegnung des Paares, Verlieben und Partnerwahl •    Kinderwunsch, Elternschaft und Eltern-Kind-Beziehung •    Krisen der Liebe und Affären •    Trennungen, Scheidungen und ihre Folgen •    Alleinerziehen •    Patchworkfamilien •    Geschwisterbeziehungen •    Krankheit und Tod in der Familie •    Migration und ihre Folgen. Das Buch wendet sich an: - Alle, die professionell mit Kindern, Jugendlichen und Familien arbeiten, z. B. bei städtischen, - kirchlichen oder privaten/freien Trägern, ­Erziehungs- und Familienberatungsstellen. - Junge PraktikerInnen - Aus- und WeiterbildungsteilnehmerInnen Mehr Infos: Das Buch behandelt die Psychologie der Familie von der Partnerwahl bis zur Trennung und Scheidung, von der ersten Liebe bis zur Folgepartnerschaft, von der Geburt der Kinder bis zum Sterben der Eltern. Das Hauptanliegen des Autors besteht darin, dass der Leser/die Leserin Paar- und Familienbeziehungen rund um Liebe, Sorge und Fürsorge versteht - und das erworbene Wissen für die eigene professionelle oder private Praxis nutzen kann. Wer mit Familien arbeitet, erhält hier kompakt, verständlich und praxisnah die notwendigen Grundlagen. Der theoretische Ansatz ist mehrdimensional: das Individuelle und die Gefühle, das System und der Kontext sowie die Mehrgenerationenperspektive. Das Buch zeigt, wie Familien heute aus psychologischer Sicht wirklich sind und stellt ihre Entwicklungen, Themen, Probleme, Stärken und Besonderheiten vor: von der traditionellen und partnerschaftlichen Familie über Alleinerziehende und Zweitfamilien bis zu Migrationsfamilien. Ferner gewährt es Einblicke in besondere Themen wie die Psychologie der Partnerwahl, den Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft, die Bedeutung der Geschwisterbeziehungen, die Hintergründe und Folgen von Liebesaffären oder die Generationenbeziehungen im Alter. Jedes Kapitel enthält ein Fallbeispiel und weiterführende Fragen zur Vertiefung. Am Ende des Buches finden sie ein Glossar der wichtigsten Grundbegriffe der Familienpsychologie. Im Frühjahr 2015 erscheint vom selben Autor als Band 2: Klinische Familienpsychologie. Familien verstehen und helfen.

Wolfgang Hantel-Quitmann, geboren 1950, ist Professor für Klinische Psychologie und Familienpsychologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

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Leseprobe

KAPITEL 1
Blinder Mann sucht schöne Frau − Zur Psychologie der Partnerwahl


It ain’t me you’re looking for, babe.

Bob Dylan

  • Es sind immer die falschen Männer, an die ich gerate. Erst fühlt es sich gut an und danach kommen doch wieder die altbekannten Probleme, wie mit allen anderen auch.
  • Wie sind denn diese Männer?
  • Beziehungsunfähig und ohne wirklichen Zugang zu ihren Gefühlen. Es geht ihnen eigentlich nur um ihre Arbeit, die Beziehung brauchen sie nur als Sicherheit im Hintergrund, für den Haushalt, das Essen, den Sex. Und sie interessieren sich nicht wirklich für Kinder.
  • Kannten Sie solch einen Mann schon als Kind?
  • Natürlich war mein Vater auch so. Er war nie da, hat nur gearbeitet und sich nicht wirklich für seine Tochter interessiert.
  • Also ihr Vater war auch schon so ein ›falscher‹ Mann?
  • Ja, meine Mutter hat auch unter ihm gelitten. Frauen werden einsam bei solchen Männern. Ingeborg Bachmann hat sie den deutschen Hans genannt.
  • Und was müsste sich an diesen Männern ändern, wenn es nach den Frauen ginge?
  • Frauen können ihnen zeigen, wie man in Beziehungen lebt und nicht nur für die Arbeit, wie sie mit Gefühlen klarkommen und sie nicht nur verdrängen. Und auch, wie sie mit Kindern leben können.
  • Damit die Frauen diesen ›falschen‹ Männern zeigen können, wie sie es richtig machen können, müssen die Männer ja erst mal ›falsch‹ sein, oder?
  • Wie meinen Sie das?
  • Na ja, ein richtiger Mann wäre doch der falsche, weil sie an dem nicht beweisen könnten, wie sie aus einem falschen Mann einen richtigen machen. Nur an solch einem Mann wie Ihrem Vater und all seinen Nachfolgern können Sie doch beweisen, zu welch großen Veränderungen Ihre Liebe und Ihr weibliches Programm führen können. Sie suchen also erst einmal einen falschen Mann, wie Sie ihn beschrieben haben, und können dann beginnen, aus ihm einen richtigen zu machen. Der falsche Mann ist also für Sie genau der richtige.
  • Jetzt weiß ich nicht mehr, wer der richtige und wer der falsche Mann ist.
  • Sehr schön, das ist doch schon mal ein guter Anfang …

