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E-Book

Burnout

Mit Akzeptanz und Achtsamkeit den Teufelskreis durchbrechen

AutorJens Acker, Michael Waadt
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl226 Seiten
ISBN9783456750828
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
"Vorbeugen und helfen – mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie ACT. Das Burnout-Syndrom trifft immer mehr Menschen in unserer hektischen und auf Leistung getrimmten Welt. Die Autoren zeigen, wie Betroffenen mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) nachhaltig geholfen werden kann – und wie man gezielt einem drohenden Burnout vorbeugen kann. Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie ist ein Verfahren, das zur sogenannten dritten Welle der Verhaltenstherapien zählt. Sie setzt bei den Kognitionen, den Strategien und beim Autonomieerleben des Individuums an und entfaltet dadurch gerade für die Burnout-Problematik höchste Wirksamkeit. Die Autoren zeigen, wie Burnout – aus der ACT-Perspektive – entsteht und wie es gelingt, mit Hilfe von Achtsamkeit und Akzeptanz den verhängnisvollen Kreislauf zu durchbrechen und ein reiches, erfülltes und selbstbestimmtes Leben zurückzugewinnen. Michael Waadt ist ACT-Therapeut und Leiter des Münchener Instituts für Arbeit und seelische Gesundheit. Jens Acker ist Arzt und Spezialist für Diagnose und Therapie stressbezogener Erkrankungen. Er leitet als Oberarzt eine Tagesklinik, die Spezialangebote für Menschen mit depressiven Störungen und Burnout bereithält."

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Leseprobe

2 Wie entsteht Burnout?


Sie haben nun gelesen, wie sich Burnout aus medizinischer Sicht darstellt; Sie kennen die Warnsignale und haben vielleicht einige an sich selbst festgestellt. Wenn das der Fall ist, stellen wir uns unweigerlich die Frage: Wie ist es dazu gekommen? Oder auch: Wieso leidet mein Partner / meine Partnerin oder mein Vater / meine Mutter an Burnout? Viele Menschen – Psychologen, Soziologen, Pädagogen und andere Wissenschaftler – haben versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie und warum Burnout entsteht.

Puzzleteil Nummer 1: Die Umwelt


Dass beim Entstehen von Burnout Einflüsse aus der Umwelt eine Rolle spielen, ist unbestritten. Wir haben diesen Punkt bereits im ersten Kapitel angesprochen. In der Forschung hat man nun verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens genauer daraufhin untersucht, inwiefern sie als Auslöser für ein Burnout infrage kommen.

Die Belastungen im Beruf

Wir finden hier die Ansatzpunkte, die man häufig auch in den Medien in den Vordergrund stellt: den Druck, den negativen Stress und die Anforderungen, mit denen sich der Einzelne oftmals im Berufsleben konfrontiert sieht. Viele Menschen stehen unter einem enormen Erfolgsdruck, müssen schnell viel leisten und immer erreichbar sein. Diese Faktoren führen dazu, dass sich die Betroffenen konstant überfordert und angespannt fühlen; Erschöpfungszustände und Störungen unterschiedlichster Art stellen sich ein. Oftmals beginnt diese Entwicklung mit einem bestimmten Anlass, zum Beispiel mit einer Beförderung in die Führungsetage, einem Positionswechsel oder einem neuen Vorgesetzten. Damit verändert sich die persönliche Situation, die Verantwortlichkeiten verschieben sich, und häufig wandelt sich auch der Umgang mit den Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Wer vorher direkt mit seinen Kollegen kommunizieren konnte und im Team gut klarkam, sieht sich als deren Chef plötzlich damit konfrontiert, dass er jetzt die Richtung vorgeben soll und auch einmal unliebsame Entscheidungen treffen muss. Manchmal ist es aber auch einfach die pausenlose Überflutung durch äußere Reize, mit der eine verhängnisvolle Entwicklung beginnt.

Peter H. und das neue Handy

Natürlich hat sich Peter H. gefreut, als er zum stellvertretenden Abteilungsleiter ernannt wurde und von seinem Arbeitgeber zu diesem Anlass ein Smartphone zur privaten Nutzung auf Firmenkosten bekam.

