Einführung
Schreiben ist aus Alltag und Beruf überhaupt nicht wegzudenken; in irgendeiner Weise gehört es immer mit dazu. Dabei reicht seine Bedeutung weit über das geschriebene Wort hinaus. Denn jedes Mal, wenn Sie schreiben – sei es eine dreizeilige Mail, ein dreiseitiges Exposé oder einen dreißigseitigen Aufsatz –, geben Sie etwas von sich preis. Sie zeigen Ihre Sachkenntnis, Ihre Art zu denken und Ihre Einschätzung des Gegenübers. Sie geben ein Selbstzeugnis ab und werden dementsprechend wahrgenommen. Das allein ist schon ein Grund, warum es sich lohnt, besser zu schreiben.
Schreibkompetenz beinhaltet mehr als das, was standardmäßig in der Schule vermittelt wird. Klar, in jedem Lehrplan stehen Rechtschreibung und Grammatik. Dann bekommt man noch Textanalysen mit auf den Weg. Und man schreibt Aufsätze – mit mehr oder mäßigem Interesse und immer im Hinblick auf die Note. Doch hat man damit am Ende gelernt, wie man einen komplexen Sachverhalt verständlich darstellt? Wie man per Schreiben Verhalten lenkt? Wie man Schreiben zum Denken nutzt? Wie man aus Ideen eine runde Geschichte macht? Bei den wenigsten ist das so. Deshalb ist es ein kluger Entschluss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Buch wird Sie dabei unterstützen.
Über dieses Buch
Sie werden es schon bei sich selbst beobachtet haben, dass Schreibkompetenz zwei Aspekte hat: Zum einen wollen Sie gute Texte schreiben; zum anderen wollen Sie das Schreiben gut im Griff haben. Das eine ohne das andere ist sinnlos. Denn was haben Sie davon, wenn Sie einen vorzüglichen Bericht verschicken, aber dafür drei Tage lang alles andere vernachlässigt und sich die Nerven ruiniert haben? Umgekehrt: Was haben Sie davon, wenn Ihnen das Schreiben leicht von der Hand geht, aber der Bericht kaum zu verstehen ist? Beide Situationen sind unbefriedigend. Deshalb wird dieses Buch Ihre Schreibkompetenz in beiden Bereichen stärken. Sie werden lernen, gute Texte zu schreiben; und Sie werden lernen, den Schreibprozess – von der ersten Idee bis hin zum überzeugten Leser – zuverlässig und souverän zu meistern.
Sie können dieses Buch mitnehmen wie einen Werkzeugkasten, und zwar einen von denen mit den vielen Schubladen. In der einen Schublade finden Sie zum Beispiel die Wortwahl, in einer anderen den Satzbau, in einer dritten den Textzusammenhang. Sie finden die Vorbereitungen, die Erarbeitung des Textes und erste Hilfe bei Störungen. Sie brauchen sich nicht in allen Schubladen zu bedienen, sondern nur in denen, die etwas für Sie Wichtiges enthalten. Jedes Kapitel, das Sie aufschlagen, ist eine Einheit für sich. Sie können es verstehen, ohne alles Vorangegangene gelesen zu haben.
Fangen Sie ruhig da an, wo Ihr Interesse Sie als Erstes hinführt, und folgen Sie Ihrer Neugier. Wahrscheinlich werden Sie am Ende doch alles gelesen haben. Und wenn Sie sich noch dazu Notizen machen und die weiter bearbeiten, dann sind Sie schon mittendrin im Schreiben. Genau dort sollen Sie hin. Denn Schreiben lernt man am besten durch Schreiben.
Die Learning‐by‐Doing‐Methode ist auch insofern berücksichtigt, als Sie immer wieder Anregungen finden werden, etwas auszuprobieren. Machen Sie hier und da mit, auch wenn es um Textsorten geht, die Ihnen fremd sind. Denn je mehr Techniken und Texte Sie erkunden, desto besser können Sie Ihr eigenes Schreiben entwickeln.
Neben diesen Anregungen finden Sie noch ein Zusatzangebot: die grauen Kästen. Das sind kleine Inseln im Text, auf denen Sie Extras entdecken können: Hintergrundwissen, Kuriositäten, Anekdoten, Zitate oder Beispiele. Auf diesen Inseln können Sie sich entspannen, wenn Ihnen danach ist. Sie werden sich wundern, was Ihr Gehirn in dieser Phase alles leistet. Denn die kleinen Dinge, über die man staunen kann, sind oft der beste Anker für das Wissen, das man erwirbt.
Nun wissen Sie, was dieses Buch für Sie bereithält. Bleibt noch zu klären, was Sie Ihrerseits mitbringen sollten. Ich sage es gleich vorweg: Sie brauchen keine besonderen Vorkenntnisse. Auch da, wo es grammatisch wird, erkläre ich die Dinge so, dass Sie sie verstehen und anwenden können. Dafür sollten Sie allerdings umso mehr von etwas anderem beisteuern: von der Bereitschaft, sich auf das Schreiben einzulassen.
Konventionen in diesem Buch
Ich habe zwei grundsätzliche Entscheidungen zum Sprachgebrauch getroffen, die ich gerne erläutern möchte. Denn in einem Buch, das vom Schreiben handelt, wird ja sehr – und zu Recht – auf die Sprache geachtet.