Partnerschaft und persönliche Entwicklung


Den falschen oder den richtigen Partner gibt es nicht. Die Suche nach dem passenden Liebespartner ist abhängig von unserem persönlichen Entwicklungsstand. In der Jugend suchen wir Partner, mit denen wir sexuell und erotisch erste Erfahrungen im Sinne einer Selbsterfahrung machen können. Danach üben wir uns im jungen Erwachsenenalter in dem Versuch, in einer Liebesbeziehung Intimität zu erfahren. Wenn wir später eine Familie gründen wollen, suchen wir nach einem Partner, der verantwortungsbewusst und verlässlich ist und als Mutter oder Vater unserer Kinder tauglich erscheint. In späten Liebesbeziehungen suchen wir einen Menschen, der all das hinter sich und möglichst daraus gelernt hat. Partnerwahl ist zu jedem Zeitpunkt im Leben verknüpft mit unseren jeweiligen persönlichen Entwicklungen, und anscheinend muss es für den modernen Menschen jeweils nicht weniger als die große Liebe sein (Hantel-Quitmann, 2009). Dies ist aber nur scheinbar ein Anspruch an den Partner, viel wichtiger ist es, dass wir selbst als große Liebe erkannt und geliebt werden wollen: Wir suchen nach der großen Liebe, weil wir selbst eine sein wollen.

Unser privates Glück scheint immer davon abhängig zu sein, mit welchen Menschen wir zusammenleben. Zunächst ist es die Herkunftsfamilie, in die wir hineingeboren werden, die schon früh die Weichen für unsere Entwicklung und unser späteres Leben stellt. Danach kommen die Freundschaften in Kindergarten und Schule, die fordernden und fördernden Lehrer, die Gemeinschaft der Gleichaltrigen in den schwierigen Zeiten der Pubertät, die Kollegen in Ausbildung und Beruf und die ersten Liebes- und Paarbeziehungen. Später kommen die eigenen Kinder hinzu und bereichern unser Leben auf außergewöhnliche Weise. Leben wir in liebevollen privaten Beziehungen, dann fühlen wir uns wohl und begegnen den Herausforderungen des Lebens mit Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht.

So können beispielsweise persönliche Entwicklungen gelingen, Krankheiten dank einer besseren Immunabwehr weniger Chancen haben, Herausforderungen des Lebens angenommen und gemeistert werden, Glückshormone freigesetzt werden oder die berufliche Karriere mit Elan und Kraft verwirklicht und die persönlichsten Lebensziele angestrebt werden − beinahe alles erscheint möglich, wenn wir die richtigen Menschen um uns haben.

Von allen persönlichen Beziehungen sind die Liebesbeziehungen zu unseren Partnern − neben den zu unseren Kindern − die wichtigsten. Mehr als 95 % aller Menschen haben mindestens einmal in ihrem Leben eine Liebesbeziehung (Hassebrauck, 2005). Die richtige Partnerwahl entscheidet über einen erheblichen Teil unseres persönlichen Glücks oder Unglücks. Und selbst wenn Armut, Krankheit oder Arbeitslosigkeit uns das Leben schwer machen, kann es mit einem liebevollen Partner besser ertragen und verändert werden. Empirische Untersuchungen (Hassebrauck, 2005) haben bestätigt, dass eine hohe Zufriedenheit in der Partnerschaft in der Regel eine allgemeine Zufriedenheit im Leben bewirkt und dass diejenigen, die mit ihrer Partnerschaft unzufrieden sind, auch über ein schlechtes Lebensgefühl klagen. Wie aber finden wir den richtigen Partner? Kann die Psychologie als Wissenschaft dabei helfen?