Der Nachteil ist nur, dass auf diesem Smartphone auch sämtliche E-Mails auflaufen, und seit seiner Beförderung sind das viel mehr geworden. Viele Mitarbeiter haben ihn als «Vize» bei ihren Mails obligatorisch auf «cc» gesetzt. Die Kollegen arbeiten international zusammen, einige sitzen in Deutschland, andere in Amerika oder China, und so erhält Peter H. rund um die Uhr E-Mails aus der ganzen Welt. Die meisten betreffen ihn zwar gar nicht, aber immer wieder sind auch welche dabei, auf die er sofort reagieren muss. Anfangs hat ihn das nicht gestört, aber irgendwann begann das richtig zu nerven. Inzwischen merkt Herr H. immer häufiger, dass seine Hände zu schwitzen beginnen, wenn sich sein Telefon meldet, und er entwickelt eine regelrechte Abneigung dagegen, die eingehenden Mails zu öffnen. Wenn er sich nach einiger Zeit dann doch überwindet, hat sich ein riesiger Berg von Nachrichten angehäuft, die er abarbeiten muss, und das setzt ihn noch mehr unter Druck.

Auch sein Privatleben hat sich verändert. Seine Freundin, die als Grafikerin kreativ arbeitet, hat kein Verständnis dafür, dass sein Job ihn so absorbiert. Sie will intensive Zeiten mit ihm verbringen, will Genuss beim Essen und Zusammensein und macht ihm Vorwürfe, weil sie sich vernachlässigt fühlt. Immer öfter kommt es deshalb zu Spannungen und Streit, obwohl doch die freie Zeit und die Beziehung zu seiner Partnerin für Herrn H. so wichtig wären, um sich von seinem beruflichen Stress zu erholen und Kraft zu tanken, damit er den nächsten Tag übersteht.

Aber obgleich der äußeren Situation unleugbar eine große Bedeutung bei der Entstehung von Burnout zukommt, ist die Wissenschaft bislang daran gescheitert, daraus ein allgemeingültiges Modell abzuleiten, das Burnout erklärt. So weiß man beispielsweise, dass es in den unterschiedlichen Berufsgruppen ganz verschiedene Faktoren sind, die Burnout begünstigen. Inzwischen gibt es spezielle Burnout-Theorien beispielsweise für Lehrer, für Manager, für Krankenschwestern. Matthias Burisch hat ganz richtig darauf hingewiesen, dass die notwendige Differenzierung kein Ende nimmt, wenn man versucht, das Phänomen von der äußeren Situation her zu verstehen. So unterscheidet sich etwa die berufliche Situation von Sozialpädagogen, die in einer festen Einrichtung arbeiten, erheblich von der Situation anderer Sozialpädagogen, die in einer selbstständigen Beratungspraxis tätig sind. Doch wo führt die Ursachensuche hin, wenn die Entstehungsfaktoren von Burnout nicht einmal in ein und derselben Berufsgruppe homogen sind?

Die Gesellschaft, in der wir leben

Andere Ansätze stellen die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Vordergrund. Meist führt man hier den gesellschaftlichen Wertewandel ins Feld, die Allgegenwart der modernen Informations- und Kommunikationsmedien sowie nicht zuletzt die Konkurrenz am Arbeitsmarkt, die zu stärkerer Angst und Anspannung führt. Tatsächlich lassen sich Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und der Verbreitung psychischer Krankheiten wie Burnout feststellen. Angst scheint fraglos ein Faktor zu sein, der in einen Burnout führen kann. Ebenso das Gefühl, immer mehr als Einzelkämpfer agieren zu müssen, ohne die Unterstützung und den Rückhalt, den einem das Team, die Familie oder andere gesellschaftliche Bezugsgruppen geben könnten.