Die erste Entscheidung betrifft die Wortwahl. Ich werde die Person, die etwas schreibt, als »Autor« bezeichnen. Damit unterstelle ich Ihnen nicht den Wunsch, Schriftsteller zu werden. Aber ich erinnere Sie daran, was Sie eigentlich tun, wenn Sie eine Notiz, einen Brief oder ein Protokoll schreiben: Sie sind kreativ. Sie schaffen etwas, was in dieser Form vorher nicht da war. Als Autor schreiben Sie außerdem für ein Publikum. Auch wenn das nicht gleich Tausende Leser sind, so sind es doch immerhin die Menschen, die für Sie persönlich eine Rolle spielen: der Chef oder die Kollegen, Kunden oder potenzielle Arbeitgeber. Von daher passt der »Autor«.
Die zweite Entscheidung betrifft ebenfalls die Personenbezeichnungen, diesmal allerdings ein grammatisches Phänomen: das Geschlecht. Sie werden schon gemerkt haben, dass ich die männliche Form (der Autor, der Leser, der Kollege) auch dann setze, wenn Männer und Frauen gemeint sind. Dieses umfassende Maskulinum dient der Vereinfachung: Es ist selbst die kürzeste Form, und es ersetzt klobige Doppelformen (der Autor und die Autorin, die Leserin und der Leser, der Kollege und die Kollegin). Wo es eben geht, werde ich geschlechtsneutral formulieren. Ziel ist es, die Sprache einfach und unauffällig zu halten, sodass Sie sich ganz auf den Inhalt konzentrieren können.
Törichte Annahmen über den Leser
Zu Anfang meiner Schreibkurse frage ich die Teilnehmenden, warum sie da sind. Viele erzählen dann sehr konkret, was sie an Erfahrungen hinter sich und an Zielen vor sich haben. Ich kann mir vorstellen, dass die eine oder andere Beschreibung auch bei Ihnen zutrifft.
- Sie haben lange genug am Trauma einer schlechten Deutschnote oder rot markierter Rückläufe gelitten und möchten es endlich können: frei und sicher und unbefangen schreiben – ohne Ängste und ohne Hemmungen.
- Sie haben den Eindruck, dass Sie sich durch Ihre Unsicherheit beim Schreiben Chancen verbauen: neue Aufgaben im Betrieb, eine Fortbildung oder eine ganz andere Tätigkeit. Diese Chancen möchten Sie sich eröffnen.
- Sie geraten jedes Mal in Stress, wenn Sie einen aufwendigeren Text zu schreiben haben. Dieser Stress ist eine unnötige Belastung, die Sie nicht länger ertragen möchten.
- Sie sind oft mit Ihren Texten unzufrieden, weil sie von der Qualität her nicht dem entsprechen, was Sie ansonsten leisten. Sie möchten ein besseres Bild von sich abgeben.
- Sie haben eine größere Arbeit vor sich, etwa eine Bachelorarbeit oder eine Präsentation, und möchten von vornherein wissen, wie Sie das Projekt am besten angehen.
- Sie haben viele gute Ideen im Kopf, die sie gerne kreativ bearbeiten und vielleicht sogar veröffentlichen möchten.
Was auch immer Ihr ganz persönlicher Grund sein mag, sich mit dem Schreiben zu beschäftigen, so sehe ich doch eine große und wesentliche Gemeinsamkeit bei allen: die Einsicht, dass Schreibkompetenz nicht vom Himmel fällt, sondern eine Fähigkeit ist, die man sich erarbeitet.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Dieses Buch ist in fünf Teile gegliedert, die das Schreiben von unterschiedlichen Seiten beleuchten und Ihnen ein individuelles Herangehen ermöglichen.
Teil I: Warum und für wen und was man alles schreibt
Dieser Teil zeigt Ihnen, was Schreiben alles ist und was es leistet. Spätestens hier trennen Sie sich von einem gängigen Missverständnis, das viel Schaden anrichtet – in der Schule, im Studium und auch noch im Berufsleben. Danach bedeutet Schreiben, dass man sich überlegt, was man zu einer Sache zu sagen hat, und diese Überlegungen zu Papier bringt. Weit gefehlt! Schreiben bedeutet mehr, und dieses Mehr können Sie gründlich nutzen.
Schreiben dient vor allem der Kommunikation: Autor und Leser teilen einen Redegegenstand. Diese drei Seiten sind für jeden Text aufeinander abzustimmen. Je nachdem, welche Seite besonders hervortritt, unterscheidet man drei Texttypen. Wenn Sie sich deren Merkmale bewusst machen, haben Sie Rahmen, an denen Sie Ihre Texte ausrichten können. Als Viertes ist noch das Medium zu bedenken, mit dem die Botschaft vermittelt wird. Hier werden Onlinetexte mit ihren Eigenheiten gesondert herausgestellt.
Teil II: Von A wie Arbeitsplatz bis Z wie Zwiebelfisch
Dieser Teil zeichnet die Schritte auf, die einen Text entstehen lassen. Die führen von der Einrichtung des Arbeitsplatzes bis zum Erstellen des druckreifen Dokuments. Da gehört übrigens der Zwiebelfisch hin: Das ist ein falsch gesetzter Buchstabe.
Für alle Fälle gibt es zum Schluss noch ein Kapitel, das sich mit...