Blinder Mann sucht schöne Frau


Dem Wissensdrang der psychologischen Forscher scheint keine Fragestellung zu abwegig, wenn sie nur die kleinste Aussicht auf neue, wissenschaftliche Erkenntnisse eröffnet. So haben Forscher der Gesamthochschule Wuppertal eine Telefonbefragung unter 57 geburtsblinden und 62 sehenden Männern und Frauen durchgeführt und kamen zu folgenden Ergebnissen: Geburtsblinden Männern ist die physische Attraktivität der Partnerin wichtiger als geburtsblinden Frauen, aber dennoch weniger wichtig als sehenden Männern (Hasenkamp u. a., 2005, 57). Dies zeigt, dass selbst blinden Männern die Schönheit der Partnerin wichtig ist.

Wir wissen viel über die besondere Bedeutung der Schönheit bei der Partnerwahl. Wir entscheiden über die Attraktivität eines Menschen mit einem Blick von nicht mehr als 100 Millisekunden. Ein schmales Kinn, eine kleine Nase und große Augen sind die Merkmale für Jugendlichkeit, dagegen sind volle Lippen, hohe Wangenknochen und ein ovales Gesicht die Kennzeichen für sexuelle Reife. Um sich diese Merkmale auf moderne Weise durch Kosmetika oder gar plastische Chirurgie herstellen zu lassen, wird weltweit jährlich mehr Geld für Kosmetika und Modeartikel ausgegeben als für Nahrungsmittel. Schöne Menschen werden durchweg als kompetenter, ausgeglichener, leidenschaftlicher, intelligenter und gesünder eingeschätzt als weniger schöne Menschen. Nur in Bezug auf Eitelkeit und Arroganz schneiden sie schlechter ab. Männer finden generell diejenigen Frauen besonders attraktiv, die schön, gesund und jung sind. Dennoch scheint Schönheit immer noch im Auge des Betrachters zu liegen. Es gibt kein Merkmal, das von allen Menschen übereinstimmend als bedeutsam für Schönheit angesehen wird, nicht einmal für Hässlichkeit. Dennoch waren sich bei einer Untersuchung mehr Menschen darin einig, welche Menschen hässlich sind statt schön. Eine Übereinstimmung zeigte sich geschlechtsunabhängig deutlicher für das Konstrukt Hässlichkeit als für das Konstrukt Schönheit. (Cyrus, Kerstin, 2010)

Symmetrie spielt bei der Beurteilung der Schönheit eines Menschen eine besondere Rolle. Wir wissen, dass die Symmetrie der Gesichtszüge und des Körperbaus nicht erst beim Menschen, sondern bereits in der Tierwelt als Kennzeichen für Gesundheit gilt. Studien haben ergeben, dass Gesundheit, Lebenserwartung, Wachstum oder Fruchtbarkeit bei symmetrischen Menschen größer sind. Allerdings ist die Wahrnehmung der potentiellen Partner auch abhängig von hormonellen Faktoren. So nehmen Frauen die Männer während ihres Menstruationszyklus differenzierter wahr. Die attraktiven Zonen sind bei beiden Geschlechtern gleich: Männer und Frauen sehen zuerst auf die Augen und den Mund. Insgesamt wird die Schönheit eines Menschen an nicht mehr als vier Punkten im Gesicht und am Körper in weniger als zwei Sekunden beurteilt. Die Selbstbeurteilung ist wiederum interessant: Schöne Frauen beurteilen andere Frauen in ihrem Aussehen kritischer und schlechter, während schöne Männer andere Männer freundlicher bewerten. Aber was soll man von solchen Informationen halten, wenn man gleichzeitig weiß, dass die Beurteilung der Schönheit potentieller Partner bei Sonnenschein oder guter Musik positiver ausfällt als bei Regen und schlechter Laune.

Was wissen wir über diese so entscheidende Frage, wie Menschen den richtigen Partner finden können? Wir wissen beispielsweise, dass statistisch noch immer 90 % aller Ehen zwischen Partnern eingegangen werden, die nicht mehr als 30 Kilometer voneinander entfernt geboren wurden (Hassebrauck, 2005). Ist dies ein Hinweis darauf, dass die Menschen sehr bodenständig wählen, dass die Globalisierung doch noch nicht so weit fortgeschritten ist wie vermutet oder dass die Partnerwahl bevorzugt solche Menschen zusammenbringt, die dem gleichen Kulturkreis entstammen? Wahrscheinlich ist auch, dass die Partnerschaften in Indien und China insbesondere in den ländlichen Gebieten häufig im gleichen Dorf oder in derselben Gemeinde geschlossen werden und dass diese beiden Länder aufgrund ihrer...

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