Wachsender Druck im Privatleben

Die Umstände in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft bestimmen auch darüber, wie wir privat leben. Gerade im Privatbereich verfestigt sich das Denken in hochgesteckten Idealvorstellungen. Frauen und Männer sollen die perfekten Eltern, Partner und Geliebten sein und gleichzeitig die Doppelbelastung in Privatleben und Beruf spielend bewältigen. Der Druck von außen ist hoch. Auch seinen Kindern will man die besten Voraussetzungen für den Start ins Leben ermöglichen, denn die Chancen werden in unserer Gesellschaft immer früher verteilt. So lernen die Kleinen oft schon im Grundschulalter, dass sie besser, schneller und klüger sein müssen als die anderen. Obwohl so viel und so oft von Sozialkompetenzen und integrativen Bildungsformen die Rede ist, steht doch häufig der Kampf um den ersten Platz im Vordergrund. Paare stehen vor einer Riesenauswahl an Ratgebern, wie Frauen und Männer zu sein haben, wie eine Beziehung in partnerschaftlicher und sexueller Hinsicht zu sein hat. Auch in Zeitschriften, Magazinen, in Radio und Fernsehen teilt man uns oftmals mit, wie die Dinge sein sollten. Der Einzelne steht dem überfordert gegenüber und vergisst ganz zu fragen, was er oder sie selbst denn für richtig hält.

Hinzu kommt, dass die Menschen immer älter werden. Immer mehr Menschen geraten dadurch in die Situation, dass sie sich auch noch um kranke und pflegebedürftige Angehörige kümmern, sie vielleicht sogar bis zum Tod begleiten müssen. Die anderen Rollen, in denen sie agieren, sollen sie dennoch perfekt ausfüllen. Eltern fühlen sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Selbstverwirklichung im Beruf und dem Wunsch, der Familie gerecht zu werden. Keine leichte Aufgabe, wenn das in den Medien verbreitete Bild suggeriert, dass es doch wohl eine Selbstverständlichkeit ist, all diese Aufgaben und Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen. Über die echten Gefühle dabei wird kaum gesprochen; stattdessen tun viele so, als hätten sie alles im Griff und kämen bestens zurecht.

Sandra D.

Sandra D. ist 39 Jahre alt und Juristin. Sie arbeitet in einer Bank. Ihre Aufgabe besteht darin, im Bereich Finanzdienstleistung die Ergebnisse zu verbessern und strengere Vorgaben für die Mitarbeiter einzuführen. Das heißt, sie muss die gesamte Abteilung durchleuchten und analysieren, was schlecht läuft, um dann die Arbeitsabläufe neu zu organisieren. Das führt manchmal sogar dazu, dass sie Mitarbeitern kündigen muss. Klar, das ist eine undankbare Aufgabe. Ihr Ehemann ist keine Hilfe.

Er kümmert sich kaum um die gemeinsame Tochter, weil er stillschweigend davon ausgeht, dass das die Aufgabe seiner Frau ist, und wenn Sandra von ihrer Belastung in der Bank erzählen möchte, nimmt er sie nicht ernst und entzieht sich dem Gespräch mit Allgemeinplätzen: «Das wird schon wieder» oder «Ja, ja, da muss man durch».

Sandra D. fühlt sich zerrissen. Sie leidet unter den Spannungen mit den Kollegen, die ihre Aufgabe häufig mit sich bringt. Gleichzeitig kämpft sie ständig mit schlechtem Gewissen, weil sie den Spagat zwischen beruflichen Anforderungen und ihrer Rolle als Mutter nicht so meistert, wie sie selbst es von sich verlangt. Oft brodelt es in ihr. Sie fühlt sich überfordert, traurig und vor allem wütend. Doch nach außen hin signalisiert sie: Es gibt keinerlei Schwierigkeiten, und sie hat alles im Griff.

Puzzleteil Nummer 2: Das Individuum im Netz der Gedanken und Regeln


Leider existieren keine belastbaren Zahlen darüber, in welchem Maße sich die eben skizzierten gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Entwicklung von Burnout in Westeuropa auswirken. Auf jeden Fall ist festzustellen, dass der Druck auf die Menschen steigt und die Gesellschaft ihre stützende Funktion für den Einzelnen immer mehr verliert. Wie aber gehen diese Einzelnen damit um?

Jeder reagiert anders auf Stress. Befinden sich zwei Menschen in genau...

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